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Für mehr Halbprofis

oder

Aufarbeitung in kurzen Sätzen

Vorwort

Mich hat es letzte Woche so richtig zerrissen. So krank war ich wahrscheinlich in meinem gesamten erwachsenen Leben noch nicht. Das liegt daran, dass ich höchst selten richtig krank bin. Letzte Woche war ich es aber, so dass ich meine Marathontraumzeit schon einmal richtig gepflegt beerdigen kann. Natürlich versuche ich trotzdem mein Geld bei „Kein Sprint“ einzulaufen, aber mir fehlt erstmal eine verdammt wichtige Trainingswoche. Das war nebenbei Werbung, dass ihr mich jetzt endlich sponsoren sollt. Ich hoffe, dass ich diese Woche wieder normal laufen kann und doch dann einiges aufholen kann. Gucken wir mal.

Und da bin ich einmal krank, so dass ich nix schreiben kann und genau in dieser Woche bietet der FC im Besonderen und der Fußball im Allgemeinen unzählige Themen, die man schreibtechnisch sehr gut hätte verwursten können.

Daher nun im Schnelldurchlauf und ohne den Anspruch der Vollständigkeit oder dem Anspruch einer sinnvollen Reihenfolge. Leider bleibt nicht mehr Zeit, da natürlich auch sonst alles liegen blieb.

Geisterspiel abgewendet

Dafür eine Platzsperre in der nächsten Saison. Das Stuttgart und Aachen nun richtig gepisst sind, kann ich voll und ganz verstehen. Man muss auch weiterhin kritisieren, dass es einfach unsinnig ist, dass Platzsperre und Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit dort eher als Nebenstrafen neben einer Geldstrafe genannt sind und einzelnen Delikten kein wirklicher Strafrahmen zugeordnet ist. So bleibt es im Belieben der jeweiligen Richter, ob sie nun 6.000 Euro Geldstrafe oder Platzsperre für Bierbecherwürfe aussprechen. Das kann es einfach nicht sein und so bekommt man auch (wenn man denn an so etwas überhaupt noch glauben mag) keinen abschreckenden Effekt hin. Dafür muss die Strafe schon im Voraus klar erkennbar sein und zwar aus dem Gesetz, sprich aus der Verfahrensordnung. Der DFB sollte hier dringend reformieren und vielleicht sollte der FC sich an die Speerspitze der Reform stellen.

Und bei aller Schutzwürdigkeit des neutralen Schiedsrichters: Man sollte auch überlegen, ob nicht insbesondere der Spielabbruch viel zu hoch aufgehängt ist. Mir scheint der Schutz von Menschen viel wichtiger. Und das dieser nicht wirklich erreicht wird, zeigt sich schon an den Strafen, die immer wieder für das Werfen (!) von Pyrotechnik ausgesprochen werden. Und das dies brandgefährlich ist, sollte jedem klar sein. Und wenn man denn an eine Abschreckung glauben mag, dann wären hier viel eher Platzsperren etc. notwendig, als bei einem Spielabbruch, bei dem der Linienrichter weder körperlich noch geistig verletzt wird.

Ich halte es für müßig zum jetzigen Zeitpunkt über den Ort und die Kartenmodalitäten des zu verlegenden Heimspieles zu diskutieren. An einem Freitagabend um 18 Uhr würden wahrscheinlich sowieso nicht mehr als 10.000 Leute nach Kiel oder Lübeck fahren. Daher abwarten, welche Fragen sich wirklich stellen. Bei der nun zu erwartenden 2. Liga mit ihren attraktiven Gegnern und arbeitnehmerfreundlichen Anstoßzeiten kann ich mir ungefähr 10 Gegner vorstellen, wo sich keine Kartenknappheit stellen würde.

Bremen

Was soll man zu diesem Spiel sagen? Ich ziehe mich da auf die Überschrift zurück, denn wahrscheinlich jedem im Stadion war in der 18. Minute klar, dass Fabian Boll nicht zu ersetzen ist. Und dabei geht es nicht um das Fußballerische, da ist er garantiert nicht der Beste, aber in HZ 2 fehlte uns nicht das Fußballerische, sondern das Kämpferische. Die Mannschaft ergab sich von Minute 1 (also Minute 46) in ihr Schicksal und auch eventuelle 2-1 für uns hätten aus meiner Sicht nichts geändert. Wenn man sich dabei unser Mittelfeld ansah (und das kann man von unserem Platz sehr gut), dann fehlte insbesondere der Wille die letzten Meter, jene die weh tun, zu gehen. Und da fehlt eben ein Spieler wie Boll, der in seinen 18 Minuten diese Meter häufiger ging, als andere Spieler in 90 Minuten. Es verbietet sich für mich auf einzelnen Spielern rumzuhacken, aber ich hatte bei eigentlich keinem Feldspieler das Gefühl, dass er hier und heute unbedingt gewinnen musste und wollte. Ein bis zwei Spieler mag man ausnehmen, aber insgesamt fehlte mir zum wiederholten Male gegen einen schlagbaren Gegner der letzte Wille. Und deswegen abzusteigen, das ist das eigentlich bittere in dieser Saison. Denn seien wir ehrlich: Kaiserslautern ist nicht besser besetzt als wir, aber die haben diesen letzten Willen und werden daher wahrscheinlich die Klasse halten.

