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Pokalsensation

oder

Der letzte Vertreter Hamburgs im DFB Pokal

Vorwort

Liebe Sonnenanbeter. Es ist schon schwierig an einem solchen Wochenende noch irgendwann einen Blogartikel zu verfassen. Man hat viel Zeit draußen verbracht, wenig Schlaf gehabt und viele Eisbecher geleert. Aber natürlich wollen wir euch nicht ohne einen Bericht aus der ersten Pokalrunde lassen.

Eigentlich mögen wir diese ersten Pokalrunden sehr. Die Tour aufs Dorf beinhaltet häufig entspannten Fußball, neue Grounds und auch sehr bemühte, sehr freundliche Vereine, die sich einfach nur einen Ast freuen, dass sie mal einen großen Namen aus den Ligen empfangen. Nur leider behindert der Sicherheitswahn auch dieses Erlebnis. So musste auch der Offenburger FV in sein Stadion eine 5-stellige Summe investieren, einen fest umzäunten Gästeblock schaffen und insgesamt 97 Seiten (!! so die Aussage eines Verantwortlichen im Presseraum) Sicherheitsauflagen vom DFB abarbeiten. So weichen immer mehr unterklassige Vereine in andere insbesondere Bundesligastadien aus und das ganze Erlebnis geht verloren. Schade, sehr schade. Und man muss diesen Sicherheitswahn dann hinterfragen, wenn so wie in Offenburg absolut keine Sicherheitsrelevanz vorhanden ist. Auf einem Foto in der Stadionzeitung trägt ungefähr die Hälfte des Offenburger Fanblocks FCSP Merch. Da muss man dann auch keine Fragen mehr stellen.

So fangen wir nun aber an mit den Erlebnissen des Tages:

Der Hool-9er

Irgendwie hatte der Schatz sich so ein bisschen verplant und mehr Leute als Busplätze. Dann allerdings auch wieder nicht genug Leute um einen zweiten Bus zu machen und so machte man für die acht überschüssigen Leute einfach mal einen lockeren 9er.

So traf man sich also ebenso um 5 und chillte noch ein bisschen mit der Busbesatzung und dann ging es auch schon los. Die Lümmel auf der Rückbank in bester Stimmung, wobei erstmal gepflegt geschlafen wurde. Das Frühstück (Schaummilchkaffee, Kuchen, Solidaritätswiener…) dann um 8 Uhr morgens entspannt mit Alsterwasser und dann ging einiges. So eine Rückbank ist nebenbei nicht gefedert.

An der Raststätte Harz musste natürlich erstmal geharzt werden, geht ja gar nicht anders.

Der Stefan fuhr und spätestens in den Kasseler Bergen wurde er frech als er den Mitfahrer fett nannte in dem er meinte dass dieser doch bitte von der Hinterachse gehen sollte. Dabei war das doch nur das ausgiebige Frühstück.

Kirchheim wurde ausgelassen, Allertal auf dem Hinweg auch, was für eine komische Auswärtsfahrt. Aber wenn man aus dem Flurfunk hört, dass der Busfahrer zu Beginn schon Probleme damit hat, Bierkisten einzuladen und später keinen Film zeigen wollte, weil der Bus angeblich zu dreckig sei, dann weiß man, dass man alles richtig gemacht hat.

Schnell näherten wir uns dem Ziel und gegen 12 Uhr hatten wir auch Offenburg erreicht. Die ersten Kontaktaufnahmen mit den Einheimischen ergaben, dass man uns zwar den Aufstieg, aber nicht den Sieg wünschte. Okay, so wollten wir dann aber doch nicht wetten, auch wenn im Bus eigentlich niemand einen Pfifferling auf einen Einzug in die zweite Runde gab.

Was man bei solchen Amateurvereinen hat, ist ein gewisses Chaos und ganz viel Liebe. So auch in Offenburg. Die gesamte Dorfjugend wurde als Ordner (habt ihr schon mal Ordner im 200%igen Hipster-Outfit gesehen? Sieht ganz schön paradox aus!) und Kartenabreisser verpflichtet und nur im Bereich des Gästeblocks war eine „professionelle“ Ordnertruppe vorhanden. Auch im Pressebereich wurden die fehlenden Karten mit Freundlichkeit und Ruhe und viel Liebe gesucht und am Ende auch gefunden.

Auf dem Parkplatz versuchte uns dann der örtliche Radiosender doppelt zu überreden. Einmal sollten wir an einem Gewinnspiel teilnehmen. Hätten wir ja gerne gemacht, der Satz „die Gewinner erfahrt ihr dann Montag im laufendem Programm“ beendete aber unsere Gewinnspielfreude. Und dann wollte man uns noch die Farben des Heimatvereines ins Gesicht malen. Das wir alle in braun-weiß gekleidet waren, schien die Damen davon überhaupt nicht zu stören.

Was wir vorfanden war ein Stadion komplett ohne Schatten, so dass Schattenplätze gesucht und begehrt waren und viele Leute lange vor dem Stadion warteten, bevor sie dieses betraten. Leider gab es aber vor dem Stadion keine sichtbare Möglichkeit etwas zu trinken oder ein Klo zu besuchen. So war das ganze dann doch ein Zielkonflikt.

Gut, da kann man dann doch mal die Annehmlichkeiten des Presseraumes genießen, wo es leckere 0,5l Getränke in einer Glasflasche eisgekühlt gab.

