Zum Inhalt springen

Ich bin Triathlon

oder

Das „wie“ ist egal

Liebe Leser, es sah die ganze Woche nicht wirklich gut aus. Irgendeine Erkältung hatte mich voll im Griff und erst ab Freitag nachmittag trat eine kleine Besserung ein. Zum Heimspiel reichte es aber noch nicht, so dass ich noch Samstagnachmittag auf die Frage eines Starts mit „nein“ antwortete.

Nach dem Prinzip „ich habe aber bezahlt“ ging ich trotzdem zur Pastaparty (Geschmack naja, aber es war lustig nach 14 Jahren mal wieder die Mensa zu betreten) und zur Rennbesprechung. Das bemerkenswerte dabei: So von den Shirts und dem Körperbau geurteilt, sitzen da eher die erfahrenen Triathleten. Die Leute, die zum ersten Mal starten kommen eher nicht. Wie schon gesagt: Vorurteil von mir.

Viel spannendes wird da auch nicht erzählt, aber so ein paar kleine neue Details erfährt man dann doch. Und grimmig guckende Kampfrichter kann man bewundern. Nun muss ich ja mal eine Lanze für diesen Job brechen, denn die opfern auch ihre (Frei-)zeit für den Sport, den wir alle so lieben. Und wenn ich dann höre, dass am Samstag Leute disqualifiziert werden mussten, weil sie sich nicht an das Verbot von MP3 Playern halten wollten, auch auf Hinweis nicht, dann ist das einfach schade. Ja, dieses Verbot ist nicht sinnvoll, aber hey, die machen auch nur ihren Job.

Sonntag also zur Strecke, immer noch mit dem Gedanken eher nicht zu starten, aber irgendwie war dann das Rad in der Wechselzone und ich damit irgendwie „gefangen“. Einfach versuchen dachte ich. Kurzfristig war der Start trotzdem gefährdet, brach mir doch der Mick per high five beinah die Hand. Ob das nun noch Adrenalin oder Endophin war, weiß ich nicht, aber so locker wie der bei einer olympischen Distanz den Lauf beginnt, das ist schon aller Ehren wert.

Unentspannter war da schon die sielaeuft.de, die es nicht so mit dem Schwimmen hat und sich olympisch versuchen wollte. Die lange Schwimmstrecke wurde aber mit Lockerheit gemeistert, so dass sie sich jetzt auch die Domain siekannauchschwimmen.de sichern kann. Aus dem Wasser kommend, sah sie dem Mick dann auch zum verwechseln ähnlich.

Okay, nun denn jetzt bin ich hier, jetzt starte ich auch. Und wenn es nicht mehr geht, höre ich halt auf. Unsere Startgruppe hatte auch einige andere braun-weiße am Start, aber außer Michael Meeske, jag genau dieser Michael Meeske, kannte ich da nur noch die @lollabie und die war ungefähr genauso nervös wie ich.

Kommen wir doch mal kurz zu unserem Geschäftsführer zurück, der nebenbei zu 50 % zur Triathlonabteilung gehört (eigene Aussage) und der meinte, er habe aufgrund des Stresses („wohl kein Hauptsponsor gehabt, wa?“ warf ich ihm lächelnd an den Kopf) nicht richtig trainieren können. Das er dann die sechst schnellste Zeit aller Sonntagsstarter macht, ist dann wohl aller Ehren wert.

Nun gut, man hat 10 Minuten zum einschwimmen, was insofern ein bisschen nervös macht, als dass die Alster nach dem Einstieg sofort keinen Fußboden mehr hat. So war der Versuch angesagt möglichst kraftsparend 10 Minuten rumzuspaddeln. Die cleveren Starter warteten dann auch noch 5 bis 8 Minuten ab, bevor sie sich ins Wasser begaben. Aber nun gut.

Dann der Startschuss und da ich meine Form nicht einschätzen konnte, schwamm ich ziemlich langsam dem Feld hinterher. Mit einem Auge auch immer die DLRG suchend, falls nun doch der Krampf, das Problem oder was auch immer kommt. Erst bei der Wende nach ca. 150 Metern änderte sich diese Unsicherheit und plötzlich hatte ich das Gefühl, es ginge wie von alleine. So konnte ich noch zwei Schwimmer überholen, bevor es unter dem Jungfernstieg hindurch ging.

Man wird als langsamer Schwimmer an dieser Stelle von den schnellsten der nächsten Gruppe überholt und mit Rufen und ein bisschen gucken geht das auch in 99 % der Fälle gut und problemlos. Nur leider wurden auch wieder irgendwelche Idioten gesichtet, die meinten langsame (und damit unsichere) Schwimmer aus dem Weg schubsen zu müssen. Leute, ihr bringt damit andere Menschen in Gefahr und so richtig fair ist das auch nicht. Und alles für ein paar Sekunden Zeitgewinn? Das ist schon ziemlich arm. Es passt auch null in das sonst herrschende Klima der Fairness und des gegenseitigen Respektes. So klopfte mir nach dem Schwimmausstieg ein schnellerer Schwimmer (und Läufer) beim Überholen auf die Schulter und sagte was von „großer Leistung, jetzt geht es ab…“. Das ist Triathlonspirit.

Genauso wenig geht der eine Helfer am Schwimmausstieg klar, der sich weigerte den Schwimmern aus dem Wasser zu helfen. Während seine drei Kollegen dies mit Bravor machten. Das ist auch schon etwas peinlich. Auch gerade ist so ein Wasserausstieg nicht ganz einfach. Plötzlich hat man sein Körpergewicht wieder selber zu tragen und das ist ganz schon schwer. (Hat mich die Alster gerade fett genannt?)

