Zum Inhalt springen

DFL contra Rechtsstaat

oder

Das Papier „Sicheres Stadionerlebnis“

Vorwort

Liebe Leser, wir haben hier etwas rumliegen, was eine tickende Zeitbombe ist, die uns alle betrifft. Sie nennt sich „Sicheres Stadionerlebnis“. Dieses Konzept wird die bisherige Art des Fußballgenusses vollkommen verändern und unsere Art, zum Fußball zu gehen, schlichtweg zerstören. Das Konzept richtet sich nicht gegen Gewalt. Das Konzept will eine Diktatur des Populismus schaffen. Es will den unkritischen und ständig vermarktbaren Plastikfan ohne Meinung und Möglichkeit der Kritik. Das Erschreckendste: Der FC St. Pauli in Form von Gernot Stenger arbeitet daran in vorderster Front mit. Bis zum 12.12.12 haben wir Zeit noch zu retten, was zu retten ist.

Viele werden die kurze Pressemitteilungen gelesen haben und den meisten wird schon dabei klar geworden sein, welche Reichweite das Ganze haben wird. Uns liegt nun die Volltextversion des Konzeptes vor. Sie umfasst insgesamt 33 Seiten. Sie ist heute auch an die Fanclubs des FCSP gegangen, die zu einer konstruktiven Mitarbeit aufgefordert wurden. Für uns kann eine konstruktive Mitarbeit nur heißen: Ab in die Tonne mit diesem Dreck!

Das Ganze wird jetzt kein einfacher Stoff und erwartet bitte auch keinen kurzen Blogbeitrag. Man muss schon ein bisschen ausholen, damit man merkt, dass es hier deutlich weiter geht, als um Sicherheit, um Gewalt oder andere flache Stichwörter. Wir versuchen deutlich zu machen, dass hier eine Kaste von Funktionären versucht, sich ihr eigenes Recht und ihre ganz eigenen Machtinstrumente zu schaffen. Die Kaste der DFL-Funktionäre versucht hier, einen Staat im Staate aufzubauen, bzw. sich eine Machtbasis ohne Kontrolle zu schaffen.

Der Status quo / Es ist schon jetzt sehr schlimm

Liebe Leser, ob wir wollen oder nicht, wir leben in der Bundesrepublik Deutschland. Ob wir wollen oder nicht, wir unterwerfen uns damit den hier geltenden Gesetzen. Man kann dieses Staatenkonzept sehr gut hinterfragen, aber per se sind wir erstmal ein Teil dessen. Dieser Staat stellt Verbote auf, die uns mal mehr, mal weniger gefallen. Eines dieser Verbote untersagt es, jemanden zu beleidigen. Ein anderes ist das Pyroverbot. Die Grenzen dieses Verbotes soll der Staat bestimmen und hat dafür – im Idealfall – unabhängige Instanzen, die sich Justiz nennen. Und der Staat beansprucht für sich das Gewaltmonopol. Sprich: Nur er kann und will Verstöße sanktionieren. Auch das kann man alles in der Praxis kritisieren, aber heute wollen wir mal stark verkürzt sagen, dass dies für ein Zusammenleben von mehreren Millionen Menschen ein notwendiges Übel ist. Der Staat beruft sich dabei auf eine demokratische von unten aufgebaute Legitimation.

Nun hat der DFB auch seine eigene Gewalten (Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit sind hier wichtig zu nennen) und das ist auch so lange sinnvoll und okay, so lange „die da oben“ sich um das kümmern, wo sie kompetent sind und wofür der DFB gegründet wurde. Nämlich Fußball, Fußballregeln und ein Ligasystem. Hier hat er auch eine Legitimation, durch seine Mitgliedsvereine und die Menschen, die aktiv und passiv Fußball genießen wollen. Auch das mag man kritisieren, doch hiervon sind wir ebenso ein Teil. Hochproblematisch wird es dann, wenn eine Seite diese Kompetenz verlässt, sich in das allgemeine Zusammenleben einmischen und eigene Regeln aufstellen will. Willkommen im Staat im Staate – ein „Sonderrecht Fußball“ erscheint doch sehr zweifelhaft. Allein schon, weil es immer eine Legitimation geben muss. Ein Verbot ohne eine Legitimation ist in einer freien Gesellschaft schlichtweg nicht denkbar.

Na, wer fragt sich jetzt schon: Was labern die hier für einen theoretischen Scheiß? Wir wollen einmal aktuelle Beispiele geben und zeigen, wie der DFB und die DFL schon weit über staatliche Verbote hinweg geht und was er sich bereits jetzt für ein Sonderrecht geschaffen hat. Geht es hier wirklich noch um Gewaltvermeidung? Um Sicherheit? Ist der DFB/ die DFL wirklich klüger als staatliche Stellen, wenn es um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit geht?

Beispiel Nr. 1: In Bochum soll eine Choreo gemacht werden mit Wunderkerzen. Wunderkerzen sind allgemein zugänglich, sind ausdrücklich ganzjährig erlaubt und von staatlicher Stelle getestet. In Bochum hatte auch die Polizei, der Verein und die Feuerwehr der Choreo mit Wunderkerzen zugestimmt, es waren alle gesetzlichen Auflagen erfüllt. Nur der DFB sah dies anders, verbot die Choreo und drohte schon mal für einen Verstoß ein Bußgeld an.

Beispiel 2: Da wird in Berlin ein Transparent mit dem Aufdruck „Fick dich DFB“ gezeigt. Ja, das ist nicht die feine englische Art, aber wenn man das nach Strafnormen untersucht, dann wird es schwierig mit der Beleidigung im Sinne des Strafgesetzbuches. Es ist zwar eine Beleidigung unter einer Kollektivbezeichnung möglich, aber dafür muss das ein eingrenzbarer Personenkreis werden. Das wird schwierig bei einem sieben Millionen Personen umfassenden Verband, dem jedes Fußballvereinsmitglied angehört. Der DFB macht es da einfach anders, denn in § 9 der Strafordnung steht (nebenbei erst seit Neustem) folgendes: „Eines unsportlichen Verhaltens gemäß § 1 Nr. 4. macht sich insbesondere schuldig, wer sich politisch, extremistisch, obszön anstößig oder provokativ beleidigend verhält.“ Darunter bekommt man natürlich alles, was einen nicht passt. Bestimmtheitsgebot? Begründung für ein solch allgemeines Verbot von Meinungsäußerungen? Was stört das den DFB!?!

