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Staffelläufer

oder

die kürzeste Medaille

Vorwort

Liebe Leser, bereits Anfang dieses Jahres lud der BluecherHRO zum Staffellauf in seine Heimatstadt, die – wie sein Twittername schon sagt – Rostock heißt. Leider musste auch ich ihm erstmal absagen, stand doch so etwas wie ein Spielplan noch in weiter ferne. Nun ist das für einen braun–weißen ja nicht immer ein angenehmes Pflaster, aber dies gilt anscheinend wirklich nur für Fußball. Zum zweiten Mal waren wir zum laufen in der Stadt und zum zweiten Mal war es ein unvergessliches und schönes Erlebnis.

Nur Bestzeiten

Meiner einer war aufgrund von Aue (gesonderter Bericht folgt) nicht wirklich in der Lage einen halben oder ganzen Marathon zu laufen. Ich war aber als Unterstützer der Heldenwalkerin vor Ort, die ihren ersten Halbmarathon erwalken wollte. Und so schrieb ich dem Bluecher kurzfristig, dass ich gerne für einen Ausfall in eine Staffel nachrücken würde. Wenn es aber nicht klappen sollte, wäre es auch nicht schlimm, ich sei sowieso vor Ort. Prompte Antwort war, dass man sowieso noch einen Läufer brauche und ich gerne mitlaufen könne.

Als Volldistanzler mag man Marathonstaffeln im Lauf nicht wirklich, da sie ständig überholen und einen aus dem Takt bringen. Wenn man aber selber ein Staffelläufer ist, dann ist das natürlich Ansporn soviele Läufer vor einem zu überholen, wie es irgendwie geht.

Die Staffel in Rostock ist in acht Teile aufgeteilt, was aus zwei Gründen zu kritisieren ist. Zum einen bleibt am Ende ein mehr oder minder unsinniger 1,6 Kilometer Abschnitt. Zum anderen ist die Zahl Sieben nun mal die Stadtzahl der Stadt Rostock, so dass es wirklich angebrachter wäre die Staffel auch in sieben Abschnitte zu teilen. Diese Symbolik schien dem Hamburger Veranstalter nicht wirklich bewusst. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Diesen ungeliebten Schlussabschnitt übernahm ich also freiwillig, wollte ich doch mal wissen, wie es denn so ist, wenn man eine kurze Strecke auf komplett Vollgas läuft. Habe ich noch nie gemacht, aber immer mal was neues.

Um 16 Uhr war Treffen angesagt und der ärmste Bluecher musste merken, was es heißt, wenn man den Hut auf hat. Insgesamt hatte er auch noch drei Staffeln organisiert, was das ganze noch potentiert. Einige Leute kommen später, andere früher, jeder fragt ihn. Zwei Teilnehmer ließen sich bis auf die letzte Sekunde Zeit und so war der Bluecher doch ziemlich angespannt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schnell da der Puls auf 180 ist. Gerade, wenn man nicht nur Shirts für alle (rechtzeitig angemeldeten) Teilnehmer organisiert hat, man auch noch Starterlisten mit ganz vielen Infos hat, einen Kapitän für jede Mannschaft benannt hat und alles perfekt durchorganisiert hat. Vielen Dank dafür, das war wirklich komplett fehlerfrei.

Das Ganze löste sich aber in Wohlgefallen auf und so konnten die Halbmarathon-Teilnehmer zum Schiff gebracht und dann an Wechselpunkt 2 die eigenen Staffeln unterstützt werden.

Das ist ja das Schöne bei einer solchen Staffel. Da kommen Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammen, lernen sich kennen, können schnacken, können gemeinsam etwas erreichen und Spaß haben. Das geht dann vom modebewussten, leistungsorientierten Läufer bis zum übergewichtigen Spaßläufer (ich). Hat alleine deswegen viel Spaß gemacht, auch wenn der soziale Teil bei mir etwas ausfallen musste, wegen Unterstützung der Heldenwalkerin.

Nochmal: Super vielen Dank an Bluecher für die Organisation.

Nun hieß es aber erstmal warten, denn so richtig konnte niemand die Leistungsdichte unserer Staffel einschätzen, waren wir doch noch nie zusammen gelaufen und kannten uns – wenn überhaupt – auch nur flüchtig. Wir hatten so geschätzt, dass wir irgendwas zwischen 3:30 und 4:00 für die ganze Strecke brauchen würden, sodass ich beschloss sicherheitshalber um 21:00 (und damit drei Stunden nach dem Start) an meinem Wechselpunkt zu sein.

