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Reihenhaus in der Mitte

                 
 
Wir werden alle älter. Die Alternative zum Älterwerden ist das früh sterben. Und das ist irgendwie auch keine Lösung. Wir haben auch zuwenig epochenbildende Musik geschrieben, um dem Club 27 anzugehören. Und das 1/3 von uns, was gerade seine Weltkarriere als Musiker beginnt, ist schon über 27, kann also auch lieber die Karriere als Altstadionrocker anstreben. Wer weiß, vielleicht gibt das Bezirksamt den Stadtpark in 40 Jahren für ihn und seine Band frei? 
 
Aber es ist irgendwie ein schönes Bild, wenn an einem lauschigen Frühlingstag Kindertag am Millerntor ist und selbst die halstätowiertesten Chaoten als liebende Eltern ihre kleinen Racker präsentieren. 
 
Nur die Gesprächsinhalte ändern sich entsprechend. Vor 10 Jahren hätten wir noch diskutiert, wo man eigentlich letzte Nacht abgestürzt ist, jetzt dreht sich die Diskussion darum, ob eigentlich ein Reihenendhaus oder ein Reihenmittelhaus spießiger ist. Unsere These? Das Endhaus, weil Eigentum eines solchen etwas vorgibt, was einfach nicht da ist. 
 
Viele Gäste von nah und fern prägen immer den letzten Spieltag, ebenso wie Abschiede. Zu Rainer haben wir bereits ganz viel geschrieben, über den Lautsprecher hörten wir aber auch, dass Dirk Brüllau beim Aktionsbündnis aufhört. Dirk, danke für die ganze Arbeit über die Jahre! Da hört ein sehr intelligenter Mahner und Influencer (wie man das neudeutsch nennt) auf. 
 
Die Südkurve konnte ihrer Choreo ein „N“ klauen (und aus „Klassenkampf“, „Klasse Kampf“ machen) und auch sonst herrschte auf den Rängen eine ausgelassene Sommerfußballstimmung. Nur nicht bei den Rentnern auf der Gegengeradesitztribüne, die wir heute mal in Augenschein nahmen. Die waren ab Sekunde 30 so in Fahrt, als ob hier gerade die Meisterschaft entschieden werden würde. Geile Crew, voll mit dem Herzen dabei. Der direkte Nachbar schrieb in der zweiten Halbzeit auf Facebook was von „dankbar, Klassenerhalt ausgiebig gefeiert“, während er in Reallife gerade alle Spieler, den Schiedsrichter und die Welt bepöbelte. Geile Typen. So wollen wir auch im Alter sein. 
 
Klasse Choreo
 
Im Gästeblock zeigte man vor dem Spiel Rauch, hatte dann wohl Polizeistress und stellte zur Halbzeit den Support ein. Details sind uns nicht bekannt. 
 
Auf dem Platz lieferten beide Mannschaften ein sehr unterhaltsames Spiel ab, was auch von einigen Konzentrationsschwächen geprägt war und am Ende verdient 1-1 ausging. Das Potential, welches beide Truppen diese Saison nicht abgerufen haben, deutenden beide an. Und endlich konnte Lasse mal eine seiner vielen Kopfballchancen versenken. Man hat dem Jungen in letzter Zeit immer mal ein Millimeter da oder ein Millimeter hier bei seinen Kopfbällen gefehlt. Endlich geht er mal rein. 
 
Nach dem Spiel noch eine lange Ehrenrunde und der schöne Sommertag war vorbei. Leckeres Essen im Fanladen, Marsch durchs Viertel mit ein bisschen Pyro rundeten den Tag ab. 
 
 
Was sonst noch war
 
Wir wollen auf die Stellungnahme von USP zum Thema Fußballgewalt in Hamburg verweisen. Den Artikel in der Zeck, auf den dort geantwortet wird, findet ihr in diesem PDF, damit ihr einen Verständniskontext habt. Beide Texte machen wir uns nicht zu Eigen und wir wollen beide nun auch nicht inhaltlich kommentieren, das können gerne Andere machen. 
 
Wir wollen nur kurz auf ein zwei andere Aspekte hinweisen, die wir für überdenkenswert erachten, auch weil wir sowohl USP, als auch die Rote Flora für sehr wichtige Bestandteile des Konstruktes „St. Pauli als alternative Lebenswelten“ (ihr versteht, was wir meinen?) erachten.
 
Es ist begrüßenswert, dass hier die interessierte Öffentlichkeit informiert wird. Denn der Flurfunk berichtet schon lange über diese Problematik  und die geschilderten Vorfälle, so lange es aber die Ebene „Flurfunk“ nicht verlässt, ordnet man es eben doch immer noch in eine „normale“ Fußballauseinandersetzungsebene ein. Oder zumindest besteht die Gefahr, dass es so verstanden wird. Dies gilt insbesondere dann, wenn Reaktion immer wieder auf Aktion folgt und andersherum. 
 
Hoffen wir, dass das Ganze nun endlich ein Ende findet und man unseretwegen auf eine „normale Ebene“ zurückkehrt. Denn was wir nun garantiert nicht brauchen, ist Beef zwischen Flora und USP, dafür sind beide Institutionen viel zu wichtig. Uns Hippies ist nebenbei nicht so richtig klar, was denn die „normale Auseinandersetzung“ ist, die da zu Beginn beschrieben wird, aber das ist ein ganz anderes Thema.  
 
Daher unsere Bitte an USP und die entsprechenden Menschen bei der Flora: Die Wege zwischen euch sind teilweise sehr kurz, klärt das doch bitte ganz informell. Wie USP in ihrer Stellungnahme bereits anmerkten, sind die Bande seit fast 15 Jahren sehr eng und wir sind uns sicher, dass beide Seiten von dieser Beziehung enorm profitiert haben. Hier nun eine Spaltung aufzuzwingen, wäre sehr schade, um es vorsichtig zu formulieren. Nicht zuletzt deswegen, weil uns diese Problematik in vielen Jahren der Besuche linker Freiräume selbst nie aufgefallen sind. Daher sollten wir hier alle ebenfalls sehr vorsichtig sein, nicht ein umfassendes Problem zu konstruieren, welches möglicherweise nur auf Einzelfällen basiert. Wie gesagt, beide Seiten haben viel zu verlieren. Bedenkt das, bitte.
 
Es schrieben bisher sonst noch:
 
 
(Rest scheint noch in Sauer zu liegen)

Ein Kommentar

  1. […] Viel schöner und besser geschrieben haben: Stefan Groenveld-Blog: Sommerfußball am Millerntor Übersteiger-Blog: 107 Jahre die einzige Möglichkeit (oder: FCSP – FÜ) KonBon Blog: Kampf um Platz 6: FC St. Pauli gegen SpVgg Greuther Fürth Magischer FC: Reihenhaus in der Mitte […]

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