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Diesmal keine Haue in Aue

Moin Hoschis,

viel Wirbel um „Xaver“ hat es die letzten Tage gegeben. Die schlimmste Flut seit ’62, furchtbare Orkanböen, Schneeverwüstungen, den Weltuntergang. Das und noch viel mehr wurde durch die Medien so hochgetrieben, dass auch wir uns letztlich nicht mehr sicher waren, ob wir nach Aue fahren bzw. Aue erreichen werden. In einem Sankt-Pauli-Fanbus zu sitzen und dann komplette 90 Minuten eines Spiels sehen zu können ist in diesen Wochen ja weniger selbstverständlich geworden. Trotzdem sollte sich mutig ein Drittel des Blogs per Auto, das zwei per Fanladenbus und das dritte Drittel gar nicht auf den Weg machen.
Irgendwie ist 9 Uhr eine komische Uhrzeit, um in den Fanladenbus einzusteigen. Es ist hell draußen und man ist nüchtern. Dennoch enterte das weibliche Drittel des Blogs diesen und fand samt Begleitung dann einen Platz in netter Runde. Was man leider nicht von der gesamten Busbesatzung behaupten kann. Aber dazu später mehr.

Rund neun Stunden sollte die Fahrt nach Aue am Ende dauern. Autobahn runter, Landstraße, Autobahn rauf, Raucherpause hier, Pinkelpause da. Ihr kennt das ja.
Eine staubedingte Durchfahrt der saalischen Hölle – und da waren wir schon sehr positiv verwundert – ließ uns auf ein riesiges „Refugees welcome“-Tag entlang einer Mauer blicken. Das war aber auch schon das Schönste an dieser Stadt, in der man am Straßenrand übrigens „Bockwurst im Brötchen“ für 70 Cent erhalten kann.

Als Autoanreisender hat man in Aue Spaß. Der „Parkplatz Gäste“ ist irgendwo im nirgendwo, zu finden über eine Schnitzeljagd, wobei die „Schnitzel“ geparkte Polizeiwannen sind. Der Parkplatz an sich ist dann eine Wiese in einem Gewerbegebiet. Geparkt und dann schnell zum Shuttlebus, wo man dann auch ganz viele bekannte Nasen traf und sich gemeinsam in Richtung Stadion bewegte.
Hier die Busfahrer eingesammelt und festgestellt, dass es bitterlich kalt ist. So kalt, dass gekaufte Nudeln, die eben noch in einem Topf dampften, innerhalb von fünf Minuten eiskalt waren. Immerhin gab es Glühwein, aber auch der glühte leider nicht.

Es fehlten: unsere Ultras. Ohne jetzt auf Details eingehen zu wollen, da wir sowieso nur die „Hörensagen“-Fraktion sind, hatten die wohl ein längeres Tête-à-Tête mit der sächsischen Polizei. Nein, keine Randale in Sachsen, eher so eine „Personenkontrolle“, wie man sie halt macht, wenn man einen kompletten Polizeibetriebsausflug rechtfertigen muss. Man muss sich das mal reinziehen: Am gleichen Tag beschließen die Innenminister, dass der Fußball mit weniger Polizei auskommen soll, und hier laufen für 8.000 Zuschauer gefühlt 9.000 Polizisten herum. 100 hätten auch gereicht.
Nun denn. Im Block also ein bisschen Verwirrung, denn so ohne alle Ufftas ist ein koordinierter Support nicht möglich. Die meisten Leute gaben ihr Bestes, aber das ist dann ein vierstimmiger Kanon mit sechs Stimmen oder so ähnlich. Entsprechend wenig hörte unser Mann vor der Kneipenglotze aus dem Sankt-Pauli-Block.
Auf dem Platz dafür umso mehr Koordination. Ein Elfmeter für Aue wird gehalten – wobei sich Tschauner auch schon echt Mühe geben müsste, um den nicht zu halten. Das war schon ein bemerkenswert schlecht geschossener Elfmeter. Rückblickend wird man hier wohl von einer Schlüsselszene sprechen müssen, denn nach einem 1-0-Rückstand wäre das entscheidend schwieriger geworden. So spielten wir unseren ersten Angriff klug durch und hatten dann auch das Glück, dass Bartels den Ball ins Netz haut. Gerade als sich Aue so halbwegs wieder zu berappeln begann, machten wir das 2-0. Da kann man nebenbei sehr gut über „passives Abseits“ diskutieren. Aber nun gut, so sind die Regeln.