Mal ganz davon ab: Damit ist ein „Nazis raus“ oder ein Aufruf für eine Antinazidemo, ja selbst die Aufrufe der Kapitäne gegen Fremdenfeindlichkeit ganz klar und eindeutig verboten. Komisch, dass der DFB dann in der gleichen Norm Rassismus und Diskriminierung sanktioniert und damit sich selbst „politisch“ verhält.

Oder nehmen wir ein drittes Beispiel: Da wird im Hannoveraner Block eine Fahne mit dem Konterfei von Fritz Haarmann geschwungen. Der ist zwar Massenmörder, aber in der hannoveranischen Popkultur fest verankert. Fünf Jahre lang stört das keine Sau, dann wird die Bildzeitung drauf aufmerksam. Und plötzlich wird die Fahne durch Hannover 96 verboten und der Besitzer bekommt Stadionverbot . Auf welcher Grundlage ist wohl weder dem Betroffenen noch dem Verein klar, aber erst einmal Stadionverbot. Ein Verstoß gegen die gültige Stadionordnung, geschweige denn eine Kenntnis von dieser war nicht vorhanden, wenn man mal den Sachverhaltsschilderungen aus Hannover trauen mag. Aber was stört das den DFB bzw. Hannover? Denn was steht so schön in den Stadionverbotsrichtlinien? „Ein Stadionverbot ist gegen eine Person zu verhängen, […] in einer die Menschenwürde verletzenden Art und Weise oder sicherheitsbeeinträchtigend aufgetreten ist.“ Auch dies ist natürlich vorsichtshalber nicht definiert. Und was das ist, entscheidet der DFB bzw. die jeweiligen örtlich zuständigen Vereine in Zusammenarbeit mit der Bildzeitung. Und der Unschuldige kann dann eventuell versuchen, das Verbot wieder aufzuheben. Eine klassische Umdrehung der Unschuldsvermutung.

Aber ist der DFB / die DFL nicht durch uns alle legitimiert?

Natürlich sind sie das. Wir alle haben solche Stadionverbotsrichtlinien, solche Verfahrensordnungen durch unsere Repräsentanten (= Vorstand) absegnen lassen. Weil wir auch viel zu lange Fußballvereine auf Fußball und wirtschaftlichen Erfolg reduziert haben. Und in diesen – vermeindlichen – Randbereichen unseren Oberen freie Hand gelassen. Wo sind die Anträge auf JHVs, gegen solche Ordnungen zu stimmen? Wo die konkreten Handlungsanweisungen an unsere Oberen? Wo die Beschäftigung mit solchen Ordnungen? Ja, Pro Fans hat es mal versucht und auch einiges erreicht, aber eine wirklich breite Basis hat das nicht.

Und es kommt noch viel schlimmer!!!

Der Status quo ist schon schlimm genug, aber die DFL will mehr. Es gibt dort Kräfte, die eine absolute Kontrolle erlangen wollen, die eine Kollektivhaftung und nicht weniger als die Zerschlagung der Kurven wollen. Und an all diesem arbeitet Gernot Stenger aktiv mit und – so hört man – findet, dass das ja schon immer die Linie des FC St. Pauli gewesen sei.

Gewagte These, oder? Wir werden versuchen sie, euch zu beweisen:

Und der Hebel für dieses „es wird alles noch schlimmer“ ist ein Papier mit dem Namen „Information und Diskussion über weitere Schritte zur Umsetzung der Ergebnisse der Sicherheitskonferenz in Berlin und der Innenminsterkonferenz“. Bereits im Titel wird deutlich, wie fatal die Unterschrift eines Herrn Spieß an diesem Tag war. Denn schon sind es „Ergebnisse“.

Die Zusammensetzung

In einer nun gegründeten „Kommission Sicherheit“, auf deren Arbeit dieser Horrorkatalog beruht, saßen dann nicht etwa Polizei, Fanprojekte und Experten, wie z.B. Herr Feltes, nein es saßen da sechs Vereinsvertreter, u.a. Dr. Gernot Stenger, und fünf Vertreter der DFL. Bemerkenswert dabei: Einen „Fanbeauftragten“ scheint die DFL nicht zu haben, oder er war nicht mit am Tisch. Allein daran zeigt sich: Da will niemand mit den heutigen Fans bzw. ihren Vertretern reden, sondern in der DFL will man sie vertreiben.

Man könnte es auch so formulieren: Hier sprechen elf Menschen über eine Materie, von der sie möglicherweise keine Ahnung haben. Nur eine einzige Person hat irgendwo „Sicherheit“ als Thema auf ihrer Visitenkarte. Experten für Massenpsychologie, Fanexperten oder ähnliches vermisst man vollständig. Was haben uns also diese elf Laienrichter so präsentiert?

Der Zeitplan

Das Ganze ist ein Entwurf und soll nach mitgelieferter Zeitlinie am 12.12.12 von der Mitgliederversammlung der DFL beschlossen werden. Danach sollen DFB-Generalversammlung und Bundestag zustimmen.

WICHTIG! Vor diesem Termin ist unsere JHV. Damit sind ein Antrag und ein Beschluss, der dem Vorstand explizit verbietet, diesem Papier zuzustimmen, nicht nur möglich. Wir halten sie für unbedingt notwendig.

Was einem als Ziele verkauft wird

Auf Seite 5 findet man dann die „Grundsätzliche Ausrichtung“. Wir zitieren mal auszugsweise:

„Beim Blick auf die Veranstaltungslage in den höchsten deutschen Spielklassen ist festzustellen, dass Infrastruktur und Spielorganisation im Zusammenspiel aller Sicherheitsträger sowie der Zuschauerservice bereits heute auf höchstem Niveau ist und Probleme lokal gelöst werden. Vorfälle der Vergangenheit haben jedoch gezeigt, dass auch hier noch Optimierungen vorgenommen werden können und müssen. […]Ziel ist es, das Stadionerlebnis sowohl in der subjektiven Wahrnehmung als auch in der objektiven Beurteilung weiterhin sicher zu gestalten. [„Stadionerlebnis und „sicher zu gestalten“ sind unterstrichen im Original]

Bereits hier merkt man: Es kann etwas nicht stimmen. Klar, eine Optimierung von Prozessen muss immer vorgenommen werden. Das gilt ja auch für Fanszenen und Stillstand ist Rückschritt und so. Aber wenn man von höchstem (!!!) Niveau spricht, dann erwartet man Finetuning und nicht einen riesigen Maßnahmenkatalog, den wir später noch vorstellen werden. Das Spannende ist auch, dass man von der subjektiven Wahrnehmung spricht. Man könnte das auch mit „Wir haben Angst vor der Bildzeitung“ übersetzen. Die wahren, weitergehenden Absichten werden also nur wenig verschleiert.

