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Das nächste mal: 30 Sekunden! Und rappen!

oder

Der JHV ihr zweiter Teil

Gebrauchsanweisung

Vielleicht habt ihr es nach dem ersten Teil vergessen, also noch mal die allgemeinen Hinweise zur Nutzung dieses Berichtes. Diesmal in Kurzform: 1. Druckt ihn aus! 2. Klammer = Meinung 3. Rest Wahrnehmung, unterstützt durch eine Mitschrift, aber nicht immer wahr. 4. Ohne Passwort, aber kein Bock auf Forum. Daher 5. Fragen, Anregungen Kritik: webmaster@magischerfc.de

Das Vorspiel

Nach Sonntag habe ich mich gefragt, ob es eigentlich so etwas wie taktische Vereinsmitglieder gibt. So nach dem Prinzip: „Was interessiert mich das ganze Gelaber am Sonntag, ich will Montag nur an der einzigen wirklichen Wahl teilnehmen, die es in so einem Fußballverein gibt. Die geringere Anzahl der Teilnehmer sagte mir: Gibt es nicht oder nur sehr wenige. (Nebenbei: Eigentlich schon bitter genug, dass man gerade mal den Aufsichtsrat wählen im Sinne von Auswählen kann.)

Die Eröffnung

Stefan Orth (SO; erneut gilt: Schreibweisen nach bestem Wissen und Gewissen, jeder, der mehrfach auftaucht bekommt ein Kürzel.) begrüßte alle Anwesenden und erklärte, dass man heute den AR wählen wolle und Ehrungen vornehmen wolle. Er wolle es aber nicht verpassen, dem AR am Ende seiner Amtszeit für die konstruktive und unterstützende Zusammenarbeit zu danken.

Es übernahm Felix Wanke (FW) und erklärte, dass es sich um eine neue JHV handeln würde, daher müsse man noch mal alle Formalien abhandeln, wie Frist, Beschlussfähigkeit etc. (Ich habe mir nix aufgeschrieben, dass SO wieder FW als Versammlungsleiter vorschlug, aber ich meine auch diese Formalie wurde abgehandelt.) Die Presse sollte wieder alles ausstellen und auch die Tagesordnung war schnell zugestimmt.

Die Vorstellungen der einzelnen Aufsichtsratskandidaten

(Wiederholungen mag ich nicht. Trotzdem sind sie hier nahezu unvermeidlich. Also wundert euch nicht, wenn ihr jetzt grob 13 mal das gleiche lest. Sowieso erstaunlich, dass sich gerade mal 13 Kandidaten gefunden haben, davon erneut keine einzige Frau. Noch erstaunlicher, dass sich nicht ein A,B, oder C Promi angesprochen fühlt sich zum AR wählen zu lassen. Das sieht beim Lokalrivalen ja ganz anders aus.)

Frank Belchhaus

Es begann Frank Belchhaus, der erklärte, dass er 46 Jahre alt sei, in Hamburg wohne und Vertriebsleiter bei Hinz & Kuntz sei. Er sei seit 1998 Stadionbesucher und seit 2006 AFM Mitglied. Er habe aufgrund seiner Liebe und Verbundenheit zum Verein den Willen mitzuwirken. Der Umbruch im Verein, in dem der Verein zur Zeit stecke, reize ihn. Er fühle sich der Satzung und den Leitlinien verpflichtet. Die Tätigkeit des AR sei dort definiert. Den Umgang miteinander würden die Leitlinien regeln. Nach Satzung sei man zur Überwachung, zur Kontrolle und zur Mitwirkung verpflichtet. Die Leitlinien sprechen von Toleranz, Respekt, Vielfältigkeit. Diese Kultur der Fans teile er. Man müsse aber auch die 1. Mannschaft und die Sporttreibenden als Teil dieser Vielfältigkeit sehen. Die Marke FC St. Pauli sei dann eine Gesamtheit des Ganzen. (Das klingt jetzt bekloppt und ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn hier richtig aufgeschrieben habe.)

Der Verein habe auch eine politische und gesellschaftliche Verantwortung. Für ihn sei das selbstverständlich und dies müsse weiter ausgebaut werden, um auch die Konflikte und Abgründe als Chance zu sehen.

