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Erkenntnisse?

Gedanken zum Testspiel gegen den FC Sevilla

Es ist schwer, die zweite Liga vorherzusagen. Während man in der ersten Liga garantiert eine gute Chancen hat richtig zu liegen, wenn man Dortmund und Bayern auf 1 und 2 tippt, wäre ein solcher Tipp in der zweiten Liga immer sehr gewagt. Natürlich gibt es auch hier Favoriten und Außenseiter. Für die beiden Absteiger gibt es traditonell leicht zu benennende Favoriten; Sandhausen und Würzburg die großen Außenseiter. Aber ruft mal in Paderborn oder Darmstadt an. Dann wisst ihr, wie präzise solche Vorhersagen sind.

Und irgendwo in diesem Mix ist der FCSP. Wo genau kann niemand sagen. Man hat versucht, das Team vorsichtig weiterzuentwickeln und Abgänge zu ersetzen. Ob dies geklappt hat, wird die Zeit zeigen.

Erste, vielleicht zarte Erkenntnisse gibt dafür das Spiel gegen Sevilla. ABER solche Spiele sind immer sehr mit Vorsicht zu genießen. Wir zumindest sind keine Experten, ob dies nun der A-, B- oder C-Kader des FC Sevilla war. Ein Vergleich mit der Aufstellung im letztjährigen UEFA-Euro-League-Finale zeigt immerhin einige Übereinstimmungen, sodass dies nicht die erweiterte A-Jugend war, die Celtic ja z. B. gerne mal ans Millerntor geschickt hat.

So dominiert Sevilla an diesem Tag auch das spielerische Geschehen in der ersten Halbzeit, ohne nun Torchance auf Torchance zu haben. Unsere Jungs agieren noch deutlicher in einem 4-4-2 als letzte Saison. Und selbst bei hohem Druck wandelt man die Abwehrkette nicht in eine Fünf-Mann-Kette um, was letzte Saison ständig gemachte wurde. Vielmehr wird versucht, in zwei sehr eng aufeinander spielenden Ketten zu verteidigen. Ob dies dann auch in der regulären Saison der Plan ist, wird sich zeigen. Die Abwehrkette steht dabei höher als letzte Saison und man überlässt dem Gegner nicht so stark das Mittelfeld.

Die Spieler in Braunweiß

Vorne mit Fafà und Bouhaddouz zwei echte Stürmer, die viel auf die Flanken ausweichen und die noch nicht perfekt abgestimmt sind. Was aber gefällt, ist, dass der Bouhaddouz sehr beweglich wirkt und mit etwas mehr Auge als Thy in der letzten Saison. Aber wie schon gesagt: Alles Annahmen auf sehr kleiner Erfahrungsbasis. (Die Amis sagen dazu „small sample size“ und das ist so schön, wie es unübersetzbar ist.) Das 1-ist war dann ein sehr schöner Spielzug mit Tempo und Druck. In der zweiten Liga hätte Bouhaddouz den letzten Ball wahrscheinlich verloren, als er ihn doch ordentlich springen lässt. Aber der dann folgende perfekte Abschluss macht auch Hunger auf mehr.

Was uns definitiv fehlt, ist ein Spieler, der aus dem Mittelfeld einen Angriff präzise und schnell einleiten kann. Die mittleren zwei Positionen der Mittelfeldkette besetzen Avevor und Buchti; und bei aller Liebe, aus beiden wird dieser Typ Spieler nicht mehr. Auf Außen mit Kalla und Hedenstad zwei Spieler, die sich extrem bemühen. Wir denken, Kalla wird auch diese Saison eher wieder der zwöflte Mann sein; derjenige, der bei Verletzungen oder Formschwäche alle Positionen übernehmen kann. Auf den Außenbahnen stehen mit Ryo, Sobotta etc. pp garantiert offensiv stärkere Spieler als er zur Verfügung. Oder dies ist der „Auswärtslook“, wo die Außen im Mittelfeld halt eher defensiv denken sollen und müssen. Mal abwarten.

Hedenstad gefällt sehr. Der Junge hat ein gutes Tempo und eine ordentliche Technik.

Was nicht so gefällt? Zwei Abwehrfehler, zwei Tore. Und eben häufig nicht genug Tempo im Umschalten von Abwehr auf Angriff. Da mal schneller den zweiten Risikopass zu spielen ist genauso schwierig wie selten bei uns.

Zum Drumherum

16.000 Zuschauer geben dem ganzen einen ordentlichen Rahmen. Sevilla-Fans eher keine, die lebenslangen Dauerkarten sind vom Verein auf VIP-Plätze eingeladen. Umsonst ist das Catering da ganz nett, wenn wir dafür richtig Geld zahlen würden, sähe das anders aus. Wenn ihr uns fragt. Autogrammstunde, Musik etc. folgten nach dem Spiel.

Wichtige Dinge im „drumherum“? Der FCSP hat das Team der Geflüchteten des FC Lampedusa unter seine Fittiche genommen, was insbesondere ganz viel Unterstützung bei der Logistik bedeutet. Details zum neuen FC Lampedusa St. Pauli findet ihr hier. Ein Spieler von Lampedusa macht dann auch den feierlichen Kick Off unter lautem Beifall von den Rängen. Weiterhin sind viele Geflüchtete im Stadion als Zuschauer. Alles nur kleine Gesten des Miteinanders, die hoffentlich weiter politischen Druck aufbauen und einen gesellschaftlichen Gegenpol zu den Hetzern der Marke Seehofer schaffen.

Und mehr gibt es nicht zu berichten. Erster Test dieser Eindrücke dann am nächsten Montag in Stuttgart.

Noch eine Anmerkung: Kapitän des Haufens ist wieder Gonther, ein Spieler, der eher selten spielen wird, wenn keine Verletzungen passieren. Dies gepaart mit seinen Karlsruhe-Ideen wirkt auf den ersten Blick komisch. Lienen ist aber wohl eher wichtig, dass es ein Spieler ist, der in der Umkleide und auf dem Trainingsplatz führt. Und da kann man sich Gonther sehr gut vorstellen. Ein Spieler halt, der in der Kabine „Schnauze“ sagt und alle sind ruhig. Wir haben mit Kalla, Sobiech und auch bald Hornschuh noch mehr geborene Führungsspieler, sodass es uns an dieser Gruppe nicht mangeln wird.

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