Die einzelnen Vorschläge

Stadionhandbuch

Es beginnt harmlos, da will man das Stadionhandbuch zur Lizenzauflage machen. Dazu müssen wir jetzt nichts weiter schreiben. Entsprechende Handbücher auch verbindlich zu machen, ist per se ja nicht dumm.

Woher der Wind aber weht, zeigt sich, wenn man Folgendes auf Seite 8 liest:

„Eine Einbindung des Stadionhandbuchs in das Ligastatut dahingehend,[…], würde dem Ligaverband ermöglichen, in eigener Beschlusskompetenz (spezifische) – über die weiterhin zu beachtenden Mindestvorgaben der DFB-SicherheitsRL hinausgehende – Regularien für die Bundesliga und 2. Bundesliga aufzunehmen, bestehende Vorschriften zu ergänzen und zu konkretisieren, ohne dass dies von einer Beschlussfassung durch den DFB abhinge und ohne Auswirkungen für die Clubs der 3. und 4. Liga. Spezifische Regularien für Bundesliga und 2. Bundesliga können aber auch im Rahmen der bestehenden DFBSicherheitsRL in Abstimmung mit DFB und auf Antrag des Ligaverbandes vom zuständigen DFB-Präsidium erlassen werden.“

Man muss dies hinterfragen, denn welche Maßnahmen sind in Liga 1 und 2 denn für die Sicherheit notwendig oder denkbar, die nicht ebenso für Liga 3 und 4 gelten sollten? Warum versucht der Ligaverband hier, sich eine eigene Kompetenz zu sichern? Und warum will er über den DFB hinausgehen? Misstrauen gegenüber dem DFB? Schaffung eines Hochglanzproduktes? Man kann es nur vermuten.

Sicherheitsbeauftragter, Ordner, alle reisen

Der Sicherheitsbeauftragte soll zu jedem Auswärtsspiel mitreisen und soll auch zu Besprechungen vorher eingeladen werden. Das ergibt Sinn und ist ja teilweise auch gelebte Praxis. Auch eigene Ordner sollen mitfahren und u.a. eventuell den Einlass im Gästeblock regeln. Das wäre natürlich ein echter Fortschritt, wenn man nicht mehr irgendwelchen Hooliganmutanten gegenüberstehen würde.

Nun aber wird es eklig: Kontrollcontainer

Vollkommen unkommentiert bringt das Papier dann folgenden Vorschlag:

„Wenn andere Maßnahmen nicht zu der Lösung der Problematik führen, sollen weitere Handlungsmöglichkeiten wie die Verbesserung der infrastrukturellen Möglichkeiten für eine angemessene Personen-Körperkontrolle in den notwendigen Stadionsektoren (z.B. Errichtung von Containern statt wie z.T. bisher Zelte) zur Verfügung stehen, um etwaige Vollkontrollen zügig und ohne unverhältnismäßigen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte durchzuführen.“

Ja, da ist das Ausziehen, um ins Stadion zu kommen, vorgesehen. Wohlgemerkt: vor Privatpersonen, die keine staatlichen Befugnisse haben. Und dies auf einen Verdacht von privaten, ungeschulten Personen. „ohne unverhältnismäßigen Eingriff in das Persönlichkeitsrecht“ lässt da einen nur hart lachen. Um es mal deutlich zu sagen: Jegliches Ausziehen vor einer Stelle, die nicht mit dem Gewaltmonopol des Staates ausgestattet ist und die nicht sofort und unmittelbar einer gerichtlichen, unabhängigen Kontrolle unterliegt, ist per se unverhältnismäßig. Und der größte Hammer ist dann, dass da steht „der Problematik“, ohne die auch nur annähernd vorher zu bezeichnen.

Natürlich geht es hier um Pyro. Aber um es mal deutlich zu sagen: Wenn man die Auswirkungen resümiert und sieht, dass es zwar Verletzte gegeben hat, aber immer noch deutlich weniger als durch dämliche Pfeffersprayeinsätze, dann ist die Idee, Menschen auf Verdacht für einen Besuch in einem Fußballstadion zu entkleiden, einfach rechtswidrig, ekelerregend und in einer freiheitlichen Grundordnung durch nichts zu rechtfertigen. Man muss sich echt fragen, wie Herr Stenger begründen möchte, dass er so ein Papier miterarbeitet und er es nicht für nötig hat, sich von solchen Punkten zu distanzieren.

Das Ziel ist klar: Man will insbesondere Gästefans so drangsalieren, dass kein vernünftiger Mensch mehr auf die Idee kommt, mitzureisen.

Und dann kommt die Diktatur der DFL / Die „Fancharta“

Das Papier will dann, dass die einzelnen Vereine eine Fancharta mit den einzelnen Fanclubs, Fangruppen etc. abschließen. Dazu ein kurzer Ausflug:

Exkurs: Ist so eine Fancharta an sich überhaupt sinnvoll?

Natürlich ergibt so etwas Sinn, denn ein Verhandeln über Verhaltens- und gegenseitige Umgangsregeln ist immer sinnvoll. Wenn man Fangruppen als Verhandlungpartner auf Augenhöhe sieht, dann sind diese erfahrungsgemäß zu ganz anderen Zugeständnissen bereit, als wenn man ihnen irgendetwas aufdrückt. Das bedarf keiner Erklärung. Dazu muss man aber den Vertragspartner Fan auch als wirklichen PARTNER verstehen und nicht als Befehlsempfänger. Die DFL macht es natürlich anders.

