Zum Inhalt springen

Mal ganz fiktiv…

oder

Querbeet

Vorwort

Liebe Leser, rein fiktiv ist diese Geschichte, sie hat nix mit der Wirklichkeit zu tun.

Natürlich könnte man sich jetzt ganz einfach in Blogschauen schreiben und sich ganz viele „mag ich“ und Zustimmungen holen, indem man in wohlgewählten Worten schreibt, wie albern es ist, Spielern Verhaltensregeln aufzuerlegen. Nur bin ich hier das Boulevard, was die Stammtische mit einfachen Wahrheiten gewinnen will? Bin ich die Mehrheitsmeinung, die nur noch mal sich gegenseitig auf die Schulter klopfen will, wie toll und richtig sie sind und wie spinnernd Ultras sind? Nein, dann müsste ich nicht schreiben, sondern könnte die Wahrheit der Bildzeitung, die Wahrheit der Morgenpost, die Wahrheit der Polizei als absolute Wahrheit akzeptieren.

Mal angenommen…

Mal angenommen, ein Spieler arbeitet sich aus der Jugend von Hansa Rostock hoch. Mal angenommen, er stand seit dem er denken kann in der Kurve von Hansa. Mal angenommen, er ist als Jugendlicher Teil von deren Ultrakultur geworden. Mal angenommen, er ist Mitglied in einer derer Ultragruppen. Mal angenommen, diese Ultragruppe hat mehrere körperliche Auseinandersetzungen mit Fans des FC St. Pauli durchlebt (ich will hier mal die Schuldfrage offen lassen). Mal angenommen, dieser Spieler wird Star und Identifikationsfigur von Hansa und insbesondere deren Ultras und Hooligans. Mal angenommen vor einem Jahr hätte sich dieser Spieler nach einem Sieg bei uns noch offen zu seiner Gruppe bekannt und mit denen auf unserem Rasen gefeiert. Mal angenommen, diesem Spieler steht dann doch der Sinn nach einer sportlichen Luftveränderung und er kommt zu uns, weil Hansa leider mal wieder in die 3. Liga abgestiegen ist und wir aufgestiegen sind. Mal angenommen, dies alles wäre so passiert, was würdet ihr sagen? Wie würdet ihr diesen Spieler beurteilen?

Würdet ihr es gut finden, wenn er nach seinem Tor jubelnd und mit Küssen auf das Vereinswappen in die Kurve laufen würde? (Ganz ehrlich, ich finde diese Geste sowieso albern, sie bereitet eigentlich IMMER den Wechsel zu einem anderen Verein vor. Aber das soll hier nicht das Thema sein.)

Würdet ihr es cool finden, wenn dieser Spieler nach dem ersten Spiel auf den Zaun steigen würde und das „magische St. Pauli, siege heute hier für uns.“ als Bandleader zu zelebrieren? (Auch hier: Ich finde Humbas etc. eigentlich lächerlich, aber das ist hier nicht das Thema, denn es ist bei vielen Vereinen ein absolut eingeschworenes Ritual und wenn es für diese Vereine passt, dann soll es mich nicht stören.)

Würdet ihr es cool finden, wenn er nach diesem Spiel sein Trikot in die begeisterte Masse werfen würde? (Könnten bei uns Spieler überhaupt mal wieder machen, nicht nur Herr Schachten.)

Würdet ihr es richtig finden, wenn Unmutsäußerungen einzelner Fans durch den Verein verboten werden würden? Urheber mit Stadionverbot etc. belegt werden würden?

Beantwortet irgendwer diese Fragen alle mit Ja?

Ganz ehrlich: Von einem Fußballprofi verlange ich die gute Erfüllung seines Jobs. Nicht, dass sein Herz für meinen Verein schlägt. Viele Profis werden ihre ganze Karriere nicht für ihren Herzensverein spielen, andere ihre ganze Karriere. Mir ist das egal. Daher wäre der fiktive Spieler als Spieler mir willkommen.

Nur – und dies wird auch dieser fiktive Spieler begreifen – und zwar nicht, weil es lächerlich ist, sondern weil „er authentisch bleiben will, er seine Herkunft, seine Sozialisation bei den Ultras nicht verleugnen wird und weil er weiß, was Ultras bewegt.“

Fußballfans wie Ultras haben ihre eigenen Rituale, die nicht immer sich in der Norm bewegen und viele auch lächerlich wirken. Das fängt beim singen an und hört eben bei ganz anderen Dingen auf. Wer da einfach nur mit der Pauschalkeule „lächerlich“ oder „Unsinn“ draufhaut, der lebt einfach nicht in dieser Welt. Und wer es nicht fühlt, der muss es auch nicht verstehen. Ich jedenfalls lebe lieber in der absurden Welt des Fußballfans, teilweise selbst in der absurden Welt eines Ultras als in der angeblich (haha) rationalen Welt des normalen, des nicht Ultras, des Nichtfans.

Und ich habe damit nix zu Manuel Neuer oder der Schickeria gesagt.

La Familia

Man kann ja viel negatives über Beckenbauer und Hoeness sagen, aber vergessen tun die nicht. Und wer loyal zu ihnen ist, den werden sie auch immer loyal behandeln und in jeder Situation helfen. Oder um mal etwas von Beckenbauer zu zitieren, was ich wirklich gut finde (leider zitiert nach dem Abendblatt, wo auch der Link hinführt!):

„Vielleicht wären wir ohne Gerd Müller und seine Tore noch immer in
unserer alten Holzhütte an der Säbener Straße“

Alles erdenklich Gute, Gerd Müller, dieses Talent aus einem Torschuss ein Tor zu machen (seine Statistik im Finale 1974), ist und wird wohl nie erreicht werden. Umso trauriger, wenn es so einem Jahrtausendtalent nicht gut geht.

