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It’s my party, and I cry if I want to…

oder

Fußball mit kleinen Fragezeichen

Vorwort

Liebe Leser, es ist vollbracht. 26.000 Zuschauer sind ein (vorläufiger?) offizieller Rekord am Millerntor und es gibt einiges zu berichten. Leider keine Cottbuser Niederlage, sonst hätten wir uns jetzt an Dantes Göttlicher Komödie langgehangelt und Inferno Cottbus in die tiefste Hölle verbannt.

Was vom Tage übrig blieb…

War schon mal jemand von euch im Jolly, wenn dort die Frankfurter zu Gast sind und ihre Bembelbar feiern? Nicht? Nun sind die Ausrichter absolut schnafte, aber Frankfurt zieht halt auch ein Publikum an, was – wie sollen wir es ausdrücken? – nun so gar nicht zu uns passt. So durfte ein Freund des Blogs seinen Samstagabend noch mit einer fröhlichen Extremismustheorie-Diskussion verbringen. Noch Fragen? Wir nicht. Den Weg zur Tür wurde dem Gegenüber deutlich gezeigt.

Sonntag dann unser Heimspiel. Wer die Basch nicht mitgenommen hat, die auf jedem Platz auslag, bekommt hiermit schon mal einen zwischen die Hörner. Es ist in diesem Zusammenhang unfassbar, wie viele Leute sich auf ihren Sitz setzen, anscheinend nicht annähernd gucken, was auf diesem Sitz klebt und nach dem Spiel nach Hause gehen, ohne die angeklebte Basch auch nur eines Blickes zu würdigen. Sagt mal Leute, geht es noch? Aber dann wieder über „die Ultras“ motzen.

Allerdings darf man auch etwas an der Basch-Sonderausgabe kritisieren. Denn der eine oder andere versuchte es wirklich, sich die Worte zu Gemüte zu führen – allerdings schreckt so viel Text mit so wenig Auflockerung einfach ab. Da fehlten nur noch Fußnoten, um die seitenlangen Ausführungen noch unattraktiver zu machen. So sehr es auch zu begrüßen ist, wenn Ultrà Sankt Pauli mal aus der Deckung kommt und sich einer breiteren Öffentlichkeit stellt, ist hier wohl eine Chance vertan worden.

Und um gleich alle Aufreger auf einmal abzuhandeln: Die Stadionordnung ist wieder auf deutlichen Tafeln am Eingang präsent. Insbesondere die Diskriminierungsparagraphen. Dazu verteilte das 6 (2) Bündnis auch Flyer und die (weiblichen) Verteiler durften sich noch unterirdische Sprüche anhören. Link auf stpauli.nu mit Beispielen. Man muss in solchen Fällen immer wieder bedauern, dass man für ein gebrochenes Nasenbein eines Sexisten leider keinen Freispruch bekommt. Die Faust sitzt in solchen Fällen doch sehr locker in der Tasche.

Die Gegengerade erstrahlte in neuem Glanz und sieht wirklich gut aus. Kleinere Bauarbeiten sind noch zu erledigen, aber das Gesamtpaket rockt. Und wenn die Tribüne mal in Wallung kommt, dann ist sie auch unglaublich laut und überbrüllt die Süd gnadenlos. Ein ums andere Mal sahen die Capos doch etwas ratlos aus, als die Gesänge von der Gegengerade herüberschwappten und den organisierten Support in die Knie zwangen. Ich weiß nicht, ob man sich bei USP nun fragt, ob der Gang auf die Süd der richtige war. Man stelle sich nun einen Mittelblock mit 1000 Ultras unter diesem Dach vor – und darüber keine leeren Business Seats.

Womit wir doch noch einen Aufreger haben. Man sieht jetzt, dass der Business Bereich komplett überdimensioniert ist und uns wahrscheinlich auch langsam Geld kostet. Beide Business-Bereiche waren – wohlwollend geschätzt – zu 60 Prozent gefüllt und woher die angeblich verkauften 80 Prozent der Plätze kommen, das weiß wohl nur die Vermarktung.