Exkurs Ende

Das Papier will nun eine Fancharta den einzelnen Vereinen vorschreiben (erster Fehler). Das Papier meint, dass es sinnvoll und erforderlich (!!!) sei, wenn man eine „Selbstbindung“ (Anführungszeichen im Original) der Clubs verlange, die folgenden Inhalt hat: „z.B. keine Eintrittskarten mehr an Fanclubs zu vergeben, welche nicht bereit sind, eine Fanvereinbarung mit den genannten Mindestinhalten (Gewaltfreiheit, Anerkennung Stadionordnung etc.) abzuschließen, oder welche diese Mindestinhalte nach Abschluss der Fanvereinbarung nicht beachten; oder z.B. den Fanclubs das Mitführen von „Blockfahnen“ und Bannern zu verbieten, wenn diese zur Verschleierung der Täterschaft bei Einsatz von Pyrotechnik bzw. überhaupt zur Ermöglichung von Pyrotechnik missbraucht werden.“

Kurz: Hier soll der Fanclub eine kollektive Verantwortung für das übernehmen, was hinter seinem Banner passiert. Dass dies kein vernünftig denkender Mensch tun wird, ist ja wohl vollkommen logisch, oder? Auch insbesondere wenn man bedenkt, dass ein „von Mitgliedern dieses Fanclubs“ als Einschränkung fehlt. Sprich: Wenn die Karlsbande die Ultras Aachen loswerden will: Hier ist der Weg, zündet Pyro hinter deren Banner.

Dass hier grundsätzliche rechtstaatliche Prinzipien wie „keine Strafe ohne Schuld“ mit einem Handstreich weggewischt werden, sei nur am Rande erwähnt.

Und Karten (Auswärtskarten!) bekommst du dann eben auch nicht mehr – was beispielsweise bei uns die Bestellungen über den Fanladen unmöglich macht, weil man dann ja kein Fanclub mehr ist.

Und wenn du nicht unterschreibst, bekommst du keine Karten. Was MUSS man denn unterschreiben? Auch da gibt das Papier Auskunft:

„Eine solche Vereinbarung muss mindestens folgende Inhalte haben (beidseitig): Bekenntnis zu Gewaltfreiheit / Gewaltverzicht. Anerkennung der geltenden Vorschriften (z.B. gesetzliche Grundlagen, wie Versammlungsstätten VO, sowie DFB-SicherheitsRL und Stadionordnung) u.a. im Hinblick auf das Verbot von pyrotechnischen Gegenständen. Bekenntnis gegen Diskriminierung und Rassismus.“

Was soll das denn heißen? Was ist Gewaltfreiheit? Hier werden sehr offene Rechtsbegriffe benutzt und man muss immer wieder in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass kein Polizist „gewaltfrei“ ist und dass der DFB zurzeit Notwehrhandlungen, die jedem (!!!) Bürger von Gesetz wegen (!!!!) erlaubt sind, mit Stadionverbot belegt. Alleine deswegen kann man das als denkender Mensch nicht unterschreiben. Was heißt gewaltfrei? Darf ich mich wehren? Mal so ein fiktiver Fall: Vor dir stehen 10 Rauten, wollen deinen Schal, drohen dir Gewalt an wenn nicht, du schubst den einen, gibst dem anderen einen Backs, die hauen ab. Rechtlich eine klare Notwehrhandlung. Auch für dieses Papier? Gewaltfrei bist du damit nicht mehr.

Und man soll die Stadionordnung anerkennen? Auch die Auswärtigen? Man darf gegen nichts verstoßen? Und die DFB Sicherheitsrichtlinie? Das u.a. soll wohl eine Einschränkung zeigen, aber wenn wir die genannten Beispiele sehen, dann wissen wir doch schon, was der DFB mit Einschränkungen macht. Er ignoriert sie.

Tja, einmal den Fluchtweg nicht freigehalten, schon bekommst du keine Karten mehr und dein Fanclub auch nicht.

Dass man nicht auf Augenhöhe mit Fans verhandeln will, sondern wie sehr man sie einfach nur unter Generalverdacht stellen und drangsalieren will, zeigt, dass Folgendes nur in die individuelle Entscheidung der Clubs gestellt werden soll, ob sie es vereinbaren wollen (Zitat):

„Etablierung eines kontinuierlichen Dialogs (regelmäßiger Austausch, Festlegung der Ansprechpartner). Bestätigung des Clubs, die derzeit in § 3 Abs. 3, § 5a Stadionverbotsrichtlinien vorgesehene Anhörung des Betroffenen vor einer Entscheidung über die Verhängung eines Stadionverbots durchzuführen, d.h. jedenfalls Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.“

Einen Dialog nicht fest vorzuschreiben und ein Anhörungsrecht (grundlegendes Menschenrecht!!!) auch nur optional zu machen, spricht Bände.

Die Fancharta soll also nur eines: Die bisherige kollektive Bestrafung für Fehlverhalten von einzelnen noch verstärken und institutionalisieren. Auf so etwas wie Schuld oder Unschuld kommt es nicht mehr drauf an. Ein Repressionspapier ohne Gegenleistung FÜR Fans soll von den Fangruppen unterschrieben werden. Die DFL sollte ganz genau wissen, dass keine DENKENDE Ultragruppe, kein heute aktiver Fanclub mit Hirn diese Charta unterschreiben kann. Und genau dies ist auch ihr Ziel, so hofft sie, diese aus den Kurven zu vertreiben.

Lustig nebenbei, dass das Papier als tolles Beispiel die Fancharta von Werder Bremen nennt, die von weiten Teilen der Fanszene nicht unterschrieben wurde.

Was daran wütend macht?

Dass bei so einem Schwachsinn Dr. Gernot Stenger mitmacht und nicht etwa aufsteht und sagt „Ihr habt sie ja nicht alle!“, sondern wohl noch äußert, dass dies ja schon immer die Linie des FCSP gewesen sei.

Aber es geht noch weiter

Man will noch ein Vermummungsverbot einführen (nicht, dass dieses nicht schon gesetzlich besteht), man will die AGB so ändern, dass Vertragsstrafen bei Verstößen gegen die Stadionordnung möglich sind. Dass dies eventuell rechtlich zweifelhaft ist? Who cares?

Kartenreduktion

Man will eine vollständige Reduktion der Karten für Gästefans in der Sicherheitsrichtline vorsehen und die DFB-Rechtsprechung soll „klarstellend“ in den Ordnungen ermächtigt werden, „z.B.“ auch eine Reduktion auf 5 % oder „nur noch Sitzplätze u.ä.“ auszusprechen.

Kurzum, auch hier sollen die bedenklichen Kollektivstrafen nicht etwa eingefangen werden, nein es soll noch die Kreativität der Richter unterstützt werden und ihnen noch mehr Möglichkeiten gegeben werden.

