oder
Authentisch
Zur Feier des Tages veröffentliche ich nochmal den Derbysiegerbericht von letztem Jahr. Er ist etwas verändert um einen Personenschutz herzustellen.
Vorwort
Wer in diesem Bericht Worte zu dem Thema „Pyros“ und „Polizeieinsatz“ vermisst, der blättere bitte einfach mal einen Beitrag zurück. Bilder von mir gibt es bei diesem Spiel nicht. Ich weiß nicht, ob ich von Afroh noch ein paar Bilder schnorren kann, aber wenn nicht, dann verweise ich auf den entsprechenden Forenthread. (Update, Afrohs Karte hat ihren Geist aufgegeben, aber ein paar Bilder hab ich und darf sie auch verwenden). Ich kann überall fotografieren, ich kann überall neutral sein, ich kann jeden Gegner respektieren, selbst Hansa Rostock, aber nicht den Lokalrivalen. Dafür ist zuviel vorgefallen (siehe die Berichte vor dem ersten Versuch) und dafür verachte ich die viel zu sehr.
Ohne Punktverlust in der Imtech Arena
Und so wurde im Fanladen 14b geordert. Wir sind ja nicht doof, wir konnten uns ja erahnen, was passiert und sind daher nicht in den Stehplatzblock gegangen, sondern haben unsere Stehplätze abgegeben und dafür Sitzplätze genommen. Und unser traditioneller Derbyblock ist nun mal 14b, auch wenn das ein unverschämt teures Vergnügen war.
Zu dem ersten Termin hatten wir ein perfekt ausgeklügeltes System, wie wir dahin und wieder weg kommen. Ein Marsch von Othmarschen war geplant und mit allen Leuten abgestimmt und wäre garantiert auch spaßig geworden. Ging nur aufgrund des mehr als bescheidenen Nachholtermines nicht mehr.
Und so organisierte man sich in Kleingruppen. Ich schloss mich den Skinheads an, denn die kenn ich und kann sie einschätzen. Eine Anreise alleine erschien mir irgendwie nicht sinnvoll, denn dann muss ich nur auf einen Idioten treffen, der mich kennt und der mir an die Wäsche will und habe verloren. In einer Gruppe kann einem dies nicht passieren. Damit mich niemand falsch versteht: Ich halte die Mehrzahl der Lokalrivalenfans für absolut friedlich und die meisten auch für absolut normale Menschen. Nur umso weniger Leute du selber bist, umso weniger Idioten musst du treffen.
Ich bin aber mit dem Auto ins Viertel, genau aus diesem Grund. Geparkt wieder in der Glücksstraße und dann erst mal mit M. Mittag essen gegangen. Das Raval schon voll mit Leuten und es wurde viel diskutiert über Schalklau, die Folgen und wie und ob sich was verändert hat. Ich kündige hiermit schon mal einen Diskussions- und Theseneintrag in diesen Blog an, der versucht die ganz große Linie zu fahren. Aber das kommt mit Zeit mal zwischendurch. Und nicht in der Hektik eines Derbys. Neben der Kommerzdiskussion ist dies nebenbei die große Diskussion unserer Zeit. Wie wollen wir als Fanszene sein? Was soll unser Grundkonsens sein? Diese Diskussion ist genauso umfangreich, genauso schwierig, wie sie überfällig ist. Aber wie schon geschrieben: nicht jetzt, nicht hier. Warum ich auf diese Idee komme? Weil ich den Ansatz des (nebenbei lesenswerten) „Es lebe das Laster“ Blogs nicht teilen mag, dass unser gemeinsamer Nenner schon so klein ist, dass jeder in seiner Kleingruppe ihre eigenen Regeln machen kann.
Danach ging es zum Treffpunkt der Skins, wo für Bier und Unterhaltung gesorgt war. Vielen Dank an die Leute, die dies organisiert haben. In der Sammelstunde passierte sonst nix, denn die fünf auffällig unauffälligen Rauten erwiesen sich bei näherem hinsehen als komplett harmlos. Angesagt wurde, dass man 16:30 los will und wirklich um 16:31 kam man los und bekam ohne Probleme die Bahn nach Othmarschen. Wir ohne Polizeibegleitung und in einer nicht wirklich überfüllten Bahn, was ja schon einmal sehr angenehm war. USP hatte die S Bahn von Landungsbrücken genommen und in Altona konnte man sehen, dass die eine volle Bahn mit Polizei gebucht hatten. Also: Alles richtig gemacht.
