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Ich bin ein Held

oder

Hamburg ist flach…

Liebe Leser, der alljährliche Heldenlauf stand an. Einer der schönsten Hamburger Läufe, wenn man denn auf Landschaft, Fluss und hübsche Hüten steht.

Wie immer viel zu früh war ich im Startbereich und auch die Kollegin war wie üblich zu früh. So konnte noch ausgiebig dem Kaffee und Kuchen gefrönt werden und die üblichen 25 Klogänge absolviert werden.

Der Heldenlauf hat eine ganz besondere Gemeinheit. Normalerweise gilt ja, dass man in Hamburg jeden Anstieg auch wieder runter darf, so dass man den Zeitverlust beim Anstieg auch wieder ausgleichen kann. Um dies zu verhindern, haben sich die Macher des Heldenlaufes eine ganz besondere Gemeinheit ausgedacht. Das Ziel liegt nämlich oben in Blankenese, während unten an der Elbe gestartet wird. Wer nebenbei immer noch glaubt, dass Hamburg flach sei, dem sei dieser Lauf mal wärmstens empfohlen.

Gerade als wir am philosophieren waren, ob eigentlich jemand aus der Abteilung am Start sei, trafen wir auch schon den Lars, der als Bergziege eine kürzere Distanz gerannt war. Im Startbereich trafen wir dann noch Thorsten aus der Abteilung, der sich dazu verdingen lassen hat, als Werbung für eine in Läuferkreisen bekannte Duschgelmarke zu laufen. „Bekommt man dafür Geld?“ „Ja!“ „Naja ich dachte, vielleicht wird auch reihum ein Angestellter verpflichtet…“

Der Heldenlauf. Von der Gemeinheit, dass unten gestartet und oben gefinished wird, war bereits die Rede. Aber noch eine kleine und feine Gemeinheit haben die Veranstalter dem Halbmarathon Läufer in den Weg gelegt. Treppen. Und zwar nicht zu knapp. Und natürlich in der 2. Hälfte des Rennens.

Zu Beginn ging es aber flach los und ein schnelles Feld verleitet natürlich dazu das Tempo mitzugehen. Der erste Kilometer unter 6 Minuten und schon muss man beginnen so ein bisschen sich selbst an die Leine zu nehmen. Wenn man hier mitgeht, dann geht man bei den Treppen dreifach ein. Der erfahrene Heldenläufer weiß so etwas und geht ganz in Ruhe Wasser lassen. 6:15 auf dem zweiten Kilometer ist dann schon besser. Und dann kommt er auch schon der erste Anstieg. Noch lächerlich, aber man kann schon mal gucken, wie die Beine so gehen. Ging ganz gut und das Tempo wurde nicht wirklich langsamer. Dann kann man ja auch mal ein bisschen versuchen das Tempo zu halten. Die Kilometer flogen so dahin und nach Kilometer 10 kommt der erste richtige giftige Anstieg. Der Puls bewegt sich das erste Mal in Bereiche, die man sonst vom Intervalltraining her kennt. Und man verliert Zeit. Ob man will oder nicht.

Gut weiter geht es und nachdem man dem Ziel schon sehr nah gekommen war, geht es in Wellen abwärts in Richtung Elbe. Also Gas geben. Einige Leute denken genauso, andere trödeln ein bisschen. Feste Gruppen, mit denen man laufen kann, gibt es nicht. Zu unterschiedlich die Renneinteilung. Man guckt in Richtung Elbe und da ist sie schon. Die Horrortreppe. Man hört sie, bevor man sie sieht, denn wie ein warnendes Nebelhorn hat der Veranstalter oben eine Sambagruppe platziert. Vor der Treppe noch ein kleiner giftiger Anstieg. Man versucht zu laufen, aber spätestens auf der Treppe muss man gehen. Letztes Jahr brauchte ich oben noch eine Pause um wieder zu Luft zu kommen, diesmal kann ich langsam weiter laufen. Oben? Dann kann man doch noch mal nach unten, denkt sich der Veranstalter und kurze Zeit später sieht man die Elbe wieder. Forcieren ist jetzt nicht mehr drin. Irgendwie ins Ziel retten. Und so verliert man gegen die bisher gelaufene Pace.

Und das zweite Mal geht es wieder steil bergan. Diesmal gestückelt in mehreren kleinen Treppen. Der Rhythmus geht kaputt, die Muskeln schreien. Nach der Treppe wieder ins Laufen zu kommen fällt schwer. Lieber nicht mehr auf den Schnitt gucken, es frustriert doch ein bisschen. Lieber kämpfen. Schritt für Schritt. Kurz vor dem Ziel. Noch mal runter von der Straße, noch ein Hügel. Es zerreisst mich. Ich muss komplett rausnehmen. Schade, hier wäre noch Zeit drin gewesen.

Die Kollegin fordert Zielspurt, aber der ist nicht mehr drin. 2:28:15 zeigt die Uhr. Pünktlich vor dem Wolkenbruch komm ich ins Ziel. Die Armen, die noch hinter mir laufen und fett nass werden. Für einen Halbmarathon eigentlich nicht so prall, aber man bedenke die Strecke. Und ein Bergläufer werde ich nicht mehr. Noch erstaunlicher: Auf der dagegen sehr flachen und schnellen Strecke des Hella Halbmarathons war ich vor zwei Monaten noch gut zwei Minuten langsamer. Nehmen wir es doch also als sich steigernde Form. Und bis Frankfurt verbleiben ja noch gut zwei Monate. Nächster Formtest dann beim Airportrace.

Einzig unangenehme Folge des Laufes: Ungefähr jeder Muskel der Beine meinte danach einmal krampfen zu müssen.

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