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Kalt im Regen stehen

oder

Effektiv verloren

Vorwort

Liebe Leser, es war still in diesem Blog. Das lag daran, dass wir an dem JHV-Bericht feilen, der Ende dieser Woche wohl fertig sein wird. Es lag aber auch daran, dass wir außerhalb des Netzes sehr viel zu tun hatten und uns daher nicht wie gewohnt um unsere Leser kümmern konnten. Nun brennen wir aber wieder und so wird nun ein Feuerwerk auf euch niedergehen.

15.000 vielleicht?

Der moderne Fußball hat viele Schattenseiten und eine davon ist, dass Spiele grundsätzlich nicht abgesagt werden. Seien wir ehrlich: Gestern hätte man nicht Fußball spielen sollen. Die eine Seite ist, dass man mit einer Rasenheizung vielleicht gerade noch akzeptable Bodenverhältnisse hinbekommt, aber der Rasen ist dafür dann auch hinüber. Die andere Seite ist, dass auf den Stadionbesucher nahezu keine Rücksicht genommen wird. Eisglatte Traversen und schneebedeckte Aufgänge sind nicht gerade sicher bei einer Massenveranstaltung. So packten sich auch einige Leute vor und in der Gegengerade auf die Nase und man kann nur hoffen, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

Man muss hier auch mal den Verein kritisieren. Natürlich ist Druck von der DFL da, dass das Spiel stattfindet und wahrscheinlich muss man auch noch für Schneefall Strafen zahlen, wenn der Anpfiff ausbleibt. Es ist in dieser Situation auch grundsätzlich okay, dazu aufzurufen, dass freiwillige Helfer ins Stadion kommen. Jedoch: So etwas kann man bei einer Wettervorhersage, die bereits Freitag genau diese Witterung ankündigte, auch schon früher machen. Der Verein sollte sich endlich mal angewöhnen, in seinen Newskanälen mit „Wenn, dann…“-Nachrichten zu arbeiten. Hier eine Nachricht am Freitag mit dem ungefähren Wortlaut „Liebe Leute, Wetterbericht, wenn Schnee, dann ab 9:00 räumen, bitte guckt auf Facebook und hier…“ wäre ohne Weiteres möglich gewesen. Muss aber auch von den Verantwortlichen angestoßen sein.

Genauso muss man kritisieren, dass der Verein mal wieder nicht bereit war, auch nur die kleinste Gegenleistung auszuloben. „Gibt Bier und Glühwein umsonst“ wäre nun nicht so teuer gewesen, oder? Erstaunlich, dass sich doch wieder 300 Freiwillige fanden, die bereit waren, dem Verein bzw. dem Verantwortlichen den Arsch zu retten. Und das, obwohl man von einer Seite hörte, dass man ohne Schaufel nicht reingelassen werde, und von einer anderen Seite, dass an der Nordkurve ganz viele ungenutzte Schaufeln lägen. Wenn dieser Verein dringend mal etwas verbessern will, dann ist es die Kommunikation an Spieltagen.

Ach ja: In der Rückrunde wollen wir kein Gejammer über Kosten für Strafen hören. Denn diese bewusste Zerstörung des bis dahin guten Rasens kostet auch mal eben einen fünfstelligen Betrag. Jetzt werden wir den austauschen müssen.

Nun denn, genug gemeckert. Wie großartig Upsolut ab und zu den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen kann, zeigen die Einwegtotenkopfplastikumhänge. Die gingen weg wie sonst nur Bier in diesem Stadion – und haben wahrscheinlich auch die gleiche Marge.

Ja, da können wir jetzt einen Einschub machen. Natürlich ist es gut, wenn der Verein die Rechte an seinen Symbolen wieder selber hält. Natürlich ist es gut, dass der Verein das Geld wieder selber bekommt. Und daher sind die Entwicklungen vor dem Hamburger Oberlandesgericht nur zu begrüßen, von denen das Abendblatt berichtet. Der Verein hat dann aber auch eine hohe Verantwortung. Er muss neue Optiken entwickeln und den alten Totenkopf auch fortentwickeln. Dahinter steht eine riesige Verantwortung. Hoffen wir, dass der Verein diese stemmen kann. Ein unsinniger neuer Verkauf an einen anderen „Partner“ und ein weiterer Stillstand in der Merchentwicklung wäre der Tod des Modeteils des FCSP.

