oder
Unbefriedigend!
Vorwort
Liebe Leser, bei uns im Verein sind die Anträge zur JHV einsehbar, aber bitte verzeiht uns, dass wir diese erst später in einem eigenen Beitrag abhandeln. Und zu der durch Nacktzelte verhinderten Massenmesserstecherei bei Frankfurt gegen Bayern hat schon ein Schalker genug geschrieben. Daher geht es jetzt erst mal um das Spiel unseres geheiligten FCSP gegen den VfL aus Bochum.
Goldene Mützen
Liebe Leser, die ihr vielleicht auf der Südkurve, der Nordkurve oder der Haupttribüne eurer Leidenschaft fröhnt, habt ihr gestern einen Blick in die Augen der männlichen Gegengeradenbesucher geworfen? Habt ihr dieses Leuchten in den Augen gesehen? Und dieses ungläubige Stottern des Satzes „Das sind keine Klos, das sind Paläste…“? Dann habt ihr jemanden getroffen, der die neuen Toiletten unter der Gegengerade besucht hat. Wer bisher nichts Gutes an dem Neubau gefunden hat, der wird hier bedient. Man kann tanzen, Wasser lassen und seine Arme ausstrecken und hat doch noch Platz. Jaja liebe Leser, wir lassen euch jetzt mit diesen Bildern alleine. 😉
Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass ähnliche Paläste auch für die Damenwelt geschaffen werden, dann muss man mal ein Lob aussprechen. Das sieht danach aus, dass hier „bedarfsgerecht“ geplant wurde. Wer auch immer dies zu verantworten hat, der sei hiermit geehrt. Das machen wir mit Worten statt mit Mosaik oder Gedenkstein.
Und wenn wir schon beim Lob sind: Hoschis. Merch. Fanladen. Geil. Mütze. Warm. Toll. Kaufen. (Man muss bei solchen Werbebotschaften auch mal direkt das Unterbewusstsein ansprechen.)
Aber auch andere erstaunliche Dinge spielten (!) sich im Millerntor ab. Kapitän Kallas Mannen spielten (!) den Gegner nämlich an die Wand, zeigten Spiel(!)züge und Kombinationen und offenbarten ein lange nicht gesehenes Spiel(!)verständnis und eine spielerisch (!) gute Leistung. Dazu lag noch die wachsende Tugend des „never give up“ und eine wirklich ansprechende Darbietung auf dem Rasen. Nur, und das ist das absolut Unbefriedigende: Die Jungs gaben zwei Punkte ab. Man könnte sich wie ein kleines Kind auf den Boden werfen, mit den Fäusten trommeln und immer wieder brüllen „Ich will diese zwei Punkte!“ und man hätte Recht. Aber der verfickte Ball wollte einfach nicht ein zweites Mal über die Bochumer Torlinie gehen. Chancenverwertung ist bekanntlich nur in wenigen Spielen eine Stärke der Jungs auf dem Feld.
Zauberhaftes spielte sich aber auch auf den Rängen ab. Es funkelten die Wunderkerzen (welcher Volltrottel verbietet diese Dinger eigentlich?), es wurde eine Choreo gezeigt, die so schön war, dass ihre Optik beinah den Inhalt überlagerte, es donnerten die Schlachtgesänge durchs Stadion. Halt! Ja, liebe Leser, ihr lest richtig. Nix nur Süd! Die Gegengerade erwachte (hoffentlich nicht einmalig) aus einem tiefen und langen Todesschlaf und brüllte, sang und wechselgesangte wie verrückt. Höhepunkt war ein hammerlautes und hammer-unkoordiniertes „We love St. Pauli…“, welches mit ungefähr fünf verschiedenen Stimmen über mehrere Tribünen hinweg vorgetragen wurde. Jede Torchance animierte zu lautem Rufen, so muss das sein. Die Augen der Liebhaber spielbezogenen Supports glühten. Lag es an der besseren Blasenerleichterung? Vielleicht. Vielleicht hemmt ab einem gewissen Alter die volle Blase am Singen? Und immer wieder wehte auch die Begeisterung von Haupt und Nord an uns vorbei. So soll es sein.
Auch auf der Süd nahm man wohlwollend zur Kenntnis, dass die Damen und Herren auf GG und sogar auf der Nord guten Schwung in der Kehle hatten. Gleichzeitig erhob sich schon in der ersten Halbzeit ein Schwall Nonsens im Süden, da gingen wir endlich mal wieder nach vorne (wir taten’s), nach hinten… das Ganze gern noch einmal. Okay, „spielbezogen“ ist da relativ, doch Spaß hat’s gemacht. Sicher findet sich immer jemand, dem so etwas zu viel Selbstbeweihräucherung ist, aber – drauf geschissen! – die Bewegung war gewiss sehr ansehnlich von außen gesehen.
So heben wir also das immer noch trommelnde Kind vom Fußboden auf und sprechen trotz des Ergebnisses von einem annähernd perfekten Millerntor-Tag. Denn bei St. Pauli geht es nicht um das nackte Ergebnis, es geht um das Gefühl.
Aber es geht auch nicht ohne Ärgernis: Menschenmassen brauchen Koordination und spätestens seit Duisburg 2010 wissen wir, dass Gedränge und Engpässe mit aller Macht verhindert werden müssen. Es ist deswegen nicht einmal per se falsch, Gegengerade und Süd an dem Ausgang Günter-Peine-Twiete (auch Durchgang Gegengerade zum Südkurvenvorplatz genannt) nicht in entgegengesetzter Richtung laufen zu lassen. Es ist auch per se nicht falsch, dort Ordner zu platzieren um in eine Richtung einen Durchgang zu verhindern, wie es gestern nun das erste Mal geschah.
