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Der ZIS Bericht

oder

Gibt es wirklich das Problem Fußball und Gewalt?

Vorwort

Liebe Leser, auf der Fahrt nach Bochum kam mir der Bericht der Zentralen Informationsstelle Sport in die Hände. Es ist spannend diese Zahlen mal wirklich sich anzusehen. Darüber soll dieser Bericht gehen. Dazu noch ein paar Stories aus dem Alltag der Bundesliga, wobei ich bei einer Sache ein bisschen im Zweifel bin.

Lachen oder weinen?

Als Vorbemerkung: Statistische Zahlen zu vergleichen ist immer etwas schwierig. Teilweise muss ich hier eine Art Milchmädchenrechnung aufmachen, weil ich von unterschiedlichen Bezugsgrößen ausgehe. Ich versuche das deutlich zu machen und auch zu sagen, wo die Schwäche genau liegt. Ich wollte als Vergleichszahlen eigentlich die Zahlen des Oktoberfestes angeben, es ist aber erstaunlich, dass dort die polizeilichen Maßnahmen anscheinend nicht wirklich statistisch veröffentlicht werden. Die Statistik, die ich gefunden habe, ist – gelinde gesagt – eher unvollständig. Hinzu kommt: Die ZIS Statistik beruht auf Berichten von unterschiedlichen Polizeidienststellen, die teilweise wohl noch nachträglich erhoben worden sind (so zumindest klingt der Wortlaut des Berichtes). Wenn man weiß, wie nachträgliche Statistiken entstehen, dann muss man hier sehr skeptisch mit diesen Zahlen sein.

Wer ist eigentlich diese ZIS? Meines Wissens ein Produkt des nationalen Konzeptes Sicherheit und Sport und für die Koordination und den Informationsaustausch zwischen Polizeistellen bei Sportveranstaltungen zuständig. Aufgehängt ist sie in NRW, was eigentlich schon sehr spannend ist, weil man sich dann doch mal fragen kann, wie und warum ein Bundesland eine Stelle beherbergt, die über die Einsätze in anderen Bundesländern a. berichtet und b. auch sehr stark in sie eingreift. U.a. gibt die ZIS sehr gerne mal Empfehlungen, was denn alles ein Sicherheitsspiel ist.

Die Zahlen

Der Jahresbericht beginnt mit einer Zusammenfassung. Danach haben die polizeilich erfassten Straftaten im Jahr 2009/2010 auf den sich dieser Bericht bezieht einen neuen Höchststand erreicht, sie lägen 50 % über dem Durchschnitt der letzten 12 Jahre. Diese vermeintlich dramatische Zahl ist dann auch die, die in die Presse kommt.

Insgesamt hat die ZIS 6.784 freiheitsentziehende Maßnahmen und 6.043 eingeleitete Strafverfahren registriert. Ohne Unfälle haben sich 784 Personen verletzt und es sind 1.760.654 Arbeitsstunden durch Polizisten geleistet worden. Das ganze bezieht sich auf die Standorte der 1. und 2. Bundesliga (!!!) und die an diesen Standorten (!!!) ausgetragenen Spiele im DFB und Europapokal, wie sonstige Wettbewerbe und Länderspiele.

Laut des Berichtes umfasst der Bericht insgesamt 764 Fußballspiele. Als Zuschauerzahl wird nur die Zahl der Besucher für die Bundesligen 1 + 2 angeben und diese mit 17,5 Millionen angegeben. Hier schon mal die erste statistische Ungenauigkeit, denn bei immerhin 147 von 764 Spielen wird die Zuschauerzahl nicht angegeben. Wenn man mal auf diese 147 Spiele den Durchschnitt der Bundesliga anlegt (immerhin sind diese sonstigen Spiele meistens Europapokal und Länderspiele, Spiele, die doch von Zuschauern besucht werden), dann würden die von ca. 6 Millionen Zuschauern besucht. Machen wir mal einen Sicherheitsabschlag von 1 Million und gehen von 5 Millionen weiteren Zuschauern aus. Wenn ich jetzt also Vergleiche anstelle, dann tue ich dies auf einer Basis von 22,5 Millionen Zuschauern. Meine Methode ist hier definitiv angreifbar, aber ich habe leider – auch weil die sonstigen Spiele nicht aufgeschlüsselt werden – keine andere Möglichkeit. Daher bitte ich diese Unsicherheit der Schätzung zu beachten.

