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Hicks!

oder

Das ist St. Pauli, digga!

Vorwort

Liebe Leser, wisst ihr, wann der Kapitalist es geschafft hat? Wenn er nicht mehr als Kapitalist wahrgenommen wird. Da erzählt am Freitag mir (jaja 2/3 dieses Blogs chillen immer noch in der Sonne) doch jemand, dass er letztens in Exarchia zu Besuch war (Wikipedia ist verlinkt) und in diesem Viertel logischerweise keine weltweit agierende Kette einen Shop hat. Wer dort aber einen Shop (bzw. einen Händler) hat, ist die Upsolut Merchandise GmbH & Co KG. Vollkommen erstaunt checkte er ab, ob das wirklich originale Ware war, aber war es. Und das in einem Stadtteil, wo ansonsten nur AEK eine Kneipe betreiben darf. Umso schlimmer, dass Upsolut den Erfolg auch auf dem Rücken der Teilzeitangestellten erzielt, wie dieser offene Brief sehr anschaulich zeigt.

Der erste Reflex ist „Boykott“, was den Mitarbeitern auch nur bedingt hilft, denn dann geht der Umsatz noch mehr zurück und das bekommen als Erstes die Teilzeitangestellten zu spüren. Im Kapitalismus wird wohl ein Klamottenunternehmen auch nicht ganz ohne Teilzeitbeschäftigte auskommen. Wer sich da etwas vor macht, der lügt sich fröhlich in die eigene Tasche. Wir sind halt alle Kapitalismus. Jedoch: Es gibt immer so einen Umgang und so einen Umgang. Und das ist eben ein beschissener Umgang.

Bleibt nur zu hoffen, dass unser Verein im April ein Urteil bekommt, welches diesen unsäglichen Vertrag endgültig auflöst und er dann bitte bitte bitte sich nicht den nächsten Hai ins Haus holt und er selber auch vernünftig und halbwegs sozial agiert. Alleine es fehlt mir der Glaube, dass dies passiert. Immerhin besitzt unser Verein ein Betriebsrat.

Nun ja, kommen wir doch lieber zum freitäglichen Spiel.

So soll es sein

Liebe Leser, ich kann mir ja nicht helfen. So überzeugende Spiele wie gegen Frankfurt sind ja ganz nett, aber das ist irgendwie nicht das, warum ich zum Millerntor gehe. Ich finde gerade leider das Buch in meinem Buchschrank nicht wieder, aber da erklärte bereits vor Jahren ein Autor seine Liebe zum FCSP mit dem Spiel gegen Jena. Die Älteren werden dies noch erinnern, es war das erste Spiel der neuen Singing Area, dem heutigen Block 1. Das Spiel lässt sich grob so zusammen fassen: Regen, Gegurke, 0-1 und in der Nachspielzeit drehen Savitchev und Truller das Spiel. Und glaubt mir, es war ein Grottenkick. Der Autor schildert danach eine Begebenheit, wie zwei Leute in einer Kneipe sitzen und immer sagen „Die waren so schlecht“ „So richtig schlecht“, dann schweigen sie sich an und dann sagen sie „Geil“. Er ergänzt dann, dass diese Argumentationskette vielleicht nicht auf den ersten Blick schlüssig ist, aber sie ist St. Pauli. Durch und durch.

Und so ein Spiel war auch unseres gegen den Jahn. Natürlich war das auf dem Rasen keine hohe Fußballkunst, natürlich war der Sieg eher der glücklichen Art, aber dafür ist man doch Fußballfan. Wer irgendwelche technisch hervorragenden Siege sehen will oder beinah nur Heimspiele, die man hoch und langweilig gewinnt, dem empfehle ich Bayern München. Aber das sind nicht die Leiden, die Emotionen, welche den Fußball lebenswert machen.

Und es hatte so ein Happy End. Unsere junge Truppe hatte Probleme, sie ackerte wieder, aber es fehlte eben so der letzte Kick. Und dann kommen die beiden alten Recken, der neue Held fliegt vom Platz und Boll und Bruns zeigen den Jungs, wie man mit dem Kopf durch die Wand geht. Und dann versenkt ihn BRUUUUUUUUUUUNNNNNNSSSSS. Zu Recht wird er ständig gefeiert und die sieben Jahre am Millerntor werden ihm einen ewigen Platz auf unserer Heldentafel bringen.

Was dann folgte, war ein Torjubel, der nicht durch einen Aufstieg in letzter Minute getoppt werden kann. Alles fiel übereinander und herzte sich. Nur die Regensburger, die Sekunden vorher noch feiernd vor der Gegengerade standen, hatten plötzlich schlechte Laune. Aber wo es Gewinner gibt, muss es auch Verlierer geben. Und Jahn war heute eben dran.

Das ganze natürlich ein sehr wichtiger Sieg. 9 Punkte aus den letzten drei Spielen geben uns erstmal einen beruhigenden Abstand zu den Plätzen, die nach 3. Liga riechen. Und damit kann man die nächste Saison sehr viel ruhiger planen. Auch wenn Kapitän Kalla diesmal schlechter war und auch die anderen jungen Jungs nicht so ins Spiel kamen: Ich glaube an die Truppe. Wenn man noch ein zwei gute Ergänzungen findet (insbesondere ein Stürmer und einen Offensiven, der ein Spiel schnell und überraschend machen kann), dann kann hier was entstehen. Und vielleicht hat der Boller ja noch eine Saison im Tank. Sein einfach unbändiger Siegeswille ist bisher nicht zu ersetzen und setzt bei seinen Mitspielern immer wieder ungeahnte Kräfte frei.

