oder
Wer glaubt, der Volkspark sei sonstwo…
Vorwort
Liebe Leser, man soll keinen Sport bei dieser Hitze machen. Sagen alle Ärzte. Was aber natürlich niemanden davon abhält, Spieltage der zweiten Liga in der Mittagshitze anzusetzen. So ließ man sich in Karlsruhe dann in Ruhe im Gästeblock ordentlich durchgaren. Hier nun also unser Bericht aus dem Kochtopf.
Lobenswert
Das Ganze begann aber früh am Morgen. Nun hatten wir uns für die Bahnfahrt entschieden, sodass wir das Leid der Busfahrer nur vom Hörensagen kennen. Deren frühe Abfahrt wurde wohl noch mit einem unmöglichen Busfahrer versüßt, der sowohl auf der Hin- als auch auf der Rücktour mit spannenden Umwegen von sich reden machte. Die Begeisterung hielt sich deswegen in engen Grenzen, wie wir hörten.
Bahnfahren stellt man sich ja immer als äußerst bequem vor, aber auch das ist immer ein Abenteuer. Und so Worte wie „Oberleitungsstörung“ und „spielende Kinder“ bringen einem dann doch ganz schnell eine Stunde Verspätung. Nun gut, umsteigen mussten wir nicht und genügend Zeit bis zum Anpfiff hatten wir auch eingeplant. Und so rauschte die Landschaft an uns vorbei und wir kamen dem Ziel näher.
In Karlsruhe angekommen, wäre man am liebsten wieder sofort zurück in den klimatisierten Zug gestiegen. Die Luft stand und war warm wie in einem Ofen. Man hätte den alten Klassiker mit „Karlsruhe dichtmachen durch Körperausscheidungen“ locker auf „…schwitzen euch zu“ umdichten können.
Hinein in die volle Straßenbahn, wo zwischen FCSP und Karlsruhe alles ganz locker und entspannt blieb, eigentlich eine Beobachtung des gesamten Tages. Aggressionen zwischen den beiden Fangruppen haben wir null mitbekommen, was natürlich immer nur eine subjektive Wahrnehmung ist. Auch die Polizei hielt sich merklich zurück und war nur selten zu sehen.
Nicht ganz stressfrei blieb es jedoch untereinander. Es ist schön, dass sich Leute aus der jeweiligen Region mal ein Spiel ansehen wollen und gerade im Südwesten haben wir echt viele richtig gute Leute, die halt finanziell nur die nahen Spiele mitmachen können. Aber Leute, wenn man zum FCSP geht, dann sollte man wissen, dass man für Worte mit F am Anfang und tze am Ende und für „schwul“ als Schimpfwort Ärger bekommt.
Auch Typen, die „Erinnerung“ mit einem eisenen Kreuz als I-Punkt tätowiert hatten, fanden wir im Gästeblock. Da kann man doch echt nur den Kopf schütteln. Und bevor wir den mal richtig mit Beleidigungen überschütten konnten, ist der dummerweise auch noch woanders hingegangen.
Ihr denkt, dass das Volksparkstadion weit draußen ist und schlecht angebunden ist? Dann fahrt mal nach Karlsruhe. Von der nächsten Bahnstation ist das ein ordentlicher Fußmarsch und ein pendelnder Bus ist zwar vorhanden, aber gefühlt wirklich in Einzahl.
So kamen wir also nach einem langen Marsch am Gästeblock an und hier muss man wirklich mal ein Lob aussprechen: Ordner, die auch PET-Flaschen als Wasserbehältnisse reinließen, ein Rasensprenger als Abkühlungsmöglichkeit und viele Getränkestände zeigten, dass man sich vorbereitet hatte auf Karlsruher Seite. Dazu noch eine Feuerwehrschläuche und Wasserberieselung im Block. Das war wirklich gut gemacht und man hatte dies ja auch so angekündigt.
Auf den Rängen war die Stimmung in einem solchen warmen Gästeblock insgesamt okay. Natürlich kann man noch viel mehr erwarten, aber in einem derart großen und unüberdachten Gästeblock geht halt auch vieles komplett verloren.
Auf dem Platz entwickelte sich ein Spiel, welches man – gemessen an den Temperaturen – nur als intensiv bezeichnen kann. Beide Mannschaften hatten ihre Chancen auf den Sieg, Karlsruhe vielleicht die eine Chance mehr, aber letztendlich war das 0-0 wohl leistungsgerecht. Bei uns fehlt es einfach am Abschluss, sei es nun als finaler Pass oder als Torschuss. Da haben wir eine riesige Schwäche und es wirkt, als ob man Angst vor dem Torschuss hat. Gerade an Fin wird das Problem deutlich. Er hat einfach nicht den Mut, mal draufzupicken. Manches Mal wäre das effektiver als sein Versuch, dann noch einen Pass zu spielen. Aber das ist nicht alleine sein Problem. Da will unsere Truppe vieles einfach noch zu perfekt machen.