Mein Vergleich

Ich habe mal die Bilanz des Oktoberfestes 2009 (erster Eintrag von oben) als Vergleich genommen. Warum? Weil das Oktoberfest auch eine riesige Menschenansammlung mit Alkohol ist. Ein weiterer Vergleich ist die Kriminalstatistik 2009 des Bundeslandes Hamburg. Hier muss man aber sagen, dass wir hier kein Fest haben, was eine dynamische Besucherzahl hat, sondern eine statische Einwohnerzahl (ich bin nur ein Einwohner Hamburgs, aber ich bin in der Zahl der Stadionbesucher letzte Saison 33 mal enthalten.)

Oktoberfest 2009

Das Oktoberfest 2009 hatte 5,7 Millionen Besucher. Ich runde mal auf 6 Millionen auf. 1.253 Straftaten hat die Polizei registriert. Leider wird diese Bilanz nicht wirklich weiter aufgeschlüsselt, es werden nur noch die gefährlichen Körperverletzungen (118) und die Maßkrugschlägereien (38) gesondert ausgewiesen. Festnahmen gab es 716 und 193 Ingewahrsamsnahmen. Wenn man dies nun mit dem Faktor 3,75 multipliziert (um auf 22,5 zu kommen) und damit eine gleiche Anzahl an Menschen annimmt, dann kommt man auf 4699 Straftaten, auf 2685 Festnahmen und 724 Ingewahrsamsmaßnahmen.

Die Hamburger Kriminalstatistik

Auf 1,9 Millionen Hamburger (gerundet) kommen im Jahr 2009 (habe ich jetzt mal als Vergleich genommen, man kann auch 2010 nehmen) 22.452 Körperverletzungen. Insgesamt 236.824 Straftaten.

Allgemeine Kritik

Eine angezeigte Straftat, eine von der Polizei erfasste Straftat ist noch lange keine Straftat, die auch wirklich begangen ist. Gerade im Bereich des Landfriedensbruchs und des Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamten verlaufen viele Sachen im Sande oder in Einstellungen, wo der Sachverhalt nicht vollständig aufgeklärt ist. Dies gilt aber für alle Statistiken. Man muss dies aber wissen.

Undramatischer betrachtet.

Die Zeitungen schreiben nun etwas von „Gewaltproblem beim Fußball, 50 % mehr Taten als in den Vorjahren.“ Und klar: Jede Straftat ist eine zuviel. Trotzdem muss man mal sehen, wie sicher Fußballspiele eigentlich sind, denn auf 3.700 Zuschauer kommt eine Straftat. (4550 beim Oktoberfest; hinkender Vergleich: auf 8 Bewohner Hamburgs kommt eine)

Sprich: Ein „ruhig“ verlaufendes Oktoberfest verursacht nicht wirklich weniger Straftaten als eine Bundesligasaison, die angeblich die schlimmste in den letzten 12 Jahren war. Immer wohl gesagt, man rechnet die Zahlen mal auf die Zuschauer hoch. Das wird noch deutlicher, wenn man sich mal die absoluten Zahlen ansieht, dann ist zwischen Fußball und dem Oktoberfest bei gleicher hochgerechneter Zuschauerzahl gerade einmal der Faktor 1,2. Wohlgemerkt: „Ruhiges“ Oktoberfest vs. Schlimmste Saison der letzten 12 Jahre (!!!)

