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Leben ist einmal mehr aufzustehen, als hinzufallen

Wir können die Tabelle drehen. Wir sind unten angekommen. Sehr weit unten. Erinnerungen an die Saison 2014/2015 werden wach und die Parallelen sind unverkennbar. Hohe Erwartungen, eine offensivere Spielidee und irgendwie geht nix zusammen.

In der zweiten Liga ist das Durchbrechen einer abwärtsgerichteten Spirale schwierig. Die Füße zittern und auch eigentlich eben noch zuverlässige Spieler machen zu allem Überfluss individuelle Fehler. Machen wir uns nix vor: Die sogenannten Mechanismen dieser Knochenmühle werden auch bei unserem menschlich hochgeschätzten Führungspersonal greifen. Und nein, das will wahrscheinlich keiner. Es wäre also absolut begrüßenswert, wenn wir jetzt die Spirale durchbrechen und das Feld von hinten aufrollen.
Wie? Keine Ahnung, denn die Probleme sind nicht von der Hand zu weisen und kamen auch in Hannover wieder deutlich zur Geltung. Aber seien wir ehrlich: Wir können garantiert unsere Laienkommentare abgeben; aber wir alle sind keine Fußballlehrer, noch können wir die tägliche Arbeit wirklich beurteilen.

Dies vorweg geschickt, brechen wir nach Hannover auf, mit einem Sonderzug der Marke Metronom. Seien wir ehrlich: Bei einer Reisezeit von knapp unter zwei Stunden ist das eine gute Reisemöglichkeit. Die Kloschlangen sind noch halbwegs im Rahmen, weil in dieser kurzen Zeit eben doch nicht so viel Druck im Tank aufgebaut wird. Paderborn 2015 war da entscheidend länger.

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Ein Blick in den Zug auf dem Rückweg offenbart auch wenig Verschmutzung, was dafür spricht, dass alle Mitfahrer sich an die normalen menschlichen Regeln halten. Leider gibt es anscheinend immer noch Leute im FCSP-Kosmos, für die man Zettel machen muss, auf die man diese Selbstverständlichkeiten abgedruckt sind.

Danke auch an alle, die uns auf der Fahrt im improvisierten Partywagen mit Getränken versorgen. Bei welchem Verein kann man schon sagen, dass zwischendurch die 1. Damen den Partywagen schmeißen?

In Hannover ist man ja arg stolz auf sein Polizeikonzept. Was jetzt auch nicht so anders ist als anderswo, man wird nur von Polizisten ohne Helm begrüßt. Aber solche menschlichen Selbstverständlichkeiten wie „Ich darf hingehen, wo ich will“ gibt es natürlich nicht. Das ganze wird dann absurd, wenn man nach dem Spiel über einen Bahnhof sowohl den Sonderzug, als auch den normalen S-Bahn-Verkehr mit Hannover-Fans abwickeln will. Wenn ich dort genügend Gelegenheiten habe, jemanden auf die Fresse zu hauen, warum lässt man dann nicht das Ganze sein und die Leute einfach hingehen, wo sie wollen?

Das es nach dem Spiel direkt vor dem Stadion zu extrem unschönen Szenen kommt, inklusive einem Liegenden noch ins Gesicht treten, sei erwähnt. Liegt natürlich auch daran, dass man auf der einen Seite Leute nicht ihrer Wege gehen lässt, auf der anderen Seite aber auch keine strikte Trennung versucht oder hinbekommt.

Es ist einfach bedauerlich, dass diese Mischung aus Hirnlosigkeit, falsch verstandener Rivalität und überschüssigem Testosteron einfach nicht aus dem Fußball heraus zu bekommen ist. Details haben wir nicht mitbekommen, ist aber auch egal. Wenn man jemanden auf die Nase hauen muss, nur weil er einen braun-weißen (oder auch grün-weiß-schwarz-roten) Schal anhat, dann sollte man sich dringend in ärztliche Behandlung begeben.

