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Zu viel Schaum, zu wenig Bier

oder

Kommt jetzt die Rokal-Runde?

Ladies & Gentlemen,

wir sind tatsächlich eine Runde weiter im DFB-Pokal – nicht zu fassen! Man kann nun nicht sagen, dass das eine knappe Kiste gewesen wäre. Ob das 3:1 gegen einen Oberligisten dem eigentlichen Leistungsgefälle zwischen den Spielklassen entspricht, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Nun gut, einfach mal glücklich sein.

Der Verfasser dieser Zeilen macht sich mit einem der Fanladenbusse gegen 9 Uhr auf den Weg in die brandenburgische Provinz. Mit null Erwartungen im Hinterkopf können wir eigentlich nur gewinnen, so der Gedanke. Wir fahren durch einige heftige Regenschauer, was angesichts des kaum überdachten Stadions in Rathenow und unzureichender Regenbekleidung im Gepäck wenig Gutes erwarten lässt. Doch der Donnergott soll später ein wenig Nachsicht mit uns haben. Er kann sich allerdings nicht entscheiden, ob wir lieber Lungenentzündung oder Sonnenbrand bekommen sollen.

Es staut sich ganz gut auf der A24, aber da müssen wir irgendwann sowieso runter, um die Abzweigung ins Havel(niemands)land zu nehmen. Ein Hoch auf unseren Busfahrer in Bus 2, der das System Standstreifen großzügig auslegt und uns damit eine Menge Zeit erspart. Beim Weg über die Landstraßen – kennt ihr eigentlich „Kyritz an der Knatter“ oder Herzsprung“? – machen die vielen NPD-Plakate Lust auf Vandalismus. Doch die Zeit haben wir nicht.

Von Rathenow selbst sehen wir kaum etwas. Es geht direkt zum Stadion Vogelgesang, das in einem abgelegenen Naturpark liegt. Beschaulich ist es mit seinen knapp 5.000 Plätzen, von denen heute rund die Hälfte von Sankt Paulianern eingenommen werden. Viele davon sind aus Berlin und Umgebung gekommen. Der Faktor „bekannte Nasen“ ist gar nicht mal so hoch, wie wir vermutet hätten. Eine kleine, unnötige Provokation gegenüber den spärlich, aber wie so oft zu martialisch auftretenden Polizisten bleibt die einzige Reiberei, von der wir etwas mitbekommen. Gelegentlich hört man noch hie und da einen Böller.

Was schon deutlich vor dem Anpfiff auffällt: Die Rathenower haben den Mund zu voll genommen, was die Ankündigung der Bierversorgung betrifft. Im Ernst: Zwei Stände für mehr als 2.000 durstige Kehlen? „Die trinkfreudigen Hamburger Fans werden keinen Grund zur Beschwerde haben“, hieß es im Vorfeld. Nix da. Manche von uns harren fast eine ganze Halbzeit geduldig in der Schlange, um etwas für die Kehle zu besorgen. Die Toilettensituation ist ähnlich bescheiden, man(n) behilft sich mit dem Zaun als Alternativörtchen.

Ein Provinzclub kann wohl schlecht vorbereitet sein, die Logistik ist für Freizeitkicker und deren Anhang sicherlich eine Herausforderung und auch ein Risiko. Aber dann bitte nicht solche großen Töne spucken. Wir sind nun keine Experten auf dem Gebiet, aber zwei Stände mehr, vier Personen mehr, und die Kasse klingelt doch wie verrückt. Sehr schade, damit haben die Rathenower eine große Chance vertan und Sympathien verspielt.

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Schräges Wetter in Rathenow.

Kommen wir zum Spiel: Noch kurz vorher lässt ein letzter kräftiger Schauer die Zuschauer unter die wenigen Dächer flüchten, doch zum Anpfiff ist es wieder nahezu trocken. Das Geschehen auf dem Rasen ist ganz ansehnlich. Schnell verbeißen sich die Schwarz-Türkisen – ja, wir sprechen vom FCSP – in der gegnerischen Hälfte und haben nicht nur optische (höhö) Vorteile. Nach zweimal Aluminium in kürzester Zeit scheppert es das erste Mal, bald das zweite Mal und nach der Halbzeit dann auch fix das dritte Mal. Nöthe macht ein bemerkenswertes Spiel und auch Budimir darf zum ersten Mal als Sankt Paulianer jubeln. Leute wie Schachter braucht man ja nicht jedes Mal hervorzuheben.

Von Rathenow kommt wenig, aber die Fünftligisten verkaufen sich auch nicht unter Wert. Ein Freistoß wird mal gefährlich, kurz vor Schluss landet ein Sonntagsschuss der Havelländer in den Maschen, sodass Tschauni nächste Woche wieder als Aquaman auflaufen kann. Wie gesagt, ein krasses Leistungsgefälle zwischen beiden Teams sehen wir nicht. Es hätte auch ein Drittligist sein können beziehungsweise unsere Jungs ein Regionalligist. Aber das ist im Rahmen unserer Pokalhistorie bekanntlich schon Jammern auf sehr hohem Niveau.

Kurz vor Abpfiff scheinen sich die Geister des Himmels wieder einen Spaß zu erlauben und fahren finstere Wolken auf. Es bleibt allerdings bei einigen wenigen Tropfen und auch eine nasse Verlängerung sparen wir uns ja zum Glück. Die Pokalhelden kommen zum Abklatschen an den Zaun, wir machen uns bald darauf auf die Heimreise durch eine malerische, spätsommerliche Landschaft. Seien wir mal gespannt, wo uns die nächste Runde hinführt oder ob wir das erste Mal seit sieben Jahren wieder ein DFB-Pokal-Heimspiel erleben werden.

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