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Punkt, der nicht weiter hilft

Intro

Montagsspiele. Es wird keine Liebe mehr. Zu spät, zu doll in der Woche und irgendwie nicht schön. Man merkt das am Millerntor. Außer von den üblichen Schwarzmarktgesichtern nur wenig „suche Karte“-Schilder und auch in den sozialen Netzwerken überstiegen die Gebote bei weitem die Gesuche. Es ist eigentlich schade, dass im Fußball keine reale Zuschauerzahl erhoben wird, sondern nur die verkauften Tickets. Die Differenz – die bei elektronischen Einlasssystemen ja einfachst zu messen ist – wäre bei diesem Spiel echt mal interessant.

Entsprechend leer ist es auch auf der Gegengerade, was aber übereifrige Ordner nicht davon abhält, sich in Minute 38 in den Aufgang zu stellen und Leuten verbieten zu wollen, wieder zu ihren Plätzen zu gehen. In Minute 38. Wo ein stetiger Strom von Menschen zum Bier und zum Klo geht. Brilliante Idee. Und sich dann noch aufregen, wenn man nur ein „Ich steh da“ (mit Fingerzeig) antwortet und weiter geht. Wie schon gesagt: Platz ohne Ende in unserem Bereich. Dafür sind die Nürnberger für die Distanz und Montagabend sehr zahlreich erschienen. Ach warte mal, die Lumpen haben ja einen zusätzlichen Feiertag. Scheiß Förderalismus.

Ontro

Das Aufgebot auf dem Platz ist wohl als „die Übriggebliebenen“ zu bezeichnen. Wir haben zur Zeit natürlich auch das Verletzungspech, was zu einer ordentlichen Krise dazugehört. Nebenbei: Nicht immer ist das Pech, aber wir können nicht bemessen, inwieweit es bei uns Pech ist. Klar kannst du in der Viererkette noch diskutieren, ob nun Hedenstad oder Hornschuh, aber das ist ungefähr die Art an Alternativen, die wir zur Zeit haben. Und man kann, wenn man sich richtig gut auskennt, fragen, inwieweit Verletzungsanfälligkeit fehlerhafter Teil des Spielsystems/der Spielanlage ist. Positiv hingegen: Herr Neudecker ist im Kader.

Das Spiel beginnt ordentlich, die Truppe ist heiß und im Gegensatz zu Spielen gegen Aue oder in Sandhausen kann man ihnen 90 Minuten lang den Einsatz nicht absprechen. Das 1-0 ist dann selbst intelligent herausgespielt – mit ein „bisschen“ Nürnberger Mithilfe – und am Ende perfekt von Buchtmann vollendet. Und wieder denkt man „frühes Tor müsste doch Sicherheit geben“ und wieder ist es wie gegen Aue. Sicherheit gibt dieses Tor nur einer Mannschaft und das ist Nürnberg. Die nächsten 25 Minuten kannst du getrost in die Tonne treten. Ein Ausgleich müsste trotzdem nicht fallen, aber erneut gelingt es uns nach einem Standard nicht, zu den Gegenspielern zugeordnet zu bleiben, und so kann Burgstaller in Ruhe ausgleichen. Das ist zu billig. Der hat fünf Schritte Rückstand zum Ball im Vergleich zu unserem Verteidiger und nimmt ihm auf 20 Schritte 30 Schritte ab. Oder so ähnlich.

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Da ist die Welt noch in Ordnung.

Pause und unsere Jungs kommen geordneter und besser aus der Halbzeit. Es folgt eine wirklich gute Hälfte mit Kampf, Leidenschaft, zwei Kopfbällen, die mit ein bisschen Glück auch drin sind, und einer riesigen Chance von Şahin. Lies keine Kommentare, haben sie uns gesagt. Wir haben es trotzdem getan. Und wie da der Stab über einen jungen Spieler zerbrochen wird, das ist einfach nur menschenverachtend und scheiße. Mal ganz davon ab, der junge Mann ist unser einziger Siegtorschütze dieses Jahr. Nebenbei aus einer ähnlichen Aktion heraus. Diesmal bekommt er den Ball nicht richtig auf den Schlappen und leider ist die Chance vorbei. Passiert. Leider. Kopf hoch Cenk, der nächste sitzt.

Nürnberg hadert nach dem Spiel mit dem Schiedsrichter. Sagen wir es mal so: Das ist einfach anstrengend, wie das Spiel geführt wird. Jeder Einwurf, jeder Freistoß wird von Nürnberg zehn Meter vorverlegt. Jeder zweite Einwurf ist nicht annähernd richtig ausgeführt. Dazu dieses theatralische Ermahnen und eben übliche Fehlentscheidungen. Denn seien wir ehrlich: Wenn das kein Handelfmeter ist, dann ist nur noch fangen Handelfmeter. Diesmal halt zu unseren Gunsten, besser macht es die Leistung nicht.

