Liebe Leser,
heute wagten wir das erste Mal den Sprung nach Manhatten. Galt es doch unsere Startnummer auf der Marathonmesse abzuholen. Man muss unserer Reiseleitung ein Kompliment machen, die haben nun wirklich alle Hände voll zu tun, weil viele nicht kommen konnten oder auf kompliziertesten Wegen geschleust werden mussten und sind dabei immer noch freundlich und haben ein Ohr für alle noch so dummen Fragen.
Und die stellten wir bereits beim Frühstück, das typisch Amerikanisch war. Wir nennen es mal „Carboloading“ und verschweigen Details.
Zusammen mit unserer Reisegruppe ging es dann im normalen Linienbus nach Manhatten. Eine Tour, die normalerweise vielleicht 15 Minuten in Anspruch nimmt, aber vor den ganzen Brücken und Tunneln hat die Polizei Kontrollpunkte aufgebaut, denn ein Privatfahrzeug darf nur mit jeweils drei Insassen nach Manhatten. Und wenn die das sagen, dann kontrollieren die das. Nun war im Fernsehen von „Gridlock“ und „massive problems“ die Rede, aber hey, da ist jeder Elbtunnelstau schlimmer. Es ist insgesamt bemerkenswert, wie schnell so etwas wie Normalität wieder eintritt.
Wenn man mal einen Blick auf Strommasten und Brücken wirft, dann weiß man wo das Problem dieses Landes ist. Es ist anscheinend über Jahrzehnte nichts in die Infrastruktur investiert worden und die Strommasten erinnern so ein bisschen an dieses Lucky Luke Comic, wo sie den Telegraphendraht am Ende an Bäume hängen. Und von den Brücken ist auch im wahrsten Sinne des Wortes der Lack ab.
Man kommt im zentralen Busterminal an und wenn man dann zu Fuß zu dem Messegelände geht, dann sieht man nicht, dass hier vor zwei Tagen noch ein Sturm durchgebraust ist. Geschäftiges Treiben, überall wird gebaut, wirkt wie immer.
Hier auch mal ein Wort zum Thema „Laufen oder nicht laufen“. Man kann auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken viel davon lesen, dass es unverantwortlich und eigensinnig wäre das Rennen durchzuziehen. Und ja, man kanns so sehen. Nachdenklich ist man da auch als Reisender, der nun mehr oder minder aufgrund der Kosten gezwungen ist zu laufen.
Die Messe ist für so einen riesigen Marathon bemerkenswert klein. Dafür ist die Startnummernausgabe super organisiert und mit so vielen Helfern besetzt, dass eine Abholung mit null Minuten Wartezeit möglich ist. Und trotz allem es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn man die Startnummer in der Hand hält.
Und liebe Mitläufer, ihr werdet mich hassen, denn in nächster Zeit werde ich nur mit Sachen rumlaufen auf denen irgendwas von „New York Marathon“ steht. Ich habe mir die auffälligsten und buntesten Sachen mit Aufdruck gekauft, damit ihr das auch alle mitbekommt. 🙂
Um mich dann richtig arm zu machen wurden dann noch zwei Paar schöne Laufschuhe gekauft. Messe gemacht, nun also die Stadt.
Ab zum Empire State Building und immer noch kein Hinweis auf den Sturm. Außer, dass die Schlange zur Aussichtsplattform sehr kurz war. Oben wieder die übliche Feststellung: Ich bin nicht schwindelfrei. Deswegen etwas wackelig die wirklich tolle Aussicht genossen. Danach erstmal Kaffee und im Geschäft gewundert, warum so viele Leute dort ihre Handys am Strom hatten. Aber paar Schritte weiter wurde es klar klar. Plötzlich gab es Mitten auf der 5th Avenue (und das ist DIE Prachtstraße) vier Blocks, die keinen Strom hatten. Davor und danach gab es Strom. So hatte man auch Steckdosen mitten auf die Strasse gelegt, damit die Leute ihre Handys aufladen können.
Und da kannst du sagen, was du willst. Das ist ein komisches Gefühl. Normalität und Menschen ohne Strom sind teilweise echt nur eine Frage der Straßenseite.
Und damit war auch schon unser zweiter Tag hinter uns. Morgen eine Stadtrundfahrt und dann kommen wir dem großen Tag schon richtig nah.