Was sei gut, was könne man besser machen? Die wirtschaftliche Situation sei gut, aber man müsse die Marke weiter ausbauen ohne den Kern zu schädigen. Wie behaupte man sich in der DFL, wie werde man seiner Verantwortung gerecht? Man müsse die engagierten Fangruppen einbinden und die Themen in einem ehrlichen Dialog ansprechen. Er sei durch seine Teamfähigkeit, die er aus seinem Beruf habe sehr dafür geeignet. Er müsse in dieser gemeinnützigen GmbH weiterhin Etats planen und kontrollieren und die Bilanzen erstellen und abschließen. Er wolle diese Zukunft mit diskutieren, ihm läge der FC am Herzen und hoffe gewählt zu werden.

(Einen Kandidaten nur aufgrund einer solchen 5 Minuten Rede zu beurteilen ist nahezu unmöglich. Das Wort Marke wird mir bei ihm in der Rede zu zentral benutzt. Auch gerade weil es zu ihm als Menschen und von seinem beruflichen Hintergrund her nicht passt. Ansonsten muss ich hier schon einen Kritikpunkt äußern, der für alle Kandidaten zutrifft, die nicht vorher in Amt und Würden waren: Wenn ich so einen Job haben will, dann muss ich gegen ein Gremium, welches wiedergewählt werden will auch mal die Ochsentour machen, sprich in den Abteilungen bei Fangruppen etc. Werbung für sich machen. Dies hat wohl keiner der Kandidaten gemacht. Das ist schwach und dann muss ich mich auch nicht über eine Nichtwahl wundern. Den Frank Belchhaus hätte ich gerne mal auf Herz und Niere geprüft, denn aufgrund seiner H&K Berufstätigkeit könnte ich mir schon vorstellen, dass der zu uns passt. So etwas ist dann irgendwie auch eine Chance, die ungenutzt verstreicht.)

Dann kam der unvermeidliche Geschäftsordnungsantrag zur Redezeitbegrenzung. Erst waren 5 Minuten gestellt, dann kam es zu Chaos, dann wurden noch 3 Minuten gestellt. Kommentar der vor uns sitzenden Redaktionsmitglieder des Übersteigers: „30 Sekunden! Und rappen!“ Hätten wir mal als Antrag stellen sollen. 200 Stimmen für 5 Minuten 153 dagegen machten das ganze zu fünf Minuten. Kommentar von hinter mir: „Wenn die morgen in Köln solche Probleme hätten, dann würden die sich freuen.“

(Auch hier wieder der berühmte rote Faden des Jahres: Parteitagsregie. Dieser Antrag kam nicht überraschend und darauf muss man von Seiten der Versammlungsleitung vorbereitet sein. Entweder in dem man sagt „Wir hatten uns sowieso auf X Minuten geeinigt.“ und dies dann auch getan hat, oder in dem man klar sagt, dass man nicht nach dem ersten Menschen eine Zeitbegrenzung einführen kann. Viel unfairer geht es nicht.)

Michael Burmester

Es habe in den ganzen Jahren im Aufsichtsrat auch als Vorsitzender viel gelernt. Er habe auch gelernt, wie man es nicht mache. Er sei in harten Zeiten im Aufsichtsrat gewesen und man sei durch viel Arbeit und viele richtige Entscheidungen auf die Sonnenseite gekommen. Die Entwicklung sei jedoch noch nicht abgeschlossen. Man müsse die Risiken beachten und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Bei aller Mut dürfe man die Risiken nicht übersehen, sondern müsse sie sehend umgehen. Man müsse im Bereich des notwendigen Kommerzes auch Begehrlichkeiten abwehren. Man müsse Toleranz und Respekt leben und alle und insbesondere die Fans in Entscheidungen einbeziehen. Menschen würden immer noch zu viele Mauern und zuwenig Brücken bauen. (Den Satz kann man sich tätowieren, so wahr ist der.)

Man müsse gemeinsam und geschlossen auftreten, denn ein echtes Team sei immer mehr als die einzelnen Personen. Die Entscheidungen des AR seien nicht immer populär, aber doch notwendig gewesen. Man habe – bis auf einmal – seine Kritik immer nur intern geäußert. Er würde das gerne fortführen. Seine Leidenschaft und sein Herz sei dafür immer noch so groß wie vor 9 Jahren.

J. fragte dann, ob es nicht Zeit sei zurückzutreten, so wie das doch auch Cornelius Littmann (CL) gemacht habe. Man müsse sich auch Fragen, wie man denn mit dem Hintergrund der Abriss Affäre das Schweigen des Aufsichtsrates zu der Ehrenpräsidentschaft zu verstehen habe.