Auch bei den Festnahmen ergibt sich ein ähnliches Bild: Die ZIS weißt 3.914 Festnahmen nach Strafprozessordnung (sprich NACH einer begangenen Tat) aus. Oktoberfest 2685, wenn man umrechnet. Hier ergibt sich grob der Faktor 1,5. Spannend ist, dass bei den Ingewahrsamsmaßnahmen diese Größenordnung der Faktoren nicht mehr eingehalten wird. Hier stehen 724 Ingewahrsamsmaßnahmen bei einem hochgerechnetem Oktoberfest 2870 beim Fußball entgegen. Sprich ein Faktor von 4.

Wenn man jetzt ketzerisch wäre (käme mir NIE in den Sinn), dann müsste man wohl sagen: Da wird einfach viel zu häufig mit diesem Mittel beim Fußball gearbeitet.

Spannend wird es auch, wenn man mal den Durchschnitt der Jahre mit dem Oktoberfest 2009 vergleicht (ACHTUNG: Das hinkt, aber das Oktoberfest 2009 wird ja als „ruhig und normal“ beschrieben, ich gehe daher mal von ähnlichen Zahlen für die Vorjahre aus. Es besteht ein Schnitt von grob 4.000 Straftaten pro Saison. Wenn man mal von 20 Millionen Zuschauern im Schnitt ausgeht, dann befinden wir uns ziemlich genau auf dem Niveau des Oktoberfestes.

Und man stellt sich folgende Frage: Wo bitte ist das raftatenproblem des Fußballs?

Einzelne Straftaten

Leider verlässt mich hier mein Vergleich, denn die Oktoberfestbilanz weist die einzelnen Straftaten nicht aus. Daher bleibt mir nur der hinkende Vergleich zu Hamburg. Denn was man sich bei Kriminalstatistiken auch immer klar machen muss ist, dass Straftat ungleich Straftat. Eine Sachbeschädigung ist etwas anderes, als ein Mord. Insofern ist es spannend, dass die ZIS auch aufgeschlüsselte Zahlen liefert. Dabei ist erstaunlich, dass nur 136 Raubdelikte registriert worden sind. Bei der Anzahl der über den Zaun hängenden „gezogenen“ Fahnen und Schals eine bemerkenswerte Zahl. Denn auch nur 203 Diebstähle gibt es für die Polizei. 1439 Körperverletzungen und 56 Bedrohungen / Nötigungen. Ich würde jetzt mal diese Straftaten als diejenigen zusammenfassen, wo ich als normaler Stadionbesucher Opfer werden kann. Denn weder der Hausfriedensbruch, noch der Widerstand, noch die Sachbeschädigung (naja, die vielleicht schon, ich sage aber mal: da geht es eher um Stadion und Bahn) bin ich Opfer von. Wenn ich diese zusammenrechne, dann sind das 1834. Sprich jeder 12.000ste Stadionbesucher wird Opfer einer solchen Straftat. Dafür aber wird jeder 84ste Hamburger Opfer einer Körperverletzung. (Vergleich hinkt extrem!)

Schade, dass hier kein Vergleich mit den Oktoberfest gibt, so dass ich mir nur diesen einen ketzerischen (und absolut hinkenden Vergleich mit der allgemeinen Kriminalstatistik erlaube.

Was passiert denn sonst so bei Fußballspielen? Neben der Körperverletzung ist Sachbeschädigungen sehr häufig (immerhin gut 10 % aller Straftaten, davon nebenbei 50 % von der Bundespolizei aufgenommen), Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz (Bengalo, ich höre dich trapsen) sind auch noch mal 10 % und sonstige sind gut 20 %. Leider ist sonstige nicht gesondert ausgewiesen, aber es werden drei Delikte genannt, die da drunter fallen. Und nun kommt ein echter Lacher: § 185 (Beleidigung) und § 315c (Gefährdung des Straßenverkehrs), klar sind Klassiker. Aber als 3. wird da auf Seite 33 (guckt nach!!!) § 145 d genannt. Und das ist Vortäuschen einer Straftat. Das meinen die jetzt nicht ernst, oder? Insgesamt finde ich es statistisch eher bedenklich 20 % einer Statistik als „Sonstige“ auszuweisen, insbesondere weil § 315c eine ganz schön heftige Nummer ist.