Ständige Kommission „Sicheres Stadionerlebnis“

Achtung! Vorher Taschentücher bereitlegen, um die Lachtränen zu trocknen. Man will eine ständige Kommission „Sicheres Stadionerlebnis“ einführen und dazu schreibt dann das Papier:

„Kommission soll Vorschläge für Belohnungen für positives Fanverhalten entwickeln , z.B. Fan-Award (von Fans bewertet). Teilnehmer: z.B. Mitglieder des Vorstands, LV, Clubvertreter, Sprecher der AGs Sicherheitsbeauftragte, Fanbeauftragte und Ticketing, Vertreter DFB (z.B. Sicherheitsbeauftragter DFB).“

Die DFB-Gerichtsbarkeit will man ausbauen

Ironiemodus: Da das ja so super geklappt hat, will man die DFB-Gerichtsbarkeit stärken. Ironiemodus aus.

Sie soll auch „Weisungen und Auflagen“ verhängen können und der Strafenkatalog soll „erweitert“ werden. Hmm. Es wäre ja mal spannend zu sehen, ob man überhaupt mal einen vernünftigen Strafenkatalog einführt. Wie an dieser Stelle bereits ausgeführt, existiert der nicht. Und ein Teilausschluss von Zuschauern ist eine reine Rechtsprechung der DFB-Gerichte.

Danach will man dann die Vereine zu Hilfspolizisten machen, denn das Papier schlägt vor, dass man Strafen nachträglich reduzieren kann durch „z.B. Ermittlung der Täter (auch Überlegung seitens DFB); kollektiv wirkende Strafen, wie z.B. Teilausschluss oder „temporäres Stehplatzverbot“ können so gemindert/vermieden werden, wenn einzelne Täter ermittelt werden können.“

Um es mal deutlich zu sagen: Das ist schlichtweg Unterwanderung des Gewaltmonopoles des Staates und hat da nun nix, aber auch gar nix zu suchen.

Und dann noch Datenschutz was ist das?

Wie wir schon oben erwähnten: Das ist natürlich Populismus pur. Und die Bürgerwehr DFL/DFB braucht man natürlich nur deswegen, weil der Staat durch die ganzen linken Spinner, die 68er nicht mehr so knackig ist, wie unter Adenauer. Verweichlicht! Dass so auch die Haltung der DFL ist, zeigen die Forderungen an den Staat in Form von Polizei und Justiz:

„Polizei & Justiz (StA und Gerichte) mehr Transparenz: Auskünfte über Stand von polizeilichen Ermittlungen gegen Tatverdächtige; Abschreckung durch sofortige Ermittlung von Tatverdächtigen; konsequente Durchsetzung des Gewaltmonopols des Staates, Beachtung des Legalitätsprinzips; konsequente und schnelle Durchführung von Ermittlungs- und Strafverfahren; Aktualisierung / Überprüfung der Einträge der Datei „Gewalttäter Sport“; Mitteilung von Identitätsfeststellungen durch die Polizei; Vermehrte Anwendung beschleunigter Verfahren“

Datenschutz? Prozessuale Schutzrechte der Angeklagten? Menschenrechte? Persönlichkeitsschutz? Alles Blödsinn. Man braucht endlich den Fußballpranger! Wer illegal eine Wunderkerze gezündet hat, der muss sofort ermittelt und transparent an den DFL zur weiteren Veröffentlichung gemeldet werden!

Man fragt sich wirklich, warum die DFL meint, hier den rechtspopulistischen Scharfmacher spielen zu müssen.

Und ein Leckerbissen zum Schluss / Fanprojekte

In Sonntagsreden wird ja immer wieder die Wichtigkeit von Fanprojekten hervorgehoben. Welchen Stellenwert die DFL diesen Projekten wirklich gibt, zeigt, dass das Wort Fanprojekt(e) in dem ganzen Papier einmal vorkommt. Nämlich dort, wo man fordert, dass die Qualität der Arbeit überprüft werden müsse.

Fazit

Die DFL versucht hier mit aller Macht, grundlegende rechtsstaatliche Prinzipien für Fußballfans außer Kraft zu setzen. Sie versucht, ein eigenes Recht einzuführen und die kritische Kurve mundtot zu machen. Kurzum: Sie versucht, den Fußball grundlegend zu verändern!

Und all dies stammt unter anderem aus der Feder eines Vorstandsmitgliedes des FC St. Pauli. Und nach allem, was wir wissen, findet er dieses Papier toll. Es mag Leute geben, die darin einen wichtigen Grund für eine Abwahl auf der nächsten JHV sehen. Wir möchten dies euch einfach nur mal als Anregung mit auf den Weg geben.

Siehe auch bei DingeDieDasSind

60 Kommentare

  1. […] Der Blog “Magischer FC” hat sich einem Entwurf der DFL angenommen. Zwar wird hier aus der Perspektive von St.Pauli Fans geschrieben, dennoch beinhaltet die Aufarbeitung Aspekte, die für jeden Fan von Interesse sind: DFL contra Rechtsstaat […]

  2. Johannes Johannes

    Danke für den Beitrag! Ich hoffe, auf der JHV kann tatsächlich ein Zeichen gesetzt und damit zumindest die Unterstützung unseres Vereins verhindert werden!

    Eine Anmerkung zu Haarmann: Kind hat dem Fahnenschwenker ein Hausverbot erteilt; kein allgemeines Stadionverbot auf Grundlage der Stadionverbotsrichtlinien. Das ist insofern interessant, als damit ein weiteres Fass aufgemacht wird. Die Karten-AGB strotzen ja nur so vor Generalklauseln…

  3. Johannes: Wir wissen nicht, wie genau das Stadionverbot begründet wurde, aber die Stadionverbotsrichtlinie will nach ihrem eigenen Anspruch auch für örtliche Stadionverbote gelten. Wir vermuten daher mal, dass man sich in Hannover schon auch dieser bedient hat. Aber wenn nicht, dann macht es die Argumentation ja nicht wirklich anders.

  4. Johannes Johannes

    Die Möglichkeit, Hausverbot zu erteilen, wird durch die Möglichkeit, Stadionverbote zu erteilen, ja nicht ausgeschlossen. Und da bieten die AGB Ansatzpunkte, die die Stadionverbotsrichtlinien (noch) nicht in dieser Form enthalten.

    Wenn es sich tatsächlich um ein Hausverbot auf Grundlage der Ticket-AGB handelte, änderte das insofern etwas an der Argumentation, als es sie noch mehr unterstreicht! Nämlich insofern als es offenbar ein Empfinden auf Seiten der Funktionäre gibt, die ohnehin schon repressiven Stadionverbotsrichtlinien, seien nicht ausreichend.

