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Zur aktuellen Lage

oder

Fußball?

Vorwort

Liebe Leser, wir gehen davon aus, dass ihr auf dieser Seite nicht nur Fußball erwartet. Unsere Stärke war ja nie die taktische Betrachtung und die Diskussion, ob Philip Lahm nun auf der 6, 7 oder 8 spielen soll. Können andere Leute viel besser als wir.

Trotzdem verschreibt sich dieses Blog nicht jedem Unrecht dieser Welt, sondern ist primär erst mal ein Fußballblog mit politischen und stadtteilbezogenen Einwürfen. Und da kommt nun die aktuelle Situation ins Spiel. Wenn die St.-Pauli-Kirche im Mittelpunkt eines lokalen Konfliktes über ein globales Thema steht, dann verschiebt sich halt der Schwerpunkt dieses Blogs mal massiv in eine andere Richtung.

Daher nun ein aktueller Überblick und eine aktuelle Bewertung der neuesten Ereignisse vom Wochenende. Wir wollen aber trotzdem mit Verein und Fußball beginnen:

Stadionverbot durch Becherwurf

Puh, was für ein schwieriges Thema. Becherwürfe sind ein lediges Thema und sind eine Dummheit, die aus FCSPlern anscheinend nicht heraus zu bekommen ist. Bereits seit Jahren wurde erst von Fanseite, dann irgendwann auch von Vereinsseite immer wieder gemahnt, den Scheiß zu lassen. Wir wollen die Diskussion gar nicht wieder aufwärmen, halten aber daran fest, dass zwar jedem mal der Becher aus der Hand rutschen kann, aber ein gezielter Wurf niemals gerechtfertigt oder entschuldbar ist.

Nun hat der Verein konkret einem überführten Werfer Stadionverbot erteilt und ihm weitere Auflagen erteilt. Details lässt der Verein offen, sodass wir nicht wissen, welche Länge das Stadionverbot hat und welche Auflagen gemeint sind.

Auf der einen Seite kann man nur „Selbst schuld, du Trottel“ brüllen. Wer die unzähligen Flyer, Aufrufe und Ereignisse (Schalke-Spiel 2011) ignoriert hat, der kann keine Milde erwarten. Und damit sind wir bei dem einen extremen Gedanken.

Auf der anderen Seite steht das allgemeine Unbehagen gegenüber Stadionverboten. Gerade, wenn sie wie hier definitiv als Ersatzstrafe eingesetzt werden. Denn seien wir ehrlich: Von einem präventivem Charakter bleibt hier nix übrig.

Man kann eben nicht auf der einen Seite sagen, dass Stadionverbote scheiße sind und sie dann in so einem Fall vorbehaltlos abfeiern. Sie sind auch in einem solchen Fall eher nicht rechtstaatlich und deswegen problematisch. Wie problematisch, wissen wir nicht, denn ein Stadionverbot von zwei Spielen gegen ein Stadionverbot von drei Jahren sind halt doch zwei Paar Schuhe. Unbequem sind aber beide Paar.

Olaf und Michael, die Rechts-Überholer

Oh ja, man kann sich sehr gut fragen, was man von der SPD eigentlich erwartet. Viel zu häufig waren die Hoffnungen auf einen demokratischen Sozialismus bzw. auf eine bessere Welt von dieser Partei historisch schon enttäuscht worden. Und dies nicht erst seit Schröder. Jedoch: Selbst in ihrem heutigen Programm hat die Partei allgemein noch etwas von „Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität“ stehen.

Wir wollen gar nicht verheimlichen, dass es sie noch gibt, die aufrechten Sozialdemokraten, die sich in ihrem praktischen Handeln von genau diesen drei Worten leiten lassen, aber insgesamt sind sie eine aussterbende Art. Ersetzt wurden sie durch Politiker, deren Handlung von den Prinzipien des Machterhalts und der Hilfe für die Großindustrie geleitet sind. Viel zu viele Sozialdemokraten der Schröder-Generation hängen der Pferdeäpfeltheorie (danke Momo, dass du das in deinem auch sonst sehr lesenswerten Bericht hast) an. Man füttert das Pferd Großindustrie und die breite arme Masse soll sich von deren Pferdemist ernähren. Das Firmen wie Vattenfall nie Arbeitsplätze schaffen und/oder erhalten, ist auch in einer globalisierten Welt eine zu deutliche Wahrheit. Trotzdem singt man lieber mit viel Geld deren Lied, anstatt die HEW gar nicht erst zu verkaufen.

