Der Sonderzug nach Nürnberg
Es ist mal wieder so weit. Die Saison geht dem Ende entgegen, das letzte Auswärtsspiel steht an. Da und da geht es traditionell gern auf dem Schienenweg hin. Dieses Jahr ist das Frankenland das Ziel.
Zum Zeitpunkt, da man sich entschließen sollte, an der Sonderzugfahrt teilzunehmen, klang das noch besonders attraktiv. In Nürnberg kann man ja auch mal aufsteigen oder zumindest noch einen spannenden Kampf und den Relegationsplatz ausfechten. In den vergangenen Wochen aber zeigte sich, dass wir uns derartige Ambitionen in die Haare schmieren können. Naja, dann eben eine entspannte und ein bisschen sinnlose Fahrt. Oder?
Joa. Kein Motto dieses Jahr, zudem Ultrà Sankt Pauli komplett auf eigene Faust unterwegs ist aus Solidarität mit einigen Angehörigen, denen die Nürnberger Behörden mal eben ein komplettes Stadtverbot ausgesprochen haben. Da Kompromisse seitens der Behörden abgelehnt worden seien, bleibe den Diffidati die Sonderzugfahrt verwehrt – so unsere Informationen. Auch holten nicht alle der Fanclubs ihre Karten ab. Ganz schön bekloppt, andere lecken sich die Finger nach Sonderzug-Möglichkeiten und ihr lasst das liegen!? Zugegeben, man kann sich an diesem sonnenverwöhnten Maitag auch coolere Dinge vorstellen als früh aufzustehen und mehr als zwölf Stunden im Zug zu hocken (Muddern besuchen vielleicht). Aber dann sagt doch beim Fanladen ab, Kinners.
Die Hinfahrt …
… verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Ganz schön bäh, stocknüchtern aus dem Viertel aufzubrechen, während in den frühen Sonntagmorgenstunden noch zerfeierte Reste unterwegs sind! Im Zug dann wirkt es relativ ruhig auf dem Weg durch ein sonnengebadetes Land. (Hey Fanladen, wie wäre es das nächste Mal mit einem Cabrio-Zug?) Etliche Abteile sind so oder so leer, sodass auch Stehplatzfahrer sitzen können.
Moderater Alkoholismus darf natürlich nicht fehlen. Gute drei Stunden vor Anpfiff wird Nürnberg geentert und es entsteht einmal mehr dieses surreale Bild, wie eine Horde Braunweiße (früher sagte man ja auch „Schlachtenbummler“ dazu) durch einen Bahnhof gepresst wird, während teilweise behelmte Cops Spalier stehen und bedrohlich aussehen. Zum Glück nimmt die gefühlte Präsenz der Staatsmacht auf dem gar nicht mal so kurzen Weg zum Stadion etwas ab. Uns wiederfährt in der U-Bahn und auf dem Fußweg zum Grundig Stadion nichts Bemerkenswertes.
Es ist ein Wetter zum Eierlegen, wie Muddern zu sagen pflegt. Im Schatten der Bäume lässt es sich vor dem Einlass ins Stadion noch ganz gut aushalten, auch wenn die Versorgung Speis und Trank alles andere ales lückenlos ist. Im Stadion selbst flutscht das hingegen ganz gut. USP ist – sofern keine Stadionverbote vorliegen – dann übrigens doch da. Etliche Lappen hängen, es wird getrommelt und gesungen. Auch wenn der hier Schreibende ein bisschen Auswärtsmuffel ist und daher die Vergleichsmöglichkeiten gering sind, scheint es, als sei die Support-Leistung heute ordentlich. Ganz ganz positive Randbemerkung: Die Musikverantwortlichen vom FCN spielen Marcus Wiebuschs „Der Tag wird kommen“ vorm Anpfiff – dicken Daumen hoch!
Das Spiel hingegen …
… das lässt sich echt gar nicht mal so geil beobachten. Gut, meiner Einer ist ohnehin viel zu sehr mit Herumkreischen (und Bier, ist ja warm!) beschäftigt; aber aus dem weiten Rund erscheinen die Spieler jenseits der Laufbahnen in diesem Old-School-Stadion doch echt weit weg. In einer wohl gar nicht so schlechten Phase fangen wir uns ganz dahinten ein dummes Gegentor ein. Dann schießt auch noch das Schiedsrichtergespann einen fetten Bock, als eine deutliche Notbremse wegen Abseits nicht als solche gewertet wird. Hätte hätte, Fahrradkette.
So jedenfalls geht das Match für Braunweiß abermals in die Hose und die Tendenz der letzten Spiele weist ganz schön bekackt nach unten. Ist das ein psychischer Dämpfer, dass aus welchem Grund auch immer die Aufstiegschance so doof verdaddelt wurde? Wenn man jedenfalls die Leistung des FCSP in Halbserien betrachtet, so trübt das den Eindruck einer eigentlich guten Saison. Mal gucken, ob wir die Region nächstes Wochenende noch aus dem Millerntor boxen und damit ein versönliches Saisonfinale erleben.
Die Rückfahrt …
… da haben wir schon mehr gelacht. Der bescheidene Verfasser dieser Zeilen macht den cleveren Move, nach erschöpfendem Gelatsche durch die sommerlichen Temperaturen sich mal einen Augenblick hinzulegen – zack, ist es mitten in der Nacht und wir haben Kopf Schmerzfeld längst passiert. Was derweil im Partywagen passiert, entzieht sich so unserer Kenntnis. Aber wie heißt es eh so schön? Was im Sonderzug passiert, bleibt im Sonderzug.
Aus der geplanten Ankunft gegen ein Uhr in Hamburg wird so rein gar nix. Mehrere ungeplante Zwischenstopps, auch wegen Personenschäden auf der Strecke, halten den Sonderzug auf. Wir wissen nichts Genaues, aber wenn Menschenleben zu Schaden kommen, sind Verspätungen das geringste Übel. Jedenfalls wird es vier Uhr nachts, bis der Wohnungsschlüssel seufzend ins Türschloss sinkt und der Müll des Hafengeburtstag-Wochenendes draußen bleibt. Es ist nicht jeder zum Auswärtsfahrer geboren.
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