Ich weiß nicht, warum Boll so fokussiert ist, wo andere Spieler von allen guten Geistern verlassen scheinen? Vielleicht weil er sowieso weiß, dass er hier nächstes Jahr spielen wird? Vielleicht weil er sich auch keine Gedanken darüber macht, ob es sein Anspruch ist erste Liga zu spielen? Oder weil er einfach jeden Tag aus diesem Wolkenkuckucksheim Fußball gerissen wird und weiß, wie hart man arbeiten muss, um einen Bruchteil des Geldes zu bekommen, den Fußballspieler bekommen? Keine Ahnung, aber man muss sich bei seiner Entwicklung und der Entwicklung von einigen Vollprofis in der Mannschaft echt fragen, ob das Profitum für einen unteren Bundesligisten und einen Zweitligsten wirklich ein Prinzip mit Zukunft ist.

Und wahrscheinlich wird Boller spätestens gegen Bayern wieder auf dem Platz stehen, wenn ihm der Fuß nicht zwischendurch abfault. Er lebt seinen Traum hier, bei uns, auf diesem Platz und heute. Das unterscheidet ihn vielleicht zu anderen Spielern, die bei einem Spiel wie Samstag eher bei den Vertragsverhandlungen mit ihrem nächsten Verein sind, als beim Spiel.

Und ja, hier ist auch der Verein zu kritisieren, denn ich begreife nicht, warum anscheinend noch keine oder sehr wenig Planungen über diese Saison hinaus geschehen ist. Gerade so verdiente Spieler wie Eger, Ralle, Lelle hätten frühzeitig eine Ansage verdient. Und wenn diese negativ ist, dann ist das okay und leider dem Leistungsfußball geschuldet, aber dann muss man den Jungs das auch frühzeitig sagen. Und komme mir bitte keiner mit „Ja, ist doch ein Unterschied, ob nun 1. oder 2. Liga.“ Das halte ich für eher zweifelhaft.

Die Pressemittelung zum „Zuschauerverhalten“

Ich weiß nicht, ob das eine Pressemitteilung ist, aber ich nenne sie jetzt mal so. Ich meine den eben verlinkten Text. Wenn man denn wirklich jemanden hätte erreichen wollen, dann hätte man aus meiner Sicht insbesondere zwei Dinge anders machen müssen:

1. Man lässt Helmut Schulte und Michael Meeske zu Wort kommen. Das ist schlichtweg schlechter Stil, denn beide haben nichts mit dem Zuschauerverhalten zu tun. Hier hätte aus meiner Sicht zwingend der Präsident seine Stimme erheben müssen. Es bleibt bei meiner Kritik, dass man Bierbecherwürfe einfach zu tief aufhängt. Das ganze wird auf eine Stufe mit „Scheiß HSV“ Rufen gestellt, zu denen sich der Sportchef ja auch schon äußerte. So kann ich dahinter keinen Druck aufbauen, dann hätte man auch Norbert / Ehrenamtlicher Fotograf zu Wort kommen lassen können, der hat genauso wenig damit zu tun.

Wenn man unbedingt eine zweite Stimme braucht, dann kann man gerne Schulte nehmen, aber das erste Zitat (welches inhaltlich nebenbei auch anders sein muss, um dies klar zu machen) muss vom Präsidenten sein.