Vielleicht 15.000 waren im Stadion und man kann es nur zusammenfassen, wie es @deanna030 auf Twitter getan hat: „Nasse kalte Füße. Nasse kalte Hose. Nasse kalte Jacke. Ich und etwa 15.000 andere Menschen am Millerntor. Das ist wahre Liebe… #fcsp“. Selbst wir waren nicht vollständig anwesend, nach einer Ermahnung, die nicht ganz auskurierte Krankheit nicht ins Stadion zu schleppen, blieb unser vernünftiger Teil im Bett. Dazu folgender beinahe prophetischer Dialog: „Und dann verpasse ich noch das 8:0“ „Nee, eher ein 0:8, denn Aue kann Schnee.“

Man kann auch niemanden einen Vorwurf machen, der entweder nicht da war, oder versuchte, das Spiel still zu überleben. Bemerkenswert ist aber, dass unsere NRW-Fraktion stark vertreten war. Solche Bekloppten findet man auch nur beim Fußball.

Ja, Aue kann Schnee. Die mögen auch moderne Trainingsplätze haben, unzählige Rasenheizungen auf ihrem Trainingsgelände, aber im Erzgebirge hat es eben schon seit Wochen geschneit und da hat man eine ganz andere Sicherheit und Gewöhnung auf rutschigen Böden. Und nach einer sehr guten Anfangsphase von uns wurde Aue immer sicherer. Ja, wir hatten Chancen für 100 Spiele und müssten auch dieses Spiel gewinnen, aber Aue zeigte uns, wie effektiv man vor dem Tor sein kann. Eine kleine Lücke und sofort ist der Ball drin.

P. merkte zu Recht an, dass die wenigstens mal schießen würden. Uns fehlt für so ein Wetter einfach der
Zweitreihenschütze. Obwohl wir wirklich gute Techniker haben, mangelt es bei allen an Mut, mal einfach draufzuballern. P. merkt in diesem Zusammenhang auch nicht zu Unrecht an, dass die wenigsten Profis ihren „falschen“ Fuß benutzen können. Eigentlich schon bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die meisten Basketballer wenigstens einen Nahdistanzwurf mit ihrer falschen Hand hinbekommen. Hier sieht man, dass die Trainingslehre im Fußball teilweise doch hinterherhinkt.

Gut, unsere Jungs haben gekämpft, haben einfach drei dumme Tore bekommen und haben selber ihre guten Chancen liegen gelassen. Soll man sauer sein? Nein! Soll man pfeiffen? Nein! Und erst stinkt es, vorzeitig das Stadion zu verlassen. Leider traurige Realität. Die Jungs haben alles gegeben, was an diesem Tag drin war. Und das ist, was wir von Spielern in weiß und später braun-weiß erwarten.

Am Rande notiert seien noch einige Dinge:

– Konfettiverbot: Lieber Verein AUSNAHMSWEISE ist das okay, und zwar nur in der Bauphase. Wenn danach noch einmal das Argument mit „Reinigung kostet so viel“ kommt, dann gibt es Ärger. Und zwar richtig. Konfetti ist zwingender Bestandteil der Fankultur, die ihr vermarktet, mit der ihr Geld macht.

– Stadionsprecherin: Sehr cool, dass auch Daggi auf das Schweigen hinwies und ausdrücklich sagte, dass auch vom Stadionsprecher nichts käme, wenn irgendwas innerhalb der ersten 12:12 Minuten passieren würde. Ein Tor unserer Mannschaft wäre in dieser Zeit spannend gewesen.

– Es gab die klare Ansage, keine Schneebälle zu werfen, und alle hielten sich dran. Außer unsere Ersatzspieler, die sich eine fröhliche Schneeballschlacht mit der Gegengerade lieferten. UND GANZ EHRLICH: Das war St. Pauli. Jungs, ihr habt für einen der Höhepunkte an diesem Nachmittag geliefert. Man könnte über die Vorbildfunktion noch einige Worte verlieren und dass es die Bemühungen der Offiziellen konterkarierte – aber der meiste Schnee blieb ja abseits des Platzes.

