oder
Warum Schindler eingewechselt wurde…
Vorwort
Liebe Leser, es wird nicht besser werden in diesem Land. Eine Koalition mit Erika Steinbach kann nicht gut sein für die Republik. Man wendet sich ab mit Grausen und muss immer mehr feststellen, dass sich die politische Klasse in diesem Lande vollkommen verrannt hat. Verrannt im Nichtstun und im Fehlen jeglichen politischen Mutes und jeglichen politischen Anspruchs.
So ist man nur froh, wenn man dieses Thema mal kurz verlassen kann und sich dem Fußball zuwendet. Auch wenn dieser ebenso politisch ist. Schon lustig, dass die taz dies in ihren Anfangstagen anders sah. Querfront zwischen taz-Gründern und Trottelfans? Man muss schon irgendwie lachen, wenn man die verlinkten Zeilen liest. Hier aber erstmal unsere Worte zu Fürth und den anderen Aufregern des Wochenendes.
Paradies
Fürth lädt immer zu einer längeren Reise ein. Nicht weil Fürth so spannend ist, aber Nürnberg ist es. Und so machte sich die Crew (ihr wart toll) am Freitag schon auf den Weg nach Fürth. Diverse Staus und der typische Freitagabendverkehr sorgten dafür, dass wir letztendlich über die A14/A9 nach Nürnberg fuhren. Und da wir dieses Kunststück auf dem Rückweg noch einmal vollführten, brachten wir es am Ende fertig, in den Süden zu fahren ohne einmal Hessen zu berühren. Das ist auch eher ungewöhnlich.
Freitagabend und Samstag wurde dann hauptsächlich dem Bier und nebensächlich dem Shoppen bei einer bekannten deutschen Sportmarke gewidmet. Und so war dann auch ganz schnell Sonntag. Nach dem gewohnt großartigem Frühstücksbüffet ging es also nach Fürth. Ein Parkplatz war schnell gefunden und so chillten wir in einer Bushaltestelle gegenüber des Stadions. Und Leute, wir können euch sagen: Fürth ist irgendwie einschläfernd langweilig. Dieses Kribbeln, diese Aufregung, welche ein Fußballstadion normalerweise umgibt, die gibt es in Fürth nicht. Immerhin ist die Überdachung der Gästeseite sehr hübsch geworden, hat sie doch englischen Wellblech-Style.
So vergingen die nächsten 120 Minuten echt zäh wie Kaugummi. Man sah viele Bekannte, aber Stimmung wollte nicht so richtig aufkommen. Leider muss man ja heutzutage schon notieren, dass sich die Polizei komplett entspannt verhielt und mit relativ wenig Kräften unterwegs war. Nun gut, so ein Spiel kannst du auch mit zwei Polizisten fahren.
Durch die Hamburger Informationslage geisterte ein „Ausverkauft“, aber dies stimmte weder für Heim noch für Gästeseite. Warum es im Gästeblock aber immer Trottel gibt, die nicht einen Schritt weiter als den Eingang gehen und sich dann auch noch aggressiv meckernd verhalten, wenn mal jemand rein oder raus will, wird sich uns nie erschließen. Wäre man ein bisschen nach oben gegangen, hätte man da mehr als genügend Platz gefunden.
Die Musikbeschallung im Fürther Stadion ist jedoch Folter im Sinne der UN-Menschenrechtskonvention. Und auch wenn USP ein Einsingen versuchte, gegen diesen Musikschrott anzusingen, das geht nicht. Bemerkenswert war, dass die Fürther Ultras sich beim eigenen Vereinslied nicht nur – wie in anderen Stadien – passiv verhielten, sondern sich demonstrativ umdrehten. Warum dieser Protest erfolgt, können wir nicht sagen. Vielleicht haben die Mädels und Jungs einfach einen vernünftigeren Musikgeschmack?
Insgesamt gibt es garantiert unsympathischere Szenen als die von Fürth. Ein „gegen Rassismus“ Plakat im Block und trotz der kleinen Anzahl von Leuten kommt ihr Support auch mal im Gästeblock an. Dafür ist der Rest des Stadions Totentanz.
