Finstere Zeiten rund um den Ball … um die ganze Erdkugel wie auch um das getretene Leder. Während auf der anderen Seite des großen Teichs ein Mensch am Rande des Wahnsinns regiert und auch durch Europa ein widerlich reaktionärer Ruck geht, bangen wir um unsere kleine kickende Insel der Glückseligkeit. Denn das Wasser steigt weiter.
Und daran ändert sich an diesem Tag nix. Mit frischem Mut kommen wir aus der Winterpause, doch ein durchgängiges trotziges „Jetzt aber wirklich!“ ist heute nicht spürbar, mit wem man auch spricht. Zu oft hatten wir schon uns den Neustart erhofft, der endlich die Wende bringen und den FCSP aus den finsteren Tiefen der Tabelle führen soll. Wie kann das heute gegen einen Aufstiegsaspiranten und langjährigen Bundesligisten, sprich den VfB Stuttgart, gelingen?
Ein kunstvoller Flickenteppich
Mutig erweist sich jedenfalls Chewald und sein Trainer-Team. Da stehen mit Flum, Møller Dæhli (mit gaaanz offenem „æ“, eher wie „a“ als wie „ä“) und Thy zweieinhalb Neue auf dem Platz, außerdem ist Park aus der U23 nachgerückt und mit Schneider steht noch ein Nachwuchsmensch im Kader. Die werden sich schon was dabei gedacht haben! Wir waren weder im Trainingslager dabei noch haben wir ernsthaft Ahnung von Fußball. Soll also alles seine Richtigkeit haben.
Bei vielen Fans hat sich schon ein gutes Stück Resignation eingestellt, das ist unüberseh- und hörbar. Die Südkurve bäumt sich noch mal mit einer Choreo auf, die Treue vermittelt. Und jau, da sind wir voll dabei. Auch wenn am Ende der Saison das Unaussprechliche passieren sollte, Sankt Pauli ist und bleibt die einzige Möglichkeit. Aber so weit wollen wir das nie, nie, nie kommen lassen. Also rauf auf den Platz und alles geben, wir geben auf den Rängen ebenfalls unser Bestes!
Erstaunlich nah dran am Punkt
Und das gelingt über 84 Minuten bemerkenswert gut, was den Fußball betrifft. Es ist zumindest eine sehr ausgeglichene Partie zwischen Tabellenletztem und -drittem. Die Körpersprache unserer Elf gefällt uns, wir sehen ein gutes Spiel nach unseren Möglichkeiten. Stuttgart lässt am Ende nicht viel zu, aber erspielt auch nicht viel Zwingendes. Und so wagen wir kurz vor Schluss schon vorsichtige Urteile, dass ein 0:0 ja ein sehr ordentliches Ergebnis wäre angesichts der Tabellenkonstellation usw. … wäre, hätte, wenn und falls … hier lassen wir mal einen „Schwäbischen Gruß“. Denn natürlich fällt das Gegentor in der Schlussphase.
So ’ne Scheiße passiert halt genau dann, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann. Fair ist der Fußballzirkus nicht, kann uns keiner erzählen. Fieser Nackenschlag schon wieder, nicht der erste. Verdammt, ja, das Spiel war sicherlich eines der besseren diese Saison, aber eine knappe Niederlage bei guter Leistung bringt uns trotzdem keinen Milimeter weiter. Wir wollen so überhaupt nicht in der Rolle unserer Mannschaft stecken, erst recht nicht in der des Trainers.
Und wir haben echt keinen Bock mehr, jede Woche die gleichen Durchhalteparolen rauszublasen. Die Saison 16/17 erscheint wie eine fiese Staffel einer Fernsehserie, in der ständig den liebgewonnenen Charakteren Schreckliches widerfährt und man dennoch ausharrt, weil ein Abbruch keine Option wäre. Unsere Saison-Staffel könnte einen etwas abwechslungsreicheren Plot haben. Die Drehbuchautoren ignorieren die guten Sitten, dass man dem Zuschauer auch mal etwas freudige Erholung bieten sollte. Und farblose Bösewichte in Form von Schiedsrichtern oder foulenden Gegenspielern haben wir jetzt auch schon zu Genüge gesehen. Wird Zeit für ein paar harmonische Folgen und Comic Relief – das Staffelfinale wird ja so oder so noch dramatisch werden.
U!Sports, ey?!
Und dann war da noch eine Werbebande im Stadion, die viele von uns zumindest später in den sozialen Netzwerken zu Gesicht bekamen: „Nix für Pussies“ war da von einem lokalen Nissan-Händler zu lesen (bei dem ihr eure nächste Karre also nicht kauft, ganz einfach). Verantwortlich für eine solche Entgleisung sind neben dem Urheber selbst auch noch unsere werten Sportvermarkter von U!Sports, die diese Werbung durchgehen ließen.
Merkt ihr selbst, ein hochgradig sexistischer Slogan am Millerntor. Wer hat da wem ins Hirn geschissen, fragt man sich. Zwar gab’s seitens U!Sports eine schnelle Reaktion, aber die Stellungnahme liest sich auch gar nicht mal so geil. Dass „Nix für Pussies“ woanders als am Millerntor als völlig okay erachtet wird, ist schlimm genug.
[…] Stefan Groenveld-Blog: Keine Punkte gegen Stuttgart Beebleblox: Auf Augenhöhe ist nicht hoch genug Übersteiger-Blog: 18.Spieltag (H): VfB Stuttgart Grenzenlos Sankt Pauli: Hold your head up high! SouthEndScum: Pfff…Yeh right! Magischer FC: Das Drehbuch hat seine Schwächen […]