Aber zurück zur Gegengerade. Nein, ein Furz war das nicht, lieber Breitseite-Schreiberling. Es war nicht das, was möglich ist, aber es hat Potential. Und es wurde doch weite Strecken auf das Spiel reagiert. Und da passt die Schauspielertruppe und das Bepöbeln schon sehr gut. Mal ganz davon ab, dass St. Pauli auch immer solche Gesänge ausgemacht haben. Irgendwo beleidigend, aber eben mit Niveau. Was der GG schnell fehlen wird, ist die Koordination. Das wird wahrscheinlich die Zauberaufgabe werden, alle Tribünen zu koordinieren. Gleichwohl bleibt zu hoffen, dass der ordentliche Auftakt nicht zu einem Strohfeuer wird und sich sedierte GG-Besucher bald wieder zu einer weitgehend stummen Masse entwickeln.

Auf dem Rasen fehlte uns etwas. Nein, die Jungs haben geackert, sie haben Tugenden (arg, was für ein Wort) gezeigt, die mit dem FCSP verbunden werden. Was jedoch fehlte, ist das Ausbrechen aus dem Korsett. Das „Vintage“-Instrument war nicht da, wie der Kollege Metalust so schön schreibt. In einer solchen Situation wünscht man sich einen Bruns in alter Form, der fünf üble Fehlpässe spielt und dann den einen genialen Pass, der plötzlich vier Spieler blank stehen lässt. Die Gefahr des Systemfußballs ist einfach, dass sich alle Spieler an das System halten und das Spiel 0-0 ausgeht. Buchtmann emsig wie eine Biene, Fin auch, Mohr und Torre eine herausragende Performance, alle im Team. Aber es werden zu viele Kontakte für die Weitergabe benötigt, zu selten das absolute Risiko gesucht, zu häufig die Sicherheit gewählt. Und wenn dann Cottbus als Tabellenvierter (!!!) mit elf Mann im eigenen Strafraum ab der 55. Minute versucht, das 0-0 zu halten, dann wird das nichts mit dem Traum: Dem 1-0 kurz vor Schluss durch den – zu Recht – gefeierten Marius Ebbers.

Noch ein Wort zu Sanogo. Solche Spieler lassen einem das Herz bluten. Der Junge kann doch alles, was einen Fußballer ausmacht, dazu ist er seine 1,90 m groß und kantig. Und anstatt diesen Körper und diese Technik einzusetzen, sprichwörtlich dahin zu gehen, wo es weh tut, liegt er ständig auf dem Rasen. Was für ein verschleudertes Talent. Traurig. Apropos verschleudertes Talent. Alex Ludwig muss sich doch nur scheiße vorgekommen sein. Größter Fehler seines jungen Lebens? Der Wechsel von uns weg!

Genug für heute, wir sehen uns in Sandhausen.

Es schrieben bisher sonst noch…

(Wir versuchen mal alle Blogs, die sich zum gleichen Spiel äußern zu verlinken. Aber Achtung, wir werden Schreiberlinge immer wieder vergessen. Das ist dann keine böse Absicht. Die im Text verlinkten wiederholen wir dabei nicht. Und auch Pingbacks wiederholen wir nicht, daher auch dort gucken bitte. )

Keep calm and follow St. Pauli sieht uns ungeschlagen.

stpauli.nu sah ein Patt

Und der Übersteiger sah den 20. Spieltag

Gröni machte sich ein Bild und ein Video

GGG hatte einen Wunschzettel

Pathos kam in der Neuzeit an.

Ja was denn sieht Potential

Der Hanseator war zu Gast bei „Feinden“

15 Kommentare

  1. Achtung Achtung

    Ersetzt mal bitte das Wort Capo durch Vorsänger, Hintergrund (Geschichte/Verwendung des Worts Capo) sollte euch doch eigentlich bekannt sein?

    Ach ja, „herausragend“ an Mohr fand ich vor allem, dass er scheinbar die Füße falschrum eingehängt hatte. Aber ab Knie aufwärts war´s tatsächlich solide.

  2. Jo ist bekannt und rutscht halt einem doch ab und zumal noch über die Tastatur. Würde den Text jetzt aber nicht ändern wollen, ist halt drin, dein Kommentar ebenso richtig.