Burmester antwortete, dass man nicht geschwiegen habe, da sei im Bericht zu Stellung bezogen worden. Bei der Abriss Affäre (ich nehme diesen Begriff jetzt zur Verdeutlichung, damit ist keine inhaltliche Wertung verbunden) hätten zwei Parteien gegenüber gestanden, die Mitgliederversammlung damals habe den richtigen Weg gewiesen. Man habe gestern auch die Verdienste von CL gewürdigt. Das Fazit sei dann eben doch positiv gewesen. (Auch wenn der Fragensteller in seiner verbitterten Art nervte und später auch noch kommentierte ohne Fragen zu stellen, was eine Todsünde ist. Diese Frage war absolut legitim, wenn sie denn in der richtigen Art gestellt worden wäre.)

Uwe Doll

Er sei erst drei Jahre dabei und werde auch nur drei Minuten reden, so dass man wieder etwas aufholen werde. Es sei gesagt worden, dass Fußball keine Sozialutopie sei. Dem müsse er widersprechen. Wenn dem so gewesen wäre, dann hätte es keine Retteraktion gegeben und man hätte vor 2.000 und nicht vor 20.000 Menschen in der Regionalliga gespielt. Daran gelte es zu erinnern, weil die Fallhöhe schwindelerregend geworden sei. Man müsse nun den Blick auf das wesentliche gerichtet werden.

Er höre häufig, dass früher alles besser gewesen sei. Naja, da sei Helmut Schulte noch Trainer, Schorsch Volkert Manager gewesen, der Ball sei noch aus Leder gewesen und auf dem Rasen habe man Wumbo und die Miss DDR bewundern können, wobei letztere mit „Ausziehen, Ausziehen“ Rufen bedacht worden sei. Da sei man dann doch ein gutes Stück weg von diesem Kommerzialisierungszirkus. (Oh wenn er gewusst hätte, wie er diese Worte nur ein paar Tage später fressen würde. Ich sage nur Susis Showbar.)

(Nur mal kurz: Da sieht man a. wie verarscht man vom Präsidium wird, b. das natürlich alles möglich ist und das c. das Pauli-willigeFrauen-Sex-Kiez-Ding gnadenlos für die männliche Kundschaft durchgezogen wird.)

Trotzdem habe man mehr Umsatz als damals. Und er setze sich dafür ein, dass man ähnlich wie das IOC (hier hielt ungefähr jeder die Luft an, denn das ist ja bei Antikommerzialisierung ungefähr das schlechteste Beispiel) das Stadion frei von Werbung mache. Er wolle seine Position weiterhin dazu nutzen, dass man sich gegen das Splitting der Spieltage stärker einsetze und sich dort mit Vereinen, die ähnlich denken vernetze. Dies sei aber nicht alles, man müsse für mehr günstige Karten arbeiten. Unangepasste müssten mehr Raum haben. Die Stadionordnung dürfe nicht zu einer Klosterordnung werden. Man dürfe das Herz von St. Pauli nicht nur an Spieltagen besingen.

(Für seine Verhältnisse eine sehr kämpferische Rede.)

Tay Eich

Er sei 2002 Aufsichtsratsmitglied. Er habe damals gesagt, dass seine Bewerbung ligaunabhängig sei und dies gelte auch jetzt noch. Worauf komme es jetzt an? Es gäbe zwei wichtige Punkte. Zum einen die Tribüne, dabei sei es wichtig, eine Fanbeteiligung herzustellen. Weiterhin dürfe die Belastung durch die Finanzierung nicht zu groß werden. Man müsse die Umgestaltung als FC überleben. Der FC stehe für Fußball pur, so wie man ihn als kleinen Jungen erlebt habe und sich in ihn verliebt habe. (Aufgrund der Susi Showvbar Geschichte klingen solche Sätze wie der blanke Hohn) Es gebe Veranstaltungen, wo uns Entscheidnugen nun abgenommen seien. Durch die Umgestaltung des Stadions sei man schon sehr gebunden. Man müsse ein Konzept für die nächsten 20 Jahren finden, wo der Kern des FC berührt wird und der FC nicht Sklave seines Stadions wird.

Man dürfe nicht der Logik verfallen, wo die Finanzierung Tabellenplätzen abhängt und man diese Tabellenplätze als gegeben ansieht, wie es bei Bielefeld oder 1860 der Fall war. Dies müsse man überlegen, wenn man nun weiter plant. Man habe nun 20 Millionen Verbindlichkeiten auf der Uhr, dann 30, dann 40 Millionen, die dann auch getilgt werden müssten.

