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Die 88-jährige Nonne trifft in der 30. Minute auf das Betze-Dreamteam

Kaiserslautern. Gibt es die immer noch? Wir hatten ja mal die Chance diese Tour ein paar Jahre nicht zu machen, aber das haben wir damals elegant vergeigt. Und so müssen wir mal wieder in die Region.

Der ICE 71 hält pünktlich in Altona und nimmt die Reisegruppe „Fanladen“ freudig in seinen Bauch auf. Sitze gesucht und sich hingesetzt. Aber was ist das? Das sind nicht unsere Reservierungen, die da angezeigt werden! Kurz überprüft … nein, wir sitzen richtig.

Doppelbuchung? Wilde Gedanken werden ausgesprochen. „Jetzt stell dir vor, dass dies der Platz einer 88-jährigen Nonne ist, die in Hannover zusteigt, und dann ist kein Platz für sie da!“ „Und stell dir vor, sie ist schwanger!“ Ihr merkt, das Niveau lag sofort auf der Schiene und einer guten Fahrt stand nix mehr im Wege. In Hannover steigt dann eine Dame passenden Alters zu. Die wird sich wahrscheinlich immer noch fragen, warum ihr Einstieg so viel Lächeln und Lachen verursachte. Einen Platz findet sie aber ohne Probleme.

Wir stellen fest, Kaiserslautern hat in dieser Reisegruppe keine Freunde. Zitat: „Kaiserslautern? Da ist ja Celle hübscher!“ Nein, liebe Celler oder liebe Lauterer, wir würden so etwas nie behaupten. Wir kommen hier nur unserer Dokumentationspflicht nach.

Neben uns hatte es sich der Mann mit DEM Koffer bequem gemacht. Mit DEM Koffer des AFM-Radio. Und der zückte den Zettel zum Spiel aus der Tasche.

Statistisches und anderer Wahnsinn

Habt ihr euch jemals gefragt, woher Sky-Reporter diese unsinnigen Statistiken haben, so der Marke „Wenn Vollmond und Ostwind ist, dann hat St. Pauli seit 20 Jahren nicht verloren, wenn ein Stürmer getroffen hat.“? Genau von dem Opta-Fakten-Zettel zum Spiel. Und den zückte unser Mann vom Radio nun.

Details möchten wir euch an dieser Stelle ersparen. Opta bekommt Geld dafür, solche unsinnigen Statistiken auf Papier zu drucken. Unser Fazit zum heutigen Spiel ist letztendlich: „Wenn wir bis zur 30. Minute von Kaiserslautern kein Tor durch Fernschuss kassiert haben, dann gewinnen wir.“ (Soll wohl so auch „On-Air“ von der AFM Radio Crew gebracht worden, der Witz.)

MagischerFC Kaiserlautern St. Pauli Dezember 2015
Noch keine Monster in Sicht

Ab Mannheim dann die S-Bahn. Fragt nicht, Leute. Es ist eine Freakshow. Und nach Frankenstein (Pfalz) kann eigentlich nur noch Kaiserslautern kommen.

Kommt dann auch. Und wenn am Betze nichts beeindruckend ist, dann ist es doch die Lage über der Stadt. Das Stadion dominiert und prägt die Sicht und ist direkt neben Wohnungen. Wenn ein Stadion in Deutschland an England erinnert, dann dieses (und das in Bochum),

Wir klettern also hoch und oben ist die Luft dünn. Oder warum keuchen wir so? Stammplatz eingenommen und die soziale Bezugsgruppe gefunden. Man ist zu häufig in einem bestimmten Gästeblock, wenn man einen Stammplatz hat.

Der Trainer stellt auf

Aufstellung ist da und wieder spielen wir ohne Ratsche. Verschwörungstheorien, Unverständnis und Beschimpfungen von Ewald sind die Folge in diesen komischen sozialen Netzwerken. Loide, macht mal halblang. Steht ihr auf dem Trainingsplatz? Wisst ihr, was die taktische Idee des Trainers ist? „Ohne Ratsche reißen wir nix“, ist das Absurdeste, was unsere Augen lesen müssen. Als wäre gerade dieses Kollektiv von einem Spieler abhängig.

Womit wir gleich mittendrin sind. Ewald sprach davon, dass man zu seiner „grundsätzlichen Ausrichtung“ zurückkehren müsse. Er meint natürlich defensiv stabiler stehen und weniger zulassen. Klappt auch heute nicht ganz, aber doch deutlich besser. Allerdings hat Kaiserslautern einige Chancen in den 90 Minuten. Aber während Sechzig und Club die Effektivität schlechthin waren, versemmelt Lautern heute einen nach dem anderen.

