oder
90 Minuten sind lang
Liebe Haudegen und Haudeginnen,
kam euch das Düsseldorf-Spiel schon unwirklich vor? Was nun aber am Freitag passierte, schlug den vorherigen Heimsieg noch um ein Stück – wenn auch in einer ganz anderen Richtung. Es ist, als ob sich das viele Pech, die sprichwörtliche Scheiße am Schuh, einfach mal von den braunweißen Tretern gelöst hätte und dafür den Nürnbergern ins Gesicht klatsche. Recht so.
Mit sehr gemischten Gefühlen gehen wir an diesem Tag ins Stadion. Wie kann man auch anders, wenn auf einen 4:0-Heimtriumph ein 0:3-Auswärtsdebakel folgt? Einiges kann man dem Team in dieser Saison vorwerfen; dass sie uns langweilten, sicher nicht.
Hinein. Feine Süd-Choreo mit großer Blockfahne, Diskussionen über die seltsame Südstaaten-Flagge im Nürnberger Block (der erneut in Haupttribüne und Behelfstribüne in der östlichen Nordkurve unterteilt ist). Die Fans aus Franggn, die in der Halbzeitpause putzig von USP gedisst werden, sind trotz der gespaltenen Blöcke recht laut, scheint uns – auch schon vor dem Spiel. Wir vertreiben uns ausnahmsweise die Zeit bis zum Anpfiff mit dämlichen Wortwitzen.
Gibt’s Fußball?
Los geht es. Und so stehen wir auf den heiligen Stufen und es fällt nicht leicht, sich zu konzentrieren. Mehr als einmal sind die Nürnberger dicht daran, uns vorzeitig die Lichter auszuschießen. Das macht nervös. Unsere Jungs bleiben harmlos, der Support auf allen Tribünen wirkt leise wie lange nicht mehr, es sieht so gar nicht gut aus. Der Gedanke ist da, dass das anschließende Konzert von Social Distortion in der Sporthalle in besserer Erinnerung bleiben würde als das Spiel.
Doch Nürnberg schießt einfach kein Tor. Der Dank gebührt vor allem Himmelmann, der einige gefährliche Bälle vom Kasten wegwischt. Einer der besten heute! Die Rückkehr von Schachter enttäuscht hingegen ein wenig, aber klar, nach so einer Pause läufst du nicht unbedingt gleich wieder rund. Auch die weiteren Hoffnungsträger der letzten Spiele glänzen eher durch Fehlpässe und mangelnde Übersicht. .
Aber die Minuten laufen weiter ab. Sollen wir etwa Glück haben mit diesem torlosen Remis, das zu wenig im Abstiegskampf ist, aber angesichts des einseitigen Spielverlaufs mit Kusshand genommen werden müsste? Große Rechenkünste bemühen wir nicht einmal außerhalb des Stadions, also ist der Gedanke überflüssig. Ohjeohje, was nehmen wir denn nun heute mit?
Per aspera ad jede Menge Astra
Dann geschieht das Unfassbare. Kurz vor Schluss die Ecke von Daube, irgendwie segelt Sobiech mit seinem Edelschädel zum Ball und pustet den an den Nürnberger Innenpfosten und damit ins Tor. ERUPTION! Liebes Millerntor, wann hast du es das letzte Mal erlebt, dass innerhalb von fünf Sekunden deine Stufen mit einer derartig kolossalen Menge Gerstensaft getränkt wurden? Von den ungläubig krakelenden Zwanzigtausend darinnen ganz zu schweigen. WIE. GEIL. IST. DAS. DENN?
Die Nachspielzeit überstehen wir ohne das, was sonst so gern kommt. Den Gästen bleibt keine Zeit mehr, wir juckeln den Sieg nach Hause. Wahnsinn! Leider müssen wir fix raus, Social Distortion warten nicht auf uns. Das Konzert übrigens wird nicht als Musterbeispiel energiegeladenden Punkrocks in die Weltgeschichte eingehen. Die letzten fünf Spielminuten umso mehr.
Nun, wenige Tage nach dem rauschhaften Dumm-und-glücklich-Sieg gegen den FCN sieht die Realität schon wieder ernüchternder aus. Da denkste, die anderen Teams da unten im Grubenwasser der Liga würden schön durch den vorgelegten Sankt Paulianer Erfolg unter Druck gesetzt und hielten dem nicht stand, da gewinnen die plötzlich alle. Relegationsplatz, Status quo ante bellum. Was den Sieg natürlich nicht weniger wichtig macht!
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