Man dürfe auch nicht vergessen, dass sich Banken 3 bis 5 fach absichern würden und man habe nun schon sehr viel weggeben. Es dürfe nicht irgendwann so sein, dass man den Stadionnamen verkaufen müsse um das Stadion zu finanzieren.

Er sei bei Hannover 96 gewesen und habe dort die Fans in der Kurve bemitleidet, die gegen eine volle Dauerbeschallung und Dauerbespassung in einer riesigen Lautstärke ansingen mussten. So etwas wolle er nie am Millerntor haben.

In der Fragerunde wurde dann noch mal auf dem Prozess von damals rumgeritten. Aber ohne wirklich neue Erkenntnisse.

(Seien wir ehrlich: Tay Eich kommt immer so etwas von oben herab rüber und seine öffentlichen Auftritte waren nicht immer von Eleganz gekrönt. Aus meiner Sicht bringt er trotzdem eine nicht ganz unwichtige Fachkompetenz mit.)

Jens Feldhusen

Er wolle sich vorstellen, er habe bisher keine Funktion, er fühle sich dem FC aber schon seit Jahren verbunden und wolle sich jetzt mehr einbringen. Er sei aufgewachsen in Hamburg und wohne nun in Sevetal. Sein Großvater habe ihn zum ersten Mal mitgenommen, dafür sei er ihm immer noch dankbar.

Seit dem Tiefpunkt 2003 sei der Verein im Umbruch und sei professioneller geworden. Dies sei auch gut so. Man habe immer davon geträumt, dass man ein neues Stadion haben wolle und dies sei nun halb verwirklicht. Das ganze habe sich aber auch verselbstständigt und es bestünde die Gefahr, dass Mitglieder und Fans abgehängt werden. Die Leitlinien würden das Lebensgefühl richtig wiedergeben, es sei ihm wichtig, dass man bei aller Professionalisierung darauf achte, dass man die Ideale nicht unterbuttere. St. Pauli solle ein Verein für alle bleiben und keine Werbeveranstaltung wie im Volkspark, sondern Fußball für Fans. Man müsse die einzigartigen Werte erhalten. Dafür müsse man sich immer wieder selber darauf hinweisen, sonst würde man eines Tages erkennen, dass man bereits ein Verein wie jeder andere auch sei.

Er sei im Messeevent Bereich tätig und qualifiziere sich auch deswegen für die Aufgabe. Auch in seinem Job müsse er schnell Entscheidungen mit Blick auf das Wesentliche. Er würde sich freuen mit Rat und Tag einbringen zu können.

Roger Hasenbein

Er spare sich persönliche Dinge wegen der Zeitbegrenzung. Er habe in den vergangenen Jahren in verschiedenen Gremien für den FC gearbeitet. Es sei ihm dabei darum gegangen, die Interessen der Fanszene zu vertreten und auch die Belange der sporttreibenden Abteilungen hervorzuheben und nicht nur den Profibereich zu hypen. Der AR sei dabei kein Geheimbund, Transparenz könne geschaffen werden, Ansprechbarkeit mit Fans sei nötig. Es werde viel von dem anderen Verein gesprochen. Es müsse das besonderedurchgesetzt werden und zwar legal und für und mit den Fans.

In der Fragerunde wurde danach gefragt, wie man mehr Leute einbeziehen könne, denn in der Versammlung sässen ja gerade mal 3 bis 4 Prozent der Mitglieder. Roger meinte, dass dies sehr enttäuschend, es sei ein allgemeines Problem, er könne aber nur dafür werben, sich einzubringen, wo wenn nicht hier. Denn hier würden doch die Grundsätze des Vereines entschieden und es läge den Mitgliedern, nur so sei es möglich, entscheidend seien Taten und nicht blumige Worte „hier heute Abend“.

(Tja und dann kommt bei der nächsten Krise wieder der Mob, hat nie am Vereinsleben teilgenommen und will wieder alles nach dem, was in der Presse steht. Schade, aber wenn Roger ein Patentrezept dagegen findet, dann wähl ich ihn zum König. Ansonsten: Kurze Rede, viele Stimmen.)

Jens Kauerauf

Er habe eine Dauerkarte Stehplatz, sei 42 und Diplom Volkswirt, er habe Schulte mit Bananen beworfen, Hoeness mit Pfennigen, er habe sich eine LDK gekauft, er möchte nun was zurück geben. Der FC habe ihn geprägt und er würde gerne was zurückgeben. Er habe lange im Sponsoringbereich u.a. im Zusammenhang mit dem BvB gearbeitet. Er bringe also die Expertise mit.

