oder
Wie sagen wir’s dem Kinde?
Ach Leute,
wieder ist ein Spiel vergangen, nun schon ein paar Tage her. Das Ergebnis gegen Lautern sieht aus, wie wir es mittlerweile gewohnt sind. Und dennoch sehen wir keinen Grund, nun den tiefsten Kummer zu schieben. Irgendwie, irgendwo, irgendwann wird es bergauf gehen mit unserem FC St. Pauli.
Es ist ein mieser, kalter Novembersonntag. Erster Advent. Es wird kaum Grund zum Feiern geben, das sehen wir realistisch schon weit vor dem Anstoß. Große Vorkommnisse sind rund um das Spiel nicht zu erwarten. Auf dem Südkurvenvorplatz ist es zugig und ungemütlich, also besser zügig hinein in die goldenen Hallen.
Come on, Heißgetränke-Hoschis – wer hat euch denn gebrieft? Allzu lang ist die Schlange vor Kaffee, Kakao und Glühwein, womit der Spieltag doch erträglicher werden sollte. Kaltes Bier schmeckt bei diesen Temperaturen nicht besonders. Was soll’s, wir sind ja nicht zum Spaß hier. Putzig ist die Ersatztribüne in der Nord. Wartet mal, hatten wir nicht schon das eine oder andere Mal ein Provisorium von erstaunlicher Lebensdauer in diesem Stadion?
Irgendwann geht der Kick los, wie zu erwarten ohne erwähnenswerte Ereignisse im Vorfeld. Es fühlt sich an wie immer: Unsere Elf in einer Aufstellung, die wir als „verzweifelt“ bezeichnen würden, schlägt sich die ersten Minuten recht gut – bis dann der obligatorische Nackenschlag in der 22. Spielminute einsetzt.
Entsteht das erste Gegentor noch unglücklich, lädt man die Lauterer zum 0:2 nur wenige Minuten später förmlich ein. Billige Psychologie: Es verwundert wenig, dass die Abstimmung einer derartig angeschlagenen Mannschaft in die Hose geht. So etwas darf EIGENTLICH nicht passieren, es passiert aber. Frust, Resignation, Galgenhumor auf den Rängen.
Die zweite Hälfte bringt Besserung. Nicht nur, dass die Braunweißen über weite Strecken Spiel bestimmend werden, zumindest auf kämpferischer Ebene. Es zahlt sich doch tatsächlich auch mal wieder aus, Halstenberg nimmt sich ein Herz und versenkt Sippels schlechte Faustabwehr in die Maschen zum ersten Heim-Treffer seit Wochen. Allerorten wird es laut, die Stimmung steigt, der Glaube an den FCSP ist wieder da.
Doch die aktuellen Drehbücher des Zweitligafußballs haben für uns weiterhin nur die Rolle als Prügelknabe vorgesehen. Ein geschickter Konter und die Hoffnung zerspringt in der Schlussphase. Abpfiff, lange Gesichter. Einmal mehr hat es nicht sollen sein mit Punkten für Sankt Pauli.
Wir haben uns schon einmal Gedanken darum gemacht, was den Umgang mit dieser Misere seitens der Fanszene betrifft. Das kommt erneut zum Tragen, als die Süd ein frisch fertiggestelltes langes Spruchband entrollt, auf dem die Niederlagen der letzten Wochen mitsamt der Frage „Ist das euer Ernst?“ zu lesen ist. Hui, das scheint wenig fair, wo sich die Mannschaft doch heute wenigstens nicht wie die Schafe zur Schlachtbank führen ließ.
Klar, bei anderen Vereinen steht dann dort: „Ihr habt eine Stunde, um die Stadt zu verlassen.“ Es gibt immer einen schlimmeren Kriegsschauplatz. Aber ein Transpi wie an diesem Tag finden wir irgendwie nicht dem Geiste angemessen, den wir mit dem Support eines FC St. Pauli verbinden.
Wir werden das gewiss nicht überbewerten und billigen jedem Fan zu, seine eigene Art der Trauerbewältigung zu haben. Aber das Spruchband suggeriert, eine ganze Kurve würde nur noch den Kopf schütteln über die Jungs auf dem Rasen. Ist das denn so? Überhaupt: Wessen Ernst soll das denn sein? Spieler, Trainer, Sportchef…? Und sucht ihr wirklich nach Sündenböcken?
Ein bisschen hängen die Köpfe, ein bisschen frohen Mutes sind wir aber doch. Geduld, liebe LeserInnen, die Winterpause kommt. Gebt dem Team noch etwas Zeit, sich zu finden, Stabilität herzustellen und nach vorne zu schauen. Floskel hin oder her: Abgerechnet wird am 34. Spieltag.
[…] Es schreiben noch: Kleiner Tod Breitseite Bilder von USP Keep calm and follow Sankt Pauli Kiezkieker Metalust & Subdiskurse Reloaded Stefan Groenveld Beebleblox Sankt Pauli Mafia Sitzblogade Magischer FC […]