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Tschüß, Stefan!

Ja, liebe Lesende, es war kein Aprilscherz, denn Stefan verlässt die vorderste Front der Fanarbeit und wird Geschäftsführer des Vereins Jugend und Sport, der beide Fanprojekte in Hamburg organisiert.

So schön es ist, wenn jemand „Karriere“ macht, aber wir verlieren im Fanladen nicht nur namentlich einen Schatz. Sondern jemanden, der Fanarbeit beim FCSP über Jahrzehnte geprägt und geformt hat. Einst als langhaariger Student gekommen, geht er mit leicht schütterem Haar nun aus dieser Funktion. Eine der Personen, mit denen man beim FCSP alt wird.

Als er dann fest im Fanladen begann, war er irgendwie ein Novum. Mal jemand, der schon damals zumindest fest liiert, wenn nicht verheiratet war und der irgendwie das war, wozu man eine „professionelle Distanz“ aufbauen konnte. Meint, der nicht gleichzeitig Fanladen, oberster Ultra und Erster auf dem Zaun war. Man verstehe uns nicht falsch, all seine Vorgänger waren auf ihre Art für die Geschichte dieses Fanprojektes unverzichtbar. Aber Stefan konnte es wieder weiter entwickeln und hat – vielleicht auch durch seine Möglichkeit, mal mit Frau, Kindern und Motorrad abzuschalten – mit am längsten an der vordersten Front ausgehalten.

Und wer ein bisschen sein Fansein reflektiert, der weiß, dass die Betreuung von uns nicht immer einfach ist. Sei es, weil man mit einem besoffenen Sack Flöhe nach Dresden fährt oder weil man wieder mal mit dem Busfahrer diskutieren muss, ob man nicht doch über die A1 fahren und Allertal mal auslassen kann.

Ein Herz für Sozialpädagogenscheiß

Und das sind alles Sachen, die neben der eigentlichen pädagogischen Arbeit anfallen. Und gerade Stefan war ein Meister in der „Ich verstehe ja deinen Ansatz, aber …“-Arbeit. Unvergessen bleibt, wie er damit mal T. von Fanräume auf die Palme brachte, die nur erwiderte: „Nun lass mal deinen Sozialpädagogenscheiß.“ Aber gerade dieser ist auch wichtig. Gerade in Zeiten, wo viele Jugendliche zum FCSP stoßen, die den Gründungsmythos der „besonderen Fans“ und die politischen Kämpfe der 80er und 90er Jahre nur noch aus den Erzählungen ihrer Großeltern kennen.

Wofür Stefan auch für uns stand, war ein absolutes Vertrauensverhältnis. Wenn er mal was geschrieben haben wollte, dann waren wir uns sicher, dass es ehrlich und ohne Hintergedanken mitgeteilt war. Und wenn wir mal was hinter den Gardinen wissen wollten, dann war er ehrlich und wusste, dass wir nix Öffentliches draus machen würden. Danke dafür.

Nun also der nächste Schritt. Das Ganze zusammen halten. Seinen Arbeitsplatz an der Holstenstraße haben. Häufiger mal auf komische Quadrate gucken. Und wahrscheinlich sich viel mehr mit Stadt, Vereinsvorstand, Stiftungen etc. absabbeln müssen als mit Ultras, Fans und Hooligans. Oder mit Fans, die Ultras und Hooligans sind. Hoffentlich verstehen die auch dein Anliegen und mögen dich so, wie wir dich mögen.

Wir wünschen dir, dass du in dieser neuen Arbeit viel Spaß hast, dass du es auch schaffst, wieder Fan zu sein, ein Spiel entspannt irgendwo verfolgen zu können und mit deinem Verein zu leiden. Und natürlich wünschen wir uns, dass wir ab und zu mal auf die alten Zeiten anstoßen können, über vieles lachen können. Und zu guter Letzt alles Gute für die Kinder, die Frau, das Motorrad und dich.

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