Vermarktung sei eine Stärke und auch eine Gefahr. Man habe 19 Millionen Sympathisanten, aber diese hätten den Verein nicht gegründet und seine Werte begründet. Dies hätten die Mitglieder und man müsse sich bewusst machen, wie stark man sei, wenn man solidarisch handeln würde und alle bei Entscheidungen mitnehmen würde.

Es sei hammer enttäuschend nun leere Sitze zu sehen, weil die Business Seats nicht ausverkauft seien. Man müsse mehr Plätze haben, die keine Business Seats sind. Die Stimmung leide unter den vielen Business Seats, man sehe auch, dass die Vermarktung mit ihrem Latein am Ende sei, wie man daran sehe, dass nun die Sitze für 99 Euro angeboten würden. Man müsse sich auch fragen, warum man nicht dann 120 Euro genommen hätte und dann den Überschuss an Fanräume oder den Fanladen gespendet hat. Dies klinge populistisch, sei aber für ihn der richtige Weg. (Naja es ist auch populistisch und so ein Aufschlag ist auch immer problematisch, da dann der Eingang ins Stadion immer mehr durch Reichtum reglementiert wird.)

Warum solle man so etwas nicht machen? Ideen gäbe es viele , aber einer Idee stehe er sehr skeptisch gegenüber, nämlich der des TÜVs (gemeint ist die Zertifizierung) . Man müsse fragen, was das Spaß koste, denn man könne das Geld wahrscheinlich besser anlegen. Wenn man für 30 Leute einen TÜV beauftragen wolle, dann habe man bisher sehr viel falsch gemacht. Daher müsse man sehr kritisch fragen, was der Spaß koste. (Er nannte noch eine Zahl, die ich mir nicht aufgeschrieben habe und die auch direkt vom Präsidium dementiert wurde. Ich kann das ganze nicht abschließend beurteilen, aber was auffällt: Wenn ich so etwas kritisiere, dann sollte ich ungefähr einen Plan haben, wieviele Leute beim FC arbeiten und das sind dann doch deutlich mehr als 30. Ich schätze mit allen Trainern etc. kommen wir wahrscheinlich in den 3 stelligen Bereich.)

Christoph Kröger (Doktoren gibbet hier nicht)

Er habe 2002 den Fanclubsprecherrat mit gegründet und sei dann in den Aufsichtsrat gewechselt, in dem er seit 2003 sitze und zwar als stellvertretender Vorsitzender. In diesen Jahren sei ganz viel passiert. Man sei ganz unten gewesen und nun sei man über die Sanierung in die Bundesliga gekommen und sei ein gesunder Verein. Man habe sich einen eigenen Weg erarbeitet und sei im Viertel verwurzelt. Dies habe man mit viel Schweiß und Tränen erreicht und sich dabei auch mal gestritten. Man habe sich zusammengerauft und dann gezielt zusammengearbeitet für unseren Verein. Mit diesem müsse es vorwärts gehen, damit es unser Club bleibt und man nicht einen Besitzer bekäme. Man könne Partner haben, aber immer in der Lage sein, selber zu bestimmen, wen man als Partner nehme.

Es sei dringend Zeit sich auf den ideelen Bereich zu konzentrieren, man müsse die Leitlinien leben und dafür Verantwortung übernehmen. Man müsse näher ran an die Fans. Er wolle für seinen Fußball und seine Ideale erstreiten, definieren und erhalten. Er wolle sich weiter an diesem Balanceakt beteiligen.

Christoph Luchs

(Die Damen hinter mir meinten, der sähe aus wie Mirko Slomka, aber diese Beurteilung erfolgte aus ca. 50 Metern)

Er sei 44 Jahre, Jurist und sei in der Verwaltung der freien und Hansestadt Hamburg angestellt. Er sei Mitglied des FC seit 2003 und habe seit 2004 eine Dauerkarte. Seine Frau sei da cleverer gewesen, die habe schon 15 Jahre länger eine. Er habe aktiv Fußball in der Kreisklasse gespielt, sei aber dort eher das Modell Timo Schulz gewesen. Aber dies passe nicht zum FC und mit 11 Technikern könne man nicht gewinnen. Er sei ein Newcomer, käme nicht aus einer Funktion, aber er habe Lust darauf Verantwortung zu übernehmen. Er sei der Meinung, dass es auch im Aufsichtsrat die Mischung mache, zwischen neuen Kandidaten und alten Hasen. Die neuen Kandidaten könnten dann einen neuen Blick auf die Sachen werfen und seien auch nicht in irgendwelchen Scharmützeln verwickelt gewesen.

