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Arbeitssieg

oder

Was wir erwarten

Vorwort

Liebe Leser, die Hauptversammlung des FC nähert sich und es wird doch einige Dinge zu diskutieren geben. Und die Mitglieder unseres geliebten FCs werden Fragen beantworten müssen, die sich auf die mittelfristige Zukunft des Vereines stark auswirken werden. Es muss jeder daher sich informieren und vorbereitet in diese Versammlung gehen. Wer am 22. da aufläuft und nur der Bildzeitung glaubt oder dem Populismus der Gegenseite, der ist fehl am Platz. Natürlich kann man Symbole schaffen, wie z.B. die Nordpolloge, aber ob die sich so als Symbol eignet, wenn man bedenkt, dass die Nordpolmacher schon im Jolly gesoffen haben und in der Gegengerade als Werber neben dem Punker gestanden haben, als Loge auf St. Pauli noch ein Fremdwort war, das sei mal deutlich bezweifelt. Da gibt es aus meiner Sicht doch Logen, die sehr viel geeigneter sind. Und vielleicht bekomme ich ein Foto zur Verfügung gestellt, welches die sehr verdeutlicht.

Abseitige Gedanken

Ja liebe Leser, der FSV Frankfurt ist nun nicht gerade der attraktivste Gegner der 2. Liga. Schon alleine deswegen nicht, weil er nur eine handvoll Gästefans mitbringt und so doch viele Plätze ungenutzt bleiben. Oder eben auch nicht, denn obwohl unser Stadion nicht so voll war wie gegen Düsseldorf, war es doch sehr gut gefüllt. Das verkündete „Ausverkauft“ bezweifele ich mal, aber wie sagte jemand so schön: „Andere haben gegen die 5.000 Zuschauer.“ Es ist schon bemerkenswert, wie viele Zuschauer sich auch zu einem solch unattraktiven Gegner einfinden.

Der Tag begann aber im Fanladen und der Weg dahin verdeutlichte, dass auf St. Pauli Dreck und Schönheit teilweise nur zwei Schritte voneinander entfernt sind. Wenn ich dazu komme mal wieder Fotos zu machen, dann werdet ihr das sehen. Sorry für alle Fotogucker, dass ich da in letzter Zeit nicht zu gekommen bin, aber im Gegensatz zu schreiben ist Fotos bearbeiten bei mir eine riesige Laune Sache und ich hatte so gar nicht die Laune.

Ihr wollt euch in eine so richtig rotzige Grundstimmung für ein Fußballspiel bringen? Ich empfehle heute in der Playlist Abwärts. Lustige, ironiefreie und unpolitische Texte und fröhliche Musik. Da kommt man im Fanladen an und ist so richtig auf Rotz.

Fanladen, irgendwie eine auslaufende Heimat. So spannend, so neu Fanräume sein wird, so ungewohnt wird es sein, nicht mehr den Gang ins Viertel hinein zu machen und nicht mehr in der Brigittenstraße 3 einzukehren. Immerhin bewegt sich Fanräume nun auch bautechnisch in die richtige Richtung. Und hier muss man mal einen der vielen Menschen loben, die sonst irgendwo still vor sich hinarbeiten und von den meisten Menschen gar nicht wahr genommen wird, der aber in hartnäckiger Kleinarbeit gerade dafür sorgt, dass Fanräume ein echtes zu Hause werden kann. Danke Dirk und natürlich auch Danke Sönke von der Stadionbau AG, der sich auch in viele Fragen sehr reinhängt. Natürlich werden wir alle schmerzhafte Kompromisse eingehen müssen, aber ich hoffe, dass wir trotzdem eine Heimat für alle werden können und alle sich wohlfühlen.

Auf dem Weg zum Stadion viele Umwege gegangen, im geheimen Fanräumelager noch Sachen geholt, am Stand gewesen, noch einmal zum Fanräumelager gependelt, so das Lauftraining beinah absolviert und dann sich ins Stadion begeben. Es war doch deutlich leerer als sonst, so dass wir alle unsere Leute locker unterbringen konnten. Insgesamt ist und bleibt die Anstoßzeit von 13:30 eine Frechheit. Man steht vor dem Spiel auf der Gegengeraden im Schatten, eine Sache, die einem eigentlich in einer Geraden, die im Osten steht nicht passieren sollte. Und das war auch nicht gerade angenehm, denn während es in der Sonne doch teilweise ganz schön warm wurde, war es im Schatten arschkalt.