Etwas schwierig dabei ist, dass man bei einem geplanten Vollsprint ja schon warm sein sollte. Und zwar so richtig warm. Ich lief also mit kleinen Umwegen zwei Kilometer zu meinem Wechselplatz, machte immer wieder etwas schnellere Antritte und genoß dabei die wahrscheinlich schönste Laufstrecke Rostocks, die am Stadthafen. Bei einem Sonnenuntergang der Marke „wunderschön“ eine wirklich sehr zu genießende Laufstrecke, die einen hohen Gänsehautfaktor hat. Muss ich unbedingt irgendwann mal für einen langen Trainingslauf nutzen.

So stand ich also mit den anderen beiden Schlussläufern ab 21 Uhr bereit und wartete auf „meine“ Staffel. Nun hieß es sich weiterhin warm halten, sodass ich immer wieder kurze Sprints machte und versuchte die Muskulatur locker zu lassen. Das Warten kommt einem wie Stunden vor und man hat immer Sorge, dass die Staffel irgendwo abgebrochen wurde und man umsonst wartet. Die beiden anderen von Andre organisierten Staffeln waren schon da gewesen und ich wartete immer noch. Aber dann kam mein Vorläufer, kurzes Abklatschen und die wilde Hatz konnte beginnen.

Bad Religion „New Maps of Hell“ ist ungefähr das Album mit der schnellsten Musik, welches ich auf meinem IPod habe. Also rein damit in die Ohren und ran an den Anschlag. Nun sind diese 1,6 Kilometer nicht ganz ohne, geht es doch in Rostock die Gruben- und Krämerstraße hoch, ein nicht zu vernachlässigender Anstieg. Mein erster Blick auf meine Uhr zeigte, dass ich eine Pace von unter vier Minuten angeschlagen hatte, das war definitiv zu schnell. Also ein bisschen Luft holen und dann den Berg rauf. Trotzdem wurde der erste Kilometer in einer 4:48 erledigt. Das war so grob der Plan und ich war komplett am Anschlag. Nun also noch 600 Meter und von Läufer zu Läufer hangelte ich mich schnell in Richtung Ziel. Das Tempo konnte ich trotzdem nicht ganz halten und so waren die zweiten 600 Meter nur noch in einer 5:08 Pace möglich. Trotzdem: Ich bin ein so langes Stück noch nie so schnell gelaufen, denn nach 7:50 blieb die Uhr stehen und ich hatte über die 1,6 Kilometer eine Pace von 4:56 hingelegt.

Es ist bemerkenswert, wie fertig man nach einer solchen Aufgabe ist. Ich bin die Ausdauerleistungen gewöhnt und da kommt man ja hoffentlich nie komplett außer Atem. Heute aber bei diesem Ding war ich am Ende komplett auf, atmete sehr schnell und hatte zum Glück meinen Pulsgurt vergessen.

Es machte aber mal derbe Spaß sich einer so anderen Aufgabe zu stellen und mal ganz anders zu laufen. Im Ziel dann Freude bei allen Staffelläufern und auch ein warmer Empfang für mich, obwohl „meine“ Staffel von drei Staffeln die langsamste war. Das war aber alles nebensächlich, ging es doch insbesondere um den Spaß an der Freude.

Danach kurz noch mit allen geschnackt, Andre gedankt und mit der Medaille um den Hals der Heldenwalkerin entgegen gegangen. Das gemeine dabei: Staffeln und Volldistanzläufer bekamen die gleiche Medaille, nur Halbmarathonis bekamen eine andere, sodass ich wie ein Volldistanzler aussah und doch nur ein Sprinter war. Die Heldenwalkerin dann ins Ziel begleitet, aber das ist ein selbst zu schreibender Bericht. Bestzeit für sie, Bestzeit für mich über 1,6 Kilometer. Erwähnenswert nur, dass die Veranstalter ganz entspannt sechs Minuten für sie überzogen und ein sehr netter Schlussfahrradfahrer sie ins Ziel begleitete.

Fazit: Ein sehr gelungener Ausflug nach Rostock. Auf eine GPS Datei verzichten wir diesmal großzügig.

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