Begegnungen mit Rauten gingen eher lustig, wenn auch niveaulos aus. Aber es ist schon lustig, wenn jemand sagt „Pass mal auf, wenn die Tür zu ist, entweder Fuckfinger oder Dosenwurf“ und was passiert? Tür zu, Fuckfinger. Es blieb den ganzen Tag nebenbei bei eher absurden als gefährlichen Begegnungen mit Rauten.
Ich sage euch ganz ehrlich: Ich habe mir sportlich nichts ausgerechnet. Dies war mein 14. Derby (erste Mannschaft gegen erste Mannschaft) und wir haben vielleicht in dreien wirklich gut ausgesehen. Ich bin fest von einer Niederlage ausgegangen. Das mögen die einen als Schwarzmalerei sehen, die anderen als gutes Zeichen.
Die Kontrollen ziemlich langwierig, aber wir hatten das Glück noch vor der breiten Masse das Stadion entern zu können, so dass wir schnell drin waren. Und erst mal unsere gewonnene Zeit mit einem Kaffee und einem Wasser begossen. 8 Euro für die drei Getränke finde ich okay und der Kaffee schmeckte auch. Ihr merkt, ich bin kein moralischer Konsumverweigerer, aber an 8 Euro wirst du nicht wirklich reich. Das die meisten keine Konsumverweigerer sind, merkte man nebenbei in der Halbzeit, als der Getränkestand umlagert war.
Kennt ihr dieses alte Guido Comic, wo zwei Typen vom Klo in der „Stadion Unter Dem Aktuellen Namen“ (im Forum gelesen) Arena kommen und zwei andere sie fragen, ob die Klos auch so beschissen seien wie bei uns und die beiden antworten „Jetzt schon“? So eine Szene spielte sich auch auf dem Herrenklo ab, als ein Typ auf eine Kabine ging und den Zustand nur mit „Man haben die hier die ganze Mannschaft die ganze Woche zum … geschickt?“ beschrieb. Viel Situationskomik, ich weiß, aber ich habe schon gelacht.
Auf zu unseren Plätzen und eigentlich konnte ja nix schief gehen, hatte doch M. (ein anderes M. als oben) den Glückslappen mitgebracht. So ganz glücklich war unsere Platzwahl dann jedoch nicht, stand neben uns doch eine Mischung von Leuten, denen ich nicht zu nah kommen muss bei einem Spiel bei dem definitiv gezündelt wird.
Das es auch in diesem Block ziemlich eng war und viele auch mit anderen Karten dort drin waren, muss ich wohl niemandem erzählen. Wir hatten aber einen Platz gefunden und nun warteten wir alle entspannt auf das Spiel.
Bis irgendwann M. (das dritte M.) aus Block 13a fragte, ob Bene spiele. Bis dahin hatte ich nicht wirklich auf das Spielfeld geguckt, weil warmmachen ist nun nicht gerade spannend. Äh, richtig, das ist Bene, der sich da warm macht. Antwort: „Dann scheint sich Kessler verletzt zu haben, ich frage mal die Presse“. In ihrer unnachahmlichen Art kam folgende Antwort: „Wenn Bene spielt, dann gehe ich.“
Antwort der Presse „Nein, Kessler ist fit, Stani sagt, Bene habe sich das Spiel verdient, wir sind hier alle sprachlos, das ist vollkommen unverständlich.“ Mein Kommentar nur: „Entweder das war die größte Dummheit, die Stani je gemacht hat oder er wird heute zum Held.“
Und war mir bisher das ganze Spiel mehr oder minder egal, so sprang nun mein Herz auf Puls 200. Ganz ehrlich: Bene ist seit sieben Jahren bei uns im Verein, er mag nicht der beste Torhüter sein, der je für uns gespielt hat, aber in Sachen Verbundenheit, Ideale leben und Herz ist er auf einer Stufe mit vielen Helden. Und ich wollte alles, nur nicht, dass Bene einen Fehler macht und dann für immer unten durch ist. Dafür habe ich ihn viel zu lange begleitet und ihn als emotionalen und positiv verrückten Menschen kennen gelernt.
Stoßgebet in den Fußballhimmel: Bitte alles, aber kein Fehler von Bene.
M. (das Dritte) blieb natürlich trotzdem, wir auch und so begann das Spiel. Und mit ihm das, was auf Twitter nach dem Spiel mit „Deine Mudda hatte 80 % Ballbesitz“ () umschrieben wurde. Man könnte auch sagen, dass wir in den ersten 10 Minuten gar nicht auf dem Platz standen und einfach extrem schlecht waren, während die Rauten um ihr Leben liefen.
