oder
über Wasser laufen
Vorwort
Liebe Leser,
Erstmal gibt es hier so gar keinen Lauftext und nun geht das ab wie Schmitz Katze. Und der Hella Halbmarathon, der sich dieses Jahr das 18. Mal durch die Hansestadt schlängelte, zog auch uns alle an. Dem FC widmen wir uns erst wieder morgen, heute also mal ein schöner Laufbericht.
Hamburger Sommer
Dieser Lauf ist sowohl für Läufer als auch für Skater gedacht, sodass sich rund 6000 Sportler (davon ca. 350 Skater) an diesem furchtbar verregneten Sonntag am Start einfanden. Es gibt nicht viele solche Tage in Hamburg, aber an diesem Sonntag regnete es wirklich Bindfäden. Und zwar wirklich beinah ohne Pause. Wie meinte einer unserer tapferen Streckenposten so schön? „Einmal kurz habe ich mein Buch rausgeholt, da hat es gleich wieder stärker geregnet.“
Nun ja, es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung, aber heute war mal sehr viel Kleidung im Grunde falsch. Etwas unglücklich an diesem Wetter war, dass eigentlich noch ein kleiner Geburtstagsempfang an der Alster geplant war, so mit sitzen an der Alster, chillen, sonnen, Bier trinken und dann in die Alster springen. Nun ja, wir kommen später drauf zurück.
Nicht alle aus unserem Kreis hatten sich für die Laufschuhe entschieden, sondern auch eine tapfere Rollerin hatte sich eingefunden. Regenrollen waren nicht vorhanden, so mahnten die Fußgänger ständig zur Vorsicht und erkundigten sich auch beim Streckenposten nach Wohlbefinden, aber hey, wenn jemand von uns rollt, dann ohne Probleme.
Aber erstmal war am Start sammeln angesagt und wie üblich waren wir viel zu früh. Auto am Ziel geparkt, dann mit dem Shuttle Bus zum Start. Insgesamt ist der Lauf gut organisiert, kleine Details, wie z.B. das der Shuttlebus für Roller echt doof hielt, seien jetzt mal verziehen. Was gut war, ist dass es eine Startverpflegung in Form von Wasser gab. Und der Mangel an Bechern wurde von den Helfern cool mit Nachschenken direkt aus der Flasche gelöst. Obligatorische Dixies und Kleiderbeutelabgabe müssen ja nicht erwähnt werden.
Neben uns machte sich die Rollgemeinschaft aus Kirchboitzen fertig und wir fanden raus, dass der lustig klingende Ort ein Ortsteil von Walsrode ist.
Danach war es auch Zeit unsere Rollerin in die Startaufstellung zu verabschieden. Und da wurde man doch ein bisschen neidisch. Die 350 Roller hatten doch sehr viel Platz und die Läufer standen dicht gedrängt.
Die Rollerin war bis zur Startlinie extrem nervös und angespannt, doch als sie sich langsam einrollte, fiel die Anspannung ab und Vorfreude stellte sich ein. Sollte es ja ihr erster sportlicher Wettkampf überhaupt werden. Etwas unsicher, wie sich der nasse Beton berollen ließ, ging es um 9.30Uhr los. Überhaupt nicht von den Profis beeindruckt, versuchte sie ihr Tempo auf den nassen Wegen zu finden. Erstaunlich dabei, wie unterschiedlich rutschig der Untergrund sein kann. (Eine Sache, die man als Läufer nicht so deutlich merkt, aber wenn man mal drauf achtet selbst als Läufer spürbar ist.) Vor einer scharfen Doppelkurve wurde schon im Vorwege gewarnt und zunächst befürchtete der Wettkampfjüngling im Zweifel diese auf dem Po runter rutschen zu müssen. Jedoch an dieser Kurve angekommen, Tempo schon ordentlich auf Zack, hat man sich dann doch kurzfristig entschieden das volle Kante durchzuziehen. Der Weg war frei genug, also ab gings. Statt durchs Bremsen noch mehr ins Eiern zu geraten war nun tief in die Hocke gehen, Beine und Po anspannen und Luft anhalten angesagt. Herrlich. Die Aussicht, das Ganze gleich nochmal machen zu dürfen pushte einen voran, denn eigentlich eine Strecke ein zweites Mal zu laufen, findet sie nicht so attraktiv. Und hoppla lagen die ersten neun Kilometer mit zwei totalen Kicks hinter ihr.
