Liebe Leser, wir neigen ja dazu nicht nur Fußballplätze unsicher zu machen, sondern uns auch auf diversen Laufveranstaltungen rumzutreiben. Und so wie die Beurteilung eines Fußballspieles ja sehr subjektiv ist, ist auch die Beurteilung der eigenen Laufleistung sehr subjektiv. Und auch, ob einem ein Lauf gefällt oder nicht.
Der „Volkslauf durch das schöne Alstertal“ wirbt damit, dass er der schönste Volkslauf Hamburgs sei und das Alstertal zwischen Volksdorf und Wellingsbüttel ist ja auch in vielen Wanderführern als sehr hübscher Wanderweg vermerkt. Nur ein Lauf hier hat immer den Nachteil, dass man Hin- und Zurück zu 90 % die gleiche Strecke benutzen muss, denn sehr breit ist das Alstertal auch nicht.
Die Lust auf das Laufen kommt ja meistens erst, wenn man unterwegs ist. Vorher herrscht oft eher Unsicherheit und auch mal Lustlosigkeit. Auch gerade weil Laufwettkämpfe immer bedeuten, dass man Sonntags früh aufstehen muss. Wenn man Freitag den FCSP in der Ferne unterstützt hat, ist das nicht uneingeschränkte Freude. Aber die Mitsportler waren auch schon wach und unsere Blogkollegin auch schon fit, wie ein Turnschuh, da kann es ja nur abgehen.
Vor Ort die Startnummern und die Gruppe eingesammelt. Da kam auch schon der Abteilungsvorsitzende aus dem Erzgebirge und zeigte mal kurz, warum Leute nur wegen der Klamotten Mitglied in der Triathlonabteilung sind. Das sind schon nette Funktionssachen. Während er sich auf den Halbmarathon begeben wollte, blieben wir bei lockeren 10 Kilometern, man muss es ja nicht übertreiben so eine Woche vor einem Marathon.
Der Lauf an sich ist sehr gut organisiert, viele sehr freundliche Helfer, die Klosituation (jaja, das ist ein wichtiger Bewertungspunkt) ist okay, wenn auch nur gedixiet. Die Schlange erinnerte an IPhone, aber man musste keine 600+ Euro löhnen und es ging auch alles ganz schnell.
Mit dem Abteilungsvorsitzenden war abgemacht, dass er so eine 1:15 über die HM Distanz hinlegt und unserer langsamerer Part so eine 1:05 über 10 sodass man dann gemeinsam über die Ziellinie gehen würde. Ihn noch mal kurz auf die Verabredung hingewiesen und dann auf die Strecke geschickt. Beim Warmmachen war dann aber doch zu merken: Hier geht heute mehr, als man wahr haben will.
Also ab in die Startaufstellung. Ein kleines Minus dieses Laufs: Es wird nur brutto gemessen und da man den schnellen nicht im Weg stehen will, verliert man sehr schnell auf dem engen Weg zu Beginn Tempo und Zeit. Aber egal. Musik in die Ohren, Bad Religion bzw. Deichkind ist gut für einen Tempolauf und dann langsam die Leute überholt, die zwar vor einem am Start standen, aber nicht vor einem ankommen sollten.
Genauso subjektiv wie das Gefühl und die Musikauswahl ist es auch, ob man mit einer Uhr laufen mag oder nicht. Auch bei uns gibt es da zwei vollkommen gegensätzliche Ansichten. Den einen macht die Uhr nur nervös und läuft deshalb komplett ohne, der andere braucht sie zur ständigen Selbstkontrolle.
Wir liefen noch in Sichtweite voneinander, unsere geschätzte Mitbloggerin war schon weg gedüst. 6:18 den ersten Kilometer, 5:50 den Zweiten. Das Bein ganz locker, die Musik gut mit Schwung und irgendwie stark im Tunnel. Für den langsameren unter uns eher ungewöhnlich, lässt er sich doch sonst sehr gerne mal ablenken, aber heute war die Wahrnehmung auf Ohren und Schritte beschränkt. Teilweise wohlbekannte Stellen gar nicht mitbekommen, obwohl im Training schon 1.000 mal gelaufen. 6:03 der nächste Kilometer und dann leider eine kleine Unterbrechung, denn die Blase drückte. So wurde die Sichtweite nicht mehr gehalten und der nächste Kilometer nur in 6:23 absolviert. Am Wellingsbütteler Torhaus gab es Getränke, die aber schnell und ohne großen Halt eingenommen wurden, dann die Treppen runter und Endspurt.
Nun hatte man eine Gruppe gefunden, an der man sich orientieren kann und sah auch immer wieder Läufer, die man langsam einholte. Das motiviert dann doch sehr. Kurze Fragezeichen, als der ca. 10 jährige Junge bei Kilometer 7 an einem vorbei zog. Aber da der kleine in neuem FCSP Trikot und passender Hose lief, wich das Fragezeichen einem Lächeln und einem innerlich gebrüllten „Hau sie weg, St. Pauli.“ (Später konnte man dann in den Ergebnislisten von vielen kleinen FCSP Jungs lesen, die uns das Laufen noch beibringen werden!)
Kilometer 6 der letzte über 6 Minuten. Kilometer dann in 5:49 und danach alle Kilometer so um die 5:45. Endspurt und endlich mal das Tempo gehalten. Auf der Uhr blieb eine 59:35 stehen und als 122ster von insgesamt 160 Teilnehmern war der Langsamere sehr zufrieden.
Und da war sie wieder die Subjektivität. Denn unsere Schnellere war mit ihren 58:13 subjektiv unzufrieden. Laufen ginge nicht an der Alster, da ginge man nur spazieren. Gut, im vorderen Drittel des Frauenfeldes kann man auch mal spazieren gehen. Von unserer geschätzten Kollegin wollen wir jetzt lieber gar nicht reden, die befand sich selbst unter den ersten Zehn des Frauenfeldes.
Im Ziel gibt es keine Medaille für die 10er, dafür ein „Erinnerungsstück“. Man könnte es auch einen formschönen Becher nennen und die Dame, die das übergab guckte einen schon etwas verwundert an, wenn man „Da ist das Ding“ sagt und es in die Höhe reckt, als wäre es ein Siegerpokal.
Sowieso schnitt der FCSP wirklich gut ab. Ein langjähriger Dauerkartenbesitzer gewann das Männerfeld und die gestarteten Trias zeigten auf der Halbmarathondistanz auch wo der Hammer hängt. Auch wenn der Abteilungsvorsitzende ein bisschen mit subjektiver Kälte und Magenproblemen zu kämpfen hatte.
Aber seien wir ehrlich: Eine objektiv gelungene Veranstaltung.
Hier noch die Strecke bei gpsies