Inhaltlich könne er sich seinen Vorrednern anschließen. Er habe drei Punkte besonders im Fokus. 1. Kommunikation, Dialog mit den relevanten Gruppen verstärken und bei Entscheidungen frühzeitig reden.

2. Man sollte an gewissen Dingen festhalten, so sei der Stadionname nicht zu verkaufen.

3. Man sollte wenn möglich den Profibereich nicht ausgliedern, sondern den im Verein behalten, außer es sei unbedingt notwendig.

Er habe 15 Jahre Berufserfahrung auch in Führungsverantwortung und mit Gremienerfahrung, er bringe dies mit uns seinen gesunden Menschenverstand. (Das haben Juristen nicht)

Sein Herz gehöre zu St. Pauli und er wolle ein Ohr für Fans und Mitglieder sein. Der Aufsichtsrat sei kein Abnickverein, aber auch nicht aus prinzip dagegen, sondern müsse kritisch konstruktiv agieren. Man müsse offen und transparent handeln.

Georg Möller

Er merke, dass inhaltlich seine Positionen schon von anderen Leuten genannt wurden. Er merke auch langsam, dass er ein alter Sack werde, er würde nun gerne dem Verein etwas zurückgeben. Viertel und Verein seien für ihn immer Orientierung und Halt gewesen.

Er komme aus der APO Bewegung. Er bekämpfe die drei deutschen Devisen „Das haben wir schon immer so gemacht, das haben wir noch nie so gemacht, da könne ja jeder kommen.“ Er wolle, dass die Straße nicht nur ein Werbegag sei, sondern er bringe die Straße auch in den Aufsichtsrat. Er wolle das Scharnier zur Basis sein und rege regelmäßige Informationstermine an, bei Auswärtsspielen auch mal auswärts.

Charity und Marketing seien wichtige Themen. Hoeness mache ja auch Charity, weil es eben im Marketing was bringe. Marketing dürfe aber nicht über dem Verein stehen. Man müsse zwar professionell, aber nicht kommerziell werden. Man müsse klären, was sei machbar, was sei erlaubt. Man müsse realistisch sein und das unmögliche versuchen. Sehen, verstehen, handeln müsse das Motto sein und man müsse wie in schweren Zeiten, auch in guten Zeiten entsprechend arbeiten.

(Was vielleicht schon hier deutlich wird: Es erzählt jeder das gleiche. Der ist mir wenigstens mit seinem Spruch von der Straße im Gedächnis geblieben.)

Alexander Müller Elsner

Er sei 50 Jahre alt, verheiratet und habe eine 14 Jährige Tochter. Die sei auch fußballbegeistert. Er sei es seit 17 Jahren und werde es auch lebenslang bleiben. Er hoffe nicht zu langweilen, aber es sei eine Ehre hier zu stehen und eine Ehre zu kandidieren. Er kandidiere nun zum zweiten Mal, weil er der Auffassung sei, dass man sich engagieren müsse. (Und er muss sich hier natürlich fragen lassen, wo er denn in den letzten 4 Jahren mit seinem Engagement war. Und da muss man eben zwischen der Position als Sponsor (absolut löblich) und ehrenamtlichen Aktivitäten auch ohne Wahlamt unterscheiden.)

Er habe kein Wahlprogramm, es ginge hier um eine Kontrollfunktion nach der Satzung und nicht um mehr oder weniger. Er wolle die Interessen der Mitglieder und der Fans einbringen. Fußball sei ein Geschäft, dies müsse man akzeptieren, man könne sich diesem nicht entziehen, wenn man im Profigeschäft spielen wolle. Man müsse dafür sorgen, dass man die Identität wahre, dass man nicht unsicher werde, ob es wirklich der andere Verein sei. Dies sei die Aufgabe

Er bringe 16 Jahre Erfahrung als Unternehmer und eine ausgeprägte soziale Ader mit. Er sei entscheidungsfreudig und biete Verstand und die notwendige Ernsthaftigkeit.

(Ich habe nebenbei soweit wie möglich die Bitte um die Stimmen und die Liebe zum Verein am Ende gekürzt. Das formulieren alle beinah gleich. Was ich bei Müller-Elsner nicht verstehe ist, dass der die vier Jahre zwischen den beiden Wahlen nicht zu ein bisschen Wahlkampf genutzt hat. Der hätte dann garantiert eine Chance auf mehr Stimmen gehabt.)