Und in Halbzeit zwei hatte man eigentlich nie das Gefühl, dass hier noch wirklich was anbrennt. Aue zwar mit gefühlt 99 % Ballbesitz, aber die zwei guten Chancen retteten Tschauner eher vor dem Kältetot, als dass sie uns noch wirklich in Probleme brachten.
Bartels definitiv der Mann des Spieles. Zwei großartige Szenen, zwei Torbeteiligungen. Ansonsten spricht man wohl von einer „geschlossenen Mannschaftsleistung“ und „den Kampf angenommen“.
Wenn man etwas kritisieren möchte, dann dass wir immer noch bei Eckbällen echt zittern müssen und auch diesmal freie Kopfbälle für Aue dabei waren. Da fehlt uns echt was und das sollte im Winter noch mal komplett neu geübt werden.

Zwar ist noch nicht Winterpause, aber die Hinrunde ist vorbei. 28 Punkte aus der Hinrunde sind erstmal nach unten ein gutes Polster, aber noch keine absolute Sicherheit, wenn man bedenkt, dass da unten Mannschaften mit 19 Punkten stehen. Nach oben haben wir ca. drei bis vier Punkte zu wenig. Ganz ehrlich: Mit ein bisschen mehr Glück hätten wir die haben können. Die Punktverluste gegen Bielefeld, Paderborn und Sandhausen seien nur mal als Beispiel genannt. Und jetzt würden wir ein 2-0 bei Union Berlin auch durchbringen, denn unsere Jungs sind definitiv auf dem aufsteigenden Ast. In den nächsten beiden Spielen lauern nun unsere beiden direkten Verfolger: dummerweise als eine Montag-Freitag-Kombination. Aber wenn man hier so vier Punkte holen würde, dann würden wir wohl auf einem Aufstiegsplatz (bzw. Relegationsplatz) überwintern. Und dann kann ja mal träumen erlaubt sein. Das wird aber trotz unserer neu gewonnenen Stärke schwierig.
Zum Abfeiern kam USP dann doch noch in den Block und so hatten die Mädels und Jungs wenigstens noch ein bisschen Spaß an diesem Tag.

Für die Autofahrerfraktion hatte der liebe Gott dann noch den Shuttlebus aus der Hölle vor das Auto gelegt. Man muss sich echt fragen, was man in all den Jahren falsch gemacht hat, wenn unser Verein immer noch Leute anzieht, die meinen Polizisten mit „schwul“ beleidigen zu können und die auch meinen, es sei lustig, wenn dort der „assoziale Widerstand“ regiere.
Nun gut, der Rest der Rückfahrt war dann langsam (wegen Schnee) und warm (wegen Heizung im Auto) und unerzählenswert.

Die Busfahrt zurück war lange leise, weil nahezu alles schlief; einmal peinlich, als nämlich auf einer Raste der Mannschaftsbus stand und mancher unser Businsassen Fremdscham auslöste; und leider sogar rauchig, als ein paar Assis trotz mehrmaligen Aufforderungen das Rauchen im Bus immernoch nicht sein lassen wollten. Ey Loide, echt nicht.

Doch das Gequarze im Fahrzeug wirft kein schwarzes Licht über die beherzerte Tour ins Erzgebirge.

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Feiert Pathos FCSP Geburtstag. Mögen es noch 60 mehr Jahre werden. Das Blog führt immer so ein bisschen ein Schattendasein, aber lest ihn. Wandelndes Lexikon, feiner Mensch und super Blog. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum.

 

Auch Mut*Herz*Verstand erinnert sich an ihre FCSP Anfänge.

 

Der @ColliniSue von den Wochenendrebellen berichtet bei Fokus Fußball über einen Besuch beim Blindenfußball.

 

Das Lichterkarussell erinnert an Mandela

 

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