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Tell me what to do

oder

„…schießt jetzt noch ein Toooooor“

Liebe Leser, wir waren Freitag leider verhindert, daher mussten/durften/konnten wir wieder auf unsere bereits letztes Jahr in Cottbus getestete Gastbloggerin zurück greifen. Dankeschön für den Text:

Freitag 13:00 Uhr Abfahrt. Das ist doch eine Zeit, mit der es sich leben lässt. Ich wechsele also kurz nach zwölf anstatt in die Mittagspause zu gehen noch eben die Klamotten und verlasse dann mit bester Laune bei noch besserem Wetter das Büro Richtung Süd Ecke Gegengerade. Nach einer lustigen (Braunschweig) und einer sterbenslangweiligen (Dresden) Bustour mit dem Fanladen, will ich diesmal einer Bustour mit USP die Chance geben. Also noch kurz auf die Bezugsgruppe warten und sich anschließend auf der Rückbank häuslich einrichten.

Mit einem Busfahrer, der wirklich schwer in Ordnung ist, machen wir uns schließlich – musikalisch begleitet von Punkrock – auf den 350km langen Weg nach Bochum. Draußen gibt der Spätsommer nochmal alles und kratzt an der 30°C-Marke, aber da unser Gefährt bestens klimatisiert ist, gibt es nicht einmal hieran was auszusetzen. Zwischendurch ein bißchen nerviges stop-and-go rund um Bremen, was man schon auf der Fahrt nach Münster durchleiden durfte, das obligatorische Zusammentreffen mit den anderen Hoschis auf den Rasten, entspannte Stimmung im Bus und irgendwie steht man dann plötzlich auch schon auf dem Parkplatz, den ich vom letzten Aufeinandertreffen in nicht wirklich guter Erinnerung habe.

Nachdem dann auch der zweite Bus angekommen ist und sich alle entsprechend erleichtert haben, geht’s los gen Stadion. Treppen, enge Wege, bin ich nach wie vor kein Fan von. Bei Bedarf ist es hier leichter zu kesseln, als einem Kind den Lutscher wegzunehmen. Hierzu gibt es allerdings weder einen gerechtfertigten, noch einen vorgeschobenen Grund, so dass auch dieser Weg problemlos vonstatten geht.

Eins vorweg (auch wenn ich mit der Meinung eher allein dastehe): Ich mag das Stadion einfach nicht. Es ist (Obacht: unbeabsichtigter Wortwitz) potthässlich, schlecht konzipiert und der Gästestehblock wirkt, als hätte man ihn noch irgendwie im Stadion unterbringen müssen, nachdem man ihn zunächst bei der Planung vergessen hat. Wenn sich beim Catering Schlangen bilden, stehen diese den Einlassordnern auf den Füßen. Für Zaunfahnen ist im Stehblock so gut wie kein Platz, da er unten ziemlich spitz zuläuft und zu erwarten bzw. zu verlangen, dass die Banner im danebengelegenen Sitzblock aufgehängt werden, ist nun wirklich reichlich naiv. Theoretisch braucht man allerdings eh keine Banner aufzuhängen, da der Gästeblock durch die Lage ohnehin eigentlich unsichtbar ist. Vielleicht also doch ein cleveres Konzept.

Einwurf vom Sofa: Nun ja, da muss ich unserer Gastschreiberin doch hart widersprechen. Der Gästeblock wurde ja erst im Zuge des Versitzplatzungswahns in die Ecke gedrängt. Bis dahin war er hinterm Tor und da gehört er ja auch hin. Die Banner sieht man im Fernsehen nebenbei sehr gut. Und wunderte sich, dass direkt mal nicht das Ultra-Banner als „Hauptbanner“ hing. Aber eng ist es im Bochumer Stadion. Aber das ist doch gerade cool. Okay, Geschmackssache

Die Kontrollen am Einlass sind ziemlich lasch, wobei ich das in 80% der Fälle – so auch in diesem – auf mein Geschlecht schiebe. Kurz noch einen Klönschnack mit den Neunachbarn halten und schließlich bevor’s in den Block geht noch € 7,60 (oder waren’s € 7,40?) für ein Bier und eine Brause gelöhnt. Schweinepreise. Apropos Schwein: die vegetarische „Alternative“ zu Wurst, Schweineschnitzel und Frikadelle sind die obligatorischen Käsestangen, was Veganes ist mir überhaupt nicht über den Weg gelaufen. Das Catering entspricht also – von den neuzeitlichen Preisen mal abgesehen – eher den achtziger Jahren.