Und daher ist es nicht verwunderlich, dass die Hamburger SPD mal wieder versagt, wenn „Solidarität“ und „Freiheit“ und „Gerechtigkeit“ wirklich praktisch gelebt werden könnte. Oh mein Gott, das wäre ja auch „links“ und seitdem alle Parteien ihr Heil in der „Mitte“ suchen, geht ja schon der Anschein einer Solidarität nicht mehr. Man meint, damit ja den Zeitgeist zu treffen, welcher Solidarität ja immer nur dann einfordert, wenn es um einen selber geht.

Und hier geht es ja nur um ein paar Ausländer und dann auch noch „Afrikaner“. Da kann man auch noch gleich den Stammtisch bedienen. Da wittert der Machterhalter ja gleich eine Win-Win-Situation. Und hat doch seine Rechnung ohne wirklich solidarische Menschen gemacht, die das Thema plötzlich öffentlich und laut machen. Und plötzlich merkt die Öffentlichkeit, dass vor Lampedusa seit Jahren unzählige Menschen elendig verrecken, dass Menschen in Italien unwürdig in Abschiebegefängnissen gehalten werden und dass die europäische Flüchtlingshilfe versagt hat.

Gerade in dieser Situation und dieser Öffentlichkeit, wäre es ein Leichtes gewesen, still und heimlich eine menschliche Lösung über §23 Aufenthaltsgesetz herzustellen. Aber doch nicht Michael und Olaf. Auch nur den Hauch einer „linken“ Politik wollen diese Menschen vermeiden, halten lieber den deutschen Volkskörper rein und verweisen – selektiv – auf Gesetze. Da wird dann mal die NPD rechts überholt.

Seit Freitag nun also auch ganz praktisch per Polizeikontrollen und Ingewahrsamnahmen. Da werden dann nebenbei nicht „Migranten“ kontrolliert, lieber NDR. Kein Polizist hat Einwanderer mit Namen Svenson oder McArthur kontrolliert. Nein, es wird rassistisch nach Hautfarbe selektiert, egal ob man Einwanderer ist oder schon in der x-ten Generation einen deutschen Pass besitzt. Das sind die „zufälligen Kontrollen“, die immer POC treffen.

Dagegen gab es am Wochenende eigentlich jeden Tag Aktionen. Freitag und Samstag wurden spontane Demonstrationen durchgeführt, die irgendwas zwischen 500 (Polizei) und 1000 (Veranstalter) Teilnehmer hatten. Sie verliefen friedlich und ohne weitere Zwischenfälle.

Sonntag besetzten ca. 50 Leute vorübergehend den Eingang vom Rathaus. Das ganze verlief friedlich und auch die Polizei hielt sich eher zurück. Die Aktion wurde nach ca. zwei Stunden beendet. Was nun folgte, lässt sich nur als Katz-und-Maus-Spiel bezeichnen. Die Leute liefen los, die Polizei hinterher, in der Spaldingstraße und am HBF kam es dann noch zu einer Abkesselung der Spaldingstraße, ohne dass dort wirklich Demonstranten drin waren. Danach lief alles hin und her und die Polizei nahm Leute recht rüde in Gewahrsam. Warum und wieso, konnte niemand so richtig erkennen. Nur seien wir ehrlich: Keine BFE und dementsprechend auch kein „wir sitzen mal zu dritt auf dem Typen und hauen auf den Liegenden noch zehn Mal mit dem Knüppel ein“ und auch kein Pfefferspray für alle, die da zufällig herum stehen. Da ist man – leider – schon schlimmeres gewöhnt.

Weitere Demonstrationen und Solidaritätsbekundungen werden folgen. Wir werden den Druck nicht nachlassen, bis der Senat sich in die richtige Richtung bewegt. Und sollten sie der Meinung sein, die Gäste der St.-Pauli-Kirche mit Gewalt holen zu wollen – dafür wurde offensichtlich schon der Befehl erteilt, trotz aller Heuchelei von geheiligten Räumen -, dann sollten sie wissen: Uns und noch sehr viele Menschen mehr werden sie dann mit aus dem Gotteshaus ziehen müssen.

Nächste Veranstaltung:

Dienstag 15.10

Spontandemo 20 Uhr, Rote Flora

Mittwoch, 16.10.

Mittwochsdemonstration von Lampedusa in Hamburg 16:30 Infozelt Steindamm

Samstag 2.11.

Bundesweite Solidaritätsdemonstration für Lampedusa in Hamburg 14:00

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