305 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz finden sich nebenbei auch. Man merkt: 2009/2010 haben wir da mitgespielt. 😉

Insgesamt bleibt bei mir folgende Frage: Wenn das Oktoberfest nicht einmal statistisch wirklich veröffentlicht wird, obwohl es auch noch Vergewaltigungen und Tötungsdelikte (meistens versucht) zu „bieten“ hat, warum wird Fußball und Kriminalität mit einer solchen Aufmerksamkeit belegt? Warum gibt es eine zentrale Statistik? Warum eine zentrale Stelle? Warum gibt es diese nicht für Volksfeste? (Ketzerische These: Das extrem polizeilich bewachte Oktoberfest ist garantiert friedlicher als die übliche Stoppelfete auf dem Dorf.)

Und die Rechtfertigung „Ohne uns wäre alles viel schlimmer“ empfinde ich immer als sehr albern und sehr lächerlich. Das rechtfertigt jede Sicherheitsmaßnahme inklusive Fußfessel für jeden.

Und sonst so?

Ich mag das gar nicht bloggen, aber wenn ihr mal richtig lachen wollt, dann lest euch mal den Punkt 4 „Störerlage“ durch und dort die Abschnitte über Ultras. Wäre dies nicht so traurig, wäre dies nicht Basis für polizeiliches Handeln, dann könnte man über diese Menge Unkenntnis, Unverständnis und absolut peinlichen Aussagen nur herzhaft lachen. Ich greife nur einen Höhepunkt raus. Nur um mal zu zeigen, wie Engagement von jungen Erwachsenen abgekanzelt, diskreditiert und lächerlich gemacht wird in diesem Bericht. Wie man so junge Erwachsene von dieser Gesellschaft überzeugen soll, dies ist das große Geheimnis. Ich zitiere wortwörtlich und ich werde keinen weiteren Kommentar dazu abgeben, denn jedes weitere Wort über diesen Schwachsinn wäre zu viel. Fakt ist: Die Verantwortlichen gehören eigentlich sofort entlassen!

Zitat Beginn (zu finden auf Seite 7 des Berichtes):

„Auch dies ist ein Indiz dafür, dass sich Teile der deutschen Ultraszenen ihren
erklärten Vorbildern in Italien immer mehr annähern, die durch organisiertes
Auftreten gegenüber den Stadioneignern, den -betreibern, den Vereinen, dem
Verband und auch Teilen der lokalen Politik den „Druck der Straße“ erhöht, um
sich mehr oder weniger rechtsfreie Räume zu schaffen.“

Wohlgemerkt: Sowohl danach als auch davor kein Wort, welche Forderungen eigentlich gegenüber Stadioneignern, Betreibern, Vereinen, dem Verband oder der lokalen Politik eigentlich gestellt werden!

Was sonst noch war…

… Hoffenheimer Fans, die in den Stadionbereich eine Lautsprecheranlage gebracht haben, unter dem Gästeblock installiert haben und immer dann angeschaltet haben, wenn gegen Hopp gesungen wurde. Die TSG Hoffenheim als guter Gastgeber hat natürlich nix damit zu tun und distanziert sich auch brav. Stellt sich nur folgende Frage: Wie kann ein Gegenstand in einen Bereich gelangen, der dem öffentlichem Publikumsverkehr nicht zugänglich ist, der zum Innenraum gehört und wo der Gegenstand unglaublich groß und sperrig ist. Und wie kann dieser Gegenstand noch länger dort mit Strom (meines Erachtens sind an diesem Ort keine Steckdosen und glaubt mir, ich suche immer nach Steckdosen im Innenraum) versorgt werden und betrieben werden ohne dass ein Ordner eingreift. Aber waren nur Dritte (also Fans ;-)) und nicht der Verein.