    Ich kann nur nochmal betonen, wie sehr mich diese Entwicklung ankotzt. Eigentlich denke ich immer noch, die Fans können auf die Entwicklung nur dann spürbar Einfluss nehmen, wenn sie eine tatsächliche Lobby bilden. Und das geht nur vereinsübergreifend. Ich weiß, wie schwierig das ist und wie ernüchternd die bisherigen Erfahrungen sind. Ich glaube aber, dass das unkoordinierte, lokale Vorgehen nicht genug wirkt, wenn die Gegenseite seit jeher bundesweit agiert.

  5. Eimsbush Eimsbush

    Moin,
    also ich finde eure Kritik grundsätzlich gut und berechtigt. Teilweise finde ich es aber zu sehr aus Fansicht betrachtet.
    Hinsichtlicht eurer Beispiele (Berlin, Bochum, Hannover) würde ich DFB/DFL mal mit einem Supermarkt oder einer Diskothek vergleichen. An diesen Orten verhält es sich doch ähnlich wie im Stadion. Es gilt die Regel, dass wenn ich mich nicht benehme ein Hausverbot erteilt wird bzw. ich rausgeworfen werde. Und ich denk darüber kann man sich grundsätzlich auch nicht beschweren.
    Wenn ich ich mich nicht den anderen Kunden/Besuchern anpasse muss ich damit rechnen, dass dies den Besitzern nicht gefällt. Auch wenn ich laut Gesetz vielleicht keine Straftaten begehe, gefällt es denen sicher nicht, wenn ich z. B. laut schreiend durch die Gegend renne, die Supermarktkette beleidige, in der Diskothek mit Bierbechern werfe oder einen kleinen Feuerwerkskörper entzünde.

    Ich finde es daher nicht richtig, dass ihr immer das Gesetzbuch als Vergleich ansetzt. Ein vernünftiges Benehmen sollte für jeden Fussballfan Grundvoraussetzung sein. Wenn man (ohne gegen das Gesetz zu verstossen) provozieren und beleidigen und randalieren möchte bekommt man überall in unserer Gesellschaft Probleme. Warum sollte das ausgerechnet im Stadion anders sein?

  6. Stefan N Stefan N

    Hausverbote und Bestimmungen auf privatem Gelände bedürfen keiner rechtsstaatlichen Legitimation. Es steht jedem frei, einfach nicht hinzugehen.

  7. Dieter Dieter

    Willkommen auf dem Ponyhof. Offensichtlich ja von langer Hand vorbereitet soll es jetzt ganz schnell gehen. Ich finde die Schiene Paralleljustiz sollte von Fachleuten mal ernsthaft angeschaut werden. Gewohnheitsrecht ist ja nicht zwingend anzuwendendes Recht. Es übergibt ja auch niemand dem ADAC die Verurteilung von Verkehrssündern, die haben ähnliche viele Mitglieder wie der DFB und könnten doch glatt auf den Geschmack kommen. Unserem Verein sollten wir das ganz sicher auf der JHV um die Ohren hauen, die wollen sich anscheinend viele neue Baustellen eröffnen…..

  8. Tobias Wachter Tobias Wachter

    Und was können wir dagegen tun? Unterschriften sammeln.

  9. Stefan: Das ist juristisch so einfach nicht richtig. Auch im Privatrecht gibt es Grenzen, auch was die Durchsetzung von Hausrecht angeht. Dies gilt insbesondere auch bei Verbänden mit monopolähnlicher Stellung. Mal ganz davon ab, dass es nicht um die Freiheit wegzubleiben geht, sondern um die Freiheit hingehen zu dürfen.

  10. Eimsbusch: Mal ganz davon ab, dass ich Miteigentümer der Diskothek bin, dessen Geschäftsführer gerade meint, ich solle mich nun benehmen, hinkt deine Argumentation noch an anderer Stelle. Es geht hier nicht um provozieren, beleidigen oder randalieren. Es geht um ein Verhalten, was seit gut 50 Jahren in deiner sprichwörtlichen Discothek gang und gäbe ist. Ich behaupte mal, dass du auch etwas komisch gucken würdest, wenn in deiner Stammkneipe jemand dir nach 10 Jahren sagen würde „Eimsbusch war cool mit dir, aber ab heute gefällt mir dein T-Shirt nicht mehr, was du schon immer getragen hast, ab heute hast du Hausverbot.“ Ich sage mal: Du würdest nicht einfach gehen mit einem Lächeln.

    Insbesondere dann nicht, wenn dir im Endeffekt ein Anteil deiner Stammkneipe gehört.

  11. MC Mike MC Mike

    Natürlich ist das ganze weit über das Ziel hinaus und es drohen in der Tat Repressalien. Die Idee des Auszieh-Containers ist natürlich völlig absurd.
    Wir dürfen aber auch nicht völlig vergessen, vor welchem Hintergrund die Offiziellen sich nun genötigt sehen, ein solches Papier zu erstellen. Wir verzeichnen stetig steigende Gewalt rund um das Freizeiterlebnis des Fussballspiels. Als Gipfel seien nur kurz die Ausschreitungen und Entgleisungen der Frankfurter, Berliner oder auch Stuttgarter Fans genannt. Etwas weiter unten, ab Liga 3 nimmt die Gewalt ja sogar noch deutlich zu. Dazu kommt eine Fanszene, die in den letzten Jahren immer mehr von den Ultra-Gruppierungen dominiert wird, deren grundsätzlicher Habitus oft Provokation, Auseinandersetzung mit der Polizei und Deckung für die so oft angesprochenen Einzeltäter einschließt. Vor dem Erstarken dieser gleichgeschalteten Gruppierungen, also bis Ende der 90iger Jahre gab es soweit ich mich erinnere kaum Anlass zu solch überzogenen Reaktionen der von der Presse (BILD voran!) aufgescheuchten Funktionäre.
    Vielleicht wäre es an der Zeit, neben den bereits im Blog genannten notwendigen Reaktionen auch einmal die Ultras in die Pflicht zu nehmen, die allwöchentliche latente Aggression rund um die Stadien mit entsprechenden Aktionen zu vermeiden und auch mit der ach so bösen Polizei zusammenzuarbeiten. Wenn es sich denn bei den Gewalttätern nur um Einzeltäter handelt, sollte das Thema dann doch recht schnell erledigt sein. Isoliert die Einzeltäter, handelt als friedliche Masse.
    Dann sollte sich der größte Inhalt dieses unerträglichen Pamphlets auflösen.