Zurück zu vor dem Spiel

Man könne selbstständig gehen, man solle der optischen Führung durch die Polizei folgen. So die Durchsage. Hatten die Polizeihelme statt Brotkrumen verstreut? Da unsere Ultras nicht im Sonderzug vorhanden sind, gibt es ein bisschen Verwirrung und nur sehr zögerlich setzt sich der Mob in Bewegung. Da sind wir schon los und bilden so mit zwei Fanladenhoschis gemeinsam die ungefähr harmloseste erste Reihe, die der Fußball je gesehen hatte.

Vor dem Stadion dann die Kontrollen des Todes. Ganz ehrlich: Diese Untersuchungen, als ob man in ein Hochsicherheitsgefängnis zu Besuch sei, sind einfach nur überflüssig und lächerlich und laden eigentlich dazu ein, sie zu umgehen und eine Pyroshow abzuziehen. Was wird am Eingang gefunden? Massenweise Betäubungsmittel zum Eigengebrauch. Freut sich irgendein Staatsanwalt garantiert richtig drüber, wenn er wieder 40 Verfahren einstellen darf. Uns wird nicht mehr in den Kopf gehen, warum das nun die Aufgabe von Fußballordnern ist, irgendwelche lustig riechenden Zigaretten zu suchen. Ach ja, natürlich war die Kontrolldichte wieder grob unterschiedlich. So wurden zwei sehr ähnlich große Powerbanken einmal zu unerwünschtem Material erklärt, einmal ganz selbstverständlich mit in den Block gelassen. Was für ein Blödsinn.

Immerhin einer der Gästeblöcke, in denen man halbwegs vernünftig sieht. Das ist ja heutzutage auch schon erwähnenswert. Und unter dem Dach, sodass sich doch insgesamt ein guter Support entwickelt.

Kommen wir zu Hannover

Schon als da „Kämpfen bis die Fetzen fliegen“ hängt, meinte unser Zyniker, dass es erstaunlich sei, dass da nicht „Fotzen“ stehe. Dieser Prophet, denn kurze Zeit später ist der Spruch dann in voller Schönheit zu sehen.

Was willst du dazu noch sagen? Irgendwie ist zumindest bei uns nicht mal mehr Feuer für Aufregen vorhanden. Es ist durch eine tragische, lähmende Gleichgültigkeit gewichen. Wir loben uns da doch die Leute, die sich noch aufregen und Hannover 96 fragen, wie es eigentlich sein kann, dass so ein Dreck 45 Minuten entspannt hängen bleibt. Tja, was willst du von einem Verein erwarten, dessen Biermarke im Stadion was von „Männer wollen das“ werbefaselt? Ja Hannover, es ist eben auch interessant, welches Vorbild man in seinen werbenden Aktivitäten setzt.

… oder dessen Matratzenladen werbend behauptet, dass er mehr Matratzen als auf der Reeperbahn habe. Neben der ekelhaften Herabwürdigung der Sexarbeiterinnen zeigt es auch, dass diese Provinzgestalten anscheinend noch nie auf dem Kiez waren, denn die Arbeit auf die angespielt wird, findet dann ja doch eher in den Seitenstraßen statt. Dies nur so ganz nebenbei.

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Habt ihr sicher schon gesehen

Man möchte unser ganzen dort arbeitenden Kolonie eigentlich die Frage zuwerfen, wie es sich anfühlt, bei einem solchen Verein zu arbeiten. Aber vielleicht ist das zu doll unterstellt, dass man bei einem Arbeitgeber wegen einer anderen Sache ist als des Geldes wegen.

Ein riesiges Herz an all die unermüdlichen Geister, die für solche Spiele Choreos vorbereiten, da hinschleppen und noch vor dem Bierstand zusammenkleben. Eure Knochenarbeit wird viel zu selten gewürdigt!