„Fußball, Ficken, Alkohol???“ hatte das Aktionsbündnis seine Aktion überschrieben und wollte damit auf Sexismus und andere Diskriminierungsformen auch am Millerntor hinweisen. Ist sage ich mal eindrucksvoll gelungen, denn zumindest auf meiner Höhe der Gegengerade hat eine Selbstkritik null stattgefunden, beinah niemand das Plakat richtig gelesen, stattdessen wurde es noch mit lauten „Fußball, Ficken, Alkohol!“ Rufen begleitet. Hier also noch mal der kurze Text, der dieses Plakat begleitete:

“Fußball, F***en, Alkohol???

So steht es auf unserem Banner hier im Stadion.Kennt nicht jeder diesen Ausruf der Fußball-Prollsprache? Schwuchtel oder Fotze zu rufen, findest Du okay oder im Bierrausch sogar witzig?

Dann bist Du falsch bei uns am Millerntor! Hilf uns, diese Missstände zu bekämpfen und die letzten Reservate ungebremster Männlichkeit zu vernichten. Zeig Zivilcourage und engagier Dich in einem Zusammenschluss von verschiedenen Fanclubs und einzelnen Fans.

Informier Dich über das Aktionsbündnis gegen Homophobie und Sexismus – §6(2)a

facebook.com/fightdiscrimination (auch ohne Anmeldung bei Facebook zu lesen)“

Dazu zwei Anmerkungen: Lieber FCSR, ich weiß nicht, ob es diesen Fanclub noch gibt, aber früher gab es mal einen Fanclub, der genau diese drei Worte im Fanclubnamen hatte. Wenn es sie noch gibt: Vielleicht mal zart drauf hinweisen. 😉

Und auch in anderen Bereichen gibt es doch – freundlich formuliert – Nachholbedarf, so soll (!) es u.a. eine Organisation im Bereich des FC geben, wo Frauen nicht Mitglied werden dürfen. Das ist ja nun bester Sexismus und dringend zu ändern. Bevor mich jemand fragt: Da ich das nur als Gerücht gehört habe, ist hier sehr bewusst nicht der Name genannt. Wer die offizielle HP heute mal aufmerksam liest, kann es erraten.

In der Fotogalerie erwartet euch dank Afroh auch noch ein Kracher…

Die Kurven hatten jeweils Choreos vorbereitet, die Nord eine sehr hübsche Wendechoreo (wobei das mit dem zeitgleichen Wenden, das üben wir bei Gelegenheit noch mal ;-)), die Süd hat sich deutlich gegen die Räumung des Bauwagenplatzes positioniert.

Exkurs

Es ist einfach nur bitter, wenn man sieht, dass Schreiber ein „alles ist sauber, alles ist genormt“ Weltbild durchsetzen kann und nicht einmal dort alternative Lebensformen und damit auch Kreativität und Progression dulden kann, wo sie definitiv niemanden stört. Ich habe ehrlich gesagt Angst vor dieser Gleichmacherei und ich habe insbesondere deswegen Angst, weil immer mehr angeblich stört. Sei es nun Alkohol in Bahnen, sei es nun Rauchen in Fußballstadien, seien es alternative Wohnformen, seien es Obdachlose oder Punker. Immer enger wird eine Norm gezogen und mit Gewalt und Macht durchgesetzt. Das stört mich, weil es meinem Bild einer offenen Gesellschaft nicht entspricht. Ich habe Angst vor einer Normendiktatur, die immer mit Sicherheitsargumenten oder „Chaoten“ Bezeichnungen durchgesetzt wird. Tor zur Welt? Das war einmal.

Als nächster Schritt folgt dann das Verbot von Alkoholwerbung und wahrscheinlich auch ein Verbot des Alkoholtrinkens im Stadion. Irgendwann wird es dann zu gefährlich sein, zu stehen und Beschimpfungen gehen ja gar nicht und seien sie noch so harmlos. Und irgendwann ist die Norm ein Tennispublikum, was freundlich klatscht und zwar bei beiden Spielern. Und auch hier ist der Fußball nur ein Abbild der Gesellschaft.

Und wer sich wundert, dass Jugendliche immer mehr mit Gewalt aus dieser Normierung ausbrechen, dem ist nicht mehr zu helfen.

Exkurs Ende

Seien wir ehrlich: Hätte der Trainer in der Pressekonferenz gesagt, dass seine Mannschaft über 90 Minuten besser gewesen sei und das sie die Punkte verdient gehabt hätte, dann hätten wir nicht sehr viel dagegen sagen können. Frankfurt scheiterte am Pfosten, am eigenen Unvermögen und an Tschauner. Wobei Tschauner nur zweimal eingreifen konnte und musste und dies zweimal mit Bravour machte.

