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Bitte was?

Against the grain, that’s where I’ll stay,

Swimming upstream, I maintain against the grain,

(Bad Religion – Against the Grain)

 

Liebe Leser,

heute ist die Sicherheitskonferenz im Fußball, die sich insbesondere dadurch auszeichnet, dass man die Betroffenen vorsichtshalber nicht eingeladen hat, weil es ja so einfach ist über Fans zu reden, aber viel schwieriger mit ihnen. Insbesondere weil man dann endlich mal einsehen müsste, dass Fans eben nicht nur ein Sicherheitsrisiko sind, sondern auch Opfer. Opfer anderer Fans, Opfer von Polizeigewalt und Opfer einer ständigen Entrechtung. Um Wiederholungen zu vermeiden verweisen wir hier auf die geniale Pressemitteilung von F_in:

„Dies entspricht den gängigen Sicherheitskonzepten, die seit Jahren davon ausgehen, dass es zwangs­läufig zu Ausschreitungen zwischen Gruppen von Fans bzw. zu körperlichen Auseinander­setzungen unter Fans kommen wird, sofern man nicht dafür sorgt, dass jede Zuschauerin und jeder Zuschauer einer eingehenden Kontrolle und Überwachung unterzogen wird. Lieber greift man zur „Fantrennung“ statt „Fanbegegnung“ zu ermöglichen. Frei nach dem Motto: Ausgrenzung statt Kommunikation.

Was vor ein paar Jahren noch keine Ausschreitung war oder teilweise noch nicht mal eine Ordnungswidrigkeit, ist heute verboten und wird strafrechtlich verfolgt. Dieses immer enger werdende Netz von Regeln, Gesetzen und Verordnungen lässt sich auch an Beispielen verdeutlichen: Das Besteigen der Zäune war nie erwünscht, inzwischen ist es aber verboten und wird als Ordnungswidrigkeit verfolgt. Darüber hinaus wird man sehr schnell zum „Gewalttäter Sport“, ohne jemals einer strafrechtlich relevanten Tat beschuldigt geschweige denn verurteilt worden zu sein. Manchmal reicht schon die einfache Anwesenheit in einer Gruppe, der abweichendes Verhalten unterstellt wird, die Personen also als potenzielle Gewalttäter gelten.“

Nun wollen wir ja gar nicht wieder damit anfangen, dass hier eine Pseudodebatte geführt wird, dass Fußball gar kein fußballspezifisches Gewaltproblem hat (Stichwort Oktoberfest) und das man mit irgendwelchen Platitüden noch nie ein Problem gelöst hat. Leider muss man das immer wieder wiederholen, da ja auch Presse und Innenminister ihre Mär von der „ständig ansteigenden Gewalt“ ständig wiederholen und niemand mal wirklich dies hinterfragt. Mal abgesehen von einigen Bloggern, die ihren Kopf noch zum denken benutzen.

Als wäre das nicht schon alles peinlich genug und als wäre nicht klar, dass da nur Law and Order Platitüden gedroschen werden, nein es entstehen auch Fotos wie dieses hier:

Mit vielen Dank an textilvergehen.de, die uns die Nutzung genehmigt haben.

Also erstmal wollen wir ja Bernd-Georg Spieß dazu gratulieren, dass er nun anscheinend beim SC Paderborn tätig ist. War das die Ablöse für die ganzen Paderborner Spieler?

Wer hat bei uns unterschrieben?

Wir finden es peinlich, dass der FC da überhaupt hingefahren ist. Wenn man da hin fährt, dann lässt man sich am besten von Brux vertreten, der sein altes Hafenstraßensolishirt (oder ähnliches) anzieht. Das wäre mal ein Statement gewesen. Und wenn Brux gerade im Angelurlaub ist, dann unterschreibt man doch bitte bitte keine Tafel auf der etwas von „Wir stehen für eine konsequente Sanktionierung“ steht. Freibrief für das lebenslange Stadionverbot? Für noch mehr Law/Order und Entrechtung? Wo ist eigentlich „non established“ wenn es mal hart wird? Drückemäusertum und sein Fähnchen in den populistischen Wind hängen ist für uns nicht St. Pauli. Wenn es hart wird, dann muss man zeigen, dass man anders ist, dass man gegen den Strom schwimmt.