Markus Schulz

(Auf die Rede hatte wahrscheinlich jeder im Saal gewartet)

Er sei 44 Jahre alt , verheiratet und einen Sohn. Er habe in der F Jugend beim FC Fußball gespielt, sei nun Mitglied in der Bowlingabteilung, stehe in Block 3 der Gegengerade und sei bis vor kurzem im Vorstand gewesen und für die Finanzenverantwortlich. (Bei mir fiel eigentlich hier schon alle Klappen. In Block 3 stehen wird für alle hinter ihm sitzenden etwas schwierig. Zugegeben ist die Blockbenennung der Gegengerade nicht gerade einfach, aber als ehemaliges Präsidiumsmitglied kann man wissen, dass die Stehblöcke DEF sind und die Sitzblöcke 1 bis 8)

Er sei für die Finanzen verantwortlich gewesen, habe diese mitgeprägt und sei auch der Meinung einen guten Job gemacht zu haben. Er habe die Vermarktungsrichtlinien miteingeführt. Er glaube, dass man ein gutes und starkes Präsidium habe, welches aber auch einen guten und starken Aufsichtsrat brauche. Die Fehler habe man das letzte mal in guten Zeiten gemacht. Es gebe genügend Chancen, aber auch genügend Risiken. In der Vermarktung, in der Finanzierung des Stadions und der Kollaustraße, man werde nicht immer erste Liga in der Zeit der Finanzierungen spielen. Man brauche dann ein gutes Präsidium und einen Aufsichtsrat, der sich kompetent einbringen kann.

(Das habt ihr bisher bei allen gehört. Ich glaube das ist auch so ein bisschen das Problem gewesen, dass beinah kein Kandidat eigene Akzente setzen konnte.)

Er müsse aber noch auf die beiden Rs eingehen. Rücktritt und Rache. (Na endlich wird es mal spannend an diesem Montag abend)

Er habe zum Rücktritt erst was sagen wollen, wenn die Wahlen vorbei sind, darum sei er auch vom Präsidium gebeten worden. Es habe bei der internen Abstimmung, wer denn Präsident werden solle, zwei Kandidaten gegeben und die Abstimmung sei 3-1 ausgegangen für Stefan Orth. Dies sei Demokratie und in Ordnung. Um dann keine Risse von innen zu schaffen, sei es besser gewesen zurückzutreten. Da er die Präsidentenwahl nicht belasten wollte, habe er auch die Schnauze gehalten. Das sei eine gute Lösung und nun beendet. (Ja, soweit kann man ihm folgen, aber genau, die Frage die nun brennt ist: Ja und warum wirst du nun Aufsichtsrat? Oder: Warum dieses klare Votum des Restpräsidiums?)

Rache: Wenn, dann hätte er ja gleich an die Medien gehen können. (Das ist eine mitgesprochene Drohung in dem Sinne von „Ich kenn jede Leiche im Keller und das geht auch jetzt noch.“) Wenn man seine Vita kenne, dann wisse man, dass das ganze auch sein Baby sei und er wolle, dass das positive anhalte und nicht in den Keller gehe. (Und auch hier wieder die Frage, die auf der Hand liegt: Ja, warum dann der Rücktritt? Und zwar zweimal? When the going get’s tough, the tough get’s going. Und das meint nicht nach Hause in den Schmollwinkel.)

Und nun kommt’s: Niemanden in der Versammlung interessierten diese Fragen. Beifall, Abgang, fertig.

Lars Sörensen

Er sei Diplom Finanzwirt und Steuerberater, komme also aus der Steuerecke. Er sei seit 1998 Mitglied der Fußballabteilung und von 2001 bis 2007 Kassenprüfer gewesen. Da habe er sich schon immer mit Markus ärgern müssen. Seit 2007 sei er Aufsichtsrat und für die Kontrolle der Finanzen zuständig. Er habe die Erkenntnis gewinnen müssen, dass man nur dann eine Zukunft habe, wenn man grundsolide wirtschafte. Man habe immer dann die Fehler gemacht, wenn es einem gut ginge. Bei aller Euphorie über sportlichen Erfolg müsse man sich immer wieder der Wirklichkeit stellen und sich fragen, wie man Kollaustraße und den eventuell noch kommenden Gegengeradeumbau zahlen solle. Woher bekäme man diese Mittel? Wie könne man investieren. Vieles würde sich rapide durch einen Abstieg ändern. (Da lesen sie wieder die Bielefeld Angst)