Danach wurden wir etwas besser, aber insgesamt waren die Rauten auch 90 Minuten die bessere Mannschaft, hatten riesige Torchancen, viel mehr Ballbesitz und schafften es immer wieder clever auf der Außenbahn eine Überzahl zu schaffen. Da war unser Mittelfeld insbesondere viel zu langsam und so hatte gerade Jarolim viel zu viel Platz. Auch Volz war in Halbzeit 1 einfach schlecht und überfordert und so rettete uns Glück, Bene und unsere Innenverteidigung in die Halbzeit.
In Halbzeit 2 dann ein ähnliches Bild, nun aber mit einem entscheidenden Unterschied. Volz fand ins Spiel und nachdem ich mir das Spiel noch mal vollständig bei Sky angesehen habe, muss ich sagen: Halbzeit 2 ist er eine glatte 1 insbesondere vom Kampfgeist. Also insgesamt eine 3. Und was Ralle da in der Innenverteidigung spielte, war einfach genial. Immer irgendwie einen Fuß oder irgendein anderes Körperteil dazwischen. Das mag alles nicht moderner Fußball sein, aber mir gefällt das.
Takyi sein Spiel war das auch nicht und auch Asamoah fiel nicht besonders auf. Aber dann kam die 59. Minute. Volz mit einem Versuch aus spitzem Winkel, Rost klärt zur Ecke und was dann kam, beschreibt ein Forenuser abschließend und richtig: (Ich habe das jetzt mal einfach kopiert, um es authentisch zu lassen) „nie wieder drogen, alkohol, stimmungsaufheller; einfach folgende gedankenkette: -eckball Kruse -der große zeh von Boll -kopfball Asamoah.“ Kann ich jetzt noch lesen und sofort habe ich Gänsehaut. (Und das gilt selbst beim Lesen hier heute 16.02.12)
Danach waren die Rauten eigentlich ständig am Ball, aber eine wirkliche Chance hatten sie nicht mehr. Und wisst ihr was?
ICH KANN MICH IMMER WIEDER BEPISSEN VOR LACHEN, WENN WESTERMANN DAVON SPRICHT, DASS SIE DIE BESSERE MANNSCHAFT WAREN. DAS SAGT NÄMLICH IMMER NUR DER VERLIERER.
Und mir ist es so etwas von Latte, ob das nun verdient, glücklich oder was auch immer war. Wer kein Tor schießt und eines rein bekommt, der ist immer der verdiente Verlierer, so läuft Fußball nun einmal.
Um den sportlichen Teil mal abzuschließen: Ich habe mir ohne Scheiß nachts die letzten 80 Minuten des Spieles noch mal auf Sky angeguckt und das ohne irgendwas nebenbei zu machen, was ich sonst nie tue. Das sagt wahrscheinlich alles.
Zum Fanverhalten (ohne Pyros): Wir sind nach dem Pyroeinsatz nach oben in Block 14b und hatten dabei den ärmsten P. verloren, der dann fragte wo wir sind und meine -zugegeben missverständliche – SMS „ganz oben im Block“ so deutete, dass wir ganz oben in 14c stehen. So musste der Ärmste einmal ganz nach oben, was er aber mit Humor nahm und wir mit der Feststellung, dass er nun wenigstens fit ist für die Rückrunde bei seiner Trümmertruppe.
Auf unserem neuen Platz hatte sich auch eine illustre Runde eingefunden, die so auch bei unseren Heimspielen stehen könnte. Standen da doch auch der Bierholer und seine Gang. Aber Bier holen wollte der schon wieder nicht. So geht es nicht weiter!
Tor? Tor! Und wenn jetzt jemand was schreibt von „unglaubliches Gefühl“, dann trifft er das nur bedingt. Der Block tickte komplett aus und war am feiern. Sowieso war die Stimmung eigentlich ganz okay, auch später, als viele die Blöcke verlassen hatten. Das Stadion an sich ist ziemlich stimmungsfeindlich, weil sich alles oben im Dach verliert und irgendwie diffus wieder kommt. So war die Nordkurve auch nur ein paar mal wirklich laut zu hören und die Teilung in zwei Stimmungszentren finde ich nicht wirklich förderlich. Aber das ist ja deren Problem, nicht unseres.
Ach wenn wir uns gerade mit dem Vorstadtverein beschäftigen: Also das Spruchband hat mich so richtig ins Herz getroffen. Wenn ein Verein, der ALLES verkauft hat, inklusive seines Stadionnamens jede Woche an jemand anderen, mich mit meinem angeblich überbordenden Kommerz ärgern will, dann wird es irgendwie lächerlich. Und wo die selbstverwaltete Kurve verkauft ist, das wissen wahrscheinlich selbst die Rauten nicht einmal. Und dabei war die Punschline mit dem Stangentanz selbst noch ganz nett.