Bleibt eigentlich nur noch folgende Frage: Was singen die Dortmunder da eigentlich? Ich neige zu „Hopp, du Hurensohn“, andere wollen da „Hopp, du schwule Sau“ rausgehört haben. Nr. 1 ist nicht mein Sprachgebrauch, aber noch eine andere Liga als Nr. 2. Hört ihr das? Die Zeiten, die in der Verlinkung angegeben sind, sind die entscheidenden. Was ich auch mal sagen will: Ich finde die Beleidigungen eines Herrn Hopp eher albern. Aber das sagte ich schon mal vor Jahren, oder?

All dies findet ihr im Detail hier.

… unser Testspiel gegen Werder Bremen: Halte ich für überflüssig wie ein Kropf. Wie haben schon Verletzte genug (nächster Fall wahrscheinlich Takyi, wenn ich der Twittermeldung mal glauben mag) und bei unserem dünnen Kader erscheint mir das nur eine Belastung, die Unsinn ist. Und so uneingespielt, dass wir nun Tests brauchen, sind wir auch nicht.

11 Kommentare

  1. Tja, Statistik…

    Zwar ist nicht alles hinkende ein Vergleich, aber ich finde die Gegenüberstellung zum O-Fest eigentlich schon ziemlich sinnvoll und aussagekräftig. Aber das ist halt „Tradition“ und eignet sich vermutlich weniger als Fußball um der GdP mal die Möglichkeit zu geben, ihre „Relevanz“ zu beleuchten („O-Fest muss abgeschafft werden/die Polizei bezahlen“ ist halt wesentlich weniger.. äh.. Öffentlichkeitstauglich).

    Ich hab mal versucht, Deine Zahlen da etwas anders umzurechnen – wenn man das Hochrechnet erlebt der Durchschnittliche Fußballfan (unterstellt, es gibt keine Differenzierung was „Erleben einer Straftat im Fußballumfeld“ angeht) ungefähr alle 100 Jahre (bei 17 (Heim-)Spielen im Jahr eine Straftat (inkl. Kiffen oder Vorgaukeln einer Straftat….), der durchschnittliche Hamburger ungefähr alle 7,5 Jahre (vermutlich inkl. Steuerhinterziehung und zu-schnell-fahren).

    Was auch immer uns der Vergleich sagt..

    Übrigens ist für die Zahlen ja an sich auch extrem wesentlich, wie genau diese Statistiken erstellt und geführt werden. Und blöde gesagt: Wenn 1.000 Beamte 10.000 Fans kontrollieren, fallen denen vermutlich auch doppelt soviele Straftaten (Kiffen!!) auf, wie wenn 500 Beamte…

    Kurz: Alles ziemlicher Bullshit. Und man würde sich von den Medien echt mal wünschen, dass die das auch einordnen und nicht nur stumpf die ersten 2 Ziffern zitieren.

  2. Diamondback Diamondback

    Ich muss ehrlich sagen, dass mich Deine Rechenwege und Vergleiche ebensowenig überzeugen wie die Zahlen aus dem ZIS-Bericht. Insbesondere der Vergleich mit dem Oktoberfest (im Vergleich mit Festen in der bayrischen Provinz straftatmässig wohl eher eine müde Nummer) entlastet den Fußball nicht gerade. Wenn der Besuch im Stadion genauso gefährlich wäre wie auf der Wiesn, hätten wir durchaus ein Problem.

  3. Moin Diamondback, es geht nicht darum Fußball zu entlasten. Ich begreife nur nicht, warum ständig beim Fußball der Untergang des Abendlandes gepredigt wird, warumPolizeigewerkschaften sich in absurden Forderungen überbieten, warum eine zentrale Stelle für viel Geld eingerichtet wird, wenn das Oktoberfest (nach deiner Aussage „eine müde Nummer“) im Endeffekt nicht weniger Straftaten produziert. Und entscheidend: Warum die Presse diesen Stuß immer wieder weiter verbreitet, anstatt ihn mal kritisch zu hinterfragen. Jede Straftat ist per se erstmal eine zuviel (ohne jetzt alle gleich stellen zu wollen!), aber ich wollte mal darstellen, wie übertrieben eigentlich die Aufregung beim Fußball ist.

