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Ansätze und Aussetzer

oder

Die Wut steht uns gut.

Bums. Das war also Meggies erstes Pflichtspiel als Cheftrainer. Das Ergebnis lässt zu wünschen übrig, und dennoch können wir ein bisschen Signalwirkung ausmachen. Es ist freilich noch zu früh, um wirklich Wegweisendes auszumachen. Und definitiv bleiben noch einige dicke Baustellen, die in anderthalb Wochen einfach nicht abzuarbeiten waren.

Los geht es für uns am Sonnabend mit dem ersten Heimspiel der ersten Handball-Herren in der pickepackevollen Halle an der Budapester Straße. Einen ganz komischen Beigeschmack bekommt es, da, wie viele wissen, einer nicht mehr zuschauen kann, der so oft mit Handballsachverstand dabei war. An dieser Stelle noch einmal: Michel, wir vermissen dich und werden dich nie vergessen.

Gegen den TSV Ellerbek müssen sich die Braunweißen in einem hitzigen Spiel am Ende doch knapp geschlagen geben, obwohl es lange Zeit nach einer deutlicheren Heimpleite aussah. Die Mannschaft muss sich sicherlich noch finden. Wenn kleinere Probleme wie eine zu passive Verteidigung oder ein teilweise sehr harmloser Angriff behoben werden können, wird das Rückspiel garantiert anders ausgehen. Spaß machte es dennoch in jedem Fall.

Die Nacht war kurz und das Heimspiel der Fußballgötter donnert mit unerbittlicher Wucht in den Sonntag hinein. So denn, denken wir uns, und sind guter Dinge: Man hörte ja schon Gutes von der Leistung im Testspiel gegen Bayer, sodass die Boys in Brown doch heute mal ganz gepflegt die Löwen zähmen könnten… oder?

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Unvergessen

So weit soll es nicht kommen. Zunächst geht es noch einmal richtig an die Nieren, als die Südkurve eine Gedenk-Choreo abhält und Wulff per Durchsage auf das tragische Ableben von Michel und die darauf aufbauende Spendenaktion der VIII. Damen aufmerksam macht. Eine spontane Schweigeminute wird nur von einigen ätzenden Sechzigern unterbrochen, die ihre Fresse nicht halten können. Dennoch, wir sind überwältigt. In solchen Momenten wird einem erst mal wieder bewusst, wie zerbrechlich unser Dasein ist. Puh. Der Wunsch, dass Michel von irgendwoher auf uns heruntersehen konnte, dürfte vielen in den Sinn kommen.

Ein großes Kompliment sei noch denen gemacht, die sich dazu entschieden haben, Marcus Wiebuschs „Der Tag wir kommen“ in voller Länge auf der Leinwand zu zeigen. Der Song und das Video sind großartig geworden, auf Youtube hat es nach ungefähr einer Woche eine halbe Millionen Klicks. Das weckt die Hoffnung, dass es einen wirklichen Diskurs über Diskriminierung in den Stadien geben wird und keine bloßen „Plattitüden gegen rechts“, wie Spiegel Online letzte Woche eine antirassistische Ausstellung des DFB betitelte. Notwendig wäre dieser zweifellos.

Dann ist da ja auch noch Fußball: Zwar juckelt die gravierend durcheinandergewirbelte Mannschaft in einer Weise über den Platz, die ein paar gute Ansätze erkennen lässt. Vor allem bekamen wir vergleichsweise viele Strafraumszenen zu sehen. Doch dann gibt es verschiedene Faktoren, die das wieder kaputt machen. Ein Schiedsrichtergespann aus der Vorhölle wäre einer davon, aber besser fasse man sich an die eigene Nase und schiebe die Schuld nicht von sich. Außerdem hätte der uns gut und gern noch einen Handelfmeter einschenken können. Was da jetzt wirklich fehlt, das haben wir gar nicht so konkret auf dem Schirm. Muss die Zeit zeigen.

Highlight: Eine mindestens in der zweiten Halbzeit ordentliche Support-Leistung bei uns auf der Gegengerade wurde gewürzt mit gepflegter Pöbelei in Richtung der (Un-)Parteiischen und der Schauspielertruppe aus Bavaria. Da wurde geschimpft, wie wir es lange nicht erlebt haben. Das dachte sich auch unser verehrter Chef-Rohrspatz, der in seinem Heim-Debüt direkt mal auf die Tribüne musste. Bombe, riesig, Respekt, Meggie! Muss man erst mal schaffen.

Das soll auch gar nicht als Kritik verstanden werden, genau dieses Feuer brauchen wir. Es ist der Kontrast zur streckenweise scheintoten späten Vrabec-Ära. Wenn ein Trainer mit so viel Herzblut und Begeisterung dabei ist, dass er sich mehrmals bis weit hinauf aufs Spielfeld bewegt, dann macht das Hoffnung, dass diese Leidenschaft sich auf die Spieler überträgt und wir am Millerntor wieder emotionalen, kämpferischen Fußball zu sehen bekommen.

Hoffen wir also, dass sich dieser wütende Geist über die weiteren Spiele fortsetzt und dann die Saat des Zorns ein paar fette Früchte trägt. Wäre ja gelacht, wenn der FCSP weiterhin da unten im Tabellenkeller verschimmeln müsste. Das überlassen wir eine Liga höher lieber den St. Ellingern.

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