2. Ich halte es für extrem gefährlich mit Zahlen zu argumentieren, die bereits auf den ersten Blick zweifelhaft sind und die auf dem zweiten Blick noch zweifelhafter werden. Und da lässt einen dieser Absatz (im Original ist das kein Absatz, sondern vielmehr jeweils ein Teil von zwei Absätzen) einfach nur schreien und zwar laut:

[…]„Der Verein prognostiziert als direkte wirtschaftliche Auswirkungen für die Platzsperre einen Gesamtverlust von ca. 562.000,00 € LIGA 1 bzw. 418.500,00 € LIGA 2. Im Vergleich dazu würde sich der Verlust bei einem Geisterspiel nach Schätzungen des Vereins auf 587.000,00 € belaufen. „Auch wenn die Zahlen bislang nur sehr grobe Prognosen sind, so ist davon auszugehen, dass sie einen einschneiden Gesamteffekt auf die abgeschlossenen Etatpläne haben werden““ […]

Ihr findet den Fehler, oder? Das ist bislang nur eine grobe Prognose, aber sie ist auf 500 Euro genau? Leute, verscheißern kann ich mich selber. Entweder man sagt, dass dies wirklich durchgerechnet ist, dann müsste man aber zumindest grob die Berechnungsgrundlage offen legen oder aber man rundet bitte auf höchstens 10.000 auf bzw. ab. Eine grobe Schätzung auf 500 Euro entzieht sich von selbst jeglicher Glaubwürdigkeit. Grob geschätzt macht alleine das Wetter, ob wir gewinnen und an welchem Tag gespielt wird wahrscheinlich einen Unterschied von gut 10.000 Euro in den Einnahmen aus.

Denn noch eine Frage stellt sich: Warum ist in Liga 1 nur ein Unterschied von 25.000 Euro zwischen Geisterspiel und Platzsperre? Bei Geisterspiel habe ich 0 Karteneinnahmen, 0 Business Seats Einnahmen und ordentlich Ordnerkosten, damit keiner rein kommt. Bei einer Platzsperre habe ich immerhin die Hälfte der Karteneinnahmen und eventuell somit auch die Hälfte der Business Seats Einnahmen, habe weniger Ordnerkosten zu Hause, dafür aber eine externe Stadionmiete. Wird dies vollständig von einer externen Stadionmiete wieder aufgefressen? Dann frage ich mich, wie man Tagesveranstaltungen in Stadien kostendeckend durchführt.

Warum sind die Einnahmeausfälle in Liga 2 nur 75 % derjenigen in Liga 1? Das ist mir auch nicht begreiflich. Eine Preissenkung der Eintrittskarten um 25 % wird wahrscheinlich niemand erwarten, oder? Auch bei den Business Seats war – soweit mir die Preise bekannt – vor dieser Saison eine solche Differenz nicht geplant (der Vorverkauf begann ja zu einer Zeit, als wir noch nicht aufgestiegen waren). Und ich bezweifele auch, dass jetzt den Kunden eine solche Preisdifferenz angeboten wird. Also: Warum nur 75 % der Einnahmeausfälle von Liga 1? Oder ist hier etwa mit zwei unterschiedlichen Auslastungen kalkuliert worden? Das wäre aus meiner Sicht nicht seriös, denn es hat mit Zuschauerverhalten nichts zu tun. Zumindest sollte man so etwas offen legen, wenn man denn mit Zahlen argumentieren will. So werden sie schnell angreifbar und das ist das schlimmste, was in solchen Texten passieren kann.

Nebenbei: Es ist gehässig, aber man sollte nicht immer Helmut Schulte über das fehlende Geld aus Vermarktung, Fanverhalten etc. nörgeln lassen, wenn man jedem Topverdiener auf der anderen Seite eine lebenslange Dauerkarte bester Kategorie verspricht, die er im Notfall persönlich die nächsten 20 Jahre aufgrund eines DFB Trainerausweises nicht einmal braucht. Auch dies kostet Geld und da nörgelt – zu Recht – keiner. Und warum nicht? Weil hier – im Gegensatz zu Fans – Hr. Schulte anscheinend erkennt, wie viel Geld das auch bringt.

Insgesamt hat man aus meiner Sicht mit diesem Text eine riesige Chance vertan. Es war ein offenes Tor, durch das man hätte durchgehen müssen und man lief locker gegen den Türpfosten.