Auf dem Platz entwickelt sich ein typisches 0-0 Spiel, welches wir am Ende verlieren. Dummer Fehler und schon steht es 1-0. Erwartet jetzt keine tiefgreifende Analyse, aber die Jungs sind zur Zeit einfach nicht sicher genug, um a) diesen Fehler zu verhindern und b) offensiv sichere Pässe zustande zu bringen, um mal was zu bewegen. Zum Beispiel gibt es zwei Szenen, wo der Ball nach einer Stafette nur noch einen weitergegeben werden müsste auf einen mit Schwung kommenden und unbewachten Sobota; aber da ist keine Lässigkeit, keine Sicherheit und vielleicht auch keine Qualität, um solche Bälle zu spielen.

Woran fehlt es?

Irgendwie an dem Spieler, der mal den öffnenden Ball halbwegs spielen kann. Die ganze Geschwindkeit über außen kann sich nicht entwickeln, wenn du diesen Spieler nicht hast. Buchtmann sollte das sein, aber zur Zeit ist er es definitiv nicht. Nein, es ist nicht so, dass der Junge sich nicht ständig reinwürfe, aber die geforderte Qualität bringt er nicht auf den Platz. Zur Zeit zumindest. Ja, die Klugscheißer haben das schon immer gesehen, aber seien wir auch mal ehrlich: Solche Spieler gibt es nicht wie Sand am Meer und jeder sucht ihn. Daher tun wir uns hier schwer mit dem Vorwurf der falschen Kaderzusammenstellenung. Klar, z. B. Avevor ist bisher keine Verstärkung, aber niemand kauft nur Verstärkungen ein. Und wir wissen nicht, welchen Preis und welche Überlegungen mit diesem Jungen verbunden sind.

Auch lassen wir uns zu schnell durch ein simples, nicht einmal wirklich aggressives Pressing aus dem Konzept bringen. Es fehlt da auch die Ballschlepperqualität, die ein Ratsche letzte Saison am Millerntor noch zeigte. Es ist für beide Parteien bedauerlich, dass er lieber für Geld in der Operettenliga Österreich auf der Bank sitzt, als sich dieses Jahr am Millerntor sich für die Bundesliga zu empfehlen. Schade, der Junge fehlt dann doch und ist eben leider nicht ersetzt worden. Bzw. der Ersatz hat bisher nicht funktioniert. Und leider ist es ab und zu mal ein Spieler, der den Unterschied macht. Und natürlich der verkorkste Start. Man bedenke einfach, wir holen gegen 60 oder gegen Karlsruhe den Sieg. Dann würden viele Füße schon lockerer, viele Beine leichter sein. Sind sie aber nicht.

Durch die Sperre von Lasse fehlt nach einem 0-1 auch ein Spieler, der den Ausgleich erzwingen will. Zu brav ergibt man sich dann in sein Schicksal. Nein, es stimmt der Einsatz, aber dieses Es-einfach-mal-durch-die-Wand-drücken-wollen, was z. B. gegen Bielefeld da war, fehlt. Es ist sowieso unsere große Schwäche der letzten Jahre. Wir können keine Spiele drehen.

Es gilt nun irgendwie aus der Spirale auszubrechen. Immerhin kommen nun die „einfacheren“ Gegner, die aber eben nicht einfach sind und die absolut auf Fehler lauern werden. Fehler liefern wir genügend ab. Die Sicherheit und das Selbstvertrauen wieder in den Kader zu bringen, ist nun die große Aufgabe des Trainers. Ob er das kann, werden wir sehen. Das diese Aufgabe nie einfach ist, wissen wir auch alle.

Was können wir Fans tun? Wenig. Heute meckern und morgen schon wieder Stimme schonen und beim nächsten Spiel das Millerntor erzittern lassen. Ob es den Jungs hilft, wird sich zeigen. Hoffen wir, dass in der Pause vieles wieder sicherer wird, wir Aue in einem Zitterspiel schlagen und dann schon ganz anders nach Sandhausen fahren.

Nach dem Spiel also das oben beschriebene Gemische mit entsprechenden Folgen. Im Zug dann wieder alles entspannt, wir mit netten Nachbarn und viel Verpflegung (danke noch mal dafür), aber auch Leute, die denken, sie können sich eine Freifahrt erschnorren. Schade, dass es so etwas immer wieder gibt. Siehe oben.

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