Liebe Leser,
man kann jeden Wahnsinn noch steigern. So laufen Menschen ja nicht nur Marathon, nein sie laufen auch weiter als die Marathondistanz von 42,195 Kilometern. Die harmlose Variante dieser Laufart ist der 50 Kilometer-Lauf auf flachem Gelände. Man kann aber selbst den Lauf über die Marathondistanz immer noch mehr steigern und wer mal richtig was laufen will, dem seien Läufe wie der Ultra-Trail du Mont Blanc empfohlen, wo dann über 100 km mit ordentlich Höhenmetern gelaufen werden.
Irgendwann im Sommer jedenfalls fing der @bluecherhros an über die Rodgau 50 zu twittern. Aus ein paar witzigen Tweets wurde irgendwann eine Bewegung und Menschen meldeten sich Nachts um Zwei auf dem Klo sitzend zu diesem Lauf an. Mein Gedanke: Die sind doch alle bekloppt und „ne, du nicht“.
Nach dem aber der New York Trip etwas unbefriedigend verlaufen war, beschlossen @sielaeuftde und ich doch uns auf den Weg nach Rodgau zu machen. Nicht mal wirklich um nun unbedingt 50 Kilometer zu laufen, sondern um die ganzen Verrückten zu treffen, die laufen und darüber Twittern.
Und gerade das Volk, welches sich auf die 50 Kilometer wagt, ist Fußballfans nicht ganz unähnlich. Positiv Verrückte, die von ihrer Umgebung nur verwundert angeguckt werden und die für ihre Leidenschaft Kilometer auf der Autobahn verbringen. Und lustigerweise nennt man in beiden Bereichen die Verrücktesten Ultras. Nur das im Laufen nur der „Freiwillige Polizeidienst“ vorbei guckt und die Ultraläufer es nicht so mit Pyro haben.
Nun denn, die 562 Kilometer waren schnell überwunden, der typische kleine Stau an einem Freitagabend auch eingerechnet und so waren wir um 19 Uhr in Rodgau. Aber nicht ohne vorher an einem Ort namens Linsengericht vorbei zu fahren. Der nebenbei von Lieblos und Freigericht umrahmt wird. Tellergericht gibt es da aber anscheinend nicht als Ortsnamen.
Rodgau. 43.000 Einwohner, aber die Stadt ist doch relativ langgestreckt an der Autobahn gelegen. Das ganze findet dann im Stadtteil Dudenhofen statt, wo auch der örtliche Tennisclub seinen Sitz hat. Ansonsten ist der Stadtteil eher mit verschlafen zu beschreiben. Die örtliche Dönerbude hat an einem Freitag Abend um 22 Uhr geschlossen und der örtliche Italiener war mit 13 hungrigen Läufern vollkommen überfordert.
Von Linz bis Rostock waren Leute angereist und man tauschte Läufe und Begebenheiten aus. Und da sich noch drei Menschen trafen, die in Steuern machen, hatte man auch noch andere Gesprächsthemen. Auf Ali Schneider Marathonreisen sind nebenbei einige Läufer nicht gut zu sprechen. Bei so Onlinetreffen ist es eine schöne Floskel „mal auch die Menschen hinter den Blogs kennen lernen“, aber sie stimmt irgendwie. Und so traf man den Lauffreund Sven, den Triathlondog und auch andere mal persönlich.
So nun aber zum morgentlichen Lauf. Ein 5 KM Rundkurs war zu bewältigen und auch wenn die Österreicher am Abend vorher noch von „guten Verhältnissen“ sprachen und einige Schwaben am Morgen noch von „größtenteils geräumt“ erzählten, es waren 1,7 km geräumt, der Rest sehr tief und seifig. Die Österreicher meinten, es sei flach und windig. Der Norddeutsche fand es eher wellig und windstill. Alles eine Sache der Perspektive.
Ziel war es das Ganze locker anzugehen und mal zu gucken, wie weit es geht. Die Runde beginnt mit dem geräumten Asphaltteil, so dass ich in einer guten 6:47 Zeit begann. Dann wurde es natürlich langsamer. Die @sielaeuftde war vorweg gelaufen und beschloss dann, dass das Blödsinn ist und wir zuckelten so gemeinsam unsere Runden. Auf dem Asphalt immer so irgendwas zwischen 6:40 bis 6:50, auf dem ungeräumten Teil eher über 7:00.