Ein sehr netter Kommentar war auch: „Wenn ich Bücher lesen will, dann gehe ich in die Bibliothek“. Die Choreo von drüben war perfekt vorbereitet und durchgeführt, aber wie bei allen Rautensachen fehlt mir da irgendwie die Genialität, das Herz, das Blut an den Nähfingern. Das wirkt mir persönlich (!!!) zu klinisch, zu perfekt. Wenn man so will, sind die Rauten, die Präzisionshandwerker des Choreomarktes, aber nicht die genialen Künstler. Mal ganz davon, dass dieses tottreten der eigenen angeblichen Tradition schon alleine deswegen lächerlich wirkt, weil man diese erst durch eine Fusion 1919 begründet hat und damit weder traditioneller noch sonst irgendwas ist. Tradition ist nebenbei auch ein so rückwärtsgewandtes Alleinstellungsmerkmal, dass es nur sehr konservative Leute ansprechen kann.
Und weil ich gerade Zitattag habe:“Euer Verein ist die Großraumdisko in der Pampa, wo es bestenfalls eine schlechte Nacht gibt, an die man sich am liebsten gar nicht erinnern will. Unser Verein ist der kleine Punkrock-Gig, bei dem man die Liebe seines Lebens trifft.”
Irgendwelche Plakate soll CFHH auch noch hochgehalten haben, aber hab ich die gesehen? Wer sich irgendwo in eine dunkle Ecke verzieht, der muss nicht glauben, dass man ihn sieht. Oder stehen die bewusst in der Ecke um sich zu schämen?
Unsere Fahnenchoreo war nett anzusehen, wenn man mal so Videos sieht und mal zweifarbig zu arbeiten war mal eine nette Abwechselung zu dem sonst üblichen einfarbigen Blöcken oder dreifarbigen Fahnen. Der Optiker in mir sagt nun: Da fehlte der Rauch . Aber wie schon gesagt: Ein uneingeschränkter Pyrofreund werde ich nicht mehr.
Und nach dem Spiel wussten wir: Bene (und damit auch Holger) war der Held. Und ich sage euch mal ganz ehrlich: Ich will diese Emotionen, ich will das Gefrotzel, ich will wie er die Raute umtritt, ich finde es geil! Ich hätte gekotzt, hätte das eine Raute bei uns gemacht, aber genau das will ich. Emotionen, keine Maschinen, keine planbaren Roboter und Jungmillionäre, die morgen die Raute, übermorgen das Bayern Emblem und in drei Wochen unseren Totenkopf küssen. Authentisch ist ein großes Wort, aber Bene ist authentisch. Natürlich kann es passieren, dass er das irgendwann frisst, egal. Authentisch! Das ist wichtig. Daher: Danke Bene. Und das Derbysieg Shirt und das Fahne umtreten: Ganz großes Tennis. Auch ganz großes Tennis im Interview den Interviewer auf seine schwarz-weiß-blaue Krawatte aufmerksam zu machen und die Sache gegen Petric sinngemäß mit „ach kleine Frotzelei, dann ist er motiviert und trifft das Nächste mal, aber dann nicht mehr gegen uns.“ zu erklären. Was habe ich gelacht. Ich bin nebenbei kein Pathos, aber ich meine, dies war das erste Pflichtspiel von Bene ohne Gegentor. Aufbewahrt für den richtigen Moment. Und dabei sage ich nicht einmal, dass Kess nicht das alles genauso gehalten hätte.
Und wisst ihr was das schlimme ist? Die einzige Raute, wo ich dieses Authentische erkenne, den wollen sie vom Hof jagen, das war nämlich Reinhardt, der sich nicht in „wir waren besser“ Floskeln verlor, sondern aussprach, was wahrscheinlich jede Raute dachte. Gut kotzen, kann ich nur sagen. Aber das vielleicht ist der Hauptunterschied zwischen uns und denen: Wir haben Respekt vor authentischen, selbst wenn es sportlich vielleicht nicht reicht. Und deswegen freut es mich, dass Bene im Tor stand, Egi das ganze wenigstens von der Bank verfolgen konnte, Ralle und Boller (ACABAB) mit auf dem Platz standen. Sie sind St. Pauli und nun endgültig für IMMER Helden.