Wir Läufer staunten da noch am Start, wie schnell die Roller sind und teilweise auch wie mutig. Sei es nun, dass
sie mit einer Prothese liefen (Hammerrespekt!) oder einfach als sagen wir mal nicht Austrainierte auf die Strecke gingen. Megarespekt für jeden, der dasmacht. Der Start erfolgte und erstmal war sortieren angesagt. Unser Blogläufer ging in entspannten 5:55 an, was so schnell nicht geplant war, aber es lief einfach. Kleine Pinkelpause und danach die Kilometer so zwischen 6:11 und 6:00. Sehr gut die Zuschauerin, die bei Kilometer 8 einem ein „Ihr seht noch gut aus“ zu warf. Antwort einfach nur „das noch bitte doppelt unterstreichen“
So langsam traf sich die ganze Laufgruppe zwischendurch, einige wollten schneller, andere langsamer. Auch die Triathlonabteilung war in diesem Feld gut vertreten, aber 2:08, die dort geplant waren, war uns definitiv zu schnell.
Helgoländer Allee ist und bleibt eine miese Steigung, aber es bringt auch als Läufer richtig Spaß. Und bei Kilometer 9 stand schon einmal der erste Verpflegungsposten und auch bei Halbmarathonen ist die Einteilung in einzelne Abschnitte immer sehr angenehm.
Bemerkenswert und immer wieder süß: Die Schnellsten überholen immer wieder die 2 Stunden Läufer und alle klatschen begeisternd. Und es ist ja auch wirklich bemerkenswert in welchem Tempo die an einem vorbei ziehen.
Ab Kilometer neun ging es dann vorbei am Fischmarkt, dem Portugiesenviertel bis hin zum Wallringtunnel. Trotz des Wetters waren erstaunlich viele Leute an der Strecke, jedoch kam der Rollerin dieser Teil der Strecke sehr langweilig und öde vor. Der Wallringtunnel war dann schon wieder ein Highlight, trocken, glatt und gefühlt leicht abschüssig, sodass man den richtig entspannt durchbrettern konnte. Ab Kilometer 12 dann beschlossen das Tempo zu beschleunigen, irgendwie würde man das schon schaffen. (Anmerkung zur Rollerin: Sie ist erst drei Monate in leichtem, aber relativ inkonsequentem Training und kann sich noch nicht gut einschätzen) Dann zur Kennedybrücke, die einmal rauf und wieder runter gefahren werden musste. Die Spuren wurden durch ein Absperrband getrennt, was aber an einer Stelle kaputt war, sodass doch der eine oder andere „Hey Leute, hier abkürzen bitte!“ Spruch fiel. Die Fahrfreude und die Vorfreude auf den Streckenposten, der mit Cola, Wasser und Jolly Rouge Fahne bewaffnet ca. Kilometer 16 warten sollte, erhöhten das Tempo nochmals wie von selbst. Schnell einen Becher Cola geschnappt, dabei natürlich klebrige Hände bekommen und schon ging es quasi in den Endspurt.
Tja, da mussten wir Läufer erst hin und nach dem Publikumshighlight Landungsbrücken wird es wirklich öde. Wenig Zuschauer, wenig zu gucken und dann auch noch wellig. Es begann die Zeit zu rechnen. Geplant war irgendwas zwischen 2:15 und 2:20. Bisher sah es aber schneller aus. Schlichtweg zu schnell angegangen und nun war halt die Frage, ob man das durchsteht oder einbricht. Weiter, immer weiter. Und so waren es 6:10 bis 6:30 Kilometer je nach Welligkeit der Strecke.
An der Alster wurde es wieder spannender. In der Wende fand sich unsere kleine Gruppe wieder und ab diesem Zeitpunkt liefen wir bis beinah zum Ziel zusammen. Unsere geschätzte Dame ohne Taperekorder fröhnte dabei ihrer Sozialphobie mittels Kopfhörer, aber dafür ist ja der weltbeste Ehemann (ihre Aussage) unterhaltsam genug ;-). Und so ging es die Außenalster längs und wir kamen dem 16 Kilometer Streckenposten näher. Und erleichterten ihm um alle seine Colas.
Fünf Kilometer noch, aber die haben es theoretisch auch in sich. Daher begann nun das große Zittern. Halten wir unsere Pace durch? Wir werden es sehen, aber nun schalten wir wieder an die Rollstrecke.
