Zum Inhalt springen

Nein!

oder

Erinnern für die Zukunft

Der 27.01. …

…ist der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“, ein Tag, der seit dem 27.01.1996 offiziell in Deutschland begangen wird. Traurig genug, dass erst 51 Jahre nach dem Ende der unfassbaren Verbrechen der Nazis dieser Tag zum Gedenktag wurde. Noch trauriger, dass er nicht ein „Feier“tag ist, sondern ein ganz normaler Arbeitstag. Aus meiner Sicht wäre für diesen Tag wirklich ein Tag angemessen, an dem das öffentliche Leben absolut ruht.

Seit zwei Jahren gedenkt auch der FC St. Pauli bzw. Gruppen und Organisationen in und um diesem Verein den Opfern des Nationalsozialismus. Letztes Jahr mit einer stationären Veranstaltung, die insbesondere an schlechtem Wetter litt, dieses Jahr mit einem Stadtteilrundgang.

An vier Stationen und abschließend am Stadion wurden einzelne Schicksale von Verfolgten und ermordeten Menschen erläutert und auch Örtlichkeiten erläutert. Leider ohne akustische Verstärkung, so dass die Sprecher nicht alle gut zu verstehen waren. Das ist aber das einzige Manko an einer ansonsten sehr gelungenen Veranstaltung, an der u.a. auch viele Mitglieder des Aufsichtsrates, ein Präsidiumsmitglied und einige Spieler teilnahmen. Insgesamt würde ich von ca. 100 Teilnehmern ausgehen, was für die Logistik
(Lautstärke) beinah schon etwas viel war, für mich aber immer noch erschreckend wenig.

Wie nun gedenkt man den Opfern des Nationalsozialismus? Ich denke, dass „Erinnern für die Zukunft“ es richtig zusammenfasst. Unsere Generation wird die erste sein, die ohne lebende Opfer und ohne lebende Täter auf dieser Erde wandeln wird. Die Gefahr, dass ein Schlussstrich gezogen wird, dass die Taten der Nazis in die „Geschichte“ relativiert werden, wird damit immer größer. Und dies darf nicht passieren! Man muss sich immer der Singularität des maschinellen Massenmordes an Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen, Zeugen Jehovas und unzähligen anderen Minderheiten und Oppositionellen klar sein. Ein Grund, warum ich so extrem allergisch auf den Historikerstreit reagiere. Im Namen des deutschen Volkes sind Verbrechen begangen worden, die nie relativiert werden dürfen. Und es ist unsere Aufgabe, dies deutlich zu machen.

Mich nebenbei beeindruckt das – umstrittene – Video, wie ein Überlebender des Mordens in Auschwitz zu „I will survive“ tanzt. Man kann das absolut geschmacklos finden, immerhin handelt es sich um den Ort, an dem am meisten Juden in der Geschichte sinnlos gemordet worden sind. Ich sehe aber einen anderen Aspekt: Nämlich deutlich zu machen, dass die Nazis besiegt wurden, dass ihre kranke Idee, das Judentum und andere auszurotten und sich als „Herrenrasse“ zu stilisieren, für immer gescheitert ist. Das dies so ist, bleibt und immer sein wird, das muss unsere Aufgabe als aktive Antifaschisten sein.

Vielen Dank an alle, die „Erinnern für die Zukunft“ auch im zweiten Jahr zu einem beeindruckenden Termin gemacht haben.

Übergang

Oha, und nun soll ich mich wieder um einen Fußballclub kümmern? Schwierig, aber natürlich ist so etwas ein Todschlagargument, denn dass es viel wichtigere Dinge auf der Welt gibt als einen Stadtteilfußballclub, sollte jedem klar sein.

Das ist keine Richtigstellung

Ja, unser lieber Freund Meeske. Geschäftsführer und damit leitender Angestellter. Und hier sollte man die Betonung auf „leitender“ legen. Ja, unser Freund Meeske taucht bei einer Veranstaltung zum Thema Stadionnamen-Sponsoring auf. Stellt sich da doch schon mal folgende Frage: Was will er da? Das Symposium heißt immerhin: „Die Vermarktung von Namensrechten im nationalen und internationalen Recht“. Ich habe immer gedacht, wir wollen dieses Spiel nicht mitspielen, dann würde mich ja nicht interessieren, wie das nun im nationalen und internationalen Recht aussieht.

