oder
Ihr überfordert meine Kreativität
Liebe Leser, es ist ein neues Jahr! Und erschreckenderweise ist auch der JHV Bericht ENDLICH fertig und wird direkt mit diesem Bericht veröffentlicht. Danke an meine Korrektorin und an eure Geduld. 2009 wird unser Jahr! Wie ich darauf komme? Keine Ahnung, aber ich denke wir sind dran, oder?
Was aber findet ihr nun in der Betrachtung dieser Zeilen? Logischerweise ein paar Zeilen zum Spiel gegen Wolfsburg, logischerweise einige Zeilen zum Spiel gegen Schalke. Bzw. zum Nichtspiel. Was kann ich euch sonst noch erzählen? Jeder, der die Kolumne von Thees im Übersteiger liest, weiß, dass dieser Mensch das Gegenteil von Understatement ist. Aber eines ist ebenso wahr: Dieser Mensch spricht Wahrheit. Wer würde widersprechen, wenn er sagt, dass es nichts schöneres auf der Welt gibt, als betrunkene traurige Musik zu hören? Ich nicht, denn gerade als diese Zeilen entstehen, tue ich genau dieses. Danke an das Viertel-Dreieck (was für eine wundervolle Bezeichnung für den Dreiklang Fanladen, Jolly, Raval) und danke an die Erfindung des Bieres und des Ciders (nüchterner Nachtrag und danke für den Kater). 😉
Einige Leichen
Nachdem man also Freitag im Viertel-Dreieck ein zwei Getränke zu sich genommen hatte, klingelte viel zu früh Samstag der Wecker. Den schweren Kopf unter die Dusche geschleppt, wach geworden und der routinierte Blick aufs Handy. Schlechte Nachrichten verkündete dieses, denn u.a. hatte Stefan beschlossen sich anzustecken und für diese Tag auszufallen. Da auch die anderen Fanladenmitarbeiter noch den Schlaf der Gerechten schliefen bzw. ihren freien Tag genossen, waren wir ohne professionellen Fanladeninhaber. Nun ja, ein Notprogramm war schnell gestrickt und eine professionelle Tresenbesatzung war schnell gefunden. Gute Besserung an die lebende Leiche.
Kurz geklärt, dass es keine Osnabrück Karten gibt und dann alles geholt um einen Fanräume-Fanladentag zu machen. Zum Frühstück sollte es Kaffee, Croissants und Franzbrötchen geben. Leider lies der Besuch doch zu wünschen übrig. Was man dann erst merkt ist, dass der Fanladen bei Heimspielen Anlaufstelle der auswärtigen Braun-Weißen ist und diese fehlen an solchen Tagen natürlich. Erstaunlich war es, dass trotzdem Crossaints und Co gut angenommen wurden. Später war dann die Alte Schule angetreten und machte sich daran die Biervorräte zu bearbeiten. Wobei, Kaffee wurde auch getrunken.
Glücklicherweise hielten sich die Anfragen nach Totenkopfshirts, Osnabrück Karten und restlichem Kram in Grenzen und wir konnten in Ruhe die Leute bedienen. Lisa und Knuffi, die Futter und Kaffeefraktion, Kari und meine Wenigkeit die Getränke- und Merchfraktion. Lief auch absolut gut, aber man ahnt, was für ein Stress normale Spieltage sein müssen. Wir hatten aber die Spitze des Viertel-Dreiecks im Griff und mit netten Gästen hatten wir riesig Spaß, wenn das auch Arbeit ist.
Kurz vor drei rief dann aber das Stadion. Knuffi hörte diesen Ruf nicht und verteidigte den Fanladen gegen böse Angreifer, die aber nur in Form von Fanladen Carsten erschienen. Am Stadion waren riesige Schlangen vor dem Kartencenter, über die ich mich jetzt nicht aufrege, da das Kartencenter einen eigenen Abschnitt in diesem Bericht bekommt.
Immerhin konnte im Gedrängel Enrico P und Sutje K. eingesammelt werden und gemeinsam ging es zu „unserem“ Platz, wo mit „Hol-mal-Bier“ Thomas und Konsorten noch ein paar andere Bekannte standen.
Aber bevor wir jetzt Pathos mit namedropping komplett in den Wahnsinn treiben, widmen wir uns dem Spiel. Die Stimmung auf den Rängen war irgendwie schön. Kein organisierter Support und auch kein Zwang laut zu sein, lässt Raum für ein bisschen entspanntes Rufen und für viel Blödsinnsgelaber. Und in unserer Besatzung, die durch unseren Lieblingsarchitekten und Dosi vervollständigt wurde, gab es genug Blödsinn zu sabbeln. Gut, dass niemand die Sexismus Sache beim FC wirklich ernst nimmt, sonst hätten wir lebenslang Stadionverbot. Denn vieles bewegte sich definitiv unter der Gürtellinie. Aber warum die bald Frau von E.P. sehr glücklich sein muss und andere Dinge lassen wir jetzt mal unter den Tisch fallen.
