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Baden in Wies

Normalität

Es ist keine Sensation mehr, wenn der FCSP in der ersten Runde bei einem Verein verliert, der in der dritthöchsten Spielklasse spielt. Es ist eher Routine. Seit 20 Jahren war das Ergebnis immer eine Niederlage. Und es liegt nicht an den fehlenden Gelegenheiten, nein, diverse Male spielte man gegen einen Verein der dritthöchsten Spielklasse.

Und nehmen wir das Ergebnis dieses Freitagabends in Wiesbaden vorweg: Weiterhin sind wir zuletzt in Meppen 1998/1999 bei einem Vertreter der dritthöchsten Spielklasse weiter gekommen.

Dritthöchste Spielklasse? Da auf diesem Level in den letzten 20 Jahren ungefähr alles umgekrempelt wurde, lässt es sich schlecht von „dritter Liga“ oder ähnlichem sprechen.

Anreise

Fußball ist für einen auswärts fahrenden Fan jedoch nicht nur ein Ergebnissport. Wäre dies der Fall, wären nicht 2000 erwartungsfrohe FCSP Fans nach Wiesbaden gepilgert. Zwar gibt es immer auch die irrationale Hoffnung, dass dieses Jahr nun endlich alles anders sein würde, aber seien wir ehrlich: Das ist so wie die Hoffnung, dass Donald plötzlich auch nur einen Hauch an Vernunft und Empathie annehmen würde.

Unsere Reisegruppe hatte den PKW als Anreisemittel gewählt und sich dank eines Fahrers der Marke „ich kenn mich hier aus“ gleich in HH verfahren. Der Fahrer tippt nebenbei gerade diese Zeilen. Man setze hier bitte ein Affen ein, der sich die Augen zuhält.

Alles kein Problem, hatten wir doch Zeit genug und nach Hannover sagte uns Google Maps immer noch eine Ankunft um ca. 19 Uhr voraus. Wir machten schon Witze, dass wir dann bitte genau 19:10 ankommen sollten.

Die Reisegruppe hatte sowieso gute Laune. Bestes Playlistmanagement und ein fröhlicher zusammen gewürfelter Haufen sorgten für beste Stimmung.

Und dann kam Kassel. Und der Unfall. Und Stau. Und noch ein Stau. Und noch eine Baustelle. Und noch eine. Und noch eine. Und so weiter.

Innerhalb von 15 Kilometern veränderte sich die Ankunftszeit von 19:06 auf 20:22. Na super. Die Meisterfrage, die man sich nun stellte, war: Kann man gegen Google Maps aufholen? Ja man kann. Und zwar ordentlich.

Chaos

In Wiesbaden angekommen, war die Parkplatzsuche noch relativ schnell und mit wenig Cha-os erledigt.

Riesiges Chaos dann aber beim Einlass. Hier also die Top Tipps, wenn du als „kleiner Verein“ im Pokal spielst: Erwarte nicht, dass die 2000 Leute, die eine Gästekarte gekauft haben auch kommen. Das wäre ja was vollkommen neues. Wichtig ist, dass du jeden ganz penibel durchsuchst, auch wenn ein riesiger Mob vor dem Eingang steht. St. Pauli Fans sind brutal G E F Ä H R L I C H und dafür bekannt mindestens (!!!!) Motorsägen in den Gästeblock zu schmuggeln. Lass dir Zeit beim durchsuchen, niemand will schnell ins Stadion, wenn der Anpfiff nur noch 30 Minuten weg ist. Wenn etwas unklar ist oder zwei Ordner nicht einer Meinung sind, dann reagiere ja nicht mit ruhiger Ansprache oder mit einem Gespräch mit dem Fanbeauftragten des Gastvereines. Die haben sowieso keine Ahnung. Hektik und möglichst noch die Polizei involvieren, ist immer der richtige Weg. Nicht vergessen: Das sind gefährliche Tiere, diese Gästefans. Und als Ordnungsmacht: Streiche bloß das Wort „deeskalieren“ aus deinem Wortschatz. So ein Gästefan ist schwerkriminell und wird schon irgendwas gemacht haben, was die volle Härte der Ungesetzlichkeit rechtfertigt. Und bedenke, dein Innenminister sagt sowieso, dass du alles richtig gemacht hast und du hast eher freien Urlaub als ein Strafverfahren zu befürchten. (In diesem Zusammenhang auch schöne Grüße nach Magdeburg, wo irgendwelche Polizisten Freitag meinten, die Darmstädter ohne Sinn und Verstand zusammen zu ballern.)