Im Block selbst dann gute Stimmung und beim Warmmachen der Mannschaft ein neues (oder reaktiviertes?) Liedchen angestimmt, was von der Kurve gut aufgenommen wird. Zum Spiel selbst will und kann ich gar nicht viel sagen, da möge man für eine Analyse doch einfach selbst nochmal den TV-Sender seines persönlichen Misstrauens oder das Internet konsultieren. Gute Chance gleich zu Beginn, nach 20 Minuten liegt man allerdings trotzdem 1:0 hinten, zum Glück zeigt Verhoek, was er kann und bringt uns noch vor der Halbzeit erst den Ausgleich und dann mit 2:1 in Führung. Großartig! Ebenso großartig: Rzatkowski. Manchmal noch ein bißchen ungestüm, aber mit den richtigen Leuten und ein bißchen Zeit, traue ich dem kleinen Speedhamster einiges zu. Ein Tor vorbereitet, zweimal auf der Linie geklärt, das ist schon eine ganz ordentliche Quote. Und dass der Verhoek was kann am Ball, hat hoffentlich auch vorher niemand in Frage gestellt.

Hier eine kleine Sofaergänzung bzw. ein Sofawiderspruch: Was offensiv möglich ist, zeigten Rzatkowski und Verhoek deutlich. Leider zeigt sich bei Ratsche und bei anderen Spielern immer noch ein konditionelles Defizit. Der Junge beginnt ab Minute 60 extrem läuferisch abzubauen. Aber dafür wurde er als lebender Torpfosten umso wichtiger. Insgesamt zeigt er, was für ein riesiges Talent er ist. Was wir dringend üben müssen, ist die Verteidigung gegen Standards. Es kann nicht sein, dass jede Ecke ungehindert bei einem Bochumer landet. Das nur zwei Tore daraus entstanden sind, ist eher der Bochumer Ungeschicklichkeit, als unserer Abwehr zu verdanken. Man kann Tschauner auch kein Vorwurf machen. Wenn die Abwehr nie an den Ball kommt, dann gehe ich als Torhüter natürlich irgendwann Risiko und das kann nun mal leider auch schief gehen.

In der 2. Halbzeit bin ich dann mit der Führung im Rücken und den schönen Flutlichtmasten vor der Abenddämmerung sogar fast mit dem Stadion versöhnt. Diese melancholische Euphorie schwindet allerdings ganz schnell, als ich Tschauner im Strafraum zwar die Faust recken, aber den Ball verfehlen sehe. Ein kommt wie es kommen muss und Bochum netzt zum Ausgleich ein. Können wir den Mann denn nicht einfach mit Gummigurten zwingen, auf der verdammten Linie zu bleiben? Nicht? Schade! (Da werden wir nicht einer Meinung 😉 sagt der Sofasitzer)

Kurz vor Spielende, als ich noch sinniere, ob nebenan wohl tatsächlich Starlight Express und nicht etwa Tanz der Vampire gegeben wird, bei den Schwaden, die da über’s Dach in Stadion wabern, reißt mich der Mann meines Herzens mit der Frage, ob man eigentlich noch einen Platzsturm von uns erwarten würde, aus den Gedanken. Tatsächlich sammelt sich vor den Gästeblöcken eine beträchtliche Anzahl an Ordnern, die brav eine Kette bilden. Komisch.

Objektiv betrachtet, geht die Punkteteilung wohl in Ordnung. Aber verdammt: wäre ich objektiv, wäre ich doch kein Fußballfan! Ich hätte also gern den besungenen Auswärtssieg im Ruhrgebiet gefeiert. Dann halt bei Union. Vorausgesetzt, wir fahren die nicht vorher mit dem knallroten Gummiboot tot.

Ach…eins noch: Die Mannschaft des VfL Bochum wurde beim Auslaufen vom Oberrang unseres Stehblocks beklatscht. Nicht zynisch, sondern ganz ehrlich. Zum Hinsetzen forderte man sie in der zweiten oder dritten Runde dann auch noch auf. Warum, ist mir – genau wie vielen anderen – allerdings verborgen geblieben. Weiß da jemand was Näheres?

Wir für unseren Teil sammeln erst das Material und dann uns und ab geht’s zurück zu den Bussen. Nach einer Stunde Fahrt dann Catering im Münsterland, danach Machete in den DVD-Player geschmissen und parallel ein bißchen vor sich hingedöst. Um 4:00 Uhr sind wir dann schließlich wieder in der Budapester und haben sogar noch die Kraft, kurz am Jolly vorbeizuschauen. Trotzdem bin ich froh, als ich um 05:00 Uhr im Bett liege.

Es schrieben sonst noch…

… der MillernTon, schrieb zwar nicht, sondern laberte, aber wer Podcast mag, der kann sich das sehr gut anhören. Ist aber von vor dem Bochumspiel.

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