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Mann mit Pferdeschwanz gesucht…

oder

Frisur egal

Vorwort

Liebe Leser, es ist auch mal möglich, ein Fazit vor einem Bericht zu ziehen. Und da muss man einfach sehen, dass es gestern keine Pokalsensation war. Es war die Normalität. Als Zweitligist bei einem der führenden Drittligisten ist man eher Außenseiter als Favorit. Man gucke sich nur Aue an, die gewinnen in der Liga zweimal und werden dann von Osnabrück mehr oder minder vorgeführt. Dieses Schicksal ist uns erspart geblieben, auch wenn man nicht gerade von einer guten Leistung unserer Mannschaft sprechen kann. Aber vollkommen überdreht von einer Pokalsensation zu sprechen, wie es der Stadionsprecher von Münster machte, ist schlichtweg übertrieben. Dafür ist der Leistungsunterschied zwischen Liga 3 und Liga 2 einfach zu gering.

Trotzdem ist aus diesem Spiel kein Rückschluss auf die Saison zulässig. Es sei hier nur an unzählige mehr als schwache Pokalspiele unter Herrn Stanislawski erinnert.

Ebenso ist es Unsinn, über den Trainer zu diskutieren und schon Wetten abzuschließen, wann denn Stanislawski wieder ans Millerntor kommt. Würde die Hamburger Presse wahrscheinlich freuen, aber seien wir ehrlich: Wir sind ganz gut in die Saison gestartet, haben mit Bielefeld eine lösbare Aufgabe vor der Brust und könnten uns mit einem Sieg gut nach oben orientieren. Natürlich ist auf dem Platz nicht alles Gold, was glänzt, aber nun schon die Untergangssirenen anzustimmen, ist verfrüht.

Same shit, different year

So luxusgeil wie wir nun mal sind, gönnten wir uns einen fetten Mietwagen für die Tour. Da twittert man was von „Porsche abholen“ und die halbe Welt glaubt es auch noch. Und so war es natürlich auch in unseren Träumen (in denen wir ja auch bekanntlich Europacup-Sieger sind): Wir zwängen uns zu dritt in einen Porsche und drücken das Gas durch. Aber dann hätten wir ja die illustre Reisegruppe nicht mitnehmen können und das wäre nun wirklich nicht gegangen. So also doch ein kleiner, aber feiner 7-Sitzer.

Für Unterhaltung war gesorgt, war doch unsere eine Blondine in Wacken gewesen. Fotos von ihr mit einer Metal-Kutte bekamen wir aber nicht zu sehen. Dafür gab es Süßigkeiten „für die Kinder“ (Zitat @clubmateicetea) und Witze, die so flach waren, dass sie sich als Überschriften eigneten. Über die Musikauswahl hüllen wir teilweise den Mantel des Schweigens. Das ging von Punkrock-Monokultur bist zu Klassikern des Fußballrocks.

Wir quälten uns also in Richtung Münster. Man kann das auch Stauhopping nennen. Gibt es das eigentlich als Hobby? Wacken-Rückreise und Ferienende macht eine volle A1. So lieferten wir uns Wettrennen mit einem der G.A.S./Werdaimmerauchnochdrinsaß-Busse und einem Fanladenbus. In dem herrschte Stimmung wie auf einer Beerdigung, auch ein Anruf bei @schatzor konnte da keine Begeisterung bringen.

Begeisternd war dann eher, dass irgendwelche sehr guten Leute vor Ort ein Zentrum aufgetan hatten, welches sich zum Grillen und Trinken zur Verfügung stellte – und welches zum Glück von der Polizei unentdeckt blieb. Danke dafür! Ja, man muss das so hart sagen, denn den ganzen Tag machte die Polizei Aggressivität zu ihrer Taktik. Der Treffpunkt der Ufftas wurde komplett abgeriegelt, deren Marsch behelmt begleitet. Nur dass man vielleicht mal die Tankstelle (Warum sind es eigentlich IMMER Tankstellen?) abriegelt, an der sich die Münsteraner Nasen treffen, auf die Idee kam natürlich kein Taktiker. Wie sagte jemand mit Überblick so schön: „Die stehen da ja auch erst seit einer Stunde“.

Vor dem Gästeblock noch eine Aktion der Marke „wir wollen jetzt genau den verhaften, der ganz hinten in der Mitte steht“, die natürlich auch wieder in Hektik und Gerangel endete. Und nach dem Spiel baut man eine Kette im Abmarschweg auf, hindert erst Leute am Durchgehen, dann doch nicht und wundert sich, dass Leute mal nicht so freundlich fragen. Da hätte es beinah mit einem Menschen Typ „Familienvater“ richtig gekracht. Der war auf 360.

Mal so eine andere Frage, was macht man eigentlich als Polizei mit den ca. 200 Stunden Videomaterial, die an einem solchen Spieltag entstehen? Spielt man Memory? Regel: Wer jemanden zweimal entdeckt hat gewonnen? Wirklich sinnig ist dieses Dauergefilme doch nun wirklich nicht. 200 Stunden Fußballfans, die Bier trinken, singen, in der Nase bohren oder gelangweilt auf den Rasen gucken.

Nun gut. Man muss ja Hooligans nicht wirklich toll finden. Vielleicht sollte man aber akzeptieren, dass das dieses Phänomen beim Fußball relativ normal ist. Begeisterung kommt trotzdem nicht auf, wenn sich auch bei uns Leute tummeln, die ihren Nachmittag damit verbringen, ihre Muskeln, ihre Kampfbereitschaft und ihr Testosteron zur Schau zu stellen. So wirklich verstehen können wir nicht, dass es Leute gibt, die nach Münster fahren und sich dann mit dem – zugegebenermaßen unsympathischen – Ordnungsdienst einen 90-minütigen „böse durch den Zaun gucken“ Wettbewerb liefern.