  3. Henning Henning

    Schade, dass dieser Blog mittlerweile anonym geschrieben wird, sonst könnte ich mich direkt an den Autor wenden (ich weiß nicht wer die anderen Schreiber sind, neben Norbert) und ihm oder ihr sagen, wie unpassend und dümmlich ich den Kommentar zu Südkurve/ Gegengerade fand.
    Eigentlich auch den Bereich über die Basch, aber Schwamm drüber.
    Und Capo sagtste nicht, das rutscht ja auch sonst nicht raus.
    Besten Gruß, Henning
    P.S.: Nein, ich denke nicht, dass man USP nicht kritisieren darf und mach das häufiger als viele andere, aber der oberen Abschnitt war ein Vollfail.
    Besten Gruß, Henning

  4. Der Blog ist nebenbei nur bedingt anonym geschrieben. Die drei Schreiber finden sich zumindest mit Online-Alias im Impressum wieder. Und wenn nicht anders gekennzeichnet, dann ist es die Meinung aller drei Schreiberlinge.

    PS: ansonsten hast du Email

  5. Ben Ben

    Ich mach das sonst nie, möchte aber heute irgendwie auch meinen Senf dazu geben:
    Capo/Vorsänger-Begrifflichkeiten nerven mittlerweile nur noch. Ich mach das schon ein paar Jahre und hatte gegebenenfalls nie das Gefühl, irgendwer unterstellte mir den Vorwurf, Gelüste zu pflegen, einer KZ-Wärter-Tätigkeit nach zu gehen…
    In Richtung GG wurde schon geglotzt unsererseits… aber mitnichten, weil da irgendeine Welle über uns brach, sondern voller Hilf- und Fassungslosigkeit ob des Wenigen, was dort aus der GG rüber schwappte. Viel wurde eigentlich eh nicht erwartet, das jedoch noch locker unterboten. Muss man nicht so akzeptieren, das Fazit blieb jedoch auf der Süd bei jedem, mit dem ich sprach, hängen. Sorry!
    Und vor Jens und der Breitseite ziehe ich meinen Hut bis auf den Boden… 5000 von solchen Leuten im Stadion und das Ding bricht zusammen… Roar und so 🙂

    Mit braunweißem Gruße

    Ben

  6. Ausdrücklich meine (Norberts) Meinung die jetzt folgt: Das mag ja alles sein nur ihr alle Jens, Ben Henning müsst mal überlegen bei wem das wie ankommt. Meint ihr ihr trefft die Leute, die auch die Basch ungelesen in den Müll werfen? Nein ihr trefft diejenigen die sich den Arsch aufreissen um was zu bewegen und die wohl sehr gut beurteilen können was geht und was nicht. Sonst empfehle ich: try walking in our shoes. Und glaubt mal den Leuten die auf dee GG stehen, wenn die sagen es war Samstag okay.

  7. Jule Jule

    Wenn ich als Südsteher-Mensch meinen Gesang abbreche, weil ich etwas von der GG höre, dann übrigens nicht, weil mich da irgendwer „in die Knie zwingt“, sondern weil ich’s gut finde, wenn etwas von der GG kommt und ich die Menschen, die das dort initiieren mit meiner Stimme unterstützen möchte. Vielleicht ist die Formulierung etwas unglücklich gewählt.

  8. goodsoul goodsoul

    Ich fand die GG sehr positiv! Und man hat deutlich gemerkt, dass ein / zwei Male die Süd regelrecht abgewürgt wurde. Ob man das dort wahrhaben will oder nicht!
    Vielleicht entsteht ja zukünftig tatsächlich eine Art Symbiose aus „Oldschool“ und Ultrastyle.
    Würde mir gefallen!

    Es „unfassbar“ zu finden, dass man die Basch nicht gelesen hat finde ich übrigens unfassbar arrogant!

    However!
    FORZA!