  12. sorry MC Mike, aber du bist der Bildzeitung auf den Leim gegangen. Wir verweisen hier nur mal auf folgenden Artikel von uns (sorry an alle Metalfans):

    https://www.magischerfc.de/?p=6483

    auch bei der „ständig steigenden Gewalt“ sind wir doch sehr skeptisch und verweisen da auch auf Ausführungen von uns:

    https://www.magischerfc.de/?p=5830

    Nebenbei hat auch das Oktoberfest dieses Jahr eine steigende Anzahl an Straftaten gehabt. Der Aufschrei in der Öffentlichkeit blieb – erstaunlicherweise – aus.

    Um das deutlich zu sagen: Natürlich muss der Fußball wie jeder gesellschaftliche Spieler gegen Gewalt arbeiten und an Konzepten gegen Gewalt feilen. Und der Fußball muss auch erkennen, dass „Emotionen“ immer positiv UND negativ sind. Und er muss an sinnvollen Konzepten arbeiten, wie er mit diesen Emotionen arbeitet ohne sie ganz zu verbieten. Jedoch: Der Fußball ist kein Hort der Gewalt, während es überall anders friedlich zugeht und er steht vollkommen zu Unrecht am Pranger.

    Und nun Ultragruppen pauschal dafür verantwortlich zu machen, sorry aber so etwas behauptet ja nun wirklich nur noch die Bildzeitung.

  13. MC Mike MC Mike

    …na, als Gegenargumentation ausschließlich auf eigene Ausführungen zu verweisen ist nun auch nicht gerade weit weg von der bösen Bild, die ich übrigens nicht lese 😉
    Auf den plakativen Wacken-Artikel gehe ich gar nicht erst ein, das ist albern.
    Dass der Fussball weder Sodom noch Gomorrha im Paradies ist, ist auch klar. Ich bleibe trotzdem dabei, dass die grundsätzliche „ACAB“-Attitüde verschiedener Fangruppen, allen voran die Ultras, zur Eskalation der Lage nicht unwesentlich beiträgt.
    Es mag nicht alle Ultras betreffen. Aber wenn ich mich mal im Umfeld meines Heimat-Vereins in braun-weiß umsehe muss ich feststellen, dass wir mit dem Erstarken von USP ein stetig steigendes Fanproblem haben. Mit dieser Einschätzung stehe ich beileibe nicht alleine da.
    Im Endeffekt will ich auch nur sagen: die Fanbrille mal kurz ein wenig abgesetzt und man stellt fest, diese überzogene Reaktion durchaus ihre Ursachen hat…

  14. J.D.Coke J.D.Coke

    Hallo in die Runde,
    letztendlich müssen ALLE Fußballfans versuchen, ihre Vereine von der Unrechtmäßigkeit der DFB/DFL-Vorgehensweise zu überzeugen. Bei uns beim 1.FC Union Berlin klappt das ganz gut. Euer Aufruf ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber es ist 5 vor Zwölf und ALLE Fußballfans sitzen in einem Boot. Egal ob Braunweiß, Blauweiß oder Rotweiß. Nur gemeinsam können wir die Herren Selbstdarsteller aus der Fleckschneise davon überzeugen, dass zum Dialog 2 Gesprächspartner gehören. Wir Fußballfans müssen gemeinsam etwas gegen diese DFB/DFL-Diktatur unternehmen, bevor es zu spät ist…

    Eiserne Grüße

  15. FerretingJules FerretingJules

    Eigentlich würde ich an dieser Stelle mal wieder aufschreien und den DFB und seinen verkorksten Kapitalistenbruder DFL verurteilen…

    …aber mal ehrlich…was ist der Fußball in der ersten (und inzwischen auch zweiten) Liga, wenn nicht eine aus privaten Wirtschaftsunternehmen bestehende Börse, in der es vor allem um Profit, Spielergehälter, Werbeetat, Wachstum und Gewinnoptimierung geht?
    Stadien ohne Stehplätze? Zum Kotzen.
    Die Bitte, sich frei zu machen und alle Rechte am Eingang zu parken? Schlechter Witz.
    Der Glaube daran, dass Profi-Fußball nicht den Gesetzen des Marktes unterworfen ist? mmmm

    Und warum werden DFL und DFB auf Peditionen sch….?
    Weil jeder weiß, dass dennoch genügend Leute ins Stadion gehen werden.
    Weil sich leider keine breite Lobby, sondern nur vereinzelte Interessengemeinschaften finden werden.
    Weil die Stehplätze bei den wenigsten Vereinen der oberen Ligen leer bleiben, wenn sie durch Sitzplätze ersetzt werden.
    Weil die Spieler nicht wegen der Fans, sondern wegen der Gehälter auflaufen.
    Und weil niemand gezwungen ist, ins Stadion zu gehen.

    Und was will die Alte mit dem Schwachsinn eigentlich sagen?
    Die Alte ist entsetzt, weil sie bald beim besten Willen nicht mehr in großen Stadien landen wird. Weil sie stehen und grölen will. Weil sie will, dass es Idioten gibt, die Böller zünden und weil sie Kleinstkinder mit Lärmschutz-MickyMäusen in Fankurven irgendwie unpassend findet. Weil zum Fußball Proletentum gehört und jeder eine Karte erhalten und bezahlen können sollte. Weil Menschen, die leider nicht mehr stehen können Sitzplätze zur Verfügung stehen sollten und solche, die sitzen, weil die Bäuche so voll sind und Körperkontakt irgendwie eklig ist, lieber zum Polo gehen sollten.

    Aber…
    niemand MUSS ins Stadion gehen. Es wäre schön, wenn allle, die sich jetzt beschweren, das Stadion meiden, sollten leider DFL und DFB ihre Lächerlichkeiten durchsetzen.

