Kurze Vorbemerkung: Ein Drittel dieses Blogs ist im Stress, ein Drittel sucht Gold da, wo plenty of Gold im Hamburger Veermaster besungen wird und ein Drittel hält die Fahne hier hoch. Daher danke an die externe Korrektur. Nun aber zu Karlsruhe:
Liebe Leser, man ist ja schon so ein bisschen verrückt. Irgendwas um 1100 KM an einem Sonntag abzureißen, um 3 Uhr aufzustehen und ganz viel Geld auf Deutschlands Autobahnen zu verheizen.
Aber wir sind so. Wir, die ungefähr 2.000 Leute, die sich im Karlsruher Gästeblock zum Gastspiel unseres FC einfanden.
Wir, die drei Menschen und ein Teddybär, die sich um kurz nach 4 Uhr aus Hamburg auf dem Weg machten. Die musikalische Untermalung aus bekannter und bewährter Playlist und ein Mitfahrer, der nach eigenem Gefühl viel zu früh aufgestanden war. Und nein, dies war nicht der Teddy. Die anderen beiden Menschen warfen ihm erstmal ein freundliches „Fahr mal auswärts, Digga“ entgegen.
Bis Karlsruhe rechnet man eigentlich mit einem Stau. Oder mit irgendwas. Aber was bekamen wir? Beste Bedingungen, eine freie Bahn und deswegen eine frühe Ankunftszeit. Nun gut, wird dann halt mit gutem Parkplatz belohnt.
Und mit Hamburger Wetter in Karlsruhe. Es galt wieder der alte – und inhaltlich natürlich nicht ernst gemeinte – Spruch, dass über Hamburg die Sonne lacht und über Karlsruhe die ganze Welt.
Viele Reisende hatten Karlsruhe in ihre Wetterapp aufgenommen, viele hatten es vergessen. So machte der mitgereiste Verkaufswagen des Modellabels mit Fußballabteilung einen ordentlichen Umsatz in Plastikregenponchos. Ratet mal, wer nun auch so ein formschönes Ding hat, weil er nur in der Fanladen-Collegejacke angereist war?
Die Internet-Twitter-laber–Gang traf sich, laberte und ließ die Zeit verstreichen, denn so spannend ist es im Stadion nun auch nicht. Selbst hartgesottene „wenn das Stadion auf ist, dann gehe ich sofort rein“–Dogmatiker fanden erst 50 Minuten vor dem Spiel ihren Weg ins Stadion.
Wisst Ihr, woran man sieht, dass man zuviel auswärts fährt? Wenn man in Gästeblöcken Stammplätze hat. Wir gaben unseren aber diesmal auf und stellten uns an den Stammplatz der Veteranen.
Das Wildparkstadion ist aus der Zeit gefallen. Große unüberdachte Kurven, eine ehemalige Laufbahn, die aber auch nicht mehr gepflegt wird, und sanitäre Anlagen, die schon 1970 alt waren. Die Stadiondiskussion in Karlsruhe ist eine äußerst komplexe, aber mit der Kiste wird man keinen Blumentopf mehr gewinnen können. Das schlimme daran ist, dass es trotzdem mal wieder eine Abwechselung zu diesen ganzen gleich aussehenden Kisten der Neuzeit darstellt.
Als so 40 Minuten vor Anpfiff vielleicht 3.000 der späteren 14.000 Zuschauer ihre Plätze eingenommen hatten, war unser Blick von Tristesse geprägt. Man stelle sich mal 14.000 Zuschauer in einem engen 28.000 Personen Stadion vor. Das rockt irgendwie mehr.
Das war auch so ein bisschen die Befürchtung vor dem Spiel. Wenn es etwas an unseren Jungs in den letzten 1,5 Jahren zu bemängeln gibt, dann dass sie in so leeren Stadien nicht so gut funktionieren als wenn alles brennt. Aber zum Spiel später.