Und sonst so?

… haben wir schon wieder viel zu viele Verletzte. Gerade Muskelfaserrisse sollten nicht sein und müssen vermieden werden. Bisher zum Glück nicht wirklich viele wichtige Spieler, aber auch Filipovic wäre für Harakiri Nummern und insbesondere für die 2. Mannschaft wichtig gewesen. Und ähnlich wie Deniz Herber hat er ein Transferjahr vor sich, wo er jede Minute braucht und nutzen muss um eventuell den Sprung nach oben zu schaffen. In der Hoffnung auf eine schnelle Genesung.

… morgen ist wieder Einzelkartenverkauf. 2.000 Tickets stehen für Mitglieder ohne Dauer- und Saisonkarte zur Verfügung und mein Gefühl sagt mir, dass es nicht so einen Andrang geben wird, wie letzte Saison. Ich könnte mir insbesondere vorstellen, dass die Sitzplätze nicht für jedes Spiel vollständig weggehen, insbesondere weil die eben doch sehr teuer sind. Warten wir es mal ab.

… Ein AGB Nachtrag: Wunderkerzen: Das Verbot ist nebenbei nicht neu, es galt offiziell schon zu Zeiten, als ich noch bei den Passanten war. Und das ist 2002 gewesen. Was man dazu sagen muss ist, dass Wunderkerzen richtig angewandt hübsch anzusehen und vollkommen harmlos sind. Das Problem liegt mal wieder in der Unvernunft von Menschen. In ALLEN Fällen, in denen bei uns auf der Höhe Wunderkerzen verteilt wurden, kam IMMER irgendeine Blitzbirne auf die Idee ganz viele zusammen in der Hand zu halten und anzuzünden. Und dann sind die leider nicht mehr harmlos, sondern tropfen und funken wie verrückt. So sehr ich den Wunsch nach einer Erlaubnis von Wunderkerzen befürworte, so sehr sehe ich leider wieder, dass das Fehlverhalten Einzelner das Vergnügen Vieler trübt.

… Unser nächster Gegner, der einen Fankodex herausgegeben hat und ihn „Katalog der Selbstverständlichkeiten“ genannt hat. Ganz ehrlich: Blödsinniger Quatsch, weil a. sind es Selbstverständlichkeiten und b. ist die Formulierung „organisierte Verstöße“ ziemlich albern. Warum? Weil sie entweder eine pauschale Kollektivhaftung ohne Verschulden eröffnet, eine Sache, die immer zu falscher Solidarisierung, Opfer/Tätertausch und ähnlichem führt oder einfach an einem Beweisproblem scheitert. Und auch Punkt 5 mit dem Gewaltverherrlichen finde ich einfach viel zu unbestimmt. „Schiri, wir wissen wo dein Auto stand, hat gut gebrannt.“ ist z.B. absolut gewaltverherrlichend. Klar, ist nun auch kein Höhepunkt des Einfallsreichtums, aber ich kann mich mit einem klinisch reinem, sprachlich 1.000 % korrekt agierendem Fußball nicht anfreunden und ich will es auch nicht. Ich weiß, dass klingt wie ein Mantra, aber ändern tut man Fanverhalten nur, in dem man Fans ernst nimmt, in dem man immer wieder mit ihnen redet, in dem man sich der Problematik von Männerbünden bewusst wird und in dem man die Ochsentour geht.

… ein Linktip: Einige Worte, die ich hier mal aus dem Zusammenhang gerissen zitiere, weil ich sie so passend zu der verlinkten Diskussion finde. Diese Diskussion ist unter der Verlinkung mitzuverfolgen, die aber – Achtung – nicht einfach zu verfolgen ist. Aus diesen Kommentaren ist auch folgendes Zitat:

„und bei dieser multipel kontaminierten Diskussionslage passiert es ja leicht, dass man sich auch mal auf die Falschen beruft.“

2 Kommentare

  1. […] Dabei ist es nicht etwa so, daß es nicht auch Gründe für eine Kritik an einigen Fangruppen gäbe – im Gegenteil, es gilt hier durchaus nach Wegen zu suchen, die Probleme zu erkennen und anzugehen, bei jedem Verein auf eine eigene Weise. Aber auch hier gilt es, nicht gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten – nur zu schnell werden Rufe laut bzw. lassen sich unqualifizierte Kommentare in Zeitungen und im Internet auffinden, wonach Ultra-Gruppen der Zugang zum Stadion streitig gemacht wird (mit Sicherheit in der Mehrzahl von reinen Fernsehzuschauern) oder für irgendein nicht nachvollziehbares Verhalten vehemente Strafen gefordert wird. Ein Beispiel ist hier das aktuelle Geschehen in München, wo diverse Fangruppen mit dem neuen Torwart Neuer ein großes Problem haben. Hier würde ich deren Vorgehensweise nicht gerade als sinnvoll bezeichnen und auch die geforderten Verhaltensregeln in Richtung des ehemaligen Schalker Ultra Neuer nicht wirklich als hilfreich für das Zusammengehörigkeitsgefühl im Verein ansehen – aber wenn von vielen Ausschlüsse der kritischen Fangruppen gefordert wird, dann hört für mich jedes Verständnis auf. Fans haben das Recht auf eine freie Meinungsäußerungen, dürfen kritisieren und gehören dafür nicht streng bestraft – lediglich selbst dafür kritisiert, bzw. sie müssen mit einer Kritik auch leben. Weitergehend dazu möchte ich den nachfolgenden Text empfehlen: https://www.magischerfc.de/?p=5788. […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Blue Captcha Image
Refresh

*