    Dafür…
    könnte man, alles, was für mich das Stadionerlebnis ausmacht, in den unteren Ligen finden. Vielleicht führen eine sterilisierte 1. und 2. Liga ja dazu, dass die Fans sich in ihrer Nachbarschaft umsehen. Dass das Fanherz beginnt, statt für Mannschaften, die Gutfrieds und Energieriesen auf der Brust spazieren führen, plötzlich in der Regionalliga höher zu schlagen. Dass kleine Vereine sich über Zuwachs freuen. Dass technisch hochansehnlicher Fußball in Fußballkneipen geguckt wird und man sich Pöbeleien mit Herz, die kalten Füße und das etwas zu warme Bier mit seinen Nachbarn am Rasen ums Eck holt. Dass man Vereinen beitritt, die mehr sind, als abstrakte Namen und Gesichter aus dem Fernsehen. Dass man den Breitensport mit seiner Stimme und seiner Arbeit unterstützt. Dass man sich rauft und danach zusammen nach Hause geht. Dass man dem Schieri auflauert und nur von der etwas zu gutmütigen Nachbarin davon abgehalten wird, ihm so richtig eins auf die Schn…. zu geben. Dass man während des Spiels die Sau rauslässt, um sich danach in Verbrüderungsritualen zu ergehen und gemeinsam einen über den Durst zu trinken. Dass man dem Nebenmann ein Bier spendiert und sich sicher sein kann, einander, wenn nicht am Spielfeldrand, dann in der Nachbarschaft noch einmal zu begegnen…

  16. Sorry, aber du glaubst doch nicht wirklich, dass ich nun wirklich auf so etwas eingehe. Aber um dir nicht immer mit eigenen Zitaten zu antworten, zitiere ich mal die Kollegen von Publikative.org:

    „Jetzt rächt sich die in Fankreisen bereits oft parodierte und eindimensionale Darstellung des FC St. Pauli als “Kultverein”, wohl die inhaltsleerste Umschreibung, die in den vergangenen 20 Jahren erschaffen worden ist. Von der Realiät, die eigentlich zu beschreiben wäre, ist all das mittlerweile vollkommen entkoppelt: Stattdessen drischt man medial auf Pappkameraden ein, die man selbst erfunden hat. Waren die „Pauli-Piraten“ seit Ende der 1980er Jahre allesamt tanzende, kreative und stets gutgelaunte Alternativ-Freaks, ist nun vom Krawall-Club die Rede, bei dem paramilitärisch gedrillte Ultras die Marschrichtung vorgäben.“

    (von hier: http://www.publikative.org/2012/01/11/dahin-wo-es-weh-tut/ )

    Wir haben schon immer ein „Fanproblem“ und immer gleichbleibend, du willst es nur nicht wahr haben. Und die DFL auch nicht, weil sich „neue Stufe der Gewalt“ und „Ultras Taliban der Fans“ als Floskeln eben so toll liest. Richtiger wird sie durch Wiederholungen oder dadurch, dass Leute sie glauben aber immer noch nicht.

    Kleiner Tipp: Unsere Ultras verkaufen ein sehr tolles Fanzine, kann man nur zum lesen empfehlen.

  17. holgi holgi

    Wenn ich immer diesen Quatsch von wegen steigender Gewalt bei Fußballveranstaltungen und böse Ultras und blabla lese geht mir der Hut hoch ob der aufgehenden Saat, welche die DFL/DFB Demagogen gesäht haben.
    Die so oftmals angeführten 80er und 90er Jahre waren doch weitaus gefährlicher, (Kneipen)Schlägereien um und sogar in den Stadien waren doch an der Tagesordnung. Schlägervolk (weitaus heterogener zusammengesetzt als Jogginghosenfraktionen heutzutage) konnten da noch ungestört in riesen Mobs durch die Städten ziehen und alles wegklatschen was in den Weg kam. Das muss man keineswegs gut heissen – aber objektiv gibt es einfach kein Ansteigen von Gewalt, subjektiv sehr wohl. Denn heutzutage ist halt das Abbrennen von Pyrotechnik bereits Gewalt, eine Kneipenschlägerei, die vor 20 Jahren nichtmal als Anekdote für das nächste Wochenende gereicht hätte, ist der Weltuntergang.
    Dass aber auch gerade die bösen Ultragruppen auch enormen Verdienst daran haben, dass es kaum noch öffentlich im Stadion auftretende Faschogruppen gibt (kann man recherchieren – gutes Beispiel ist der Verein aus der Vorstadt) – wird da gerne vergessen. Aber ein Pseudo-Bekenntnis der Vereine (durch den DFB) hat da sicher keinen allzu großen Verdienst dran.

  18. […] vor dem DFB-Bundestag am 24. und 25. Oktober ein Papier durchgepaukt werden, von dem zuerst der Magische FC berichtet hat und das nun dank Publikative.org für jedermann lesbar […]

  19. Jan Jan

    Na, toll. Mein Verein ist auch dabei. Eigentlich sollte doch auch ein Axel Hellmann die Interessen seines Vereins vertreten. 🙁

  20. Das Ganze erinnert mich, als I.T.’ler an eine Software-Installation: 100 Seiten AGB (die man selbstredend nie liest, das es juristischer Wirrwarr ist) akzeptiert man bei einer Installation de facto, dass der Hersteller im Vergehensfall immer Recht hat.

    So wohl auch der DFB / die DFL: bei Kartenkauf 100 Seiten AGB unterzeichnen lassen, die diesen Instanzen das Recht gibt, bei geringsten Verfehlungen den Käufer anzuzeigen.

    Wie ich dann immer sage: anstatt 100 Seiten rechtlicher AGBs, braucht man nur einen Satz dahinzuschreiben: du trittst sämtliche Rechte an den Dienstleister ab und bist an jeder Verfehlung selber Schuld. Das würde alles einfacher machen und jeder wüsste genau, worum es geht.

  21. George George

    Friedensnobelpreis schon vergeben? Schade DFL !

  22. Ich lass mal irgendwo das die Lösung für alle Probleme der Welt nur deswegen nicht gefunden sei, weil sie in einem Softwarevertrag versteckt sei.

  23. […] PAULI Magischerfc zur aktuellen Lage rund um das Sicherheitskonzept des DFB und die schlimme Rolle, die Gernot Stengar dabei spielt. Müsst ihr unbedingt […]

  24. […] – Dinge die da sind – “Non established” – Magischer FC – “DFL contra Rechtsstaat” – Basch – Vorwort #19 – Lichterkarussell – “Nix Sicherheit – […]

  25. […] Aktuell jedenfalls ist selbst der beschissene status quo mal wieder gefährdet und zwar von der DFL unter freundlicher Mithilfe unseres werten Herrn Dr. Stenger, Vorstandsmitglied des magischen FC. Dieser hat sich dazu erdreistet, gemeinsam mit anderen geistigen Tieffliegern, ein Papier in die Pipeline zu bringen, welches dazu geeignet ist den letzten Funken lebendiger und aktiver Fankultur auch noch zu ersticken. Eine fundamentale Kritik zu diesem Shiszl machte bereits die Runde, siehe z.B. hier: […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Blue Captcha Image
Refresh

*