  9. Basch:
    Ja, das war viel Text, nicht mehr als eine herkömmliche Ausgabe insgesamt, aber zusammenhängend. So schlecht nicht geschrieben und wer es in der Halbzeitpause nicht schafft, der nehme sie eben mit nach Hause. Als Scheißhauslektüre ist sie allemal zu gebrauchen und das schöne Cover verträgt es nötigenfalls auch in taschengerechtes Format zusammengefaltet zu werden. Davon ab war wohl klar, dass es nicht von der Hälfte der Stadionbesucher angenommen wird. Aber wenn 1/3 das gelesen hat, ist doch schon viel gewonnen. Was soll’s.

    Gegengerade Südkurve:
    Eine tolle Tribüne habt ihr da bekommen, die hat mächtig Potential. Und es geht hier doch gar nicht darum irgendwie einen Tribünenkrieg vom Zaun zu brechen, oder ähnliches. Fakt ist: Sehr sehr wohlwollend gerechnet stehen auf der Gegengerade 500 Leute, die Bock haben und weitere 1000 Leute die tendenziell manchmal mitmachen würden. Sitzer explizit eingerechnet. Da bleiben 11.500 Leute, die ihre Zähne nicht auseinander bekommen in 90% aller Fälle. Die Gegengerade war gegen Cottbus dann hörbar, wenn sie sich ihrem Schauspielertruppe Gesang hingegeben hat. Das mögt ihr nun total kreativ, St. Pauli-like und niveauvoll finden, mir geht das gänzlich anders. Das Schauspielertruppe-Geseier ist an bundesdeutscher Fankurvenbeliebigkeit kaum noch zu überbieten. Gerade mal die Nichtschecker auf der Süd, die vor jede „LALA“-Passage ein „SCH“ kleben müssen, haben ein ähnlich hohes Ultras Leverkusen Niveau.

    Die Gegengerade kann so verdammt laut sein, ja in den Momenten ist von der Süd nichts mehr zu hören, das habe ich mir aus dem Innenraum bestätigen lassen. Aber ungeachtet der Tatsache, dass diese Momente seltener sind als die Zeiten in denen der Fanclub Alkoholiker nüchtern auswärts fährt, haben diese „Stimmungsexplosionen“ keinen Mehrwert, wenn da belangloses, beliebiges Rumgeöddel geschmettert wird.

    Du schreibst „try walking in our shoes“, das tat USP doch. Sie trugen über Jahre die gleichen oder mindestens ähnliche Schuhe und standen auf der Gegengeraden und versuchten dort zu supporten. Die Gegengerade hat USP geprägt und USP die Gegengerade. Und du weißt auch ganz genau, warum es den Wechsel auf die Süd gab und du weißt ebenso, dass der Rückbau der Businessseats versprochen und nicht gehalten wurde und du hast doch beim Rückbauantrag auch nicht dafür gestimmt, was sollen also diese Punkte?!

    Ich habe einen immensen Respekt vor den Leuten, die auf der Gegengeraden stehen und sich abmühen und versuchen irgendwie Stimmung in das neue alte Haus zu bekommen. Man kann aber doch mal konsterniert feststellen, dass diese Leute so überproportional unterproportioniert sind. Es tut weh, eine Tribüne zu sehen, die ein so großes Potential hat und das so verschenkt. Das einzige, das noch peinlicher war, als die Gegengerade war ein Spiel SVW – BVB, als die Ostkurve nur zu hören war, wenn „BVB Hurensöhne“ gesungen wurde. Aber da könnt ihr engagierten Gegengeradler ja nichts für…

    Nein bisher hat die Gegengerade die Südkurve nicht übersungen. Die Hoffnung auf der Süd, das von der Gegengerade mal was kommt ist nur nicht tot zu bekommen, so das mittlerweile beim kleinsten Geräusch der Atem angehalten wird, um den Gesang zu übernehmen. Im Sinne eines United we sing.

    It’s our party, and we cry if we see you…

  10. Wired Wired

    So banal es doch ist:

    Die Lautstärke einer Kurve/Tribüne von einem Standpunkt auf eben dieser Kurve/Tribüne zu beurteilen und sie dann am lautesten zu finden, ist nicht wirklich verwunderlich. Eine objektiv Beurteilung ist das nicht, die wäre nur AUF dem Spielfeld möglich.

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