Was so Touren ausmacht ist der Hoppingfaktor. Endlich mal wieder ein Stadion, was einen eigenen Charakter hat und nicht aussieht wie die 1000 Arenen, die sich nur durch die Farbe ihrer Sitzplätze unterscheiden. Offenburg hat ein sehr hübsches 10.000 Personen Stadion, welches direkt neben der Bahnstrecke liegt und so auch etwas für Trainspotter ist. Leider musste der Gästeblock nun unbedingt durch einen Zaun verschandelt werden und warum Zäune immer noch so sein dürfen, dass man sich an diesen übel verletzen kann, das weiß wahrscheinlich auch nur der DFB. Ironischerweise muss man schon sagen, dass es wohl neben der Hitze wahrscheinlich schon beinah Abwechselung für die Sanitäter war.

Was man sagen muss: Klasse Bild ALLER Einsatzkräfte. Die Polizei echt zurückhaltend, wenn auch mit viel zu viel Personal. Aber keine kampfbereiten BFE Mutanten. Das ist echt mal die Ausnahme. Und nach dem Spiel Wasser an alle zu verteilen ist schon eine richtig coole Nummer. Bereits vor dem Spiel hatten Feuerwehr und Sanis Wassereimer in die Kurve gestellt und die Feuerwehr begoss den Gästeblock auch immer wieder per Schlauch. Großes, sehr großes Tennis. Die Regenbogen, die dadurch entstanden trugen noch im romantischen Stadionbild bei :D. Dazu immer wieder die Durchsagen, wo man Wasser finden würde vom Stadionsprecher. Viele Profistadien könnten sich da echt mal eine riesige Scheibe von abschneiden (Man erinnere die letzten Dresden Tour, wo man nicht mal einen Plastikbecher bekam um Leitungswasser für Hitzeopfer zu holen). Danke auch an alle Fans, die unermüdlich Eimer und Becher mit Wasser in die Kurve trugen. Okay, vor dem Spiel hatten einige übereifrigen Ordner die Mitnahme von leeren Wasserflaschen verboten, aber das war wirklich nur ein klitzekleines Minus.

Saucool auch unser Vorsänger, welcher in den Innenraum stieg, durch den Innenraum spazierte und im Kabinengang (!!!) Wasser holte. Und auf die Frage eines Ordners, was er denn da mache, genau dies antwortete. Reaktion des Ordners? „Ja klar, mach mal.“

So wurde es ein entspannter Tag in der Sonne, auch weil unsere Jungs nicht zu viele Probleme mit dem Gegner hatten. Ob es nun an der mangelnden Qualität des Gegners lag oder ob wir einfach konzentriert genug waren, wen interessiert es im Nachhinein? Ein relativ sicheres 3-0 mit genau einem wackeligen Moment in den ganzen 90 Minuten? Wann hat es das zuletzt beim FCSP gegeben? Nur die Älteren unter uns werden sich an ein 4-1 bei Kilia Kiel erinnern.

Angesichts dieser Historie unseres Vereines muss man wohl mehr oder minder von einer Sensation sprechen. Ein bisschen Hoffnung hatte man ja, als keine Pokaltrikots diese Saison vorgestellt wurden. Als Freitag aber durchsickerte, dass es doch welche geben würde, da war eigentlich alle Hoffnung weg.

Eine Entscheidung der Vermarktung nebenbei, die nicht unsere 100 % ungeteilte Begeisterung findet. Nicht nur, dass die Camouflage Trikot nun wirklich eher eines der unschönen Trikots der letzten Jahre war. Nein, wenn das keine erinnerungswürdige Pokalsaison wird, dann wird das eher ein Schuss in den Ofen und das Andenken ist noch beschädigt.

Bevor wirs vergessen: So wie wir es gehört und gesehen haben hat Boller bevor sie den Platz verließen nochmal alle Jungs zusammen geholt und das „Diffidati con noi! Ultras!“-Transpi durchs Stadion getrangen. Ein tolles Statement, endlich mal wieder ein bisschen „Rebell“ auf dem Platz auch wenn garantiert nicht jeder Spieler 100 % wusste, was er da hochhielt.

Nach dem Spiel erstmal entsetzen. St. Paulifans sind ja so realistisch, dass sich niemand auch nur annähernd mit dem Erreichen der zweiten Runde beschäftigt hatte. Selbst der Fanladenhoschi hatte in seinen Kalender eine eventuelle zweite Runde nicht eingetragen. Und so blühte der Witz. „Was es gibt in diesem Wettbewerb eine 2. Runde?“ „Wann wird die überhaupt gespielt?“ „Beginnt jetzt nicht die Gruppenphase?“

Die Frage des „wann“ konnten wir nebenbei die ganze Rückfahrt nicht klären.

Der Hool-9er war dann gut dabei, machte kurz die Kasseler Berge platt und unter wildesten Sonderzugplanungen waren wir auch schnell wieder in heimischen Gefilden eingetroffen. Freut euch schon mal auf den Sonderzug nach Kaiserslautern, die Tresencrew hat da doch ziemlich wilde Ideen.

Allertal. Muss sein.

Hamburg. Muss noch mehr sein. Warme Nacht? Reeperbahn ist der Vorort zur Hölle. Wir schmeißen Leute raus und sammeln ein. Dann nach Hause. Ein Blick in die Sterne. Schöne melancholische Stimmung. Ein Stern funkelt. Die Vorstellung, dass da oben gerade die Außerirdischen die 2. Runde feiern. Die Gedanken wandern. Jemand rülpst laut. Zurück in der Realität geht es ins Bett.

FC St. Pauli, der letzte Hamburger Vertreter im DFB Pokal.

4 Kommentare

  1. sehr schöner bericht.
    ebenso schöne bilder.
    danke.

    jens

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