Nur kündigt man eine solche Veränderung verdammt noch mal an, wenn man einen Durchgang schließt, der seit ungefähr sieben Jahren besteht. Wofür verflucht noch mal haben wir eigentlich eine Medienabteilung und eine beschissene Homepage, wenn man diese nicht mit Infos füttert? Die Mädels und Jungs der Medienabteilung sind doch froh über alles, was sie kommunzieren können, ihr Fachleute müsst sie nur instruieren! Und das verdammt noch mal wäre eine Info, die UNBEDINGT auf die HP und in die Medien gemusst hätte. So kam es, wie es kommen musste. Leute schimpften. Ordner wussten nicht was tun. Argumentierten mit „Das ist eine Anordnung“ und es kam zu unschönen Szenen. Ein Gerangel zwischen Ordnern und Heimfans wäre schon vermeidbar gewesen. Und es muss unter allen Umständen vermieden werden!
Und ob es klug ist, einseitig den Durchgang zu Container, Fanshop und Tommys Büro für die GG zu schließen, sei mal dahingestellt. Wäre es nicht sinnvoller, der Süd den Zugang zum HGF zu verbieten? (Nein, natürlich nicht!) Aber „geschäftsbringender“ wäre es allemal. Und wir könnten im Strahl kotzen, wenn wir danach hören, dass bereits lange vor dem gestrigen Spiel von Fanseite auf dieses Problem hingewiesen worden ist und vorgeschlagen wurde, die Bäume in dem Durchgang wieder zu entfernen. Ja, die Anpflanzung war ja auch Blödsinn. In einem Engpass noch einen Engpass zu schaffen, das sieht ein Blinder mit Krückstock, dass es so nicht geht. Aber es ist ja viel einfacher, ein paar schlechtbezahlte Ordner hinzustellen, die dann die Wut der Leute abbekommen. Da kann man sich lieber selbst am VIP-Büffet gütlich tun, als vorausschauend zu handeln.
Gleiches gilt beim Gegengeradeneinlass – niemand da, der mal die Menschenmassen steuert. So war der Eingang bei der Süd komplett überlaufen, der an der Nord komplett leer. Warum steht da kein Ordner oben auf dem Umlauf mit einem Megafon und einfach mal sagt: „Loide, außen rum alles frei auf der anderen Seite.“
Nach dem Spiel dann Freudenmomente. Momente, wenn Menschen freudig aufgekratzt (und ein bisschen bierselig) auf uns zusprangen, und Freudenmomente, wo Sneaker von Blogger zu Blogger wanderten.
Und dann war da noch…
…unser Verein, der erneut eine vollkommen unsinnige Strafe des DFB akzeptiert. Für eine Spielverzögerung durch Kassenrollen (!!!!) bekommt man seit neustem eine erhebliche Sanktion. Dazu folgende Anmerkungen: 1. „zahlen müssen“ hätte der FC St. Pauli im Endeffekt keinen einzigen Euro. Er hat es immer vorgezogen, den Schwanz einzuziehen und nicht einmal die DFB-internen Rechtsmittel auszureizen, geschweige den die ordentlichen Gerichte zu bemühen. Das ist kein „zahlen Müssen“, das ist ein „zahlen Wollen“ 2. Der DFB zeigt erneut, was die Strafen eigentlich sollen. Es geht nicht um „Gefährdung der Zuschauer“ oder „Strafbar“, es geht um eine perfekte, minutiöse Plastikshow ohne Ecke, ohne Kante, ohne Seele, weil man meint, die sei besser „vermarktbar“. Dass dies ein Irrglaube ist, haben genügend Sportarten bereits erfahren, so ganz nebenbei. Wie wir auf diese These kommen? Wie sonst ist es zu erklären, dass Pyro preiswerter ist als spielverzögernde Kassenrollen?
Daher: Nächstes Spiel 15.000 Kassenrollen. Für mehr Kassenrollen, gegen pünktliche Anpfiffe.
Zitieren wir doch am Ende noch den @drachenschweif: „Wieviele Jahrhunderte lang will der Verein eigentlich noch die Bierbecher-Sau durchs Dorf treiben?“ und „Ich sehe schon die Meldung “Hinzu kam vor 87 Jahren ein Einnahmeverlust in Höhe von Rund 400.000 Euro…”“ #nuffsaid
Schöne Idee mit den Kassenrollen. Dazu fällt mir das Kassenrolleninferno von ein. 😉
Die Toiletten-Situation entspricht jetzt ungefähr der Versammlungsstättenverordnung. Wenn es für etwas eine Norm gibt, dann werden auch mal sinnvolle Sachen toll umgesetzt. 😉 Wir hatten das ganz am Anfang mal ausgerechnet und mit der Anzahl in der alten GG vergleichen – wir wollten einfach nicht glauben, daß wir keinen Fehler in der Rechnung hatten, so astronomisch erschienen die Zahlen.
Die Situation am an der Günter-Peine-Twiete ist hingegen leider das genaue Gegenteil. Muss man aber verstehen, so eine neue Tribüne taucht ja schon mal ziemlich plötzlich auf, da kann man unmöglich rechtzeitig gegensteuern.
Zum nächsten Heimspiel: alle mit Flex und Kettensäge? ^^
[…] die Deutung bei https://www.magischerfc.de/?p=6720, wo ein Zusammenhang zwischen den neuen Toiletten und dem Support hergestellt wurde. […]