Wie historisch ist dieses Ergebnis? Neben den Spielereien, dass wir keinen Punkt in der Imtech-Arena verloren haben (einmalige Sponsorennamensnennung) und dem Fakt, dass die Rauten seit über 40 Jahren nicht mehr ein Pflichtspiel am Millerntor gewonnen haben und seit 8 Jahren gegen uns nicht gewonnen haben, gibt es auch einen Fakt, den man nicht vergessen darf: Wir haben in der Bundesligageschichte noch nie in einer Saison gegen die Rauten gewonnen und in der gleichen Saison nicht verloren!
Jedoch und damit kommt denn das Wasser in den Champagner: auch in der Bundesliga noch nie ein Heimspiel gewonnen. Aufgabe für nächste Saison.
Einschub: Unsere Helden waren: Pliquett Thorandt Zambrano Gunesch Volz
Boll Lehmann Kruse Takyi Bartels Asamoah von Anfang an, rein kamen: 58. Ebbers für Takyi 71. Daube für Asamoah 89. Bruns für Boll das ganze von der Bank abgesichert haben: Kessler Eger Kalla Sukuta-Pasu. Tor: Asamoah 59. Minute. Danke an euch, danke an Holger für die bekloppteste Idee ever und danke an Truller, dass er nicht sofort gekündigt hat, als Stani diese Idee hatte.
Noch heute, zwei Tage danach kommen mir nebenbei die Freudentränen, wenn ich den Kader abtippe.
Nach dem Spiel wollten wir eigentlich mit den Pendelbussen zurück, was aber nicht klappte, wir aber dabei M. (Nr. 3) verloren, die noch in den Bus kam. Der Rest musste mehr oder minder gezwungen zu Fuß gehen, wenn er nicht alleine mit Paulis auf die nicht kommenden Busse warten wollte. Es entwickelte sich ein spontaner Marsch, der insgesamt sehr diszipliniert war. Ein bisschen Pyro (hier aus meiner Sicht vollkommen okay) und als die Polizei das mit stoppen des Marsches beantwortete wurde diszipliniert gewartet und dann entspannt weitergegangen. Angriffe von irgendwelchen Orks blieben aus, abgesehen von einem eher skurrilen Ding, als ein Marsch von ca. 1.500 Leuten plötzlich aus einer Privatwohnung von einer hysterischen Frau (ich weiß, dass das Attribut hysterisch viel zu schnell für Frauen verwendet wird, aber die war hysterisch) bepöbelt wurde. War dies schon so absurd, dass man sich schenkelklopfend abpackte, wurde es absurd, als entweder sie oder die einzig andere Person, die im Fenster stand, anfing mit Vogelschreck oder ähnlichem auf den Marsch zu werfen. Die Reaktion? Der Marsch packte sich noch mehr ab und auf das Fenster richtete sich der Scheinwerfer des Wasserwerfers, der uns sonst den Weg geleuchtet hatte. Leider kam es nicht zu einem Wassereinsatz. Wahrscheinlich hatten die dann noch eine „Das Leben des Brain“ Hausdurchsuchung, weil ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass sich die Hamburger Polizei so ein Freispiel entgehen lässt?
An der Bahn gab es noch vereinzelt Hauereien, aber das waren eher Dinge, wo zwei Leute sich in der Emotion in die Haare bekamen. So etwas kann leider passieren, ist nicht schön, aber nix, wo ich jetzt gleich ein riesen Ding draus mache. Was ich immer wieder nicht begreifen kann ist warum in solchen Szenen die Polizei wie bekloppt dazwischen springt und noch drei bis vier andere gefährdet. Kann man das denn als gut gesicherte Kampfmaschine nicht entspannter lösen? Ich denke schon.
Die Bahnfahrt war sonst von singen, freuen und labern geprägt. Auf St. Pauli glücklicherweise kein Ärger mehr, obwohl am Hans Albers Platz nicht wirklich Polizei stand. Hätte der Mob wirklich gewollt, dann hätten die paar Polizisten ein Problem gehabt. Und die Verstärkung musste hektisch erst kommen. Aber noch ein Unterschied: Dieser Mob hatte nur Bock auf Spott.
Vor dem Jolly stand dann aber ungefähr die gesamte Hamburger Polizei Spalier, was wahrscheinlich gar nicht mal so falsch war, denn irgendwelche dubiosen Typen mit Holzlatten und in Riotstimmung wurden doch noch im Viertel gesehen. Passiert ist zum Glück aber nichts.
Und meine Enkel können froh sein, dass sie nie geboren werden, denn ich würde sie lange mit diesem Tag nerven. Mein 14. Derby, war mein erstes gewonnenes Derby. Danke Jungs.