  4. Mathes Mathes

    Ich finde den Absatz über dem von dir zitierten richtig gut:
    „Auch liegen Hinweise vor, dass der Einfluss von Angehörigen der Ultraszenen
    in offiziellen Gremien der jeweiligen Heimvereine bereits soweit reicht, dass er
    sich bei der örtlichen Umsetzung der DFB-Richtlinie zur einheitlichen Behandlung
    von Stadionverboten bemerkbar macht. So werden durch die Polizeibehörden
    an die Vereine gerichtete Anträge auf das Aussprechen bundesweit
    wirksamer Stadionverbote häufig erst mit deutlicher Verzögerung umgesetzt
    oder in Gänze abgelehnt.“

    Die ZIS regt sich hier über Vereine auf, die die Stadionverbotsrichtlinien des DFB anwenden! Es gibt eine Anhörungsrecht, dadurch verzögert sich so etwas natürlich oder der „Vorfall“ wird relativiert. Es gibt nicht mehr: Pauschales Stadionverbot auf Zuruf der Polizei. Unglaublich.

    Nebenbei: Der neue Sicherheistbeauftragte des DFB, der ja nun für Stadionverbote zuständig ist, kommt von der ZIS…..

  5. Diamondback Diamondback

    Einverstanden. Polizei und Presse haben aus unterschiedlichen Gründen kein Interesse daran, die Lage sachlich darzustellen. Die Polizei wünscht sich eine Bezahlung ihrer Einsätze und die Möglichkeit des rigorosen Durchgreifens gegen unliebsame Fans. Dafür brauch sie eine Rechtfertigung. Die Presse verkauft ihre Geschichten über „Hass-Spiele besser, wenn es dann auch kracht.
    Interesant ist die Rolle der DFL und ihrer Vereine. Auf dem ersten Blick schaden die Negativmeldungen über gewalttätige Fans dem Produkt. Auf der anderen Seite öffnen sie langfristig den Weg zur Gentrifizierung des Fußballs – der Verdrängung der derzeitigen Fankultur durch zahlungskräftigere Schichten, wie es in der Premier League weitgehend passiert ist und sich bereits in einigen Bundesliga-Stadien deutlich abzeichnet.

  6. „Auch dies ist ein Indiz dafür, dass sich Teile der deutschen Ultraszenen ihren
    erklärten Vorbildern in Italien immer mehr annähern, die durch organisiertes
    Auftreten gegenüber den Stadioneignern, den -betreibern, den Vereinen, dem
    Verband und auch Teilen der lokalen Politik den „Druck der Straße“ erhöht, um
    sich mehr oder weniger rechtsfreie Räume zu schaffen.“

    Lustig, dass die Unterstellung (Druck der Straße)eine im ZIS-Bericht seit Jahren benutzte Floskel ist, die man auch als Negativbeispiel für das polizeiliche Verständnis von Ultras und ihren Zielen in Jonas Gablers Buch „Die Ultras“ findet. Zum Thema Stadionverbote (siehe Beitrag von Mathes) kann man sich dann auch tatsächlich nur noch an den Kopf fassen. Wir dürfen sicherlich gespannt sein, ob sich der DFB zukünftig noch an seine eigenen Richtlinien halten wird, wo doch Henrik Große-Lefert (ehem. stellv. Leiter ZIS) das Zepter schwingt. Meine Prognose sieht da allerdings eher düster aus. Ich bin dem Herren nämlich bereits in freier Wildbahn begegnet und kann mich irgendwie nicht des Eindrucks eines Polizei-Hardliners erwehren.

  7. Wenn ich „rechtsfreien Raum“ mit repressionsfreiem Raum ersetze wird ein Schuh draus 😉 – vielleicht haben sich die Autore einfach verschrieben – also der falschen Sache …

  8. […] als Brennglas, sagen wir nur. Aber schweifen wir nicht ab, das Thema hatten wir ja schon das eine oder andere Mal . Es gibt tolle Schals beim Fanladen und bei den Fanräumen zu kaufen. Kauft sie! Sind beide echt […]

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