Schauen wir doch mal in die Heimkurve. Diese ist schon seit längerem gespalten, grob in eine vernünftige Gruppe und eine, die mehr oder minder durch Trotteligkeit auffällt. Warum immer die Trottelgruppe in solchen Fällen größer ist, kann uns wahrscheinlich auch niemand sagen. Dieser Block glänzte durch Tapeten, die schon in den 80er Jahren alt waren, und durch das Präsentieren des letzten Einkaufs in unserem Onlinefanshop. Liebe Trottel dieser Republik: Diese Fahne aus dem Fanshop mehr oder minder fabrikneu über den Zaun zu hängen, tangiert uns ungefähr so stark wie ein Unentschieden von Concordia Suurhusen. Lasst es doch einfach.

Soweit wir wissen, hat die „gute“ Gruppe auch FCSP-Kontakte und die Trennung des Supports ist doch schon auffällig. Der Trottelblock feierte selbst das weiterkommen noch mit „Scheiß St. Pauli“-Rufen. Na, das ist ja mal richtige Feierlaune.

Wenn man das Spiel so in die Erinnerung ruft, dann kippte das Ganze nach ca. 20 Minuten. Tschauner will einen Freistoß schnell ausführen, dieser wird von Münster abgefangen und beim Gegenzug steigt Buchtmann sehr hart ein. Bis dahin war das Spiel ein lauer Sommerkick, nun kam Hektik rein. Und Hektik spielt in Pokalspielen immer dem gastgebenden Außenseiter in die Hände. Nein, kein Vorwurf an die beiden genannten Spieler, es zeigt nur, wie Kleinigkeiten ein Spiel komplett verschieben. Unser Trainer sprach später von fehlender Galligkeit und das trifft es auf den Punkt. Der Wille, auch jeden Extrameter zu machen, der war einfach nicht da. Gerade was die Truppe gegen 1860 auszeichnete, fehlte hier vollkommen.

Wer einem Sorgen machen muss, ist unser Herr Nöthe. Der hat doch erhebliche … (Wortspiel lassen wir mal aus), in das Spiel zu finden. Auch in Münster wirkte er komplett wie ein Fremdkörper. Man kann sich nur wundern, warum der Stammplatz in vorderster Front nicht bereits an Verhoek gewandert ist, aber vielleicht ist der noch nicht ganz fit. Allemal bringt der junge Mann sofort Belebung ins Spiel und schafft es im Gegensatz zu Nöthe, auch mal einen Ball zu verarbeiten. Nun ist die Saison noch jung und schon ganz andere Spieler hatten Anlaufprobleme, aber zur Zeit ist Nöthe kein Kandidat für die erste Mannschaft.

Nun wollen wir es definitiv nicht an einem Spieler festmachen, das wäre in einer Truppe, die einfach nicht auf dem Platz stand, ungerecht. Aber es fällt auf, dass der junge Mann noch keine Ansätze zeigt.

Auf den Rängen war ein Block sehr bemüht, der andere eher damit beschäftigt, an dem Fernsehkamera-Turm vorbeizuschauen. Was für eine Frechheit, so etwas im Blickfeld der Zuschauer aufzubauen!

Können wir uns nebenbei mal darauf einigen, dass in unseren Blöcken das Wort mit „F“ am Anfang, welches die Münsteraner auf jede Tapete malen, keinen Platz hat? Das Beschimpfen gegnerischer Fans mit „Komm doch rüber, du F.“ ist ein ekelhafter Rückschritt. Wir können das besser, auch als auswärtiger FCSP-Fan.

Leider waren dies aber nicht die einzigen Ausfälle in unserem Block. Noch ein Beispiel gefällig? Frau verschüttet Bier, Mann findet es unheimlich lustig und schüttet ihr Bier aufs (weiße Shirt), weil ist ja so „Wet T-Shirt“ und so. Findet es noch komisch, dass er dazu was zu hören bekommt. Und das ist nur ein Beispiel.

Da sagt doch ein Freund dieses Blogs nicht ganz zu Unrecht, dass wir uns gar nicht über die unterirdischen Tapeten der Münsteraner aufregen müssen, wenn wir unseren eigenen Block nicht im Griff haben. Stimmt so zwar nicht ganz, zeigt aber, dass wir auch noch ganz ordentlich vor der eigenen Tür kehren dürfen.

Nach einer schnellen Rückfahrt kamen wir am Stadion unserer Träume an. Auf ein Pokalspiel wartete es jetzt auch schon sechs Jahre. Damals stand noch die alte Haupttribüne.

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Der Übersteiger wartet auf Rauten, den Europapokal und bessere Verkehrsführung.

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Jens sah Schweine und Ziegen

3 Kommentare

  1. Simon Simon

    “ So wirklich verstehen können wir nicht, dass es Leute gibt, die nach Münster fahren und sich dann mit dem – zugegebenermaßen unsympathischen – Ordnungsdienst einen 90-minütigen „böse durch den Zaun gucken“ Wettbewerb liefern.“

    Habe ich auch gedacht, selten so etwas sinnloses gesehen. Nach gut 20 sind se dann ja abgezogen um den Rest des Spiels mit den sicherheitskräften am Eingang zu diskutieren. Einfach zu hause bleiben nächstes mal, danke

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