Ändere bloß nicht dein Gästefanblock. Der Käfig, der in einem Gefängnis inhuman wäre, der ist für Fußballfans viel zu gut. Und hey: Du musst Gästefans von anderen Gästefans durch ein Gitter mit Löwengang und Überstiegsschutz trennen. Wo kämen wir denn dahin, wenn man einfach das Tor öffnen würde? Und ganz wichtig: Statte den Überstiegsschutz so aus, dass sich mindestens ein Besoffener daran in der Nähe der Pulsadern aufschneidet, wenn er seinen Kumpel im Nebenblock begrüßen will.

Wer in den letzten beiden Absätzen Sarkasmus oder Ironie findet, der darf sie behalten.

Stimmung

Die Stimmung im Gästeblock war ziemlich gut, die Vorsänger trieben gut an. Das Intro aus Fahnen und Blinkern sah gut aus, wenn man drinnen stand. Nur eine Sache: Wenn Feuerwerk ausgeht und ihr daneben steht, dann ist es richtig da kurz drauf zu treten, damit das nicht noch länger glüht. Nicht richtig ist es, die noch glühenden Reste mit Schwung von eurer Stufe zu schieben. Denn dann bekommen das Leute auf den Fuß, die vielleicht nur Sandalen an haben. Außer einem Schreck und wahrscheinlich einer kleinen Brandstelle ist zum Glück nichts passiert.

Hätte, Hätte, Fahrradkette

Auf dem Platz irgendwie 4-16 Ecken, gefühlt 5 zu 100 Torschüsse und am Ende ein 3-2. Jeweils aus Sicht des Gastgebers. Es war kein schlechtes Spiel unserer Jungs, die genügend Torchancen für zwei Spiele heraus spielten. Aber man muss halt dann auch mal eine rein machen. Und man muss echt nicht die erste Ecke des Gegners fangen. Dabei noch ärgerlicher ist, dass diese nur entstand, weil ein Ball durch den 5er segelte und bei uns den Torhütern anscheinend verboten ist, die Linie zu verlassen. Dadurch wurde der Ball erst eine Ecke. Die man dann aber auch locker klären kann, liebe Abwehr.

Veerman eher unglücklich. Ein Stürmer, der erstmal null am Spiel teilnahm, dann aber vier riesige Dinger auf dem Fuß oder knapp vor dem Fuß hat. Und mindestens eine davon kann er mal machen. Und dann gewinnen wir das Ding nach 90 Minuten. Gut, machen wir es nicht an ihm fest. Er ist neu, der kommt noch.

Was wir nicht verstehen, ist die uns bisher unbekannte Regel, dass ein Torhüter anscheinend seinen Gegenspieler absichtlich verletzen darf, wenn er nur vorher den Ball gespielt hat. Sorry, aber da kann man nicht mehr von „unglücklichen Zusammenprall“ reden, der wollte genau so in Allagui rein springen und den genau so treffen. Jedem Stürmer wäre das abgepfiffen worden, selbst wenn er den Ball vorher berührt hätte. Aber nun gut, siehe letzter Absatz: Chancen machen und dann muss man sich nicht über den Schiedsrichter ärgern.

Ebenso verlor man leider nach dem 3-2 Anschlusstreffer jede Ruhe und Ordnung. Wenn man da etwas sortierter zu Ende spielt, dann ergeben sich vielleicht auch noch Chancen, denn Wiesbaden war garantiert nicht sattelfest hinten drin. Mit unkontrolliert „hoch und weit“ machte man es ihnen dann aber etwas einfach.

Trotzdem wurde der Mannschaft applaudiert und das nicht einmal zu Unrecht. Sie hat alles versucht, was sie an diesem Tag drin hatte.

Sagt das nun irgendwas über den weiteren Verlauf der 2. Liga aus? Eher nicht. Aus Erfahrung kann man sagen, dass wir schon aufgestiegen sind, wenn wir in der 1. Runde gescheitert sind und weit am Ende standen, wenn wir weiter gekommen sind. Es gilt aus dieser Niederlage zu lernen und in der Liga weiter zu machen.

Und vielleicht sollten wir uns ernsthaft überlegen, ob man eigentlich als Zweitligist für den Pokal melden MUSS. Wir können uns sonst diese Spiele echt schenken.

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