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Ein Abschied mit Kanonendonner

oder

Machen wir doch mal wieder ein bisschen Drama

Liebe Menschen, die auf Bildschirme starren,

fast könnte hier ein Text stehen, der dem Spieltagsbericht über das Fürth-Spiel gleicht. Es hätte nicht viel gefehlt und wir wären zu ähnlichen Schlüssen gekommen wie nach diesem überraschend grandiosen 2:2 vor zwei Wochen. Doch dann war da das „nötige“ Quäntchen Pech. Und schließlich wollen wir uns die Sache auch nicht so einfach machen.

97 Minuten sind lang. Fußball ist oft so ungerecht. Der Aufstieg 2014 ist durch für den FC St. Pauli. Machen wir uns nichts vor. Wir hätten uns gewiss nicht geärgert, wenn es dieses Jahr geklappt hätte. Scheiß auf „Wir sind noch nicht so weit“, nix da mit „Wir wollen lieber mehr Siege als Niederlagen sehen“. Einmal hoch, das eine oder andere Spiel für die Ewigkeit und dann halt wieder runter. Das ist das Salz in der Suppe für Zweitligateams wie unseres. Und wenn daraus irgendwann mal eine brauchbare, konstante Erstligamannschaft wird, wer hätte ernsthaft etwas dagegen?

Naja, darum brauchen wir uns jetzt erst mal keine Gedanken mehr zu machen. Zum Aufsteigen braucht es – selbst in dieser komischen Zweiten Liga mit dem Schneckenrennen an der Spitze – eine Truppe, die öfter mal konzentriert und abgewichst spielt. Läuft derzeit nicht mit uns. Kann aber werden.

Denn: Eine Menge Dinge klappen, wenn die Jungs wollen. Und wenn das Millerntor will. Das ist tatsächlich ungefähr die gleiche Erkenntnis wie nach dem Spiel gegen Fürth. Die Qualitäten des FCSP liegen nun einmal im Kampf, das gilt auf dem Rasen wie auf den Rängen. Das Bitterste ist, wenn trotz einer verdammt guten Moral am Ende nichts Zählbares dabei herausspringt. Es gibt so Tage wie an diesem Freitag, da möchte man die Jungs einfach nur in den Arm nehmen und Trost spenden. Die leiden nämlich mit Sicherheit am meisten unter dem Ergebnis.

Lautern1

Unter der Blockfahne…

Heben wir mal hervor, was wirklich gut lief gegen Lautern:
Die Gegengerade hat wieder eine Blockfahne. So skeptisch wir selbst im Vorfeld auch waren, war die Präzision der Arbeit recht beeindruckend. Über das wenig einfallsreiche Black-Flag-Fanladen-Shirt-Logo kann man diskutieren und mehr Lärm, Fahnen und Konfetti danach wünschen wir uns auch für das nächste Mal.
Bemerkenswert ist jedoch, dass die Hände-in-den-Hosentaschen-Fraktion, von der leider viel zu viele auf der Gegengerade stehen, tatsächlich nicht zu blöd oder ignorant war, die Choreo sauber durchzuziehen. Dass selbst bei einer Menge von 3.000 Litern das Konfetti auf der vollen Breite nur ein Strohfeuer bleibt, ist schade. Aber wir finden, das sah schon ganz geil aus. Nachzusehen hier.

Nach dem zweiten Heimspiel in Folge mit diesem Effekt kann nun keiner mehr sagen, es gäbe keine Wechselwirkungen zwischen dem Einsatz auf dem Platz und dem Einsatz auf den Tribünen. Ein Roar kommt eben nicht bei einem Spiel wie gegen Ingolstadt auf. Doch das darf im Umkehrschluss NIEMALS bedeuten, dass sich die Hoschis auf den feinen Plätzen darauf ausruhen dürften, es wäre ja ein lahmer Kick. Dass haben wir alle auch selbst in der Hand – ihr versteht schon, was Wechselwirkung bedeutet!?

Wir glauben, die Mannschaft hat kapiert, dass sich eine körperlich anstrengende Investition in Form von „Arsch aufreißen“ innerhalb der ersten Viertelstunde rentiert. Indem auch die Faulpelze im Stadion aufgeweckt und zu dem einen oder anderen Gesang mitgerissen werden, bekommen die Spieler im Idealfall später eine Menge Kraft zurück. Mut zum Risiko ist in letzter Zeit oft der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Verwalten können andere.

Lautern2

…und nach der Blockfahne.

Das führt uns zu unserem größten Kritikpunkt in Bezug auf diesen Abend: Boller fehlt. Ja, die Auswechslung von Tschauner (Gute Güte, der Junge sah echt übel aus) dürfte die Wechselplanung durcheinander gebracht haben. Respekt an dieser Stelle an Robin Himmelmann, der einen Riesenjob machte. Aber welch ein Jammer, dass #17 an diesem Abend kein Kurz-Comeback-kurz-vor-Schluss gegönnt wurde. Sämtliche Risiken wären wir einzugehen bereit gewesen. Wir verlieren uns da nicht in kontrafaktischer Geschichtsschreibung, aber wir hätten zu gern gesehen, was aus dem Millerntor wird, wenn Freitagabend unter Flutlicht knapp dreißigtausend Kehlen ein „BOLL“ erdonnern ließen, während noch eine gewisse Aussicht auf Aufstieg bestand… das wird es so nun nicht mehr geben.

Nun haben wir doch wieder viel zu viel gesabbelt. Hinter uns liegt eine schöne, tragische Niederlage. Wir wissen, warum wir dort stehen. Allmählich können wir uns auf die Nachbereitung der ganzen Saison konzentrieren, Dinge wie Buchbesprechungen angehen und eine aufregende Sommerpause mit einem gespannten Blick in die Zukunft auf uns zukommen lassen. Nächster Stopp für einen von uns ist Cottbus auswärts inklusive Kultur und Groundhopping in Polen.

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