Diesen Gedanken bitte mal festhalten! Spiegel Online zitiert unseren Freund dann wie folgt:

„Der FC St. Pauli will sein Stadion nicht umbenennen. Zumindest nicht sofort, wie Geschäftsleiter Michael Meeske sagt. 2008 stimmten die Mitglieder gegen einen Namensverkauf, die Vereinsführung stoppte Gespräche mit Unternehmen. Aber natürlich werde verinsintern weiter über einen Verkauf diskutiert, so Meeske. „Noch haben wir nicht zwingend den ökonomischen Druck.““

Noch am gleichen Tage erschien folgender als „Richtigstellung“ gekennzeichneter Text auf der Homepage unseres geliebten Vereines:

„Hierzu stellt FC St. Pauli-Geschäftsführer Michael Meeske klar: „Spätestens seit dem Beschluss der Mitgliederversammlung 2007 haben wir keinen Gedanken daran verschwendet, den Namen des Millerntor-Stadion zu verkaufen. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. In dieser Sache haben die Mitglieder das letzte Wort.““

Dazu stelle ich folgendes fest: 1. Das ist schlichtweg eine Lüge, denn wenn man keinen Gedanken daran verschwendet, dann sollte man seine Zeit auch nicht auf solchen Symposien verschwenden. Die Teilnahme sieht eher danach aus, dass man bereit sein will, wenn die Mitglieder umgestimmt sind. Sprich: Man verschwendet sehr konkrete Gedanken an einen Verkauf des Stadionnamens. 2. Das ganze ist kein Dementi, denn das die Mitglieder das letzte Wort haben, sagt nix darüber aus, ob oder ob man nicht den Namen verkaufen will. 3. Das ganze ist der übliche „Testballon und zurückrudern“. Mal sehen, wie stark der Widerstand ist. Mal sehen, wann man die JHV mit den „wirtschaftlichen Zwängen“, der „Notwendigkeit im Profifußball“ und dem „wir wollen doch alle den maximalen sportlichen Erfolg“ überzeugen kann.

Daher hier noch mal: Es ist kein Luxus, auf einen Sponsor zu verzichten, es ist nicht ein Gut, was zur wirtschaftlichen Disposition steht, wenn die wirtschaftlichen Zwänge zu groß werden. Nein, es ist die unverkäufliche Identität, auch wenn die Zeiten schlecht und die Konkurrenz zu groß ist. Nicht alles ist irgendwann verkäuflich, das muss die Quintessenz der Jolly Rouge Kampagne sein. Und sollte es irgendwann eine gegenteilige Mehrheit in diesem Verein geben, dann kann ich nur sagen: Es ist nicht mein Verein.

Ich will nicht verheimlichen, dass ich mal etwas anderer Meinung bin und ich bis heute jeden Business Seat, jede Loge und Dauersponsorenberieselung schlimmer finde als einen verkauften Stadionnamen. Aber wir haben definitiv nicht mehr die entweder/oder-Wahl, sondern nur noch die sowohl-als-auch-Wahl. Und da ist der Stadionname das letzte Symbol, der letzte Kern der unverkäuflichen Identität. Und das ist bei unseren Offiziellen nicht angekommen.

Nächste Woche

Mache ich mal ein Blog-(argh)-Projekt: Meine Derbys: Erinnerungen an 15 Jahre Volkspark. Ich werde versuchen, historisch jeden Tag ein oder mehrere Derbys zusammenzufassen und meine Erinnerungen preis zu geben. Mal sehen, ob es euch gefällt und wie es wird.

Und noch ein bisschen Werbung

Kein Sprint 2011 hat begonnen. Guckt mal auf die Seite, nun werden regelmäßig Teilnehmer vorgestellt, die nach persönlichen Sponsoren suchen.

Ein Kommentar

  1. „… Business Seat, jede Loge und Dauersponsorenberieselung schlimmer finde als einen verkauften Stadionnamen.“
    Interessant, ich untescheide da anders:
    – Der Stadionname ist für mich immer untrennbar mit dem Verein und seiner Stadt(-teil, Vorort etc.) verbunden und daher ist ein Verkauf für mich undenkbar.
    – Dauersponsorberieselung ist einfach störend und nervt mitunter ganz gewaltig.
    – Business Seats und Logen kann ich unter gewissen Umständen verschmerzen. Ich war öfters in anderen Stadien schon im VIP Bereich und es ist extrem abhängig wer noch dabei ist. Sind das alles 100%ige Fussbalfans, dann ist es ok. Ist’s „Eventpublikum“, dann weg damit. Und nicht verkaufte BS bzw. Logen sollten einfach bezahlbar vergeben werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Blue Captcha Image
Refresh

*