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Redemption Song

oder

Zehn Jahre älter

Sonntag, 15.22 Uhr, Abpfiff und die Anzeigetafel am Millerntor zeigt noch immer 1:0 für die Guten. Oh wow. Wer hätte denn damit gerechnet? Die Gesichter auf den Rängen sind gezeichnet vom Hoffen und Bangen. Nerven liegen blank und erholen sich nur langsam, als das „You’ll Never Walk Alone“ in Richtung Rasen geschmettert wird. Danke, Jungs. Danke, danke!

Ein ganz eigenartig guter Spieltag liegt hinter uns. Er fängt damit an, dass der Verfasser dieser Zeilen mit einem dümmlich selbstverschuldeten Riesenschädel anradelt und die Stimme am Vortag bei Blind Guardian liegengelassen hat. Es nützt ja nix! Und wenn wir den Roten Bullen nicht wenigstens einmal zeigen, zu was eine gewachsene Fanszene imstande ist, dann … vorerst genug der Abarbeitung des Themas RB. Die sollen uns noch überraschen.

Lasst sie doch mitspielen
Glücklicherweise schenken die meisten anderen Besucher im Stadion dem komischen Marketing-Gebilde aus Sachsen auch nicht mehr Beachtung als nötig. Bunte Rauchschwaden über der Süd demonstrieren Leidenschaft, das gefällt – selbst da bleibt das reflexartige Gehate seitens derjenigen, die sich die Hose mit der Kneifzange anziehen, relativ verhalten. Schön ist das.

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Brennende Liebe

Also, Fußball. Viel Hoffnung haben zu Beginn die Wenigsten, so hier die Einschätzung. Doch Schachter macht gleich Alarm – es soll nicht das letzte Ausrufezeichen bleiben. Was unser FCSP da zusammenkickt, ist nicht immer schön und auch nicht durchgehend souverän. Es ist aber leidenschaftlich, es ist druckvoll und satt, von Anfang bis Ende. Das Tor des Tages: ein Traumpass vom großartigen Kalla, den Thy tatsächlich nicht fatal verstolpert, sondern irgendwie halbwegs gekonnt im Leipziger Tor unterbringt. Irre, so was geht doch sonst nie rein bei uns!?

In vergleichbarem Maße wie zwei Wochen zuvor gegen Nürnberg explodiert die Bude kurz vor der Halbzeit, in der alle mal wieder herunterkommen können. Was wohl die zweite Hälfte bringt? Das kann doch nicht recht gutgehen, oder? ODER? ODER???
Ja, RB sind ebenso wenig zwingend in Halbzeit zwo. Die Braunweißen machen es den wohlfinanzierten Brausebuffern nicht leicht, sodass es mit Ausnahme eines Nahezu-Herzinfarkt-Knallers (Himmelmann <3) in der Nachspielzeit kaum zu Nervosität bei uns und der restlichen Bagage kommen müsste. Doch wir glauben, unsere Pappenheimer zu kennen ...
Ist das Pech jetzt aufgebraucht?

Wie schön, hier eines Besseren belehrt zu werden. Ein erlösender Schlusspfiff beendet unfassbar lange Minuten und wir dürfen uns über einen äußerst wichtigen Dreier freuen. Zwei von vier Konkurrenten im Tabellenkeller punkten nicht, wir setzen uns hauchdünn über die Abstiegsplätze ab. Sackzement, das hört nicht auf, spannend zu sein in dieser Saison. Möge sie doch wirklich bald vorbei sein!

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Erlösung für den Augenblick

Was noch so auffiel: Der RB-Anhang macht es an diesem Sonntag alles andere als leicht, ihn zu verabscheuen. „Rasenball gegen Rassismus“-Banner, Abfeiern unserer Mannschaft – das ist so unsympathisch wirklich nicht. Anerkennende Sprechchöre soll es auch noch gegeben haben. Dass weder eine Gästehymne zu hören ist (die gibt es offenbar einfach noch nicht), noch das Wappen oder der „RB“-Zusatz irgendwo in offiziellen Stadiondurchsagen oder auf der Anzeigetafel auftaucht, spricht für einen unaufgeregten und dennoch leicht bissigen Umgang unserer Verantwortlichen mit dem leidigen Thema Red Bull. Gefällt.

Mal wieder auf den Boden der Tatsachen: Nun sind es noch drei verdammte Spiele, zwei davon auswärts bei Aufstiegsaspiranten. Wir fangen besser nicht an, zu rechnen. Stattdessen: hoffen und bangen.

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