Viel Interaktion mit dem Heimblock passiert in Karlruhe nicht, da dieser weder in Hör- noch in Sichtachse steht. Mögen die Jungs und Mädels da drüben richtig wild abgehen, so richtig mitbekommen tut man dies im Gästeblock nicht. Nur das eher routinemäßige „Scheiß St. Pauli“ war zu hören. Zitat: „Haben sie das auch von der to do Liste abgehakt.„
Sowieso ist die Beschallung der Hamburger Ohren in diesem Stadion gewöhnungsbedürftig. Es ist ja schön, wenn man zweimal AC/DC bekommt, aber sorry liebe Badener, dieses Badenerlied ist sowohl inhaltlich als auch musikalisch akustische Körperverletzung. Man muss sich echt wundern, dass dieser fragwürdig rückwärts gewandte lokalpatriotisch überhöhte Text so kritiklos mitgesungen wird.
Die Mannschaftsaufstellung des Gastes wird dann von der Trauerhilfe Stier präsentiert. Dieser doch etwas makabere Gag ließ uns dann aber schon wieder lachen.
Kommen wir zum Spiel. Es lässt sich eigentlich in einem Satz zusammen fassen: Machst du sie vorne nicht rein, kommen sie halt hinten rein. Ganz einfach.
Ja, unsere Chancenauswertung war mehr als schlecht. Unser einziges Tor wurde durch dankende Mithilfe der Karlruher Hintermannschaft erzielt. Lustige Nebengeschichte: Als der Verteidiger gerade zum Torhüter spielen will, brüllt hinter uns jemand „Mach uns den Golz“ und schon machte der Torhüter den Golz. Für die Jüngeren unter euch: Golz verhalf uns mal durch einen eleganten Fehler zu einem späten Derbyausgleich.
Danach war Karlruhe mausetot und unsere Jungs spielten Chance auf Chance heraus. Aber eine Mischung von Unvermögen, Unsicherheit und Unglück sorgten dafür, dass der Karlruher Torhüter ungefähr 5 mal sich nicht bewegen musste und trotzdem den Ball hielt. Ausgleichende Gerechtigkeit?
Und so kam es, wie es kommen musste: Eine halbwegs gelungene Aktion, ein Schuss, 1-1. Hornschuh war da schon sehr selbstkritisch, passiert. Man spielt halt nicht immer zu Null.
Nun sehen wir es aber mal positiv. Der FCSP hat es eigentlich in seiner DNA, genau solche Spiele gegen einen Gegner, der mit dem Rücken zur Wand steht und bis zum Ausgleich wirklich schlecht spielt, noch elegant zu verlieren. Das passierte nicht. Nach einer weiteren Chance für Karlsruhe bekamen die Jungs das Spiel wieder in den Griff und hatten auch noch Chancen auf das 2-1. Das fanden wir gut.
Und so muss man dann einfach auch mal ein 1-1 mitnehmen. Wir sind halt nicht Bayern München, deren Stürmer ungefähr 99 Prozent aller Chancen rein machen. Und eine gewisse Verunsicherung ist bei unseren Jungs halt auch immer noch zu spüren. Und da nimmt man doch ein Unentschieden, bei dem die anderen Statistiken wie Chancen, Ballverluste etc. in die richtige Richtung zeigen, als positiven Zwischenschritt mit.
„Ja, aber das war gegen einen schwachen Gegner!“ werden nun die dauernden Nörgler sagen. Also einmal ist ein Gegner immer nur so stark, wie man ihn macht. Und gerade gegen Braunschweig haben wir diese sehr stark gemacht mit unserem eigenen Spiel. Und zum anderen ist der Abstand in Liga 2 eben nicht so groß, dass man jemanden einfach so weg haut. Das macht die Liga doch auch spannend.
Wir haben in 5 Spielen bisher weder ein Team gesehen, das uns deutlich überlegen ist, noch kein Spiel, in welchem wir deutlichst überlegen waren. Das ist für die Spannung doch nicht schlecht. Bayern–Fans wissen, was sie bekommen, wenn sie ins Stadion gehen – wir nicht.
Lange Rede, kurzer Sinn: Mundabwischen und gegen 1860 wieder alles reinwerfen und weiter Punkte sammeln.
Noch ein paar Worte zum drum und dem Herum. 3,50 für schlecht geschenkte 0,4 Liter Wasser sind akute Landräuberei, lieber KSC.
Die Stimmung im Gästeblock war schlecht. Viel zu geringe Mitmachquote, viel verebbte im Nichts. Und doch war sie für Karlsruher Verhältnisse gut. Ja, das klingt jetzt Paradox, aber so war es.
Es schrieben auch (mensch wir vergessen das viel zu oft):