Wolfsburg

Ich weiß warum ich kein Assi Ticket (Länderticket) mehr fahre. Es kommt immer zu Stress, da die Zeiten, wo man Bahn noch etwas anarchistisch fahren konnte vorbei sind. Heutzutage wird eben penibel auf Zugbelastung und ordentliches Ticket geachtet. Und das Hannover schlichtweg ein Haufen Scheiße ist, sollte auch jeder wissen. Trotzdem muss man sich schon sehr stark fragen, ob die einzige Antwort der Polizei auf die Bedürfnisse junger Leute sein kann, Recht und Ordnung mit Knüppeln wieder herzustellen. Auch gerade weil es hier um so brutale Straftaten wie Rauchen im Zug und kurze Strecken Schwarzfahren ging. Und wenn dabei u.a. noch ein Rollifahrer aus seinem Rollstuhl geworfen wird, dann stimmt das Verhältnis der Mittel hinten und vorne nicht mehr. Vielmehr müsste die Polizei dort auch mal die Bahnverantwortlichen in die Pflicht nehmen, dass diese entsprechendes Zugmaterial zur Verfügung stellen. Eine Sache, die ich bei Metronom sowieso nicht verstehe. Hätten die sich drei Züge gekauft, die sie für Fußballfans ausrüsten (sprich unkaputtbar und abwaschbar) und diese mit einer Theke bei gleichzeitigem Glasflaschenverbot ausgerüstet, dann hätten sich die Kosten innerhalb von kürzester Zeit in einen riesigen Gewinn umgeschlagen und die ganze Alkoholverbotsscheiße wäre überflüssig gewesen. Nur kreative Lösungen sind nicht mehr gefragt, vielmehr ist heute die stereotype Antwort: „Das ist verboten“. Schade, modern und frei ist dies nicht.

Sarrazín und die SPD

Die moderne SPD ist sowieso für jeden, der auf den demokratischen Sozialismus im Sinne des Godesberger Programmes etwas hält, schwer bis gar nicht erträglich. Sei es wegen ihrer programmatischen Leere, sei es weil sie wahrscheinlich die einzige Partei ist, die ihr Klientel (Gewerkschaften) sehenden Auges gegen sich aufbringt. Das aber ein Rassist wie Sarrazin mit dem Programm der SPD vereinbar sein soll, lässt einen doch sehr verwundert zurück. Nun ist es so, dass ein Parteiausschluss hohe Hürden hat, was man erstmal zur Kenntnis nehmen muss. Deswegen wäre wohl auch hier der Ausgang eines Verfahrens offen gewesen, bzw. für mich nicht klar zu entscheiden, auch weil ich die Thesen des Thilo S. garantiert nicht im Detail lese. Für mich persönlich sind jedoch sozialdarwinistische ins rassistische gehende, ach Blödsinn, rassistische Aussagen in Talkshows mehr als genug, wenn man in einer Partei ist, die Werte wie internationale Solidarität hochhalten will.

Peinlich wird es aber dann, wenn man den Rechtsweg nicht einmal beschreitet, sondern sich in der ersten Parteiinstanz (!) „einigt“. Dann sieht man anscheinend bei den Oberen der heutigen SPD Platz für sozialdarwinistische und rassistische Thesen. Oder man hat so gar keine Eier, eine eventuelle Niederlage vor einem ordentlichen Gericht zu ertragen. Beides ist schlichtweg schlimm und unerträglich. Es gibt Sachen, die erledigt man nicht in einem Hinterzimmer und es gibt Personen mit denen findet man keinen Kompromiss als SPD. Kurt Schumacher und andere Sozialdemokraten, die von den Nazis verfolgt wurden, rotiert wahrscheinlich im Grabe.

3 Kommentare

  1. Holger Holger

    Fürwahr eine seltsame Rechnung und die läßt uns mal wieder als Diletanten aussehen.
    Ich hab mal großb überschlagen:
    Der Verin rechnet mit einer 80% Auslastung, heißt bummelig 20.000 Zuschauer, diejenigen, die wegbleiben sind überwiegend BS oder Sitzer.
    Wir haben ca 12.000? Stehplätze, von denen ein Großteil Dk Besitzer ist, das macht bummelig 12o.ooo eher weniger. Dazu kommen 8.000 Sitzer macht ungefähr 320.000
    pus/minus insgesamt ca 450000 Euro Einnahmen.
    In zB Lübeck kann man alle Sitze belegen mach 5000 Sitze und 9000 Stehplätze,
    wenn man hier keine DK Preise annimt sondern einen Normalpreis(was mehr Kohle bringt) bringt das 110000 Euro für Steher und 200.000 für Sitzer, macht 310.000.
    Verlust ca 140.000 Euro, Wo die restlichen 300.000 kommen bleibt das Geheimnis.
    Bandenwerbung kann man auch in Lübeck verkaufen und evtl. sogar höher, denn alle berichten über dieses verlegte Spiel.
    Ich halte diese Aussage des Geldverlustes für unglaubwürdig.,

  2. Mathes Mathes

    „Es war ein offenes Tor, durch das man hätte durchgehen müssen und man lief locker gegen den Türpfosten.“

    Das ist doch die Lieblingsbeschäftigung von Präsidium und Geschäftsführung. Noch besser können die das aber, wenn andere denen die Tür aufhalten. Dann nehmen sie Anlauf, laufen voll gegen die Wand und knallen danach die Tür zu, damit sich der Tür-Aufhalter auch schön die Finger klemmt.

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