– J. sorgte für den Lacher des Tages. Der Genuss von Glühwein führte irgendwann zu einem doppelten Buchtmann. Und zu 44 Spielern auf dem Platz. „Man ist das voll auf dem Platz.“ Nur den Platz wollte J. nicht doppelt sehen.

Letzte Bemerkung: Was im Azeitona passiert, bleibt im Azeitona.

11 Kommentare

  1. (immer noch diese Diskriminierung von Dyskalkulie’ikern hier).

    Ich kann ehrlich gesagt das Gemeutere über die Nichtabsage überhaupt nicht nachvollziehen. Fußball ist draußensport, und da muss Fan und Spieler sich IMHO auf jede Wetterlage einstellen. Weißte, solang es Regnet lachen alle über die Halle in Gelsenkirchen, aber wenn es etwas herausfordernder wird, ist das Geheule da weil kalt und glatt und mimimi.

    Die Komplette Winterpause ist in Deutschland doch total lächerlich, genauso wie die Diversen Spielabsagen wegen „Kalt“ auf Plätzen unterer Ligen.
    Na klar geht das auf den Rasen, aber… siehe oben: Fußball ist Draussensport.

    Ach und: Wenn dann sollte man eh mal eher anfangen die ganzen Hochsommerspiele in Frage zu stellen. Da passiert gefühlt wenigstens viel mehr (Stichwort Kreislaufkollaps).

    (Was ich allerdings nachvollziehen kann ist das Gemeuter über das geschilderte Vereinsverhalten – das finde ich völlig gerechtfertigt)

    (und der Rest.. ja.)

  2. Fair enough, das gemeutere war aber eher dahin zu verstehen, dass man schon bei jedem Wetter spielen kann, außer es wird gesundheitsgefährdend. und wenn sich auf den Zuwegungen und den Tribünen Leute aufgrund Eis auf Beton reihenweise hinpacken, dann muss man wirklich nicht spielen.

  3. Hab ich halt in der Nord so überhaupt nicht mitbekommen. Da war es vor Anpfiff zwar noch etwas glibschig, aber gefallene habe ich tatsächlich keine gesehen.
    (UND! Mit der Argumentation dürften die hier die Spitalerstrasse im Winter mal gepflegte 5 Tage voll schließen… ja, ich weiß, kein Argument).

    Die einzigen Fast-Verletzungen bekam ich auf den Abwegen mit, aber da war 1. der Alkohol Schuld (behaupten die Rutschenden) und 2. Lag das ja nicht am Spiel…

  4. Die Kommunikation ist echt eine granatenstarke Nummer.
    Und als die Ersatzbank mit Schneebällen warfen habe ich mich auch riesig gefreut.

    Ach ja, und hätte, wenn und aber: Aue ist gut damit gefahren, dass die mit elf Spielern bis zum Ende spielen durften. Der Mike hätte imho eigentlich gehen dürfen.

    @Curi0us: Ich kann rechnen! EINSELF!!!

  5. @Gawd Du hast auch einen Werkzeugadventskalender…

    Die Schneeballschlacht war groß! Bester Teil des Spieltags. Und ich war ganz glücklich, dass Aue mit 11 beendet hat, wäre da einer runtergeflogen, hätten wir noch weniger Chancen gehabt, weil die sich dann eingeigelt hätten. Ist im Nachhinein natürlich auch egal.

  6. eins haste noch vergessen. was sollte bitte dieser schwachsinn mit dem weihnachtsmann?!

  7. Pectoris Pectoris

    Der Einlass Nord war zentimeterdick vereist, sauglatt und gefährlich. Mir absolut unverständlich, wie man da eine Massenveranstaltung durchführen kann.

  8. Gäst Gäst

    tja….., wie unterschiedlich Fans das gleiche Spiel sehen. Ich habe die Boys nicht kämpfen sehen. Ich und mein Nachbar einigten uns nach dem Spiel auf „Blutleer“. Komisch sowas….

  9. Das ist doch das schöne an Fußball, man kann so herrlich unterschiedlicher Meinung sein. Das macht doch den Spaß auch aus

  10. Mary Read Mary Read

    Was meinst du, wie prickelnd wir eine Spielabsage nach stundenlanger Anreise aus NRW über nicht geräumte Autobahnen gefunden hätten?
    Unser Verein ist doch ein Profiverein, oder?

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