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Stellingen und Bielefeld

Liebe Freunde des gepflegten Rasenzertretens, bei Parallelspielen der ersten und zweiten Mannschaft müssen wir mal das Messer durch die Butter unserer Blogbesatzung schneiden lassen und teilten uns auf. Und da wir Freunde der Chronologie sind, beginnen wir mit:

Stellingen

Zunächst also zum kleinen Stadtderby. Der Vorwurf, die notorisch proklamierte Mentalita Ultrà zu verletzen, sei mal dahingestellt. Montagabend nach Bielefeld ist einfach nicht drin bei mittelschweren universitären Verpflichtungen, Altona-Nord ist da doch etwas besser erreichbar. Aufgrund eben dieser kommen wir circa zehn Minuten zu spät in den mit vielleicht 150 Leuten besser als erwartet gefüllten Auswärtsblock der Wolfgang-Meyer-Sportanlage und erwerben glücklicherweise den vorletzten(!) halben Liter Bier, aufgeteilt auf zwei kleine Plastikbecher. Hell yeah. Einer der beiden überforderten Verkäufer verabschiedet sich zeitgleich Richtung Metro. Da soll noch mal jemand sagen, dass die Organisation beim HSV suboptimal sei.

Auf der entgegengesetzten Tribüne stehen und sitzen circa 400 Anhänger der Schwarz-Weiß-Blauen. Wenig weiß, viel blau. Sektion Mallorca lässt grüßen. Was für eine peinliche Vorstellung. Viel schalalala und olé olé, selbst die einfachsten Gesänge der fünfzigköpfigen Kerngruppe im vielstimmigen Kanon und das trotz Trommel und einer Art Megaphon. Die Gesangsauswahl hat ebenfalls etwas Provinzielles. Ein poptheoretische Untersuchung von Chants wie „Eure Eltern gehen zum HSV“ wäre mal interessant. Warum die Distinktion der Nachwuchsgeneration etwas Schlechtes sein soll, weiß man wohl auch nur in Pinneberg. Ansonsten viel ritualisiertes gegenseitiges Gepöbel, nichts Besonderes.

Das Spiel kann man wohl als typischen Regionalliga-Kick bezeichnen. Nicht wirklich sehenswert, trotz der Chancen beider Teams und schnellem Ballwechsel, bedingt durch viele Fehler. Auf braun-weißer Seite spielen u. a. mit Startsev, Deichmann, Kurt und Litka durchaus vielversprechende Jungs. Torschütze zum gut herausgespielten 1:0 in der 43. Minute ist jedoch der neunzehnjährige Dennis Rosin, der im Mittelfeld eine starke Partie spielt.

Halbzeit, zurück zum Verpflegungsstand

Der Nachschub ist noch nicht eingetroffen, auch die warmen Getränke sind ausgegangen. Bei den doch recht kalten Temperaturen ein wenig ärgerlich. (Spoiler: Rund um die 60. Minute gibt es dann wieder was zu trinken, was wiederum fünf Minuten später erneut ausverkauft ist. In der Schlange einigt man sich auf Rationierung. Offenbar ist es dank polizeilicher Maßnahmen nicht möglich, das Stadiongelände mit dem Auto zu verlassen. An der prekären Situation seien natürlich wir latent blutrünstigen Fans schuld, die
diese Maßnahmen nötig machen würden. Missmanagement und Fehlkalkulation ausgerechnet beim HSV zu vermuten, wäre auch wirklich unangebracht. Nun ja, sind ja nicht unsere Einnahmen.)

Die zweite Hälfte liefert sportlich ein nur leicht verändertes Bild. Die Gastgeber werden zunehmend präsenter und können sich mehr Spielanteile und Torchancen sichern. Auch wenn der Gegentreffer durch Daouri in der 71. Minute durchaus vermeidbar wäre, geht der Ausgleich spielerisch absolut in Ordnung. Die Endphase wird hektisch und damit geht der HSV-Nachwuchs eindeutig besser um. Auf braun-weißer Seite schleichen sich gerade gegen Ende der Partie einfach zu viele Fehler ein.

Soll man letztlich mit dem Punkt zufrieden sein? Vielleicht. Sicherlich wäre auch ein Sieg unserer U23 gut denkbar gewesen, aber nach subjektivem Gefühl war der HSV näher am 2:1.

Die Ankündigung der dritten Halbzeit durch die Gegenseite bleibt eine leere und nicht gerade beeindruckende Drohung, wohl auch aufgrund der starken Präsenz von Polizei und privaten Sicherheitskräften. Also #alleswieimmer. Darauf widmen wir unsere volle Aufmerksamkeit dem Geschehen auf der Alm.

