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Wir leben in Gegensätzen

Braunschweig. Weit vorne in der Tabelle zu verorten, was direkt nach der Winterpause nebenbei eine gar nicht so undankbare Aufgabe für einen Tabellenletzten ist.

Der Fanladen hatte wieder einen exklusiven Metronom gemietet, sodass sich ein riesiger Haufen von Leuten um 9 Uhr auf die Schiene machte. In unserem Mikrokosmos sah der Zug am Ende gut aus und die Leute verhielten sich komplett korrekt. Außer, dass dies mit dem Rauchen nur im Partywagen nur zu 80 % klappte. Wir hoffen mal, dass unser Eindruck sich mit dem Gesamteindruck deckt. Selbst die Kloschlangen waren erträglich kurz.

Die Hinfahrt ist natürlich sehr von der Diskussion um das Sportliche geprägt. Wenn wir also da gewinnen und da, dann könnten wir da. Ihr kennt das. Getränkeverpflegung ist auch wieder organisiert. Vielen Dank an die ganzen Helfer, die das immer wieder möglich machen.

Unsere Gruppe ist sehr weiblich geprägt, den Sekt trinkt aber ein Kerl. Fuck Klischees! Nebenbei: Halbtrockener.

MagischerFC Eintracht Braunschweig St. Pauli Februar 2017

Im Zug wird auch ein Tippspiel organisiert und was sollen wir sagen: Solche Tipps werden auch abgeliefert:

In Braunschweig angekommen wird man erstmal von irgendwelchen behelmten Beamten begrüßt. Jedoch nur direkt am Bahnsteig, wo die „harten“ Einheiten stehen. Die ergrauten Einheiten im Gang stehen mit Mütze auf entspannt herum. Auch draußen ist man fähig, „bitte“ und „danke“ zu sagen, was leider heutzutage nicht die übliche Sprache der Polizei ist.

Gegenseitiger Respekt vor der Bartpflege ist aber definitiv vorhanden.

Auch auf Fanseite ist man heute extrem entspannt, sodass es ohne irgendein Gerangel oder so mit den Bussen zum Stadion geht. Große Stadtrundfahrt inklusive.

Im Stadion angekommen finden wir erstmal einen Handfeger im Gästeblock. Ja, ihr habt richtig gelesen. Einen Handfeger. Glaubt uns, der Ordnungsdienst guckt genauso verstört wie wir. Die sind nebenbei auch eines „bitte“ und „danke“ mächtig, was man leider auch hier positiv – weil Ausnahme – erwähnen muss.

Braunschweig. Deine Heimkurve ist nicht gerade von Intelligenz und Progressivität geprägt. Da will man den FCSP „abschieben“, feiert sich dafür, „ultrapeinlich“ zu sein, und beleidigt die gegnerischen Ultras als „Pissetrinker“. Weil man ja irgendwie USP in anderer Farbe malen muss zu Beginn eines jeden Wortes, muss es natürlich ein Wort mit P sein. Das ist Ultragesetz. Ebenso, dass sich jede Tapete gegen den Verband reimen muss. Auch dies steht im Ultragrundgesetz. Und macht das ganze nebenbei extrem langweilig.

Die Wertung als Blitzbirne des Tages bekommt aber der Typ, der neben dem Gästeblock unsere Rollis anmacht, einen „Scheiss St. Pauli“ Schal präsentiert und dann, als ihn die Ordner schon abführen, eine Geste mehrfach versucht, die doch sehr nach Hitlergruß aussieht. Nun ja, genau in diesem Moment dreht ihm der Ordnungsdienst die Hände noch mal auf den Rücken. Der Arme. Nicht.

Im Gästeblock gees gut ab. Klar kann alles immer besser sein, aber es ist ein ordentlicher Auftritt und selbst unser Vorsänger hat wenig zu meckern.

Gut ab gehen auch unsere Jungs. Das ist nicht alles schön anzusehen, aber alleine vom Kratz-und-Beiß-Faktor eine glatte 1. Und was der Park da abliefert als so kalt ins Wasser Geworfener, das ist schon aller Ehren wert. Eine frühe Führung. Was ist das denn? Nach einem Eckball! Von Lasse! Das hatten wir ja lange nicht. Wie lange konnte nicht mal unser Statistikgott rausfinden. Und der weiß sonst alles.

Klar ist nach der Führung, dass die extrem heimstarken Braunschweiger nun wütend anlaufen werden würden. Und erstmal haben wir damit auch riesige Probleme. Kumbela muss eigentlich den Ausgleich machen, macht ihn aber nicht. Danach reagiert das Trainerteam, stellt in der Verteidigung im Endeffekt auf einer Fünferkette um und das Ganze beruhigt sich. Klar, Braunschweigs Qualität bekommst du nicht ganz stillgelegt; aber was durch kommt, landet bei Heerwagen.

Ganz groß auch, was unsere Neuzugänge da abliefern. Mats macht ein riesiges Spiel und ist erst durch eine Verletzung zu stoppen. Liebe Braunschweiger: Wenn ein Spieler verletzt liegen bleibt und man das Gefühl hat, dass dieser auf Zeit spielen könnte, dann kann man mal pöbeln. Wenn der sich aber offensichtlich wirklich was getan hat, dann ist empörtes Weiterpöbeln einfach nur niveaulos. Und wir sind froh, dass am Millerntor da komplett anders reagiert wird.

Mal ganz davon ab: Es wird wegen dieser Verletzung und auch wegen der Behandlung von Heerwagen vollkommen zu Recht sieben Minuten nachgespielt.

Was noch nicht 100 Prozent klappt, ist der tödliche Konter. Aber irgendwann cenken wir denen dann doch einen ein. Was haben nicht viele gemeckert, als Şahin gegen 1860 einen Konter versammelte! Was haben nicht Leute nach Würzburg geschrieben, dass der nicht mehr spielen solle und und und. Jubeln diese Leute eigentlich auch nicht, wenn er nun einen Konter nach dem anderen verwandelt?

Das späte 1-2 sorgt noch für ein paar Sekunden Zittern, aber dann ist der zweite Auswärtssieg im Sack, der lange mit der Mannschaft am Gästeblock gefeiert wird. Das letzte Mal zwei Auswärtssiege in Folge hatten wir nebenbei genau vor einem Jahr in Fürth und in Duisburg.

Zurück zum Bahnhof, wo die Halle wieder zweigeteilt wird und wir in dem einen Bereich (immerhin mit Geschäften und allem) gekesselt werden. Wir fragtn uns, ob auch Dresden oder Hannover da ganz entspannt 45 Minuten sich die Beine in den Bauch stehen würden. Wir tun es. Keine Agression, nix. Sehr vorbildlich. Aber leider kein Grund für die Polizei, es das nächste Mal einfach zu lassen.

Zurück im Zug geht es freudig grinsend zurück nach Hamburg. Der Gegensatz zwischen tiefer Zufriedenheit und Platz 18 bildet dann auch die Überschrift.

Ein in erster Schritt zum Klassenerhalt ist getan.

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