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Auf Wiedersehen, CBö!

Nachdem nun auch klar ist, dass man sich vollständig trennt, diese Worte zu Christian Bönig seinem Abschied:

Vorweg: Christian war bei uns in einer Art Sandwich-Postion tätig. Irgendwo zwischen „sportlichem Bereich“, in dem frühkapitalistische Leistungsprinzipien und Führungsmuster von anno dazumal herrschen, und dem administrativen Bereich, in dem sich hoffentlich so etwas wie Teamwork und kooperativer Führungsstil festgesetzt haben. Machen wir uns nix vor. Wenn ein sportlicher Entscheider zu dir sagt: „Deine Nase gefällt mir nicht, weil du am 12.05. Geburtstag hast“, dann wirst du im sportlichen Bereich nichts werden. Und dann wirst du in dieser Welt der absoluten Autorität auch keine Chance haben. Das sollte in einem normalen Unternehmen zumindest ein wenig anders sein, außer es führt wie in den 40er Jahren.

Weiterhin verbieten sich jegliche Spekulationen über Gründe oder Nicht-Gründe. Arbeitsverhältnisse unterliegen als höchstpersönliche Verträge einer breiten Schweigepflicht. Und das gilt umso mehr, wenn es sich nicht um hochbezahlte Showstars der Marke Fußballspieler handelt. Die bekommen dafür, dass diese Verschwiegenheit ausgehöhlt wird, immerhin ein gewisses Schmerzensgeld. Grenzen werden da trotzdem überschritten.

Dies vorweg geschickt: Selbst wenn CBö goldene Löffel geklaut oder Thomas Meggle mit Volldampf auf den Tisch gekackt haben sollte, es ändert nix an dem nun Folgenden. Ebenso – und das sei nun auch mal ausdrücklich gesagt – ist CBö nicht „St. Pauli“ oder „hat der Verein nun seine Seele verloren“. Leute, übertreibt nicht immer so. Und schon gar nicht muss nun „das Präsidium weg“ und „Corny wieder her“. Arbeitsverhältnisse enden, sie enden auch mal unschön. Aber das ist wie eine Ehe. Passiert. Sagt aber wenig darüber aus, ob die beteiligten Menschen sonst gute Menschen sind oder nicht. CBö war ein sympathischer Teil, der nun nicht mehr bei uns wirkt. Ganz unemotional. Emotionen ab jetzt:

Christian, in vielen Dingen wären wir wahrscheinlich komplett anderer Meinung gewesen. Ich werde alleine schon nie verstehen, wie man für den Springer-Verlag arbeiten kann. Ich werde auch nie mit dieser Schein- und Glamorwelt warm, die so Fußballspieler umgibt. Du schon. Und ich hätte auch null Bock, die irgendwie hegen und pflegen zu müssen. Du schon.

ABER über diese Grenzen hinweg hast du dich schnell mit der ja auch nicht ganz einfachen Fanszene eingelassen und mit ihr immer kommuniziert und Dinge ermöglicht. Was ich dabei an dir mochte, war, dass du niemanden nach dem Bart geredet hast. Zumindest nicht, wenn ich dabei war. Da habe ich häufig genug ehrliche, offene und kritische Worte gehört. So war das auch bei der Viva. Ab und zumal hast du da vielleicht zu schnell die „Können wir nicht machen“-Keule geschwungen, aber hey. Ich könnte es immer nachvollziehen, auch wenn ich vielleicht mehr Rebell hätte haben wollen. Und das ist, wenn es in einer menschlich freundlichen Art passiert, echt viel wert. Und das habe ich in der Zusammenarbeit mit dir geschätzt. Dein Wort zählte. Das ist auch viel wert.

Christian Bönig

Ein paar Jährchen her

Oder wenn man in diesem Blog mal über dich gepöbelt hat. Oder irgendwas, wo du meintest, dass es in deine Zuständigkeit fällt. Fünf Minuten später, Telefon klingelt. So richtig böse hab ich die nie erlebt. Wahrscheinlich hast du die fünf Minuten für eine Beruhigungszigarette und einmal an Josips Ohr vorbei ein „Ist dieser N. nun vollkommen doof?“-Brüllen genutzt und warst deswegen schon wieder gefasst. Und dann wurde es diskutiert. Und am Ende war man vielleicht immer noch nicht einer Meinung. Aber man hatte verstanden, was der andere sagen wollte. Und noch viel wichtiger: Man hat es respektiert.

So durften wir dann auch mal uns über AGB beim Ticketverkauf kloppen. Nach 15 Minuten Streitgespräch (sachlich!) stockten wir beide und sagten: „Warum telefonieren gerade WIR miteinander? Ich meine du bist die Pressestelle?“ Aber letztendlich hat man auch dort Lösungen und Kompromisse gefunden. Vielleicht war das auch immer so ein bisschen deine Stärke wie Schwäche. „Ich bin nicht zuständig“ war nie dein Satz.

Und daher kann ich nur sagen: Danke, dass du da warst. Danke, dass du zehn Jahre St. Pauli mitgeprägt hast. Schade, dass du irgendwann Presse und den ganzen Kram nicht mehr machen wolltest. Danach hatten wir nur noch wenig zu tun.

Egal was du jetzt machst: Viel Erfolg dabei. Und da du ja schon angekündigt hast, dich wieder auf die Gegengerade zu stellen. Komm gerne mal auf ein Bier und ein Joint beim Breiten Tresen vorbei.

Mach es gut, CBö.

PS: Ich tue es ja de facto sowieso, also haben die beiden besten Menschen dieser Welt und ich beschlossen, dass ich auch offiziell hier wieder mitmache. Ich werde aber eher nicht regelmäßig schreiben. Dafür lese ich viel zu gerne J.s abgedrehten Spielberichte mit A.s intellektuellen Einsprengseln. Oder andersherum?

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