Bielefeld

Hinfahrt? Schnell und unproplematisch? Parkplatz? Schnell und unproblematisch. Getränk in der Gaststätte Almblick? Schnell und unproblematisch.

So könnten wir noch weitermachen, aber dann wärt ihr wahrscheinlich schneller im Tiefschlaf, als Skyman Bälle abwehren kann.

Die Polizei hat wieder Riot ausgerufen und so bringt man selbst einen mobilen Flutlichtmast auf die Straße, der wahrscheinlich schon den Schahbesuch beleuchtet hat. Gerade als wir dieses Industriedenkmal bewundern wollen, steigen unsere Ultras aus ihren Bussen und es beginnt eine wilde Hauerei.

Okay, war nur Clickbait, denn natürlich passiert rein gar nix. Man stellt sich am Stadioneingang an und erblickt eine Zaun- und Gitterkonstruktion, die wahrscheinlich jedem Sicherheitsfanatiker sofort ein feuchtes Höschen bescheren wird. Zwei Drehkreuze hintereinander (!) und dazwischen ein eigener Käfig, in dem abgetastet wird. Das Abtasten dann auch der Marke megaheftig. Inklusive Hochklappen der Jeans und gucken in die Geldbörse. Argument: „Da könnten ja Aufkleber drin sein“. Oh mein Gott! Man könnte etwas auf euer Betonklo oder noch schlimmer in eure Betonkurve kleben?! Das muss natürlich mit allen, wir wiederholen mit ALLEN Mitteln verhindert werden.

Zum Prozedere gehörte auch die Pflicht, einmal kräftig aufzustampfen. Warum das? Wir konnten uns keinen Reim drauf machen.

Im Block

Nun gut, nachdem wieder keine Cruise Missile gefunden wurde, dürfen wir dann auch in den Stehblock, der zu beiden Seiten natürlich mit ganz vielen Pufferblocks abgegrenzt ist. Ihr müsst das verstehen, die S I C H E R H E I T!! Denn eigentlich sind ja nur wir bösen Fans schuld, die hier schon mal gezündelt haben. Oder noch schlimmer A U F K L E B E R verklebt haben. Schön, dass das Klo nach dem Besuch von uns ordentlich braun-weiß ist.

Nebenbei ist das dann alles ein bisschen albern, wenn man einen direkten Außenzaun im Gästebereich hat, der von einem Ordner bewacht wird, der mehr auf sein Handy guckt oder sich mit Kameramenschen unterhält, als da irgendwie zu sichern. Wenn man hier also eine Pyroshow machen will, dann gibt es da einfachste Mittel und Wege.

Nun gut, der Block fülle sich und wir haben einen netten Platz ganz oben. Warum Leute aber sich in Gästeblöcke stellen, die 90 Minuten nichts Besseres zu tun haben, als sich über Ultrà-Gesänge aufzuregen und sich demonstrativ die Ohren zuzuhalten, wird sich uns nicht mehr erschließen. Das ist echt eine klasse Supportdiskussion. Immerhin ist die Mitmachquote deutlich höher als bei den letzten beiden Spielen.

Spiel? Da war ein Spiel? Schwammdrüber-Blues. Die einzig sehenswerte Szene macht ein Robin H. kaputt. Sonst stümpern beide Seiten vor sich hin und der üble Acker tut sein übriges. Das ist halt auch mal zweite Liga. Punkt mitnehmen, eintüten und fertig.

Chef, Pause!

Langsam merkt man den Jungs auch die Intensität ihres eigenen Spieles an. Die sind ganz gut durch. Wird Zeit für Weihnachten und ein bisschen Pause. Umso mehr gilt es auch für den zwölften Mann, am Freitag noch mal alle Stimmbandreserven zu mobilisieren und die Jungs zum verdienten Heimsieg zu brüllen.

Rückfahrt? Schwertransport mit Überbreite ist das Stichwort. Immerhin ist das spritsparend.

6 Kommentare

  1. Das mit dem Aufstampfen mit den Füßen gab es in Karlsruhe auch. Auf Nachfrage hieß es, dass man ja schließlich was in den Schuhen haben könnte. Das war zwar auch keine ganz befriedigende Antwort, aber immer noch besser als das Ausziehen der Schuhe auch im Regen wie es im Cottbuser Gästeblock mal üblich war (oder vielleicht noch üblich ist)..

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