Irgendwie verläuft Support in einem Gästeblock beim FCSP immer gleich. Es beginnt bei Anpfiff mit dem Gedanken: „Komm, wir verlieren hier zwar, aber so lange es geht Mannschaft tragen.“ Man singt also, pöbelt wenig, versucht alles mitzumachen, was der Vorsänger so anstimmt. Unsere Jungs spielen gut, man singt lauter mit, man ist noch entspannt, aber so langsam kommt die Anspannung. Ist vielleicht doch ein Punkt drin? Das Singen bleibt, das Pöbeln wird mehr. Unsere Jungs führen, schenken die Führung ab, der Gesang setzt aus, man pöbelt nur noch. Wieder gehen wir in Führung, aber nun ist das Wort „Union“ im Hirn. Der Vorsänger findet immer seltener den Weg zu dem eigenen Stimmband, das Gepöbel dafür umso häufiger. Hauptziel wie immer Bartels. Aber dazu kommen wir gleich. Es wird noch einmal spannend, man schüttelt nur noch den Kopf, nicht mal mehr pöbeln kann man. Die Jungs wie gelähmt, man selber wie gelähmt. Doch mal wieder im Willen, die Jungs anzufeuern, und in der Hoffnung, dass der Vorsänger etwas Aggressives bringt. Tut er aber nicht. Ist halt Ultra. Nun gut, dann halt singen. Letztendlich Erlösung, Freude und der komplette körperliche Zusammenbruch. Solche 90 Minuten sind anstrengender als ein Marathon.
Insgesamt war der Gästeblock ganz ordentlich aufgelegt. Schöne Choreo, viel Gesang, ein bisschen Rauch und nette Plakate. Was will man eigentlich mehr?
Aber kommen wir zu dem Geschehen auf dem Rasen. Unsere Jungs begannen – mal wieder – wie die Feuerwehr und führten dementsprechend auch relativ schnell 1-0. Und diesmal gab man das Spiel nicht vollkommen aus der Hand, sondern spielte weiterhin gut mit. Man darf ja nicht vergessen: Fürth ist schon eine der besten Mannschaften in Liga 2. In den ersten Minuten fiel auf, wie hoch und aggressiv unsere Jungs verteidigten. Und es wurde auch ersichtlich, wie Kalla die Unsrigen dirigierte und auch mal mit dem Schiedsrichter argumentierte. Anscheinend tut Frontzek dem Kleinen gut.
Überhaupt ist es bemerkenswert, dass sich Spieler unter Frontzek weiterentwickeln. Nun mag er Schwächen im taktischen Konzept der Gesamtmannschaft haben, aber wenn man sieht, welche Wandlung Buchtmann gemacht hat, dann spricht das auch für einen Trainer. Von einem kreativem Bruder Leichtfuß zu einer Stütze im Spiel. Wenn er nun noch abstellt, dass er gefühlt jedes Spiel eine gelbe Karte bekommt, dann kann er auf dieser Position absolut gut werden. Und wer hätte vor ein paar Wochen gedacht, dass eine Doppelsechs Kalla/Buchtmann sehr gut funktioniert? Klar, da ist noch nicht alles perfekt, aber das sah schon sehr ordentlich aus.
Was bei uns einfach fehlt ist ein 08/15-Konter, wenn man selber unter Druck steht. Da wird der Ball noch viel zu häufig planlos nach vorne gedroschen und damit wieder verloren. Wir haben doch eigentlich viele schnelle Spieler, warum klappt das nicht, diese mit einer einstudierten Ballstaffette aus der Bedrängung in Szene zu setzen? Oder ist das einfach zu viel verlangt? Man sah bei den Jungs, dass nach dem 1-3 auch bei ihnen das Wort „Union“ im Kopf geisterte und sie lähmte. Gut, dass es nicht wieder schiefgegangen ist.
In der Halbzeit fragten Leute, warum er denn nun Schindler eingewechselt habe. Kurze Zeit später wusste man warum. Klar, das war Zufall, denn es war ja eine Verletzung Schuld, aber man kann halt auch mal richtig Glück mit seinem Joker haben.
Und damit sind wir bei Bartels. Nicht, dass uns jemand falsch versteht; dass der junge Mann hier ständig Mecker abbekommt, ist eher ein Ausdruck unendlicher Liebe. Einer der technisch besten und schnellsten Spieler, der seit langem beim FCSP gespielt hat, dem eigentlich zur Champions League nur die Fähigkeit fehlt, aus dem Lauf heraus mal eine vernünftige Flanke oder einen Killerpass zu spielen. Aber vielleicht lernt er das ja irgendwann. Beziehungsweise bekommt das Vertrauen in seine Fähigkeiten und macht es einfach. So wie beim 4-2. Das einfach häufiger, dann wird das noch richtig was.
Trotzdem kann man dem Abendblatt nicht zustimmen, wenn sie Bartels und Thorandt als beste Spieler sehen. Ne, da kommt bei Thorandt dieser Aussetzer dazwischen. Und so agil, wie z.B. Buchtmann agiert, wäre es falsch, ihm Bartels vorzuziehen. Was nun nicht heißt, dass wir hier von „schlechten“ Leistungen spielen, denn immerhin betrachten wir hier ein wirklich klasse Spiel unserer Mannschaft.
