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Ein Spiel mit einem Nachspiel

Sonntag. Zeitumstellung. Daher mal später zum Millerntor. Und doch sind nurzwei Drittel des Kollektives vertreten. Ein Drittel kümmert sich um den Nachwuchs. Muss auch mal sein. Die zwei Drittel sind sich beim Fachsimpeln uneinig. Einmal wird eine hohe Niederlage erwartet, einmal mindestens ein Unentschieden. Aber wir wissen auch: Wenn unser Blogältester negativ ist, dann wird es positiv. Kontraindikator nennt man das wohl.

Es ist irgendwie trotzdem zu früh. Zweite Liga heißt übersetzt „doofe Anstoßzeiten“. Alleine deswegen will niemand ernsthaft nur „die zweite Liga rocken“ Samstag um 15:30 mal Fußball zu spielen, wäre schon schön.

Schnell sind die Hürden des Einlasses überwunden und die traute Runde wird eingenommen. Ein bisschen erstaunt ist man über Christian Streich. Man muss den Jungen im Spiel nicht symbadisch finden, man kann seine ständige Schiedsrichterschelte absolut unpassend finden, aber außerhalb des Platzes ist der Junge Gold wert. Da wird mit Rettig gescherzt und mit Ewald diskutiert. Beide Begegnungen enden in einer herzlichen Umarmung.

Nur das mit dem Scouting hat man da im Badenland nicht so wirklich. Wir zitieren aus der Presekonferenz vor dem Spiel:

“St. Pauli ist auf jeden Fall eine Spitzenmannschaft in der 2. Bundesliga, mit sehr guten Fußballern vor allem im Mittelfeld und in der Offensive, die über ihr technisches Niveau und über ihre Gewandtheit kommen.”

Okay, wer von euch hätte insbesondere auf unsere sehr guten Fußballer in der Offensive explizit hingewiesen? Aber dazu später mehr.

In der ersten Halbzeit passiert nicht wirklich viel. Es ist das, was Fußballtrainer so gerne als Abnutzungskampf beschreiben. Aber beide Torhüter haben nicht wirklich viel zu tun.

In der Halbzeit dann in der Süd eine Pyroshow. Mit 50/50-Reaktion von Gemotze und Geklatsche der Gegengerade. Nun sind die Argumente pro und kontra Pyro mehr als ausgelutscht und sie bewegen sich auch nicht wirklich mehr. Aber sie kochen doch immer mal wieder hoch und werden dann auch noch vom Boulevard befeuert.

Es ist dann immer wieder erstaunlich, wer dann alles seine Liebe zum kapitalistischen Gedankengut wiederfindet („Das kostet doch alles Geld“). Da kann man doch wieder nur leise Kettcars „Money left to burn“ vor sich hin singen. Oder auch immer beliebt: Der Rückfall in Law-and-rder-Forderungen „Alle rausholen und sofortiges Stadionverbot, am besten lebenslang.“ Beides irgendwie kein links-progressiver Lösungsansatz, oder?

Wenn es da mal jemand schafft, den gordischen Knoten der Emotionen und Gegenemotionen zu durchschlagen, vielleicht findet man dann einen gemeinsamen Konsens. Wir haben es jedoch aufgegeben. So richtig schocken tut das Spiel mit dem Feuer irgendwie auch nicht mehr. Zu geplant, zu berechenbar ist sein Erscheinen im Alltag.

Zu dem monetären Aspekt des Ganzen aber noch ein kleiner Hinweis: Wenn ihr so vor den Fanräumen rumlauft, dann findet ihr da auch einen Spendentopf mit „Pyro“ drauf. Schmeisst doch einfach mal einen Euro rein.

Sammeln ist sowieso ein gutes Stichwort: Danke an die 2. und VIII. Damen, die wieder mal eine riesige Sammlung von Hilfsgütern organisierten und durchführten. Ihr seid echt klasse!

Wieder einmal sagen wir danke, diesmal an alle Spender und die 2. Handballdamen für die tolle Sammelaktion vor dem gestrigen Heimsieg!