Noch fix durch Winterhude, also dem Kiez der Rollerin (ihr Viertel, ihre Regeln! ;-)) gedüst und schon fand sie sich auf der anderen Alsterseite wieder. Nun dominierte der Ehrgeiz und immer noch ein neuer Mitroller musste überholt werden. Als sie dann plötzlich nur noch 700m vor sich hatte, was neben der Namensnennung durch den Lautsprecher erklang, nochmal richtig Vollgas und völlig erschrocken, begeistert, ungläubig, was da oben auf der Zieluhr stand. Aus den „hoffentlich klappt 1:40:00“ waren tatsächlich 1:12:07!!! geworden. Das wurde dann mit Medaille um Hals bei Banane und Hella-Zeugs erstmal realisiert und verarbeitet. Rucksack abgeholt, in die Dusche eingecheckt (alles so wahnsinnig gut organisiert) und mit einer etwas erfahreneren Rollerin aus Hessen ausgetauscht. Dann gemütlich zum 700m-bis-zum-Ziel-Point geschlendert, weiter verarbeitet, angefeuert und auf Streckenposten sowie Blogläufer gewartet. Hatte sie ihm doch versprochen ihn einzusammeln und bis zum Ziel zu begleiten. Und so kam es auch, aber dazu wieder der Läufer:
Ja die letzten fünf Kilometer beim Hella Halb, die haben uns mal wieder gepflegt gefickt. Um es mal deutlich zu sagen. Man muss halt zweimal zur Alster hin und wieder weg und das ist wellig. Und von der Krugkoppelbrücke am Ende hoch, das geht noch mal richtig in die Beine. Aber wenn in den Vorjahren immer eine richtig riesige Gehpause von Nöten war, so war es diesmal nur eine klitzekleine. Und nur ein Kilometer über sieben Minuten. Das ist schon für den Trainingsstand eine super Leistung und so blieb die Uhr bei 2:15:34 (netto) stehen, was erstmal eine riesig gute Zeit ist und ungefähr der fünftschnellste der vielen Halbmarathone, die schon von ihm bestritten wurden. Wir kamen auch ziemlich zusammen ins Ziel, nur unser bester Ehemann der Welt drehte noch mal richtig frei und düste uns davon. Woher die Nase immer noch die Kraft nimmt, ist nicht so richtig klar, aber man merkt, dass Bier Kraft bringt.
Wir hatten kein Bier, aber dafür die Rollerin, die anscheinend Bier und damit Kraft hatte, denn sie joggte uns noch mal entspannt ins Ziel. Danke dafür, danke auch für die Sänger kurz vor dem Ziel, die dann den Schlussspurt abrundeten.
Schnell den Kleiderbeutel geholt, wobei hier die Verteilung der Schlangen sehr unterschiedlich war. Bei den Lastern, welche die hohen Startnummern hatten, war eine riesige Schlange und in den niedrigeren Nummern war gar nix los.
Die Umkleiden waren dann sehr voll und an duschen nur zu denken, wenn man bereit war länger in einer Schlange zu stehen, aber auch hier galt: Perfekt organisiert und mal im Trockenen zu sein, war man gar nicht mehr gewöhnt.
Abgekämpft, aber glücklich ging es nun zur Geburtstagsparty, die eigentlich als Open Air Party geplant war und dann auch gegen alle Nassheit duchgezogen wurde. So war das Ganze ein bisschen kürzer als geplant, man musste also schneller trinken. Viel leckeres Essen, viele liebe Menschen, als dies rundete den Tag ab. Kommen wir also zum Fazit:
Die Rollerin ist wahnsinnig überrascht und stolz über ihre eigene sportlichen Fähigkeiten. Denn berüchsichtig man die Tatsache, dass die Profis entsprechend große Rollen fahren und anders trainieren, ist sie auf einem guten Weg. So konnte sie, wie oben erwähnt, feststellen, dass die nächsten Male die Energie noch viel länger reichen wird, als sie erwartet hätte. Keine Blasen, keine Scheuerstellen, den Regen hingenommen, perfekter erster Lauf. Mehr davon, viel mehr.
Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen. Nächstes Jahr gerne wieder, lieber Karsten, liebe Laufgesellschaft.
Und zuletzt wie immer, der Lauf auf gpsies