Wenn nun noch der Herzfaktor etwas sinken würde, dann wäre alles Bestens. Einige Aktionen von Tschauner und die Flatterei nach dem 3-1 ließen einen dann doch rapide altern.
Nach dem Spiel kurze Feier mit der Mannschaft und es ist irgendwie traurig, dass die Jungs anscheinend Angst haben, die letzten Meter an den Zaun zu machen. Nach so einem Spiel kann man auch mal abklatschen kommen. Das Schachten natürlich an den Zaun ging, ist ja wohl klar.
Nun werden wir wahrscheinlich das Heimspiel gegen Sandhausen verkacken, aber bis dahin kann man mal nach oben schielen und von Aufstiegsplätzen träumen. Und egal, wie man nun zum Aufstieg steht, das wäre wichtig, denn nix ist weniger attraktiv, als die graue Tabellenmaus von Liga 2 zu sein. Und so ein paar Plätze haben wir ja noch zu verkaufen.
Und dann war da noch…
… Duisburg, wo das alte Spiel beginnt. Junge Ultras emanzipieren sich, wandeln sich auch in Richtung zartem linken Pflänzchen und den Testosteron-Nazihools gefällt das nicht. Und es kommt, wie es kommen muss, die Ultras bekommen eins aufs Maul und am Ende noch einen von der Polizei eingeschenkt.
Was dabei nervt, ist nicht, dass es irgendwelche Nazis gibt. Das ist leider auf dieser Welt so. Okay, es nervt natürlich doch. Aber noch ätzender ist, wie wenige Leute sich klar mit den Ultras solidarisieren. Denn eigentlich müsste die Kohorte doch nun beim nächsten Spiel mit mindestens 2000 Mann Begleitung auflaufen. Und dann können 50 Testosteron-Monster auch nix mehr machen. Das nennt man Ameisenprinzip. Aber leider passiert so etwas nicht.
Nein, im Gegenteil, es finden sich immer irgendwelche Trottel, die das ganze umdrehen. (Die Stellungnahme kann man nur lesen und mit dem Kopf an die Wand hauen)
… Hoffenheim. Nun wollen wir das gar nicht juristisch betrachten, ob es da nun ein Wiederholungsspiel geben kann oder nicht. Was man aber nicht vergessen darf, ist, dass Hoffenheim eine gewisse Mitschuld trifft. Nein, nicht weil die Spieler nicht protestieren. Wer in realer Geschwindigkeit wirklich sicher sieht, ob ein Ball nun neben dem Pfosten oder im Tor gelandet ist, wenn er danach im Netz zappelt, der werfe bitte jetzt den ersten Stein. Betonung liegt hierbei auf „wirklich sicher“. Der kann dann auch einen Stein auf Kiesling werfen. Denn wirklich sicher konnte der das auch nicht sagen. Er meinte halt daneben gesemmelt zu haben und sah dann den Ball im Netz. Und nun wird ein Stürmer ein gutes Gefühl haben, ob er getroffen hat oder nicht, aber 100 Prozent? Sicher? So sicher, dass man zum Schiedsrichter geht und sagt: „Ne, komm Schiri, Abstoss.“? Man stelle sich vor, man täuscht sich doch und der Schiri gibt nach einem regulärem Tor auf Anraten des Stürmers Abstoss.
Nein, eine gewisse Mitschuld hat Hoffenheim, weil es ihr Netz ist, was sie da fehlerhaft montieren. Und danach ganz viele dumme Umstände. U.a. dass das Loch nicht unten, sondern auf halber Höhe ist. Und die Linienrichter immer mehr darauf achten, dass das Netz unten dicht hält, weil da erfahrungsgemäß Bälle reinschlupfen. Und das Kiesling den Ball dann auch noch so trifft, dass er ziemlich perfekt in Richtung Loch fliegt, ist eigentlich schon ganz alleine ein Torpunkt wert.
… der Kicker, der über ein Urteil des BFH berichtet und dieser Bericht von ungefähr allen Medien abgeschrieben wird. Was jedoch mal wieder allen Medien fehlt ist, dass sie das Urteil mal wirklich gelesen haben bzw. mit jemandem gesprochen haben, der ein bisschen Steuerrecht versteht. Laut Kicker drohen nun Steuernachzahlungen von 70 Millionen und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Vereinsfunktionäre wegen Veruntreuung, weil Gelder ohne Leistung bezahlt worden seien. Bevor nun unser ärmster Präsident sich schlaflos im Bett wälzt, sei ihm versichert, dass es so nicht kommen wird. Dazu müssen wir euch jetzt aber mal mit ein bisschen Steuerrecht nerven.