Ganz anders unsere Jungs. Erste Ecke, Kopfball, Latte, Gestocher und am Ende ein Eigentor. Sagt die Statistik (andere Quellen rechnen das Tor Thy zu). Wahrscheinlich nur, damit die Fangirl-Statistik nicht zu schlimm wird! Am Ende haben wir ganze zwei Ecken. Die zweite in der 90. Minute. Das nennt man dann wohl effektiv.

Danach wüstes Anrennen der Roten Teufel. Aber wir sind heute mit Gott im Bunde und so hält entweder Himmelmann, ein Bein ist dazwischen oder die Teufel zielen auf die Engel über dem Stadion. Kampf top bei uns. Bisschen mehr Ordnung und Gelassenheit und man hätte das Ding schneller im Sack gehabt.

Unser Lieblingsveteran neben uns hat zugehört und zählt die Minuten bis zur 30. runter. Feststellung dann: Kein Fernschussgegentor, wir gewinnen hier heute. Der Druck der Lauterer wird aber auch nach 30 Minuten nicht geringer.

Ein erfülltes Omen

Puh Halbzeit, durchatmen. Auch nach Wiederanpfiff drücken die Hausherren. Aber wisst ihr, was komisch ist? Die Stimmung. Offiziell 30.000 Zuschauer lassen nur selten die gefürchtete Betzenberg-Stimmung aufkommen. Was ist hier früher gepfiffen und gegen den Schiri gepöbelt worden. Es bleibt auffällig ruhig.

Es sei nur an die Schwalben-Entscheidung erinnert. Früher hätte nach so einer Entscheidung die halbe Kurve zumindest verbal direkt vor dem Schiedsrichter gestanden, um ihn zu würgen. Heute gibt es ein paar Anstandspfiffe und das ist es. Nicht mal die Aufstellung des Gegners wird verpfiffen. Selbst Alushi wird nach seinem Geschubse (puh, Junge, besorg dir mal eine längere Zündschnur) nicht bei jeder Ballannäherung bepöbelt. Da sind wir anderes vom Betzenberg gewohnt.

Zweite Halbzeit. Lautern drückt, wir mit vielen Beinen dazwischen und wenig Entlastung. Aber dann macht der Stürmer, was der Stürmer machen muss. Zack, bumm, bang. Thyamo!

Der Betze brennt nicht

Irgendwann muss das Drücken zu einem Tor führen. Nur so FCSP-Style bekommen wir nicht eine tolle Kombination zum 1-2, sondern eine richtig üble Gurke. Nun ja, passiert. Nach dem 1-2 denkt man ja, dass der Betze brennt und man nun in der 97. Minute 3-2 verliert, aber außer einmal annehmen und den Ball in die Wolken befördern passiert nix mehr.

Unsere Jungs funktionieren nach zwei Ausfällen endlich wieder als Kollektiv, die Laufleistung ist wieder da und ein bisschen hilft auch das Glück der Tüchtigen. Schlusspfiff

Der Gästeblock nun natürlich am Feiern, aber auf die 90 Minuten gesehen ist die Mitmachquote echt zu dünn. Leute so geht es nicht! Gerade wo der Stimmungsmotor Ultrà mal wieder ein paar Stadionverbote hat, muss der Rest in die Bresche springen. Ein paar ist in diesem Zusammenhang untertrieben. Wir sprechen hier eher von einer Zahl im hohen zweistelligen Bereich. Allen Betroffenen ein gutes Durchhaltevermögen. Und falls es was zu lernen gibt, dann lernt draus.

MagischerFC Kaiserlautern St. Pauli Dezember 2015-1
Spielt sich ganz gut hier

Nach dem Feiern der Mannschaft und des Trainers war Abstieg angesagt. Abstieg vom Berg und freuen, dass unser Dreamteam wieder gewonnen hat. Das auf dem Platz und das beim Radio. Die beiden Moderatoren hatten nämlich auch unseren Sieg letzte Saison moderiert. Auf der Rückfahrt hat der Kollege noch die Fantasie, dass man jetzt gleich noch ein Spiel am Betze haben müsste. So Pokal oder so. Und dann läuft man da mit richtig dicker Hose auf.

Am Bahnhof kann man dann noch das fehlende Glied zwischen Mensch und Affe in seinem Thor-Steinar-Fell bewundern und dann geht es zurück.

Bis Lüneburg auch ohne nennenswerte Verspätung. Aber gerade als man sich auf sein Bett freut, kommt die Durchsage, dass die Strecke wegen „Suizidankündigung“ gesperrt sei. Zum Glück hatte man den Kandidaten wohl schnell gefunden und führt ihn nun entsprechender Hilfe zu. Und wir kommen nur mit geringer Verspätung ins Bett.

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