Das Spiel plätscherte so dahin und mein Lieblingsarchitekt war es (meine ich), der anmerkte, dass unserer Mannschaft die Körpersprache eines Meisterschaftsspieles fehle. Und wenn zwei Mannschaften nicht mit vollem Einsatz spielen, dann setzt sich normalerweise die technisch bessere durch. Und das ist natürlich Wolfsburg. Und was unsere Abwehr an Cleverness fehlt, das haben die im Sturm mehr als genug.
Trotzdem fand ich die Leistung unserer Jungs nicht schlecht. Einige Male lief der Ball doch ganz gefällig und das Potential für die 2.Liga blitzte doch auf. Gerade Hoilleth zeigte einige doch sehr brauchbare Ansätze.
Wolfsburg hatte auch Fans mitgebracht und die örtliche Ultrafraktion meint wohl den Harten geben zu müssen, um mal Aufmerksamkeit zu bekommen. Wie anders kann man die Deppenaktionen des Spieltages sonst erklären? Oder sind die einfach zu frustriert, weil sie ein unbedeutender Dorfverein sind? Da wurden morgens schon St. Pauli Fans angerissen, da wurde am Hauptbahnhof rumgerockert und vor der Gegengerade Stress gemacht. Man hatte die Gästefans ans Ende der Gegengerade verfrachtet, aber wirklich viele Wolfsburger waren da nicht mehr vorhanden. Mal ehrlich: wenn die über Repressionen jammern, dann sind die selber Schuld. Abgerundet wurde das absolut peinliche Bild durch „Schwule, Schwule“ Rufe.
Schnell wieder zum Fanladen und alles für die Abendveranstaltung vorbereitet. Das lief leider nicht wirklich perfekt, denn leider klappte das Mikro nicht wie geplant. Jetzt brummte der Laden und das Chili flog nur so über den Ladentisch. Micha hatte sich um ein veganes Chili verdient gemacht, welches wohl ziemlich scharf war, aber ebenso reißenden Absatz fand, wie die Fleischversion.
Leider fanden sich nur sehr wenig Zuhörer zur Lesung ein, die nicht mit dem Leser bekannt waren, aber die die da waren, hatten dann doch sehr ihren Spaß. Ich wusste auch nicht so richtig, was mich erwartete, aber da wurde doch sehr lustig und kenntnisreich über Amateurfußball berichtet. Insofern haben alle nicht Anwesenden dann doch was verpasst.
So jetzt waren wir auch fröhlich 12 Stunden auf den Beinen, davon alleine gut 8 am bedienen im Fanladen und so langsam war ich schlichtweg fertig. „Last Order“ die Leute rausgeschickt, gezählt, abgerechnet, bisschen aufgeräumt und ab ins Bett, wo mein Kopf nur noch das Kissen berührte und ich dann in den Tiefschlaf fiel.
Und dann war da noch…
… die Spielabsage gegen Schalke. Ich vermeide personelle Kritik in diesem Verein schon sehr bewusst. Dies liegt zum einen daran, dass ich nun mal einem Zweckverein vorstehe, zum anderen aber auch daran, dass ich so etwas schlichtweg zu billig finde und lieber das System kritisiere. Arbeiten wir in diesem Fall jedoch mal mit Hypothesen. These 1: Für die Rasenheizung ist T. Vierkant verantwortlich. (Diese These entspricht sehr wahrscheinlich der Wahrheit, er selber hat dies gesagt.) These 2: Es ist schlichtweg vergessen worden, diese in Betrieb zu nehmen. (Ich gebe dieser These nur 50 %, da die Gegenthese „Wir haben gezockt, um Geld zu sparen“ bei einem chronisch klammen Club nicht wirklich von der Hand zu weisen ist.)
Unterstellen wir mal, dass diese Thesen wahr sind, dann würde man bei einem einmaligen Versehen, einfach „shit happens“ schreiben und das Ganze zu den Akten legen. Wenn man aber die sonstige Zuständigkeit sieht, dann muss man sich schon Gedanken machen. Kartencenter? Wie schrieb Orsen so schön? Welche Philosophie verfolgt das Kartencenter? Der Beitrag ist natürlich subjektiv und teilweise auch nicht meine Meinung, aber er passt schon zu meinen Beobachtungen. Daher hier mal im Wortlaut des Forums übernommen:
ZITAT BEGINN
… oder gibt es gar keine?
Gestern wurden sehr viele Fans durch die Absage des Schalke Spiels enttäuscht, verärgert, missgestimmt. (Gründe dafür bitte nicht hier diskutieren)
Heute wollte ich mir mein Geld wiederholen und durfte nach der ärgerlichen Spielabsage von gestern, eine halbe Stunde dort anstehen, weil das KC es gerade mal geschafft hat, EINEN Schalter zu öffnen. Wie ich wegging, war die Schlange noch länger als ich ankam.
Im Raum hinter dem geöffneten Schalter saßen zwei Personen und waren am schnacken. Der eine davon zog irgendwann seine Jacke an und ging.
Am Nebenschalter sah man unter der fast ganz heruntergelassenen Jalousie ab und zu einen Menschen am Computer arbeiten.