Zuschauer hat dieser Wettbewerb nur sehr wenige. Aber die Damen (und der @HipHop_Runs) des Twitterlauftreffs waren in ihrem Entusiasmus soviel Wert wie eine Million Zuschauer bei einem Marathon. Danke für unzählige Stunden in der Kälte, ihr Lieben! Die Verpflegung hätte auch für eine weitere Horde Läufer gereicht. Nussecken, Tee, Brownies, alles was das Herz begehrt.
Ein Blick auf das Teilnehmerfeld: Ultramarathonläufer sind eher älter. Junge Menschen laufen da eher wenige mit. Es laufen eher Menschen mit eher 35+ Jahren mit. Bei 5 km Runden kommt es schnell zu Überrundungen und nach gelaufenen 36 Minuten lief auch schon der erste Läufer wieder an einem vorbei. In einem Affenzahn, den er auch nicht durchhielt. Ein Stück nach ihm der Zweite, der letztendlich in 3:08 (!!) gewann.
In unserem Haufen lief ja noch so eine kleine Sonderwertung, denn jeder der schneller als der @triathlondog hätte laufen können, sollte von ihm eine Torte geschenkt bekommen. Letztendlich schaffte dies nur der @laufhannes, wobei beide mit 3:30 und 3:42 (oder so ähnlich) unfassbare Zeiten hinlegten. Da bin ich noch nicht mal mit 30 Kilometern durch.
Nach 15 Kilometern begannen dann auch meine Oberschenkel an zu brennen. Kurz noch mit @sielaeuft diskutiert, ob man nun 25 macht, aber ich habe mich dann doch schnell dagegen entschieden. Ich bin seit dem Ratzeburger Adventslauf nicht länger als 11 Kilometer am Stück gelaufen und war diesmal schon 16 Kilometer mit einer kleinen Klopause gelaufen. Und dies auf einem Untergrund, der teilweise die Wirkung eines Laufbandes, man hatte das Gefühl die Beine zu heben und sich doch nicht fortzubewegen.
Bei Km 18,5 deswegen dann doch noch eine ausgibige Gehpause und den Rest dann mit dem @lauffreund_de gelaufen, der auch beschloss, dass 20 Kilometer heute genug sind. Der Schlussspurt aufs Messer. Noch mal auf 3:01 pro Kilometer gesteigert, den Ellenbogen eingesetzt und knapp schlug mich dann der Lauffreund. Okay, ihr wisst, dass dies gelogen ist.
Insgesamt ein guter Trainingslauf. Nächste Woche beginnt der Trainingsplan für Hamburg 2013 und diese 20 Kilometer waren ein guter Test. Denn 20 Kilometer auf diesem Boden sind doch den 30 Kilometern auf einem normalen Boden sehr ähnlich. Und ich fühlte mich gut und locker, auch wenn am Ende einfach die Kraft weg war. Ist aber auch okay.
Wenn man sich so den Laufklamotten bei minus 2 Grad entledigt um sich was trockenes anzuziehen, dann ist man kurzfristig seine eigene Sauna. Sieht lustig aus. Nun noch kurz bei den Supportdamen aufgehalten und dann ab unter die Dusche.
Die Organisation wahnsinnig gut. Am Essenstand gab es alles, alle Helfer waren freundlich und zuvorkommend und man hat sich ständig bemüht die Strecke halbwegs laufbar zu erhalten. Kann man nur uneingeschränkt empfehlen diesen Lauf.
Viel mehr ist nicht zu erzählen und eigentlich ist es auch schon wieder viel zu lang geworden. Ab nun läuft die Vorbereitung für Rodgau 2014.
Genau so habe ich das Flair auch in Erinnerung. Dort muss man einfach mal gelaufen sein. Viel Erfolg auf dem Weg nach „Hamburg 2013“.
Wat, wir sprinten nächstes Jahr wieder im Ziel gemeinsam? 😉 Ich freu mich drauf!
Gruß in den Norden!
Sven
Absolut richtig beschrieben, Strecke, Leute, Supporter und das Gefühl, “ hier muss ich noch einmal hin“
[…] Norbert: Hier kommen die fehlenden 20 km […]
[…] Norbert: Hier kommen die fehlenden 20 KM… […]