Ach ich bin es eigentlich leid über Stimmung zu diskutieren. Das Millerntor scheitert auch immer wieder an seinem eigenen Anspruch. Es wird nach jedem Spiel irgendwas schlecht geredet und klein geredet und doch ist das Millerntor 1.000 mal besser, als die meisten anderen Stadien in Deutschland. Freitag war nun nicht diese Extase des Frankfurt Spieles, aber doch gefiel die Mischung. Und eigentlich war häufig Bewegung in allen Tribünen.

Was jedoch nervt ist die Leere auf den Sitzplätzen. Schon die „normalen“ Sitzplätze sind nicht annähernd voll. Aber auf den Business Seats klafft mehr Lücke als Mensch. Und wenn dann die Haupt bereits geschlossen auf dem Heimweg ist, bevor die Mannschaft zur Welle kommt, dann ist das schon peinlich und kein gutes Verhalten. Klar, es war kalt und spät, aber diesen Respekt sollte man der Truppe im Falle eines Sieges unbedingt zollen.

Hier muss der Verein auch aufpassen, dass seine hochpreisigen Plätze nicht zu Ladenhütern werden. Die Leute sind halt nicht mehr bereit jeden Preis für Fußball auszugeben. Das sieht man auch daran, dass es immer noch Karten für unseren Auftritt bei Union Berlin gibt. Zumindest bot das Kartencenter am Freitag noch per Zettel „Restkarten“ an. Für den Schnäppchenpreis von 26,50. Ganz ehrlich: Das ist einfach zu viel für Zweitligagekicke. Ansonsten hat der Kleine Tod recht. Was unsere Kapitalisten nicht begriffen haben ist, dass eine Ware, die man verknappt sehr viel attraktiver ist, als eine Ware, die es ohne Ende gibt. Das nennt man Angebot und Nachfrage. Da steht das Angebot nicht zu Unrecht an erster Stelle.

Nun denn, nach dem Spiel raus aus dem Stadion und den Marsch mitgemacht. Der war eher routiniert durchgefroren, aber es ist doch immer schön, dass so viele Nichtultras sich mit auf den Weg machen (nebenbei brüllen auch schon gute Teile der GG „Die Verbannten mit uns“ mit).

Ja und dann begann wieder unser Weg, der eigentlich nur zu ein bisschen was zu Essen führen soll. Aber mit der Bezugsgruppe und der Bezugsgruppe der Bezugsgruppe wurde es ein denkwürdiger Abend. Irgendwer dachte auch ganz stark an J. denn unser Gang durch die Gemeinde wurde immer wieder von einem „HICKS“ unterbrochen, welches auch durch Erschrecken oder andere Mittel nicht zu bremsen war. Ob es Büttenwarder übrigens tatsächlich gibt, konnte bis heute nicht geklärt werden. Aber das nur so am Rande.

Das Gute ist ja, dass man die ganzen dummen Sprüche vergisst, aber trotzdem gibt es noch Berichtenswertes. So flog eine Bezugsgruppenbrille aufgrund eines rechten Schwingers von R. quer durch das Jolly. (R. behauptet zwar steif & fest, es seien maximal 70 cm gewesen , aber das wird sich im Nachhinein eh nicht beweisen lassen.) Der Fakt, dass eine eben noch ausgelassen hüpfende Menge sofort stehen bleibt und ganz ruhig nach dem Objekt sucht, das ist eben durch und durch St. Pauli. Keiner entzieht sich dieser Aufgabe und so konnte die Brille ohne größere Beschädigungen gefunden werden.

Ebenso St. Pauli ist es, dass man Cider beim Capo (ja in diesem Zusammenhang ist das Wort ausnahmsweise mal richtig) durch Zeichensprache bestellen kann. Und die Zeichen sind nur ein ausgestreckter Finger und ein 5 Euro Schein. Über die Auswirkungen von Cider am nächsten Tag wollen wir an dieser Stelle mal keine Worte verlieren.

Negativ auf die Stimmung wirkte sich ein bisschen aus, dass dem Ostblock diverse Fahnen geklaut wurden. Ganz ehrlich: Nun kommen immer diese „passt auf“, „verschliesst eure Fahnen“ oder „geht nicht auf den Kiez mit ihnen“ Ratschläge, aber da macht man die Opfer für ätzende, beschissene und einfach überflüssige Straftaten mit verantwortlich. Es ist zum Kotzen, es gehört auch nicht dazu und ist einfach nur scheiße. Umso wichtiger ist der Fahnenworkshop, alle hin da, Ersatz nähen.

Und dann kam wieder so ein Moment, wofür man die Bezugsgruppe einfach toll finden muss. Man wollte gehen, wurde von einem Gespräch aufgehalten und da kommt die Bezugsgruppe und will auch gehen. Und dann kommt der „auf ein Bier kommst du noch mit“ Satz. Und so wurde noch ein kubanisches Bier (lecker) klar gemacht.

Kurz vor 5 hatte das Bett einen dann wieder. Über den nächsten Tag reden wir nun lieber nicht. Formulieren wir es mal so: AUA!

Mit Dank an R. die dem Text so ein bisschen Deutsch beigebracht hat.

Es schrieben bisher noch…

Breitseiten Jens geht an den eigenen Ansprüchen ein bisschen kaputt…

Der Frittenbuddhist erzählt mit Bildern

Momo liebt sie alle (zu Recht)

GGG sieht die Bruuunnssszeit gekommen. (Alter, wo hast du den Ölschinken denn her?)

Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte

Moeliw sieht das Glück auf der Seite des tüchtigen…

Gröni bemüht dann noch das Phrasenschwein

FCUM A.D. war früh da…

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