Man habe sich finanziell entwickelt, aber man sei noch lange nicht liquiditätsunabhängig finanziert. Man dürfe sich nicht verkaufen. Man müsse langfristig planen, sowohl für die Profis, wie auch für die Abteilungen. Ein Schwerpunkt müsse dabei die Spielstätten sein. Um dies alles zu leisten müsse das Berichtswesen ausgebaut worden. Eine konsolidierte Bilanz, monatliches Reporting seien ein guter Weg, aber bis das alles perfekt sei, sei es noch lang.

(Sie lasen jetzt die Statements von 13 Kandidaten. Mal ganz ehrlich: So vier Wochen später: Wäre euch noch eine der Reden wirklich im Kopf geblieben? Nein, es wurde eigentlich prinzipiell 13 mal das gleiche gesagt. Erstaunlich oder? Natürlich ist unser Aufsichtsrat ein Kontrollorgan mit wenig kreativer Macht, aber dass auch die Newcomer nicht versuchen auf eine ganz andere Karte zu setzen, ist schon erstaunlich.)

Die Anwesenheit

414 Mitglieder, 403 stimmberechtigte. (Peinlich, oder?)

Die Ehrungen

Ich spare mir hier die einzelnen Namen aufzuzählen, die für ihre Mitgliedsjahre geehrt wurden. Ausnahmen möchte ich machen für Günter Peine und Kuddel Kuhnert, die beide 80 Jahre Mitglied im FC sind. Beide sind 90 Jahre alt und gerade Günter Peine ist fit wie ein Turnschuh. Beide haben sich ehrenamtlich engagiert in diesem Verein (Günter deutlich mehr, aber das sei bitte keine Wertung) und beide seien hiermit mit den besten Wünschen versehen.

Günter Peine trug noch ein Gedicht vor, was zu folgender Feststellung führte: Er hätte bei 30 Sekunden und gerappt alle Chancen gehabt.

Dann gab es noch Ehrungen, die von besonderen Leistungen außerhalb des sportlichen Bereichs abhängen: Wolf, Benny Adrion, Bodo, Sven Gronau, Uwe Doll seien hier nur mal genannt. (Ich finde die Ehrung von Wolf richtig, aber sind eigentlich Reiner und Kollegen schon mal geehrt worden?)

Ingeborg Schnell und Familie Rittmeier wurden noch geehrt, wobei letztere einen Auswärtsreisegutschein bekamen. „Nach Stellingen“ war der Kommentar vom Übersteiger.

Die sportlichen Ehrungen hatten als Highlight Michael Meeske für den Gewinn seiner Altersklasse bei den Cyclassics (immerhin das kann er). Und die Julius Leber Gesamtschule für den Gewinn der deutschen Schulmeisterschaften. Die anderen spar ich mir, auch wenn das alles beachtliche Leistungen sind. Ihr seid alle St. Pauli!

Und abschließend: Das Ergebnis

422 abgegebene Stimmen

4 ungültig

Roger Hasenbein: 267

Michael Burmester 254

Lars Sörensen 211

Uwe Doll 177

Christoph Kröger 172

Marcus Schulz 166

Tay Eich 154

(Und um dann mal den Abstand zu dokumentieren, auch noch die anderen Kandidaten.)

Lucks 75

Müller Elsner 64

Kauerauf 64

Möller 33

Feldhusen 13

Belchhaus 12

Das nenn ich mal einen ordentlichen Abstand. 79 Stimmen zwischen dem letzten gewähltem und dem ersten nicht gewählten sind schlichtweg krass viel. Da kann man nur draus schließen, dass der Aufsichtsrat aus Sicht der anwesenden Mitglieder soviel nicht falsch gemacht hat. Und wenn selbst so eine prominente Bewerbung wie MS nur 166 Stimmen erhält, dann ist das schon deutlich.

Fazit?

Drei Wochen nach der eigentlichen Versammlung bin ich dann auch endlich mit der Aufarbeitung fertig. Der Blog und insbesondere die Fotoseite hat erheblich darunter gelitten. Ab nächste Woche mache ich mich daran, dies alles aufzuarbeiten. Ich wünsche allen Lesern eine geruhsame Vorweihnachtszeit und wir lesen uns spätestens zur nächsten JHV wieder.

Viva St. Pauli!

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