Ich höre sie die Floskeln „Gegen einen guten Gegner hätten wir auf die Mütze bekommen.“ „Wenn wir so gegen Union/Fürth spielen, dann hätten wir hoch verloren.“ Floskeln, die einfach Blödsinn sind. Auch diese Spiele fangen bei 0 an und in einer solch ausgeglichenen Liga wie der Liga 2 entscheidet häufig auch die Tagesform, eine Kleinigkeit, eine unglückliche Aktion über Punkt oder nicht Punkt. Und viel wichtiger ist: Wir werden ganz anders auftreten können. Schubert ging ein extrem hohes Risiko, indem er gleich drei Spieler, die aus einer Verletzungspause kamen aufbot. Und man kann nur sagen: Gewagt gewonnen! Naki mit einem Tor, Takyi mit einer Vorlage und Kalla mit solidem Spiel. Natürlich können alle drei viel mehr und werden auch viel mehr zeigen können, wenn sie wieder mehr im Training gestanden haben. Aber da ist so ein Spiel auch immer ein riesiger Schritt. Natürlich stand Naki in der zweiten Halbzeit regelmäßig im Abseits, aber hier war ich von der Gegengerade auch bitter enttäuscht. Wo war die richtige Einschätzung? Wo die Erkenntnis, dass hier ein Spieler geistig und körperlich nach seiner Verletzung und seinem Einsatz in Halbzeit 1 nicht fit sein kann? Wo die Aufmunterung? Wo der Support? Wo auch die Realisation, dass der gleiche Spieler schon getroffen hatte? Da wurde gemotzt, da wurden Floskeln wie „auswechseln“ „nie wieder spielen“ „zu nix nütze“ gedroschen. Das ist nicht die Behandlung, die ich mir bei einem Spieler wünsche. Natürlich war Naki nach 60 Minuten stehend KO, da ging das Wagnis nach hinten los, aber die Verletzung von Schachten lies eine (hier eigentlich notwendige) Auswechselung nicht zu.

Ebenso enttäuscht mich die geäußerte Anspruchshaltung, die zu großen Teilen einfach aus einer Unkenntnis kommt. Hier wird Frankfurt als Alltagsware und als abzuschießender Gegner hingestellt, aber dass die 8. der Auswärtstabelle sind und bereits 7 Punkte auswärts geholt haben (zum Vergleich: 1860 3, Duisburg 1 alles vor diesem Spieltag), dies wird gerne übersehen und es wird gemurrt ohne Ende. Namen bedeuten in Liga 2 halt nix. Natürlich muss unser Trainer an vielem arbeiten, aber nun hat er wieder eine Woche Zeit, Thorandt kehrt zurück, Ebbers wird vielleicht für einen Kurzeinsatz wieder fit, Naki, Kalla, Takyi wieder sicherer, da ist Potential und dies gilt es gegen Union und Fürth in die Waagschale zu werfen.

Noch eine Rüge geht an das Publikum: Wo ist dort der Wille? Wo der bedingungslose Support? Das war gestern auf der Gegengerade doch sehr sehr wenig. Verwöhnt? In der 2. Liga gewinnen wir ja? Nein Leute, so geht das nicht. Und schon gar nicht nach zwei Heimspielen, wo unsere Jungs vor Angst sich irgendwann lähmten.

Ach ja: Genauso albern ist es, sich Spieler der Viererkette rauszupicken. Aus meiner Sicht beginnt unser offensichtliches Verteidigungsproblem davor. Denn bei uns können Spieler entspannt durchs Mittelfeld spazieren, 40 m vor dem Tor den Ball mit Zeit verteilen und eine Rückwärtsbewegung der Mittelfeldkette findet nicht statt. Es ist eher der Stärke unserer Defensivkräfte zu verdanken, dass wir aus diesem Problem (und das ist schon etwas länger da) so wenig Tore bekommen. Hier müssen wir dran arbeiten und da muss auch der Trainer etwas ändern.

Genug zum Spiel, der Rest brachte auch nicht mehr viel. Stand, Stand abgebaut, Fanladen und dann zu zweit in unseren Hangout, wo wir noch über Gott und die Welt sprachen und Cheeseburger fraßen oder so ähnlich.

Bleibt nur die Frage, die ich an diesem Wochenende mehrfach stellte: Bist du eigentlich Ultra- oder Skinheadaffin? Und es gibt da kein sowohl als auch. 😉 Aufklärung des Sinnes dieser Frage? Wird ihr erst im April bekommen. Bis dahin: Niemals aufgeben.

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