Ein Blick auf die Uhr… Huch! Das war ganz schön schnell geschwommen. Und das obwohl ich langsam und unsicher begann. Offiziell waren am Ende 17:51 gemessen worden. Das ist auf 500 Meter schneller als jede Bahnzeit. Aber da verlier ich bei den Wenden auch Tempo.

Ich dementiere nebenbei ausdrücklich, dass mein Wassergeschlucke und der dramatisch gesunkene Alsterpegel (so die Zeitungen) irgendeinen Zusammenhang haben.

Die Wechselzone in Hamburg ist unfassbar lang. Der @thorstenfirlus (sein Blögchen ist nebenbei sehr lesenswert) schrieb was von insgesamt 1,3 Kilometern für beide Wechsel. In meinem Raceplan hatte ich mir mal vorgenommen die beiden Wechsel unter 10 Minuten zu machen, der Erste dauerte schon mal 6:41. So weit barfuß zu laufen ist nebenbei eine komische Erfahrung.

Radfahren: Erstmal verpflegen und durchatmen. Ich war mir meiner Form immer noch nicht sicher, so dass ich erstmal ruhig anfing. Aber schnell nahm die Diavola Rossa das Kommando an sich und rollte den Kurs eigentlich von ganz alleine längs. Ich hatte nicht das Gefühl nun wirklich alle Reserven raus lassen zu müssen und hatte am Ende trotzdem eine 39:55 stehen. Der Radkurs bot mit der Passage „Reeperbahn-Königsstraße-Gorch-Fock-Wall“ natürlich auch eine schöne „Ketterechts“ Passage, wo insbesondere auf dem Rückweg noch mal ordentlich Schwung fahren kann. Und wenn man davon befreit ist auf Ampeln, Kreuzungen und Autos zu achten, dann radelt es sich doch gleich viel angenehmer.

Auch hier noch mal ein Lob an alle Teilnehmer. Es war teilweise doch eng auf der Strecke und trotzdem wurde auch von den schnellen Athleten immer mit Auge und Vorsicht überholt. So soll das sein. Meiner Einer hatte sich an eine Teilnehmerin der olympischen Distanz gehangen und versuchte ihrem Tempo zu folgen. Natürlich im angemessenen 10 Meter Abstand. Aber habt ihr schon mal versucht auf einem Fahrrad 10 Meter zu messen? So spontan ohne Anhaltspunkt? So einfach ist das gar nicht. Und Windschattenfahren ist nun mal verboten, so sind die Regeln.

Der zweite Wechsel und in insgesamt 04:23 war ich auf der Laufstrecke. Da ging gefühlt gar nix mehr. Die Kraft war nicht mehr da und jeder Schritt war mehr oder minder ein Kampf gegen sich selbst. Die sielaeuft.de sah ich kurz vor meinem Wendepunkt mir entgegen kommen, aber die lief in einer anderen Liga. Ich setzte Schritt vor Schritt ohne auch irgendwie schneller werden zu können. Endspurt oder ähnliches war schon gar nicht drin.

Das Trikot war nun auch schon bis zum Bauchnabel aufgemacht und Wasser wurde halb getrunken und halb über den Körper geschüttet. Aber: „the only victory is posing“ sagt der @_ketterechts (noch ein lesenswertes Blögchen) immer und so wurde in der vorletzten Kurve das Trikot geschlossen, die Brille wieder auf die Nase gesetzt und die Haare notdürftig gerichtet.

Die FCSP Trias reichten auch noch die Fahne, so dass einem weltmeisterlichen Zielphoto nix mehr im Wege stand. Aus, Aus der Triathlon ist aus, ich bin äh angekommen.

weltmeisterlicher Einlauf
weltmeisterlicher Einlauf

Angeblich soll ich 31:40 auf den 5 Kilometern gebraucht haben, was mit meinem Laufgefühl nun so gar nicht in Einklang zu bringen ist. Ich hatte das Gefühl viel langsamer gewesen zu sein.

Aber: Dieses Laufen mit dem Rad fahren vorher fühlt sich für die Muskeln und Knochen sehr viel angenehmer an, als nur laufen. Bemerkenswert, oder?

Wer rechnen kann, wird merken, dass dies insgesamt eine 1:40:28 ergibt. Hatte ich hier nicht irgendwas von 1:45 angekündigt? Das ich mal ein selbstgesetztes Ziel unterbiete ist für mich schon sehr selten. Und das nach einer unglücklichen Woche.

Erdinger, Wasser, Wasser und Wasser folgten nun auf dem Speiseplan. Und obwohl ich bis Abends gefühlt 5 Liter sonstige Getränke in mich hineinschüttete, dauerte es sehr lange bis unten irgendwas an kam. Das beantwortet wahrscheinlich alles über die Wärme dieses Wettkampfes. Aber geschafft ist geschafft.

Radcheckout ging in einer vertretbaren Geschwindkeit und an dieser Stelle sei allen Helfern gedankt, die teilweise um 3 Uhr morgens aufgestanden waren um das Ganze zu ermöglichen.

Und nun? Marathon in Berlin und Frankfurt rufen, aber bevor das Rad und die Badekappe für 2013 in die Ecke gestellt werden, lauert noch ein Ausflug nach Bornhöved zum Q-Tri. Ich habe ja jetzt eine Bestzeit zum unterbieten.

Und langfristig gibt es da einen Plan. Aber der wird noch nicht verraten.

Abschließende Frage: Wie bekomm ich diesen Geschmack des Alsterwassers (ohne Limo) aus dem Mund? Den habe ich nämlich immer noch.

Ein Kommentar

  1. Henning Henning

    Tolle Leistung, Norbert!
    Ich freu mich immer wieder über Deine sportlichen Erfolge und die Veränderung in Deinem Leben!
    Go on!!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Blue Captcha Image
Refresh

*