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Blut muss fließen – Eine Filmkritik

Liebe Leser,

fünf Mal gab es dieses Wochenende die Möglichkeit den Film „Blut muss fließen“ anzusehen und da die regulären vier Veranstaltungen komplett ausverkauft waren, wurde eine fünfte eingerichtet. Auch bei dieser blieb kein Stuhl leer.
Wenn man bedenkt, dass die Macher des Filmes über Jahre keine Finanzierung bekommen haben, weil das Projekt keinen interessiert hat, dann kann man nur hoffen, dass der eine oder andere Euro bei den Machern hängen bleibt und sie so für ihre Arbeit zumindest das Minimum an finanzieller Anerkennung erhalten.

Was zeigt uns „Blut muss fließen“ eigentlich? Inhalt sind Undercover-Aufnahmen von Neonazi-Konzerten (der verharmlosende Name „Rechtsrock-Konzerte“ passt irgendwie nicht), bei denen Besucher und Bands deutlich Straftaten verüben (Hitlergruß zeigen etc.) und über die Texte zu Hass und Gewalttaten aufrufen. Der Film versucht das Ganze in einen politischen Kontext zu setzen und zeigt auch die Ignoranz seitens der Politik und Behörden. Er setzt dagegen Positivbeispiele, wie sich „Zivilgesellschaft“ und die Polizei gegen Konzerte zur Wehr setzen.

„Blut muss fließen“ beschäftigt sich im Wesentlichen mit Konzerten mit Bands aus dem an Oi-Punk angelehnten Rechtsrock und zeigt nur kurz einen Ausflug in den Black Metal. Vergessen sollte man dabei nicht, dass Neonazis sich auch weiteren Musikformen bedienen, auf die hier aber nicht weiter eingegangen wird. Ebenso werden Lieder nicht direkt eingespielt, sodass „die Kraft“, die diese Musik transportieren kann nicht zwingend deutlich wird. Nicht zu Unrecht mekte ein Zuschauer eben dieses Defizit an – der schrabbelige Lärm, der bei den Undercove-Aufnahmen zu hören ist, wirkt eher abschreckend als einnehmend und verharmlost zuweilen durch seine schiere Lächerlichkeit.

Quelle: Facebook/ Blut.muss.fliessen
Quelle: Facebook/ Blut.muss.fliessen

Wenn man einen Kritikpunkt finden will an diesem Film, dann ist es die Verdichtung auf 60 Minuten, die einen detaillierten Blick auf Hintergründe und Strukturen nicht leisten kann und daher bei kurzen Anrissen stecken bleibt. Der Film schwankt, nicht immer treffsicher, zwischen der Präsentation schockierender Eindrücke und der Einbettung in den politischen Kontext. Zwangsläufig muss er hier ein wenig scheitern.

Trotzdem sind die Aufnahmen beeindruckend und das Schockierende ist, was sich für „normale“ Leute auf solchen Konzerten rumtreiben – oder, wie es der Regisseur ausdrückte, wie weit das in die Mitte der Gesellschaft kommt. Da steht der harmlos aussehende Jugendliche in Alltagsklamotten neben dem Schrank im „Division 28“-Shirt. Auch wird gezeigt, dass „auf dem platten Land“ für Jugendliche nahezu keine Alternativen geboten werden und die Nazis oftmals viel zu leichtes Spiel haben.

Alles in Allem ist „Blut muss fließen“ ein wichtiger Film, der nur durch den lebensbedrohlichen Einsatz von Thomas Kuban und die couragierte Arbeit eines vorbildlichen Teams zustande gekommen ist. Handwerklich scheint uns das Werk nicht perfekt, aber der Beitrag, den „Blut muss fließen“ für die antifaschistische Aufklärungsarbeit leistet, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

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