Wer richtig kotzen will. Damit wurde dieser peinliche Verhaltenskodex unterschrieben.

Herr wer auch immer: Treten sie zurück. St. Pauli ist nicht ihr Verein. Paderborn vielleicht schon.

Ach ja: Bevor jemand Union Berlin abfeiert, es war wohl kein Vertreter dieses Vereines anwesend, so dass auch niemand hätte unterschreiben können.

9 Kommentare

  1. Stichwort Union Berlin: Um´s Abfeiern geht´s nicht. Es war kein Zufall, dass die beiden, die ursprünglich dort hätten sein sollen, ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt haben. Was an der ganzen Aktion eher perfide war: Die Anwesenden wurden damit überrollt. Dieses Stück Text wurde so kurzfristig präsentiert, dass diejenigen, die von weiter weg kamen (also alle außer den Berlinern), kaum Möglichkeit hatten, Rücksprache mit ihren Leuten zu halten. Insofern trifft der Vorwurf an die Vereinsvertreter auch nur so halb ins Schwarze.

  2. Hallo Steffi, dann feiern wir euch aber ganz hart ab. Und das zu Recht.

  3. astro astro

    Außerdem soll es so modernen Schnickschnack wie Telefone, E-Mails und natürlich auch so altmodische Eigenschaften wie Rückgrat geben.

  4. […] unserem FC St. Pauli angestellt, aber offensichtlich nicht in der Lage seine Unterschrift an der richtigen Stelle zu platzieren. Doch sei es drum, wichtig ist nicht wer wo unterschrieben hat, sondern was dort jemand für den FC […]

  5. Ich weiß noch gar nicht, wie ich das finde. Einerseits scheint es mir richtig, eine Haltung zu haben und die auch zu kommunizieren. Andererseits ist man als Verein ja auch Teil des Ganzen, Teil der Liga, dem DFB zugehörig, Mitspieler im Zirkus Profifußball. Man ist direkt finanziell beteiligt. Ich hoffe sehr, dass das nicht nur medienwirksame Imagepflege war. Und dass wir das Echo vertragen. Schön wäre, wenn sich andere Vereine solidarisieren würden. Ich kann mir zB nicht vorstellen, dass man das bei euch so grundlegend anders sieht. Und bitte, nicht hauen: Auch die Unterschrift der Rostocker & Dresdner hat mich sehr gewundert. Es sind durchaus einige dabei, bei denen ich die Bindung zwischen Fans und Vereinsführung als enger eingeschätzt hätte. Letztlich ist das ja das einzige Argument von Union – der Unterschrift stand entgegen, dass man die nicht einbeziehen konnte, als deren Vertretung man gekommen war. Das ist ein Verständnis von Fußballverein, das sehr oft untergeht.

  6. Steffi: Hauen tun wir sowieso nicht. Ganz ehrlich: Natürlich wundern uns viele Unterschriften. Auch z.B. die des Lokalrivalens, eines Vereines, der sich dafür rühmt eine Basisdemokratie zu haben und der ja auch eine starke Fanmitgliedschaft hat. Und selbst wenn das Unioner Präsidium alle Forderungen ganz toll fand, alleine, dass sie eben erkannt haben, dass es hier um etwas grundsätzliches geht, dass man so etwas nicht in 20 Stunden entscheidet und schon gar nicht ohne seine Mitglieder, alleine diese Erkenntnis ehrt sie.

    Wir befürchten, dass Union zumindest vom Boulevard in die Ecke gestellt werden wird. Leider.

    Mehr dazu im nächsten Blogbeitrag.

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