Vorab: Natürlich ist das lukrativ, dass der Verein Vorsteuern gelten machen kann. Die Leistung des Beraters ist erstmal umsatzsteuerpflichtig und sein Mandant der Spieler ist kein Unternehmer und kann damit die Vorsteuern nicht geltend machen. Dies können halt nur Unternehmen. Bei dem Verbraucher/Arbeitnehmer soll ja die Belastung der Umsatzsteuer nach der Idee des Systems hängen bleiben. (Wir sparen uns die Erläuterung, okay?)
Erstmal hat der Kicker und die restliche Presse den entscheidenden Satz in dem Urteil XI R 4/11 übersehen. Der lautet nämlich:
„Der Senat kann mangels Spruchreife nicht durcherkennen.“
Sprich: Das Ganze ist noch nicht abschließend entschieden. Und dann lohnt es sich mal die Urteilsgründe genauer zu studieren. Der BFH weist in diesen darauf hin, dass sehr wohl eine umsatzsteuerrechtliche Beziehung zwischen Verein und Berater vorliegen KANN, er sagt aber eben, dass dies besondere Umstände haben MUSS, weil prinzipiell nach Fifa Regeln der Berater nur für eine Partei (den Spieler) tätig sein darf und man erstmal davon ausgehen muss, dass ein Berater auch nur für eine Partei Leistungen erbringt. Und nur die Gegenleistung zu einer Leistung ist Umsatzsteuerpflichtig.
Und diesen Leistungsaustausch im umsatzsteuerlichen Sinn sieht der BFH zwischen Verein und Berater nicht zwingend. Was dies aber nicht heißt ist, dass eine Zahlung an den Berater damit illegal ist und eine Veruntreuung darstellt. Denn nicht jede vertraglich vereinbarte Zahlung ist umsatzsteuerpflichtig bzw. die Gegenleistung für eine umsteuerliche Leistung und der BFH meint, dass hier gewichtige Gründe vorlägen, dass zumindest AUCH an den Spieler geleistet werde. Der BFH selbst verweist auf ein Urteil von 2011 und in diesem sieht er die Zahlung des Vereines an den Berater so, dass der Verein mit dem Spieler vereinbart, dass er die Kosten für den Berater übernimmt. Warum dies eine Veruntreuung sein soll, wenn so etwas vereinbart wird, muss uns erstmal jemand erklären. „Ich übernehme deine Kosten, die du mit diesem Vertrag hast“ ist eine relativ übliche Abrede und im Mietrecht ist diese Kostenübernahme selbst mehr oder minder gesetzlich vorgeschrieben. Trotzdem leistet der Berater dann immer noch an den Spieler. Das hier natürlich Handgelder bzw. Bestechungsgelder versteckt sein können, ist eine andere Geschichte und dies ist dann auch eine Grauzone, aber der kommt man halt nicht so bei.
Und selbst wenn man von einer objektiven Veruntreuung ausginge, können Vereinspräsidenten ruhig schlafen. Der BFH hebt hier eine Vorinstanz auf, die Zahlungen als vollkommen unproblematisch ansah. Und seien wir ehrlich: Da fehlt dann jeglicher Vorsatz. Wenn ein deutsches Finanzgericht Zahlungen als unproblematisch ansieht, dann kann man von einem Vereinspräsidenten nicht verlangen, dass er klüger ist.
Wie der Kicker auf die Zahl von 70 Millionen kommt, ist auch schleierhaft. Denn es geht um die Jahre 2000 und 2001. Die werden in den meisten Vereinen verjährt sein, so dass kein Finanzamt mehr nervt. Auch „einzelne Vereine“ mit 26 Millionen Mehrbelastung in den Jahren 2009 bis 2013 erscheint eher zweifelhaft. Vorsteuern sind 19 Prozent der Vertragssumme. Diese Vereine hätten also in diesen vier Jahren insgesamt gut 100 Millionen an Spielerberater zahlen müssen. Das ist ungleich Ablösesummen! Felix Magath hat in dieser Zeit nebenbei Schalke und Wolfsburg trainiert.
Wahrscheinlich wird sich auch in der Zukunft wenig ändern, denn der BFH skizziert in seinem Urteil schon, wie man die Verträge gestalten muss, damit man am Ende eben doch die Vorsteuer gelten machen kann.
Es schrieben bisher noch…
Kleiner Tod fasst die Woche zusammen.
Gröni war beim Blindenfussballhallenmasters (ein Wort für das Galgenrätsel)
Und zuguter Letzt wie immer der Hinweis auf die tägliche Presseschau
Der Ostblock sucht einen schmissigen Titel. Wir haben ihn. (Wer den letzten Link zu dem Youtubevideo klickt, tut dies auf eigene Gefahr. Wir übernehmen keine Haftung für bleibende Schäden.)
Die Breitseite fand das Paradies. Und zahlte beinah 6,66