Miyaichi war dann auch mal insgesamt 45 Minuten oder so fit. Es ist ein Kreuz mit dem Jungen. Diesmal mit Gehirnerschütterung raus. Was dabei in unsere Köpfe kommt: Der Junge spielt noch minutenlang weiter, obwohl der schon direkt nach dem Zusammenprall derbst benommen ist. Gibt es im Fußball eigentlich keine Testprotokolle für die Teamärzte und Schiedsrichter? Wie kann das durchgehen? Man darf nicht vergessen, dass Gehirnerschütterungen alles andere als harmlos sind und Langzeitfolgeschäden haben können (siehe den Wikipedia-Eintrag zum American Football). In den USA ist die Gehirnerschütterung wegen dieser Langzeitfolgen ein riesiges Thema, nachdem man das lange ignoriert hat. Gibt es im Fußball eigentlich feste Regeln? Football hat diese und hat diese auch öffentlich gemacht. Wen es genauer interessiert: Hier entlang. Wohlgemerkt: Da ist u. a. ein neutraler Beobachter vorgesehen, um dies zu erkennen. Man kann sich gut fragen, ob dies im Fußball nicht auch langsam Zeit wird.

Eventuell sollte der Fußball für solche Fälle auch mal über eine Regeländerung nachdenken. Eine Prüfung der Gehirnerschütterung ist ja auch dadurch erschwert, dass man währenddessen in Unterzahl spielt. Hier so etwas einzuführen, was dem Blood Replacement beim Rugby entspricht, sollte ernsthaft überlegt werden. Ja, dies würde das Spiel ändern, wäre aber trotzdem absolut sinnnvoll. Denn die langfristige Gesundheit der Spieler geht vor.

Offtro

Weiterhin zu bemerken ist, dass 2/3 unserer Stadionsprechercrew krank zu Hause ist. Verletzungspech auch hier! So leitet Klaus alleine durch das Programm, was diesmal (angesicht des Geburtstags?) prall gefüllt mit Ska und anderer Skinhead-Musik ist. (Uns fällt gerade kein besserer Sammelbegriff ein.). Gute Besserung, Daggi und Rainer.

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Hahaha. Haha. Ha.

Nürnberg ist auch so eine Öddelfanszene vor dem Herren. Da wird das eigene Lied gespielt und direkt danach stimmt man fröhlich ein „Scheiß St. Pauli“ an. Kann man mal machen. Da muss man auch gar nicht rätseln, ob man für die nun Sympathien haben will oder so. Genauso wenig werden wir dieses 90-Minuten Fahne-schwenken-ohne-Bezug-zum-Support verstehen. Da machst du so einen Hin-Hock-Wechselgesang, was ja selbst noch ganz cool und dynamisch wirkt, aber hey, die Fahne, die muss trotzdem geschwenkt werden. Nun gut. Und über das Plakat hat die Kreativitätskommission der Ultras Nürnberg ungefähr auch 20000 Tage gebrütet. Das war so kreativ. Nicht.

Und nun?

Haben wir nach viel „könnte“, „sollte“ und „offensichtlich“ seit dem Ende des Spiels keinen Sportdirektor mehr. Wir können uns weder an diese „Köpfe müssen rollen“-Mentalität des Fußballs gewöhnen, noch an die Sky-Jurek-(so zumindest der Twittername eines dieser Geier)-Leichenfledderer, die jede nicht News schon mal in die Welt hinausposaunen. Das geht da immer noch um Menschen und im Notfall um deren Job, ihr Arschlöcher!

Aber! Wir können auch nicht beurteilen, ob diese Entlassung notwendig oder gerechtfertigt ist. Wir wissen nicht, was täglich auf der Geschäftsstelle passiert. „Unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Clubs“ vermeldet der Verein als Grund. Das ist ungefähr die größte Leerformel, die einem so auf die Schnelle einfallen kann. Machtkampf? Streit? Sind ja alles nicht die einfachsten Charaktere, die wir da haben. Oder wirklich vollkommen unterschiedliche Ideen, wie der FCSP funktionieren kann? Hätte man diese unterschiedliche Auffassung auch auf Platz 2 gehabt? Wir wissen es alles nicht.

Ist nicht unsere Aufgabe, das zu beurteilen. Wir wünschen Thomas alles Gute. Er hat so oder so St. Pauli über mehrere Jahrzehnte geprägt. Und verlieren tun immer beide Seiten. Denn es war ja ein gemeinsamer Plan, den man mit diesem Angestellten verwirklichen wollte. Und sich dann getäuscht hat. Siehe dazu auch unseren Bericht von letztens.

Ach ja: Zu einfach ist es aber das ganze an den „Fehleinkäufen“ fest zu machen. Zum einen entscheidet das hoffentlich nicht einer alleine und zum anderen: Wer ist denn bitte ein „Fehleinkauf“ aus heutiger Sicht? Man bedenke dabei immer, welche Rolle ein Spieler ohne Verletzungen im Kader gespielt hätte. Was man vorwerfen kann sind Nichteinkäufe, aber dazu hatten wir schon was geschrieben.

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