Wenn ich, als FC St. Pauli, meine Fans, aus welchen Gründen auch immer, verärgert habe, weil ein Spiel sehr kurzfristig abgesagt wurde, sollte ich doch bemüht sein, sie nicht noch mehr zu verärgern. Oder?
Dann besetze ich doch (zumindest in Stoßzeiten) so viele Schalter wie möglich und stelle für zwei Tage alle anderen Arbeiten hinten an. Und wenn ich mich als „Chef“, „Geschäftsführer“ oder sonst was selber dort hinsetze.
Deswegen die Frage nach der Philosophie.
Interessiert niemanden, sie kommen ja doch alle wieder?
Wenn es denen nicht passt, können sie sich einen anderen FC St. Pauli suchen?
Solange wir die Hütte immer voll kriegen, machen wir uns über so was keine Gedanken?
Würde mich wirklich mal interessieren wie da die Denkweise ist? Ich fühle mich zumindest mal wieder richtig verarscht. Mit Anstehen zum Kauf der Karte und heute waren das 45 Min für nix.
Das letzte Mal war ich vor ein paar Jahren bei einem Testspiel im Hochsommer gegen Hertha BSC. Da hatte mit dem Spiel zwar alles geklappt, aber für 4 – 5000 Zuschauer auf der GG gab es gerade mal EINEN Getränkestand. Viele sind in der Hz gegangen, weil sie einfach Durst hatten. Jetzt mal was Neues. Durst hatte ich nicht, aber es war saukalt und in der „warmen Stube“ hatten Mitarbeiter wichtigere Sachen zu tun als die „Kunden“ in der Kälte zu bedienen.
Steckt da irgendeine Philosophie hinter, oder ist es einfach nur Blödheit, Arroganz oder Dilettantismus?
Im guten Einzelhandel spricht man von Kundenorientierung. Als erstes (im gewissen Rahmen) kommt der Kunde, dann alle anderen Arbeiten. Das was heute mal wieder im KC abging, hatte damit noch nicht mal im Entferntesten was zu tun.
Wollt ihr euch erst etwas Mühe geben, wenn irgendwann die Zuschauerzahlen zurückgehen? Könnte zu spät sein …
ZITAT Ende
Noch mal ausdrücklich: Nicht meine Meinung zu 100 %, aber doch eine Erfahrung, die ich so oder ähnlich schon mehrfach gehört habe.
Ich schildere jetzt mal meine subjektiven Beobachtungen von den Testspielen: „Moin, ich hätte gerne drei Schalke Karten“. Er fummelt, druckt aus, gibt mir eine. „Nein, ich wollte drei.“ „Oh…“ Umtausch: “ Moin, ich hätte gerne zweimal Geld und einmal für heute eine Gegengerade.“ Der Beschäftigte (ein anderer) druckt drei Karten für das Spiel aus. Ich habe eigentlich nicht das Gefühl eine unklare Aussprache oder eine leise Stimme zu haben, aber beim Kartencenter bekomme ich nie das bestellte. Klar, subjektiver Eindruck, ebenso, dass es gefühlt immer Ewigkeiten dauert, bis man Karten bekommt. Und jedes Jahr wieder Erstaunen darüber herrscht, dass Petra und Adam in London leben. Wie schon gesagt, alles subjektiv, aber ich fühle mich im Fanladen und bei der AFM irgendwie besser bedient. Und warum man es bei einem Testspiel nicht schafft, die 2000 Karten, die am Spieltag gekauft werden, schnell an den Mann zu bringen. All dies ist aus meiner Sicht eine Frage der Organisation und das ist eine Führungsfrage. Und wer ist fürs Kartencenter verantwortlich? Richtig!
Stadionbau? Siehe JHV Bericht. Wer ist dafür Verantwortlich? Richtig! Schlussfolgerung? Überlegt mal, wie ihr als Chef reagieren würdet, wenn ein Angestellter von euch so agieren würde.
Fakt ist, dass diese Absage einfach Megapeinlich war und auf uns ein ganz schlechtes Licht wirft und ganz einfach mit zwei Worten zu beschreiben ist: Extrem unprofessionell! Wir verlieren damit auch an gutem Ruf, was in unserer Situation (neuer Sponsor gesucht!) garantiert nicht gut ist.
Da hilft auch nicht die Bombenidee, doch Bofrost als Sponsor zu verpflichten. 😉
… die Aufsichtsratswahl beim Lokalrivalen. Man kann sich nur an den Kopf fassen, dass so viele Leute ihrer eigenen Abteilungsführung absolut misstrauen und der Blöd-Zeitung vertrauen. Tja, nun gibt es halt Kommerz pur. Viel Spaß liebe Lokalrivalenfans. Das dies natürlich auch bei uns möglich wäre, wenn Corny eine entsprechende Kampagne fahren würde, sollte jedem klar sein. Es ist schade, dass es immer so eine schweigende Gruppe gibt, die kurz auftaucht, alles kaputt macht und sich dann wieder verzieht.
Hallo Norbert,
lange nichts mehr gehört/gelesen hier. Habe schon gedacht, du hast dich zur Ruhe gesetzt oder bist ernsthaft erkrankt. Schön, dass es wieder Lesestoff gibt.
Thomas