Sonst muss man wohl von einer engagierten Leistung gegen den Aufsteiger sprechen. Insbesondere der Abwehrverbund stand wirklich gut und die Zeiten, wo unsere Gegner im Mittelfeld unfassbar viel Platz haben, scheinen endlich vorbei zu sein. Dass Gonther ein guter „Neuzugang“ ist, beweist er gerade richtig. Letztes Jahr hatten wir in der Vierkette noch das Prinzip „wer fit ist, der spielt“, dieses Jahr haben wir Härtefälle und Leute, die sofort bereit stehen, falls mal jemand sich verletzt. Das lässt doch hoffen.
Mit dem Punkt kann man sehr gut leben, der Frodo würde wieder sagen, dass man mit auswärtigen Unentschieden und Heimsiegen aufsteigt. Nun mag das so nicht stimmen, denn 68 Punkte reichen ja nicht zwingend, aber man ist allemal auf einem guten Weg und hat natürlich nun gegen Bielefeld die Chance auf einen Traumstart. Mit sieben Punkten im Gepäck hätte man dann in Bochum voraussichtlich ein echtes Spitzenspiel.
Ketzerische These: Wenn man sich so die Tabelle ansieht, dann könnte man behaupten, hier schon sehr deutliche Tendenzen für den Rest der Saison zu sehen. Die ersten acht werden wahrscheinlich auch zum Ende der Saison dort irgendwo stehen, die letzen acht wahrscheinlich auch. Allemal hat Union seinen „Geheimfavoriten“-Status erstmal erheblich beschädigt.
So genug geschwitzt und zurück zum Bahnhof. Wir hatten nicht das Glück, einen der wenigen Shuttlebusse zu bekommen, sodass wir wieder auf den langen Marsch gingen. Unser Fanladenhoschi hatte da mehr Glück. Die Essensuche erwies sich auch als schwierig, denn das erste Restaurant wollte aus unerfindlichen Gründen nur Getränkebestellungen aufnehmen. So wanderten wir ein bisschen umher um auf einen netten türkischen Imbiss zu stoßen, wo es alles gab, was das Herz begehrte.
Zur Bahn und gerade als man sich schon auf seinen ICE-Sitzplatz freute, kamen irgendwelche blau-weißen Typen aus einer Regionalbahn. Der erste Gedanke war „Hansa“, aber schnell wurde klar, dass es sich um Fans von Stuttgarter Kickers handelte. Was dann folgte war leider kaum weniger Dummheit. Steigen aus, pöbeln gegen Karlsruhe, sehen uns und wechseln mitten im „Karlsruh, Karlsruh wir sch…“ auf „Scheiß St. Pauli“. Es entwickelte sich eine kleine Pöbel- und Stressphase, die ziemlich lächerlich war. Denn die ca. 20 Kickers, die da meinten, den Dicken markieren zu müssen, trauten sich auch nicht richtig auf Angriff zu gehen. Naja, und als sie das Pöbeln so gar nicht beenden wollten und immer wieder so halb in Richtung FCSP starteten, kam auch die Polizei und sie konnten sich mit denen abarbeiten. Zum Glück ein relativ besonnener Polizeieinsatz, nicht erst Pfeffer und dann fragen.
Es sei angemerkt, dass vielen Kickersfans das Verhalten ihrer Heißsporne mehr als peinlich war. Der Kommentar unserer Nr. 17 zur ganzen Nummer war nur „wenn ihr noch 20 Leute braucht…“.
Die Mannschaft im selben Zug und mit unseren Skins in einem Abteil. Das nennt man dann wohl entspannte Rückfahrt.
Sowieso drehten unsere Jungs noch mal gut auf, als sie vom Landleben erzählten (siehe Überschrift) und unter Gelächter aller Mitfahrer sagten, dass sie „ein bisschen Assi“ seien. Aber so kennen und lieben wir sie. Mit ein bisschen Verspätung waren wir dann auch wieder in HH und der Tag vorbei.
Der daheimgebliebene Anteil des Blogs hatte unterdessen Spaß mit den Gästen der St.-Pauli-Kirche. Merke: Bügelflaschen mit „Plopp“, da kann nich jeder mit üm! Wenn es aber endlich doch ploppt, dann ist die Freude groß. Das Spiel schauten wir in der nicht ganz so heißen Makrele, die extra für die wie immer sehr leidenschaftlichen Refugees öffnete. Vielen Dank dafür, ihr Guten!
Es schrieben bisher sonst so…
Kleiner Tod sah sich Konzert und Hitzepunkt an
Die Breitseite berichtet aus dem Bus