Posted by VIII. Damen on Montag, 26. Oktober 2015

In der 2. Halbzeit dann ein verändertes Bild. Freiburg findet nicht mehr statt. Und wir bemühen uns, treffen aber – wie beinahe üblich – das Tor nie so, dass es wirklich brandgefährlich wird. Aber gerade als man sich mit einem 0-0 abfindet, zieht Thy ab, der Torhüter pariert knapp und Ratsche steht da, wo ein Sturmtank Mittelfeldspieler stehen muss.

Sowieso Thy. Man muss für den Jungen auch mal eine Lanze brechen. Natürlich ist das kein Lewandowski, der in neun Minuten fünf Tore macht, aber was der ackert, was der für Räume schafft und was der auch in der 90. Minute noch an Selbstbewusstsein hat, den Ball so auf das Tor zu befördern, das ist schon klasse. Und so legt er ein Assist auf.

Im Fußball immer wieder zu kurz kommt der zwöflte Mann. Und damit ist hier mal nicht das Publikum gemeint. Sondern der Spieler, der eigentlich überall spielen kann und immer bei Lücken ins Team geworfen wird. Bei uns ist das ein Kalla, der keine Position wirklich fest bekleidet, aber da ist, wenn irgendwo Not am Mann ist. Umso erstaunlicher, dass er dann auch die Kapitänsbinde trägt und nicht Lasse, der ebenso Stellvertreter wäre.

Guckt ihr auch nach diesem Spiel immer noch nach unten? Das ist euer gutes Recht, denn die 2. Liga ist enger als sie in den Jahren zuvor war. Die ersten acht Mannschaften innerhalb von fünf Punkten und selbst zu Tabellenplatz 12 sind es gerade mal neun Punkte.

Man bedenke jedoch, dass es zu den berühmten 40 Punkten (und die werden auch diesmal reichen) gerade mal noch 18 sind. Das erreichen wir selbst dann, wenn wir einen ähnlichen Punkteschnitt fahren wie letzte Hinrunde. Das sollte machbar sein.

St. Pauli SC Freiburg Oktober 2015

Ja ja, redet mal drüber.

Insgesamt haben wir gerade mal ein Tor mehr geschossen als letzte Saison. Aber zehn Punkte mehr. Liegt wohl ganz einfach an den zwöfl Gegentoren weniger diese Saison.

Was auch für unsere Qualitäten spricht ist, dass wir Ausfälle und Abgänge bisher mehr als gut kompensieren. Da verletzt sich ein Alushi, der bis dahin wirklich eine Stütze ist, und es fällt nicht wirklich auf. Da geht ein Halstenberg nach Leipzig und es fällt gar nicht auf. Da verletzt sich der Kapitän und wird mehr als gleichwertig ersetzt. Wer dies vor der Saison prognositiziert hätte, den hätten wohl alle für besoffen erklärt. Plötzlich hat Ewald ein Luxusproblem und einen designierten Kapitän auf der Bank. Es gibt Schlimmeres für einen Trainer.

Wir wollen jetzt gar nicht übermütig werden und der nächste Gegner ist immer der schwerste, aber nach Bochum haben wir in der Hinrunde noch viermal untere Tabellenhälfte als Gegner. Da kann man doch vielleicht noch zehn Punkte holen, oder? Und dann scheint uns in der Rückrunde die Sonne aus dem Arsch. Aber so richtig.

Und so ein bisschen träumen wir von Europapokal. Nach der nächsten Saison. Wer weiß, was alles mit Ewald möglich ist.

5 Kommentare

  1. […] Schuninio: “It’s like s story of love” – Bericht Magischer FC: “Ein Spiel mit einem Nachspiel” – Bilder Stefan Groenveld: “War ja klar…” – Bilder bei USP […]

  2. […] Es schrieben bereits: Stefan Groenveld: War ja klar… Übersteiger: 12. Spieltag (H) – SC Freiburg beebleblox: Beinahe Bundesligafeeling Grenzenlos Sankt Pauli: Oben auf und oben dran SouthEndScum: Killers on the loose! Magischer FC: Ein Spiel mit einem Nachspiel […]

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