FCSP – RBL 1:0
Liebe Leserinnen und Leser,
Am Freitagabend in einem spannenden Spiel das beste Team der Liga geschlagen! War das nicht geil? Wir beginnen kurz mit der Rekapitulation des Spiels, lassen ein paar Worte zur Stimmung fallen und abschließend (weil das immer noch nötig scheint) ein paar Zeilen zum Gegner aus Leipzig.
Zum Abschluss der Veranstaltungen des FCSPs rund um den Gedenktag an die Schoah konnte der Verein in Kooperation mit dem Fanladen es einrichten, dass anstatt des Hauptsponsors der Schriftzug „Kein Fußball den Faschisten“ auf den Trikots zu lesen war. Das ist ein verdammt wichtiges und gutes Statement! Vielen von uns scheint es vielleicht gar nicht so sehr außergewöhnlich gewesen zu sein, da wir den Spruch regelmäßig in riesiger Ausführung auf der Gegengeraden sehen können, aber auch auf unzähligen Schals, Pullovern und Buttons. Allerdings hat diese prominente Platzierung durchaus dafür sorgen können, dass es auch Leuten aufgefallen ist, die in der Regel nicht beim FCSP oder in sonstigen linken Kreisen unterwegs sind.
Es sei jedoch angemerkt, dass viele Leute aus der Süd auf Nachfrage sagten, dass man die Durchsage gar nicht gehört hatte – angesichts der traditionell eher leisen und schlecht zu verstehenden Lautsprecherdurchsagen bei uns nicht allzu verwunderlich. Was wir uns jetzt ersparen ist, den verlesenen Text in Einzelheiten zu zerlegen. Natürlich sind da einige Formulierungen nicht perfekt unserer Meinung nach, aber wie hieß es so schön: „Das war mit Leipzig zu machen.“ Und solche gemeinsamen Aktionen sind gut.
Das Spiel
Gefiel. Ratsches Tor nach gerade mal acht Minuten bringt die Boys in Brown in die Situation, nun 82 Minuten die Führung verteidigen zu müssen. Dass dies klappt, haben wir wohl in erster Linie dem verdammt starken Einsatz vieler Spieler zu verdanken (exemplarisch seien mal Buballa und Ratsche genannt), sowie der stabilen Abwehr und natürlich auch Robin Himmelmann, der hinten eine gute Figur macht. Die Körpersprache, die stimmt an diesem Tag auf jeden Fall. Da hängt sich jeder rein.
Vielleicht funktioniert vieles in der Mannschafft mittlerweile besser und vielleicht ist Rzatkowski auch sehr bescheiden, wenn er im Interview sagt, dass das primäre Ziel der Nicht-Abstieg sei. Trotzdem steht wohl auch Freitag gegen den FSV kein Team auf dem Feld, das am Ende der Saison mindestens auf dem vierten Rang stehen wird. Bemerkenswert ist die historische Bilanz gegen Leipzig. Vier Spiele, Torverhältnis 4-4, aber drei Siege des FCSP und eine Niederlage. Im ersten Spiel semmeln die Ratsche um, seitdem verlieren sie immer 1-0 gegen uns. Wer sagte nochmal, dass es keinen Fußballgott gäbe? Leipzig hat bisher dreimal verloren diese Saison. Zweimal gegen uns. Die dritte Niederlage gab es gegen die Region.
Die Stimmung
Mit der kreativen Realisierung der Blockfahne durch USP beginnt der Abend, der stimmungstechnisch wohl als durchwachsen beschrieben werden kann. Sicherlich ist es nicht leise, aber an einem Freitagabend mit früher Führung? Da wäre doch mehr drin, oder? Diesen Gedanken hat auch der Übersteiger, der außerdem das geringe kreative Potenzial auf der Gegengerade herausstellt. Ja, leider wahr. Glaubt man so manchem Hardliner im Support-Diskurs, so müsste doch eigentlich die spontane und hierachiefreie Gegengerade ein wahrer Quell kreativer Unterstützung des Teams sein. Macht was draus!
Gedanken zum Gegner
Die Kritik an RBL äußert sich trotzdem jede Woche mit jedem Gegner der Bullen neu, egal ob in Leipzig oder auswärts. Mal durchaus angebracht, mal auf unterem Niveau und mal in Denkfiguren, die wir äußerst bedenklich finden. Und das auch in Szenen, die sich eigentlich Progressivität auf die Fahnen geschrieben haben.
Wenn über RBL gesprochen wird, fallen ganz oft Begriffe wie „Kultur“, „Authentizität“, „Tradition“ und so weiter. Die Argumentation mit diesen Vokabeln geht in der Regel ziemlich doll schief. Das fängt bei Facebook-Kommentaren und hört auch bei Chefredakteuren großer deutscher Fußbalmagazine leider nicht auf. Natürlich kann ich nicht verlangen, dass jeder Stadionbesucher sich durch die postmoderne Begriffsgeschichte dieser Worte gekämpft hat, aber wir verlangen ein wenig Reflektionsvermögen, gerade wenn man mit diesen Bezeichnungen und Ideen dazu benutzt, die RBL-Fans dafür zu beschuldigen, den Fußball zu zerstören oder ihnen noch lieber direkt auf die Fresse hauen würde.
Um es ganz kurz zu machen: Kultur, Traditionen und erst recht die Zusammensetzung der Fußball-Bundesliga sind keine ontologischen Realitäten, sondern immer durch Menschen konstruiert und auch durch Menschen mit Bedeutung aufgeladen. Trotzdem denken wir in solchen Kategorien, teilen in „authentisch“ und „unauthentisch“ und ordnen dies hierarchisch ein. Das halten wir für bedenklich. Und das Aufteilen in solche Kategorien mit entsprechenden Konnotationen aufgrund der damit einhergehenden Auf- und Abwertungen übrigens auch anschlussfähig an rechte Denkmuster.
Nehmen wir als Beispiel den FC Bayern. Wir fragen euch, liebe Leser und Leserinnen, was macht dieses Geklüngel aus Adidas, Telekom, Allianz, Audi und der CSU besser als Red Bull? Da geht es genauso um wirtschaftliche, vielleicht auch um machtpolitische Interessen. Und trotzdem gehört Bayern München zum Kanon der authentischen, „echten“ Clubs (wie z. B. auch ein anderer prominenter Leipziger Verein, dessen offizielle Vertreter gerne rassistische und rechte Umtriebe in der Anhängerschaft relativieren). Hier Tradition als entscheidenen Faktor in die Debatte einzubringen, ist ehrlich gesagt Argumentieren auf Stammtischniveau. Diese vermeintliche Komplemantarität von Tradition bzw. Authentizität und Kommerz ist naiv und hat mit den realen Verhältnissen nichts zu tun.
Bleiben wir beim FCB: Wenn wir mit Leuten von USP oder aus der Südkurve über die Rot-Weißen sprechen, die ja bekanntlich regelmäßig die Schickeria zu Gast haben oder teilweise sogar mit denen zusammen durch Europa und darüber hinaus auswärts fahren, hören wir manchmal Aussagen wie: „Die Leute von der Schickeria sind halt sehr cool (das sind sie ohne Zweifel!), aber viele Dinge im Verein können wir auch nicht gutheißen.“
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